Christoph August Tiedge

Christoph August Tiedge
Christoph August Tiedge von Carl Mayer
Gedenktafel am Haus Brüderstraße 13, in Berlin-Mitte
Grab Elisa von der Reckes und Christoph August Tiedges auf dem Inneren Neustädter Friedhof in Dresden.

Christoph August Tiedge (* 14. Dezember 1752 in Gardelegen; † 8. März 1841 in Dresden) war ein deutscher Dichter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tiedge war der älteste Sohn des Rektors der Gelehrten Stadtschule in Gardelegen und dessen Frau. Er studierte die Rechte in Halle und nahm 1781 eine Hauslehrerstelle an.

1788 ging Tiedge nach Halberstadt, wo er vier Jahre später Sekretär des Domherren von Steder wurde. Nach dem Tod des Domherrn zog Tiedge mit dessen Familie in die Nähe von Quedlinburg. Nach dem Tode der Frau von Steder 1797 lebte er abwechselnd auf Reisen in Halle und Berlin und begleite er von 1805 bis 1808 Elisa von der Recke durch Deutschland, die Schweiz und Italien. Seit 1819 blieb Tiedge als ihr Gesellschafter in Dresden.

Eine große Liebe und Freundschaft verband die beiden Lebensgefährten noch über den Tod hinaus. Tiedge konnte, nachdem Elisa von der Recke am 13. April 1833 gestorben war, durch ihre vorsorgliche Veranlassung unbesorgt, aber einsam weiter in der gemeinsamen Wohnung leben, an der nichts verändert werden durfte, bezog eine nicht geringe Rente und wurde von der Familie Pappermann gepflegt, die seiner Wohltäterin ergeben war.

Ein allabendlich zusammenkommender Kreis von Freundinnen und Freunden verschaffte dem Dichter Zerstreuung und verhalf ihm, über den Tod der langjährigen Freundin hinweg zu kommen.

Durch einen Unfall im Sommer 1838 verschlechterte sich der körperliche wie geistige Zustand des 85-jährigen Poeten erheblich.

Nachdem er 1840 noch einmal eine Badereise nach Karlsbad unternommen hatte, verlebte er den folgenden Winter in guter Verfassung. In der Nacht des 8. März 1841 starb Tiedge, nachdem sich wenige Abende zuvor ein leichtes Unwohlsein bemerkbar gemacht hatte.

Unter großer Anteilnahme wurde er am 12. März ohne Sarg, wie er es gewünscht hatte, neben seiner langjährigen Freundin auf dem Friedhof zu Neustadt-Dresden beigesetzt.

Werk

Tiedges Ruhm war nicht von Dauer. Er schaffte es nie, aus dem Schatten seiner Vorbilder wie Johann Wilhelm Ludwig Gleim u. a. zu treten, und seine kleineren poetischen Werke wurden nur wenigen bekannt. Einzig sein Hauptwerk Urania (Halle, 1801), „eine auf rationalistischer Anschauung aufgebaute poetische Behandlung der Kant'schen Philosophie“, ließ Tiedges Namen bei vielen Menschen in Erinnerung bleiben, doch auch seine Elegien und vermischte Gedichte (Halle, 1803) feierten zu seiner Zeit Erfolg.

Tiedge und Beethoven

Ludwig van Beethoven vertonte 1804/05 aus Urania das Gedicht An die Hoffnung (op. 32) und überarbeitete und erweiterte diese Liedkomposition im Jahr 1813 (op. 94).

„Ob ein Gott sei? Ob er einst erfülle,
Was die Sehnsucht weinend sich verspricht?
Ob, vor irgendeinem Weltgericht,
Sich dies rätselhafte Sein enthülle?
Hoffen soll der Mensch! Er frage nicht!“

C. A. Tiedge, Urania, An die Hoffnung

Außerdem basieren Beethovens Lieder Das Glück der Freundschaft (op. 88, 1803) und Air cosaque (WoO 158a Nr. 16, 1816) auf Texten von Tiedge. Beethoven und Tiedge begegneten sich im Sommer 1811 in Teplitz und unterhielten seitdem eine Korrespondenz, aus der einige freundschaftliche Briefe Beethovens erhalten sind.[1]

Schriften (Auswahl)

  • Die Einsamkeit, Leipzig 1792
  • Schriften. Erster Band. Episteln, Göttingen 1796
  • Über die Eitelkeit, Halberstadt um 1800
  • Elegien und vermischte Gedichte, Halle 1803-1807
  • Bruckstücke aus Neanders Leben, mit Elisa von der Recke, Berlin 1804
  • Urania, über Gott, Unsterblichkeit und Freiheit, Halle 1804
  • Frauenspiegel, Halle 1807
  • Das Echo oder Alexis und Ida. Ein Ciclus von Liedern, Halle 1812
  • Denkmale der Zeit, Leipzig 1814
  • Aennchen und Robert oder der singende Baum, mit Christian August Gottlob Eberhard, Halle 1815
  • Elisa von der Recke, geborene Reichsgräfin von Medem; biographische Skizze und Charakteristik, Leipzig 1818
  • Anna Charlotte Dorothea, letzte Herzogin von Kurland, Leipzig 1823
  • Glaube, Unglaube und Aberglaube unserer Zeit mit Eduard Köhler, Dresden 1825
  • An die Deutschen. Worte der Warnung bei Gelegenheit der neuesten Ereignisse zu Constantinopel, Nürnberg 1826
  • Die Griechen im Kampfe mit den Barbaren, Leipzig 1826
  • Weihestunden einer edlen Seele mit Friederike Voigt, Dresden 1826
  • Wanderungen durch den Markt des Lebens, Leipzig 1835
  • C. A. Tiedges sämmtliche Werke 1, Leipzig 1841
  • Leben und poetischer Nachlass, Leipzig 1841
  • Nachtrag, Dresden 1864

Literatur

  • Max MendheimTiedge, Christoph August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 281–285.
  • Karl Falkenstein (Hrsg.): Christian August Tiedge's Leben und poetischer Nachlaß. Teubner, Leipzig 1841.
  • Reinold Paul Kern: Beiträge zu einer Charakteristik des Dichters Tiedge. Speyer & Peters, Berlin 1895. (Göttingen, Univ., Diss., 1895)
  • Christoph August Tiedge, Anna Charlotte Dorothea: Letzte Herzogin von Kurland. F. A. Brockhaus, Leipzig 1823. Online-Version bei Google Books

Weblinks

 Wikisource: Christoph August Tiedge – Quellen und Volltexte
 Commons: Christoph August Tiedge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Beethoven-Haus Bonn

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