Christoph Diehm

Christoph Diehm
Christoph Diehm

Christoph Ludwig Diehm (* 1. März 1892 in Rottenacker; † 21. Februar 1960 ebenda) war ein deutscher SS-Brigadeführer, Generalmajor der Waffen-SS und Polizei, Politiker und Polizeipräsident.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Diehm, Sohn eines Landwirts, absolvierte nach dem siebenjährigen Besuch der Volksschule von 1906 bis 1909 eine Fortbildungsschule. Ab 1911 war Diehm Berufssoldat und nahm ab August 1914 am Ersten Weltkrieg teil. Ab Januar 1919 gehörte Diehm für zwei Jahre einem Freikorps an und war anschließend Berufssoldat bei der Reichswehr. Von 1922 bis 1925 besuchte er die Heeresfachschule und war danach bis 1929 in der Landwirtschaft tätig.[1] Von Oktober 1926 bis Januar 1928 gehörte Diehm dem Stahlhelm an.[2] Diehm war als Alter Kämpfer von 1921 bis 1923 Mitglied der NSDAP.[3] Nach dem Parteienverbot trat er 1930 der NSDAP (Mitgliedsnr. 212.531) erneut bei. Diehm wurde Anfang März 1928 auch Mitglied der SA und wechselte im März 1932 von der SA zur SS (Mitgliedsnr. 28.461).[2]

In seinem Heimatdorf Rottenacker gründete er die Ortsgruppe der NSDAP.[4] Er war ab 1929 Adjutant in der SA-Untergruppe Württemberg und ab 1931 Führer der SA-Gruppe Südwest. Vom 24. April 1932 bis zum 20. November 1933 war Mitglied des Landtages im Landtag des freien Volksstaats Württemberg. Ab 1933 war Diehm von der 9. bis zur 11. Wahlperiode Mitglied des Reichstages der NSDAP für den Wahlkreis 32 Baden im nationalsozialistischen Reichstag. Diehm, der 1932 zum SS-Oberführer befördert wurde, war von März 1932 bis Juli 1933 Führer des SS-Abschnitts X, von Mitte Juli 1933 bis Mitte März 1936 des SS-Abschnitts XIX und ab Mitte März 1936 des SS-Abschnitts I.[1] Ab dem 1. September 1939 war Diehm Führer des SS-Oberabschnitts West.[2]

Zweiter Weltkrieg

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Diehm von Ende September 1939 bis Anfang Januar 1942 Polizeipräsident in Gdingen und danach in Saarbrücken/Metz. Am 8. September 1943 wurde Diehm zur Dienststelle des Höheren SS- und Polizeiführers Hans-Adolf Prützmann versetzt und war von 9. Oktober 1943 bis Ende Februar 1944 als SS- und Polizeiführer Shitomir tätig.[2] Anschließend war Diehm als SSPF Lemberg bis zum 16. September 1944 eingesetzt.[3] Ab Mitte August 1944 war Diehm noch kurzzeitig beim Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Südost als Beauftragter des Reichsverteidigungskommissars beim Festungsbaustab in Kattowitz tätig.[2] Von Ende August 1944 bis September 1944 war Diehm kurzzeitig Kommandeur der 29. Waffen-Grenadier-Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1). Vom 19. September 1944 bis Anfang Oktober 1944 vertrat Diehm zusätzlich Friedrich Jeckeln als HSSPF Belgien-Nordfrankreich. Danach war er als SS-Führer im SS-Hauptamt tätig.[2]

Diehm war als Polizeipräsident von Gdingen in seinem Einzugsbereich in Massenmorde verstrickt und ließ noch im Juni 1944, kurz vor der Befreiung des Distrikt Galiziens geflüchtete Juden in den Wäldern Galiziens aufspüren.[5] Diehm wurde nach Kriegsende juristisch nicht belangt.[6]

Auszeichnungen

Diehms SS- und Polizeiränge[3][7]
Datum Rang
März 1932 SS-Oberführer
März 1934 SS-Brigadeführer
August 1944 Generalmajor der Polizei
November 1944 Generalmajor der Waffen-SS

