Christian Wulff

Christian Wulff
Christian Wulff (Oktober 2010)
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Christian Wilhelm Walter Wulff (* 19. Juni 1959 in Osnabrück) ist ein deutscher Politiker und seit dem 30. Juni 2010 der zehnte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.[1]

Von 2003 bis 2010 war er Ministerpräsident des Landes Niedersachsen und von 1994 bis 2008 Vorsitzender der niedersächsischen CDU.

Inhaltsverzeichnis

Jugend, Ausbildung und Familie

Bettina und Christian Wulff (2010)

Wulffs Eltern trennten sich, als er zwei Jahre alt war. Nachdem sein Stiefvater die Familie verlassen hatte, übernahm Christian Wulff als 16-Jähriger die Pflege der zwischenzeitlich an Multipler Sklerose erkrankten Mutter und half bei der Erziehung seiner jüngeren Schwester.[2][3]

Nach dem Besuch der Elisabethschule[4] und dem Abitur am Ernst Moritz Arndt-Gymnasium in Osnabrück absolvierte Wulff ein Studium der Rechtswissenschaften mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt an der Universität Osnabrück, das er 1987 mit dem ersten juristischen Staatsexamen beendete. Nachdem er 1990 sein Referendariat mit dem Zweiten Staatsexamen abgeschlossen hatte, war er als Rechtsanwalt in einer Anwaltssozietät in Osnabrück tätig.[5]

Als seinen „politischen Ziehvater“ bezeichnet er Werner Remmers, einen „der profiliertesten Köpfe des politischen Katholizismus in den 80er- und 90er-Jahren“.[6]

Wulff ist römisch-katholisch und war von 1988 bis zu seiner Scheidung 2007 in erster Ehe mit Christiane Wulff verheiratet, mit der er eine gemeinsame Tochter hat. Seit 2008 ist er in zweiter Ehe mit der Medienreferentin Bettina Wulff (geborene Körner) verheiratet.[7] Bettina Wulff brachte einen 2003 geborenen Sohn aus einer vorigen Beziehung mit in die Ehe. Sie haben einen gemeinsamen Sohn, der 2008 geboren wurde.

Partei

Wulff trat 1975 in die CDU ein. Hier engagierte er sich zunächst in der Schüler Union, deren Landesvorsitzender in Niedersachsen er von 1978 bis 1979 und Bundesvorsitzender von 1978 bis 1980 war. Von 1979 bis 1983 gehörte er dem Bundesvorstand der Jungen Union an. Anschließend war er von 1983 bis 1985 Landesvorsitzender der Jungen Union Niedersachsen. Seit 1984 gehört er dem Landesvorstand der CDU in Niedersachsen an, von 1994 bis 2008 war er deren Landesvorsitzender. Wulff war vom 7. November 1998 bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten einer von vier stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU und ab dem 21. März 2003 Mitglied im Vorstand der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Seit seinem Amtsantritt als Bundespräsident ruht – wie bei allen seinen Amtsvorgängern – die Mitgliedschaft in der Partei.[8]

Politische Ämter

Rat der Stadt Osnabrück

Von 1986 bis 2001 war Wulff Ratsherr der Stadt Osnabrück, von 1989 bis 1994 als Beigeordneter und Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion.

Niedersächsischer Landtag

Von 1994 bis 2010 war er als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Osnabrück-West Mitglied des Niedersächsischen Landtages (MdL).[9] Von Juni 1994 bis März 2003 war Wulff Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion und als solcher auch Oppositionsführer im Landtag.

Christian Wulff trat bei den Landtagswahlen in Niedersachsen 1994 und 1998 als CDU-Spitzenkandidat für das Amt des Ministerpräsidenten an. Mit Ergebnissen von 36,4 % (1994) bzw. 35,9 % (1998) für die CDU konnte er sich jedoch nicht gegen den Amtsinhaber Gerhard Schröder durchsetzen.

Dies gelang Wulff gegen den Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel bei der Landtagswahl in Niedersachsen 2003 mit einem Ergebnis von 48,3 % der Stimmen. CDU und FDP bildeten eine Koalition. Am 4. März 2003 wurde Wulff zum Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen gewählt und führte daraufhin eine aus sieben CDU- und zwei FDP-Ministern bestehende Landesregierung an.

Von Oktober 2006 bis 17. Oktober 2007 war Christian Wulff turnusgemäß Vorsitzender der deutschen Ministerpräsidentenkonferenz.

Nach dem erneuten Wahlsieg der CDU bei der Landtagswahl in Niedersachsen 2008 einigten sich CDU und FDP auf die Fortführung der Koalition unter Wulffs Führung. Die CDU verteidigte mit 42,5 % der Stimmen trotz Verlusten ihre Rolle als stärkste politische Kraft in Niedersachsen. Am 26. Februar 2008 wurde Wulff erneut zum Ministerpräsidenten gewählt.

