Tribal-Klasse (1905)

Tribal-Klasse (1905)
Flagge
Tribal-Klasse
HMS Zulu, das letzte Boot der Klasse
HMS Zulu, das letzte Boot der Klasse
Übersicht
Typ Zerstörer
Namensgeber kriegerische Völker oder Gruppen
Einheiten 12
Bauwerft

Cammell Laird, Birkenhead
J. Samuel White, Cowes (3)
Hawthorn, Leslie , Newcastle (2)
Armstrong, Elswick
John Thornycroft, Woolston (3)
Palmers Shipbuilding, Jarrow Denny & Brothers, Dumbarton

Bestellung 1906-1908
Stapellauf 1907 bis 1909
Verbleib 3 Kriegsverluste,
1919 alle gestrichen
Technische Daten
Verdrängung

765 bis 1090 ts

Länge

77,8 m (255 ft)

Breite

7,8 m (25.5 ft)

Tiefgang

2,6 m (8.5 ft)

Besatzung

79 Mann

Antrieb

2 oder 3 Dampfturbinen
12.500 bis 14.500 PS

Geschwindigkeit

33 kn, 2 oder 3 Schrauben

Bewaffnung

• 4 × 76 mm-L/40-Kanonen
ab 6. Schiff dafür:
••  2 × 102 mm-L/40-Geschütze
• 2 × 45 cm-Torpedorohre

Treibstoffvorrat

90 ts Öl

Die Tribal- oder F-Klasse war eine Zerstörer-Klasse der Royal Navy, bei der alle Boote erstmals mit Turbinenantrieb und Ölfeuerung ausgestattet waren. Zwischen 1905 und 1910 wurden zwölf Einheiten in drei Losen gebaut. Sie kamen im Ersten Weltkrieg in der Nordsee und im Ärmelkanal bei der 6. Zerstörerflottille zum Einsatz. Zwei Boote sanken nach Minentreffern; aus zwei schwerbeschädigten Booten wurde ein Boot wieder zusammengesetzt. 1919 wurden die verbliebenen Boote zum Abbruch verkauft.

Inhaltsverzeichnis

Entwurf

Die Zerstörer der Dreifach-Expansionsmaschinen angetrieben worden. Der Erste Seelord, John Fisher, schlug im November 1904 vor, dass die nächste Klasse mindestens 33 kn laufen sollte und von ölbefeuerten Dampfturbinen angetrieben werden sollte und setzte sich mit diesem Vorschlag durch. Schon drei Boote der River-Klasse hatten zu Versuchszwecken Dampfturbinen erhalten.
Der Enbau des Turbinenantriebes machte die neuen Boote länger, da die Leistung im Vergleich zu den Vorgängern verdoppelt werden musste und der Entwurf ging an die Grenzen des damals technisch machbaren. Als Folge war die Klasse eine Kompromisslösung und in manchen Bereichen ein Rückschritt im Vergleich zur hervorragenden und sehr seetüchtigen River-Klasse. Es stellte sich heraus, dass die Boote der Tribal-Klasse wegen ihrer leichten Bauweise im Einsatz anfällig waren.

Darüber hinaus konnten sie nur 90 Tonnen Treibstoff bunkern. Da sie wegen der für damalige Zeit überragenden Leistung von anfangs 12.500 PS einen hohen Treibstoffverbrauch hatten, war ihr Aktionsradius sehr eingeschränkt. Auch die einfachen Getriebe der Turbinen ließen enen effektiven Gebrauch der Turbinen über alle Fahrstufen kaum zu.

Die Bewaffnung stieg im Vergleich zur River-Klasse von vier auf fünf 3 Zoll-Geschütze, die Anzahl der Torpedorohre blieb mit zwei 18 Zoll-Torpedorohren gleich. Ab der sechsten Einheit, der Saracen, wurde die Artilleriebewaffnung auf zwei 4 Zoll-Geschütze verändert, die am Bug bzw. am Heck erhöht aufgebaut waren.

