Talpass (Engtal)

Talpass (Engtal)

Der Talpass, auch Engpass, ist keine geographisch definierte Geländeform, sondern eine Konsequenz des durch topografische Gegebenheiten erschwerten Weg- respektive Straßenbaus und somit einzig durch den Verlauf des Verkehrsweges definiert, ebenfalls zur Bezeichnung von Grenzen wie beim Scharnitzpass.

Talpässe sind entweder so eng, dass nur das Fließgewässer oder ein See im Bereich des Talbodens Platz hat, oder es waren historisch gesehen andere nicht durchquerbare Topographien vorhanden, welche eine Umgehung erforderten, wie zum Beispiel Sumpfgebiete im Talgrund. Wege und Straßen wurden dann entweder in den Talrand auf Dämmen oder in eine der Talflanken über dem Talgrund verlegt und bildeten den Talpass, oder man umging die Engstelle über einen nahen Bergpass (dann heißen Talungabschnitt und Bergpass oft gleich), oder sie wurden und werden in der Neuzeit zunehmend in Tunneln durch Bergflanken und -rücken angelegt.

Historisch erfolgte der Warentransport bei Verfügbarkeit von Seen und Flüssen – wo immer möglich – auf dem Wasser und kaum je auf Wegen und Straßen; auch bei Flüssen in beide Richtungen, solange dies machbar war. Somit waren gewisse Talpässe wenigstens in einer Richtung umgehbar; geflößtes Holz wurde zum Beispiel auf dem Alpenrhein von Reichenau bis Rheineck mit Waren beladen,[1] nachdem der Rhein seit 1291 als freie Reichsstraße galt (Analogie zur Freien Reichsstadt).

In Ortsnamen findet sich auch der gleichbedeutende Begriff Klause.

Bekannte Talpässe

Kerenzerberg; ein Felsriegel am Walensee.
(Sortiert nach dem Alphabet)
  • Aareschlucht von Meiringen zum Grimselpass (Kanton Bern, Schweiz), rund 80 Meter über dem Fluss
  • Eisacktal (historisch) zwischen Bozen (232 m) und Kollmann/Waidbruck (Südtirol): bis ins 14. Jahrhundert unpassierbar, Wegführung über den Ritten (über 1000 m)
  • Finstermünzpass im Inntal zwischen Nauders und Landeck (Bundesland Tirol, Österreich)
  • Umgehung der Sturzmasse des Flimser Bergsturzes auf der Hauptstrasse 19 zwischen Reichenau (599 m) und Ilanz (698 m) via Flims (Kanton Graubünden, Schweiz), mit Kulmination auf 1108 Metern, mehr als 400 Meter über dem Vorderrhein und der Rheinschlucht – Beispiel für einen per Bergpass umgangenen Talpass
  • Kerenzerberg am Walensee zwischen Mollis und Mühlehorn (Kanton Glarus, Schweiz), 324 Meter über dem See – Beispiel für einen Talpass an einem See
  • Kniepass an der Saalach bei Unken, Kniepass am Lech in Tirol – heißen nach dem markanten Flussknie der Engstelle
  • Pass Lueg, Salzachöfen im Salzachtal südlich von Hallein (Golling an der Salzach/Werfen, Land Salzburg) – 4 Streckenkilometer, Dammbauten, Bundesstraße und Eisenbahn nehmen streckenweise das gesamte vorhandene Ufer, der eigentliche Pass Lueg ist eine kurze Anhöhe ca. 50 Meter über dem Fluss; die Tauernautobahn kürzt die S-förmige Talenge in zwei Tunneln ab und überspannt das Tal mit Brücken.
  • Mandlingpass im Ennstal zwischen Radstadt und Schladming (Steiermark, Österreich)
  • Rotenturmpass im Olt-Tal südöstlich von Sibiu (Südkarpaten, Rumänien)
  • Scharnitzpass im Isartal zwischen Mittenwald (Bayern, Deutschland) und Seefeld (Bundesland Tirol, Österreich) – keine Überhöhung der E 533
  • Steinpass an der Saalach, deutsch-österreichische Staatsgrenze (Kleines deutsches Eck, der alte Saumpfad am Ufer wurde früher mit einem Pass (Passhöhe 100 m über Talgrund) bei Melleck umgangen, heute gibt es einen Scheiteltunnel – Talpass und Passübergang tragen denselben Namen
  • Pass Strub LoferWaidring (Salzburg/Tirol) – Engstelle mit alter Grenzfeste, die Talwasserscheide befindet sich, als solche unbenannt, direkt im Ort Waidring
  • Twenger Talpass im Lungauer Taurachtal zwischen Mauterndorf und Obertauern (Bundesland Salzburg, Österreich)

Siehe auch

Referenzen

  1. Historisches Lexikon der Schweiz zum Thema Flössen

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