Literatur

  • Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1941-1944. Oldenbourg, München 1997, ISBN 3-486-56233-9.
  • Thomas Sandkühler: Endlösung in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941-1944. Dietz Nachfolger, Bonn 1996, ISBN 3-8012-5022-9.
  • Joachim Lilla, Martin Döring: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4. 
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 
  • Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6. (bei o.g. Partei-Nr.= falscher Vorname(Christian))
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1. 
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 140. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Christoph Diehm in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  2. a b c d e f Thomas Sandkühler: Endlösung in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941-1944, Bonn 1996, S. 429f
  3. a b c Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1941-1944., München 1997, S. 412.
  4. Kurztext des Rottenacker Bürgermeisters vom 21. Oktober 1935 für eine Festschrift der Kreisleitung der NSDAP (Gemeindearchiv Rottenacker 897).
  5. Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1941-1944., München 1997, S. 473.
  6. Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1941-1944., München 1997, S. 389.
  7. Christoph Diehm auf www.dws-xip.pl

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Diehm — ist der Name von Christoph Diehm (1892–1960), SS Brigadeführer, Generalmajor der Waffen SS und Polizei, NSDAP Politiker (MdL, MdR), Polizeipräsident sowie SS und Polizeiführer Curt Diehm (* 1949), deutscher Internist Diese Seite ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Di — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Reichstagsabgeordneten des Dritten Reiches (4. Wahlperiode) — Mit dem § 1 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 wurde die NSDAP zur einzigen im Deutschen Reich bestehenden Partei erklärt. Demzufolge bestand in dem am 10. April 1938 „gewählten“ Reichstag nur die Fraktion der NSDAP …   Deutsch Wikipedia

  • 29. Waffen-Grenadier-Division der SS „RONA“ — Die 29. Waffen Grenadier Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1) (russisch Русская Освободительная Народная Армия Russische Volksbefreiungsarmee) war eine Division der Waffen SS, die im Sommer 1944 durch die Umgliederung der Waffen Sturm Brigade …   Deutsch Wikipedia

  • Kaminski-Brigade — Die 29. Waffen Grenadier Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1) (russisch Русская Освободительная Народная Армия Russische Volksbefreiungsarmee) war eine Division der Waffen SS, die im Sommer 1944 durch die Umgliederung der Waffen Sturm Brigade …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Reichstagsabgeordneten des Dritten Reiches (2. Wahlperiode) — Die zweite Wahlperiode wurde zunächst als neunte Wahlperiode des Reichstages gezählt. Mit dem § 1 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 wurde die NSDAP zur einzigen in Deutschland bestehenden Partei erklärt. Demzufolge… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Reichstagsabgeordneten des Dritten Reiches (3. Wahlperiode) — Mit dem § 1 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 wurde die NSDAP zur einzigen in Deutschland bestehenden Partei erklärt. Demzufolge bestand in dem am 29. März 1936 „gewählten“ Reichstag nur die Fraktion der NSDAP.… …   Deutsch Wikipedia

  • RONA — Die 29. Waffen Grenadier Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1) (russisch Русская Освободительная Народная Армия Russische Volksbefreiungsarmee) war eine Division der Waffen SS, die im Sommer 1944 durch die Umgliederung der Waffen Sturm Brigade …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Generale der Waffen-SS — Auflistung der SS Führer im Generalsrang der Waffen SS entsprechend der Dienstaltersliste der Waffen SS vom 1. Juli 1944 und der weiteren SS Führer in diesen Rängen. Inhaltsverzeichnis 1 SS Oberst Gruppenführer und Generaloberste der Waffen SS 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des députés allemands sous le Troisième Reich (4e législature) — La quatrième législature du Troisième Reich dure de 1939 à 1945. Cette législature est la conséquence des élections législatives allemandes de 1938. Dans le paragraphe 1 de la loi contre la formation de nouveaux partis du 14 juillet 1933, le… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”