HMS Cossack

Einzelheiten des Entwurfs wurden den einzelnen Werften überlassen, wie es damals in der Royal Navy üblich war. Insgesamt waren sieben Werften am Bau der Tribal-Klasse beteiligt. Als Folge gab es Unterschiede im Aussehen, z. B. variierte die Anzahl der Schlote von drei bis zu sechs (nur Bearbeiten] Einsatzgeschichte

Zu Beginn des Weltkrieges waren die Boote der Tribal-Klasse durch die inzwischen gelieferten Boote der Beagle-Klasse, deren 16 Boote im Mittelmeer bei der 5.Zerstörerflottille eingesetzt wurden, die zwanzig Boote der Grand Fleet und die zwanzig Boote der Acasta- und im Zulauf befindlichen zweiundzwanzig Boote der Laforrey-Klasse in der 4. und 3. Zerstörerflottille bei der Harwich Force überholt und auf den hinteren Platz bei der 6. Zerstörerflottille der Dover Patrol versetzt, wo ihre geringe Reichweite keine entscheidende Rolle spielte.

Die HMS Attentive

Der schnelle Vormarsch der Deutschen im Westen und die Nutzung von flandrischen Basen für leichte Seestreitkräfte brachte die Boote der Tribal-Klasse dann doch in direkte Kämpfe. Bei Kriegsbeginn verfügte die 6. Zerstörerflottille neben den Booten der Tribal-Klasse noch über zwölf Zerstörer der Entente an der Westfront von großer Bedeutung. Die Boote befanden sich 17 Tage in Alarmbereitschaft oder auf See, um dann drei Tage die Kessel zu reinigen. Nach jeweils vier Monaten erfolgten dreiwöchige Instandsetzungen der Boote[1]. Dieser Rhythmus strapazierte Boote und Besatzungen erheblich.

Beim Vordringen der Deutschen an die belgische Küste wurden die Schiffe auch in Landkämpfe involviert, um die alliierte Front zu stabilisieren. Hier erhielten einige Boote der Tribal-Klasse von der deutschen Landartillerie ihre ersten Treffer. Vom 18. bis 20. Oktober waren die Attentive mit Amazon, Cossack, Mohawk, Nubian, Tartar und Viking zusammen mit der Foresight und den von der Royal Navy übernommenen Monitoren Humber, Mersey und Severn im Einsatz. Amazon erhielt am 20. als Flaggschiff von Konteradmiral Horace Hood etliche Treffer nahe Lombartzyde nördlich von Nieuwpoort und fiel mit zum Teil ausgefallenen Kesseln aus; Viking hatte eine Explosion im Buggeschütz.
Zum ersten Totalausfall kam es am 7. Mai 1915, als Maori und Crusader die Küste aufklärten, um Positionen für eine Beschiessung durch die Venerable zu erkunden und die Maori auf eine Mine lief. Viking sandte ein Boot zur Unterstützung des sinkenden Schwesterschiffes, musste sich dann aber vor dem deutschen Artilleriefeuer zurückziehen. Maori sank 2 Meilen nordwestlich von Zeebrugge auf der Position 51° 21′ N, 3° 6′ O51.3502777777783.1025. Die Besatzung von 94 Mann und die Bootsbesatzung der Viking wurden gefangengenommen.
Am 1. Juni 1915 lief die Mohawk vor Dover auf eine Mine, wurde beschädigt und hatte fünf Tote zu beklagen. Ebenfalls einen schweren Minentreffer erlitt die Viking am 29. Januar 1916 mit zehn Toten und acht Schwerverletzten. Am 24. September wurde die Crusader vor der flandrischen Küste von der Landartillerie getroffen und hatte neben leichteren Schäden zwei Tote zu beklagen.

In der Nacht vom 26. auf dem 27. Oktober 1916 kam es dann zu einem Gefecht der Flottille mit deutschen Einheiten, als 23 Torpedoboote die britische Sicherungslinie angriffen und sechs Wachboote, den Zerstörer Henry Oliphant auf der Viking teilten sich entgegen der gegebenen Befehle in zwei Gruppen. Die ihrer Gruppe weit vorauslaufende Nubian erreichte zuerst das Gefechtsfeld[2]], hielt die Boote der deutschen 17.Halbflottille jedoch für eigene Schiffe und wurde vom Geschützfeuer überrascht. Vergeblich versuchte sie das letzte Boot der Deutschen zu rammen und wurde dann von einem Torpedo getroffen, der den Bug abriss und sie zu einem treibenden Wrack machte[3]. Neben den schweren Schäden hatte sie fünfzehn Tote und 6 Schwerverwundete zu beklagen. Die später eintreffenden Boote dieser Gruppe, Amazon und Cossack, griffen in das Gefecht ein, wobei Amazon etliche Treffer erhielt, sie 5 Tote und sechs Schwerwundete zu beklagen hatte und auf ihr zwei Kessel ausfielen. Die zweite Gruppe und der traf noch auf die ablaufenden Deutschen und dann auch noch auf die zurückmarschierende 18.Halbflottille. Bei den Gefechten blieben Viking und Tartar unbeschädigt. Nur Mohawk wurde getroffen und hatte 4 Tote zu beklagen. Von den deutschen Booten wurde nur [4]. Das Wrack der Nubian wurde abgeschleppt, musste allerdings vor Dover an der Küste auf Grund gesetzt werden, um nicht zu sinken.
Am 8. November 1916 erlitt dann Zulu vor Dünkirchen einen Minentreffer, der ihr Heck schwer beschädigte und drei Todesopfer forderte. Sie konnte allerdings eingeschleppt werden. Ihr Wrack wurde zum Chatham Dockyard überführt, wo aus ihr und dem abgebrachten Wrack der Nubian ein neuer Zerstörer mit dem Namen "Zubian" entstand, der im Juni 1917 in Dienst kam.

