Tambour (Architektur)

Tambour (Architektur)
Kloster Sanahin, Armenien. Der runde Tambour-Aufsatz erhebt sich über der quadratischen Vierung der Klosterkirche (10.-12. Jh.) und ist mit schmalen Lichtöffnungen versehen.

Als Tambour (frz. 'Trommel') wird ein vertikales Architekturelement mit beliebigem Querschnitt bezeichnet, das als Zwischenglied oberhalb eines runden, quadratischen oder polygonalem Baukörpers und dessen aus einer Kuppel oder einem Klostergewölbe bestehenden Dach fungiert.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Ein Tambour dient der 'Erhöhung', oft auch der Belichtung der Vierung eines Bauwerks. Bei Kirchen konnte dieser ehemals − sowohl architektonisch wie liturgisch − bedeutsame Bereich durch einen Tambour stärker hervorgehoben werden.

In der nichtsakralen, säkularen Architektur sind Tamboure äußerst selten.

Geschichte

Die frühesten Tamboure befanden sich sehr wahrscheinlich in römischen Thermen, wo die in ihnen befindliche Fensteröffnungen bzw. Luftschlitze sowohl Belichtungs- als auch Lüftungsaufgaben erfüllten.

In der byzantinisch geprägten Architektur der Spätantike erscheinen sie an Kirchen- und Grabbauten (San Vitale und Mausoleum des Theoderich in Ravenna), später dann an byzantinischen Kreuzkuppelkirchen sowie in der armenischen Architektur.

Seit dem Mittelalter spielen − meist belichtete − Tamboure in der Architektur Südeuropas als Architekturelement eine wichtige Rolle (Kathedrale von Florenz, Petersdom). Seit der Spätrenaissance und vor allem im Barock tauchen sie auch an Sakralbauten in Mitteleuropa auf (St. Paul's Cathedral, London; Frauenkirche, Dresden).

Möglicherweise durch armenische Baumeister des 12. und 13. Jahrhunderts vermittelt, wurden − meist unbelichtete − Tamboure auch in Teilen des islamischen Orients (Persien, Zentralasien, Indien − Mogul-Architektur) bekannt. Dort wurden sie zu einem festen Bestandteil zweischaliger Kuppeln.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Koepf, Günter Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Kröner Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X..
  • Patrick Donabédian, Jean-Michel Thierry: Armenische Kunst. Herder Verlag, Freiburg 1988, ISBN 3-451-21141-6.
  • Rolf Toman (Hrsg.), Achim Bednorz (Fotos): Die Kunst der Romanik. Könemann-Verlag, Köln 1996, ISBN 3-89508-213-9.
  • Rolf Toman (Hrsg.), Achim Bednorz (Fotos): Die Kunst des Barock. Könemann-Verlag, Köln 1997, ISBN 3-89508-991-5.
  • Markus Hattstein, Peter Delius (Hrsg.): Islam. Kunst und Architektur. Könemann-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-89508-846-3.

Weblinks


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