The Spectator (Zeitung)

The Spectator (Zeitung)
The Spectator vom 7. Juni 1711

The Spectator war eine täglich erscheinende Londoner Zeitung 1711–12, gegründet von Joseph Addison und Richard Steele, die sich auf der Charterhouse School kennengelernt hatten. Eustace Budgell, ein Cousin von Addison, trug auch dazu bei. Die Erstausgabe erschien am 1. März 1711.[1] Jede Nummer war etwa 2500 Wörter lang, die Originalserie bestand aus 555 Nummern. Sie wurden in sieben Bänden gesammelt. Die Zeitung wurde ohne Steele 1714 wiederbelebt und erschien sechs Monate lang dreimal die Woche. Diese neue Serie umfasste acht Bände.

Inhaltsverzeichnis

Ziele

Das erklärte Ziel des Spectator war "die Moral mit Geist zu beleben, und den Geist durch Moral zu mildern... die Philosophie aus den Bücherschränken und Bibliotheken, den Schulen und Universitäten zu holen, auf dass sie in Klubs und Versammlungen, an Teetischen und in Kaffeehäusern weilen möge".[2] Dem Leser wurde empfohlen, sie als Teil des Teegedecks zu betrachten[2] und das Haus nicht zu verlassen, ohne sie des Morgens gelesen zu haben. Sie sollte den Leser mit gebildeten Gesprächsthemen versorgen und ihn anleiten, Gespräche auf höfliche Weise zu führen. Die Autoren versuchten Familie, Ehe und Höflichkeit zu fördern, wie es den Idealen der Aufklärungsphilosophen der Zeit entsprach. Sie bekämpften auch den Brauch des Duellierens.

Leserschaft

Titelseite einer Gesamtausgabe des Spectator, ca. 1788.

Trotz einer bescheidenen Auflage von etwa 3.000 Exemplaren wurde der Spectator viel gelesen; Addison schätzte die Leserschaft auf 60.000, etwa ein Zehntel der Bevölkerung Londons. Zeitgenössische Historiker und Literaturwissenschaftler halten diese Zahl nicht für übertrieben; die meisten Leser waren nicht selbst Abonnenten, sondern Besucher eines Kaffeehauses, wo die Zeitung auflag. Die Leser kamen aus allen Ständen, doch richtete sich die Zeitung vor allem an Englands aufstrebenden Mittelstand, große und kleine Kaufleute und Händler.

Jürgen Habermas sieht den Spectator als wichtiges Mittel der "strukturellen Transformation der öffentlichen Sphäre", die sich im England des 18. Jahrhunderts vollzog. Diese Transformation, so argumentiert er, sei aus dem Bürgertum heraus entstanden, das sich eben gerade durch Publikationen wie den Spectator als Gruppe formierte. Offiziell war der Spectator politisch neutral, doch vertrat er eindeutig Werte und Interessen der Whigs. Die Politik der Tories wurde in der Figur Sir Roger de Coverleys, eines liebenswerten aber etwas lächerlichen Landedelmannes, karikiert.

Der Spectator blieb im späten 18. und 19. Jahrhundert eine beliebte Lektüre. Er wurde in achtbändigen Ausgaben verkauft. Sein Prosastil und die Kombination aus Moral, Lebensberatung und Unterhaltung galten als vorbildlich.

Einzelnachweise

  1. Projekt Gutenberg: Text der ersten Ausgabe des Spectator, abgefragt am 28. Februar 2011
  2. a b The Spectator, No. 10

Siehe auch

Weblinks


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