Am 8. Februar 1917 ereignete sich der schwerste Verlust der Tribal-Klasse, als die HMS Ghurka vor Dungeness auf eine Mine lief, die vom deutschen Unterseeboot Paul Hundius gelegt worden war, und in sehr kuzer Zeit sank. Nur fünf Besatzungsmitglieder überlebten den Untergang, 74 Mann verloren ihr Leben.
Am 24 Juni erlitt dann auch die Tartar vor Boulogne-sur-Mer einen Minentreffer und hatte 43 Tote zu beklagen; das Boot konnte jedoch eingebracht werden. Am 3. Februar 1918 wurde auch die Viking durch eine Kollision beschädigt, bei der darüber hinaus auch 4 Seeleute starben.
Beim Kriegsende waren noch neun Zerstörer der Tribal-Klasse vorhanden, von denen noch fünf in Dover im Einsatz waren. Alle wurden bis 1923 zum Abbruch verkauft.

Die einzelnen Boote

Fünf wurden in den Jahren 1905-1906 in Auftrag gegeben:

Name Werft Stapellauf Verbleib
Cammell, Laird & Company, Birkenhead 16. Februar 1907 1919 zum Abbruch verkauft
J. Samuel White, Cowes 15. März 1907 1919 zum Abbruch verkauft
HMS Ghurka Hawthorn, Leslie & Company, Newcastle 29. April 1907 Am 8. Februar 1917 vor Dungeness Buoy auf Mine gelaufen und gesunken
Armstrong, Elswick bei Newcastle 8. Mai 1907 1919 zum Abbruch verkauft
John I. Thornycroft & Company, Woolston 25. Juni 1907 1921 zum Abbruch verkauft

Zwei folgten in den Jahren 1906-1907 in Auftrag gegeben:

Name Werft Stapellauf Verbleib
Folkestone von deutschen Zerstörern torpediert und beschädigt, [5]
Denny & Brothers, Dumbarton 24. Mai 1909[6] Am 7. Mai 1915 vor Wirlingen, Zeebrugge auf Mine gelaufen und gesunken
Palmers Shipbuilding, Jarrow 14. September 1909 1919 zum Abbruch verkauft
[5]
[5] Chatham Dockyard, Chatham 7. Juni 1917[7] aus den Resten von Zulu und Nubian, 1919 zum Abbruch verkauft.

Anmerkungen

  1. Preston, S.22
  2. Kemp, S.107
  3. Karau, S.84
  4. Kemp, S.108
  5. a b c Nach den Beschädigungen der Nubian und der Zulu im Oktober 1916, wurde am 8. November 1916 vorgeschlagen, aus den beiden unbeschädigten Teilen eine neue Einheit zu bauen. Diese Arbeiten wurden am 7. Juni 1917 von der Chatham Royal Dockyard beendet, indem man die unbeschädigte vordere Sektion der Zulu mit der unbeschädigten hinteren Sektion der Nubian verband. Die neue Einheit wurde am 7. Juni 1917 als ↑ Es handelt sich hier um das Datum der Fertigstellung ??
  6. Es handelt sich hier um das Datum der Fertigstellung

Literatur

  • Mark Karau: Wielding the Dagger, Praeger Publishers, Westport (2003),ISBN 0-3133-2475-1
  • Peter Kemp: H. M. Destroyers, H. Jenkins, London (1956)
  • Anthony Preston: Destroyer, Hamlyn, London (1977), ISBN 0-600-32955-0

Weblinks

 Commons: Tribal-Klasse (1905) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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