Politik als niedersächsischer Ministerpräsident

Christian Wulff (November 2009)
Hauptartikel: Kabinett Wulff I

Wulff wurde dem sogenannten Andenpakt zugerechnet, einer nichtoffiziellen Interessengruppe von Unionspolitikern. In Niedersachsen setzte Wulff von Anfang an auf eine rigide Sparpolitik, die auch vor sozialen Einschnitten nicht haltmachte. So wurden unter anderem die Ausgaben im Hochschulbereich drastisch gekürzt. Wulff strich im Jahre 2005 die pauschale Blindengeldzahlung. Nach heftiger Kritik des Blindenverbandes und einem drohenden Volksbegehren, für das ein breites Bündnis aus Sozialverbänden mehr als 600.000 Unterschriften sammelte[10] führte Wulff 2006 die Pauschalzahlung in reduzierter Höhe wieder ein.[11]

Am Anfang seiner Regierungszeit wurde eine Schulstrukturreform durchgeführt, bei der die Orientierungsstufen (fünfte und sechste Klasse) abgeschafft wurden und ein Zentralabitur bereits nach zwölf Schuljahren eingeführt wurde. Die Lernmittelfreiheit wurde ebenfalls abgeschafft. Weiterhin wurden mehr Polizisten zum Zwecke der inneren Sicherheit eingestellt.

Wulff lehnte eine Kreisreform in Niedersachsen ab und favorisiert stattdessen eine interkommunale Zusammenarbeit. Unter der Führung von Wulff führte die Landesregierung in Niedersachsen eine Verwaltungsreform durch, in deren Rahmen die Bezirksregierungen abgeschafft und eine zweistufige Landesverwaltung eingeführt wurde.

Hauptartikel: Kabinett Wulff II

Am 17. April 2010 wurde von Christian Wulff eine vier der sieben CDU-geführten Ministerien umfassende Kabinettsumbildung angekündigt, am 27. April 2010 wurden die neuen Minister offiziell berufen und vom Landtag bestätigt. Unter anderem wurde Aygül Özkan erste muslimische Ministerin eines deutschen Kabinetts.[12]

Wulff trat für eine Verlängerung der Laufzeit deutscher Atomkraftwerke ein,[13] und sprach sich für ein offensiveres Vorgehen der CDU/CSU bei der Debatte zu diesem Thema aus.[14]

Bundespräsident

Christian und Bettina Wulff vor Schloss Bellevue

Nach dem Rücktritt des Bundespräsidenten Horst Köhler am 31. Mai 2010 wurde Wulff am 3. Juni 2010 als Bundespräsidentschaftskandidat der Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP vorgestellt. Bei der Bundespräsidentenwahl in der 14. Bundesversammlung am 30. Juni 2010 in Berlin trat Wulff gegen Joachim Gauck (Kandidat von SPD und Grünen), Luc Jochimsen (Kandidatin der Linken) und Frank Rennicke (Kandidat der NPD) an. In zwei Wahlgängen erreichte keiner der Kandidaten die erforderliche Mehrheit. Nachdem Jochimsen und Rennicke im dritten Wahlgang nicht mehr angetreten waren, setzte sich Christian Wulff mit 625 Stimmen gegen Joachim Gauck mit 494 Stimmen durch.[15]

Unmittelbar nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten trat Wulff von seinem Amt als niedersächsischer Ministerpräsident zurück.[16] Als sein Nachfolger wurde im niedersächsischen Landtag am 1. Juli 2010 David McAllister gewählt.[17]

Da das Amt des Bundespräsidenten zum Zeitpunkt der Wahl vakant war, trat Wulff sein neues Amt sofort mit Annahme der Wahl an.[1] Nach sieben protestantischen Amtsvorgängern ist er damit der erste katholische Bundespräsident seit Heinrich Lübke.

Politisches Wirken

Zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2010 griff Wulff unter anderem die politische Debatte zur Integration der Muslime in Deutschland auf. In seiner Rede sagte er:

„Zu allererst brauchen wir aber eine klare Haltung. Ein Verständnis von Deutschland, das Zugehörigkeit nicht auf einen Pass, eine Familiengeschichte oder einen Glauben verengt, sondern breiter angelegt ist. Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.[18]

Als er als erstes deutsches Staatsoberhaupt eine Rede vor der Nationalversammlung der Türkei am 19. Oktober 2010 hielt, griff er das Thema erneut auf. Er sagte:

„Ich ermutige alle in meiner Heimat, sich verantwortungsvoll einzubringen. Als ihr aller Präsident fordere ich, dass jeder Zugewanderte sich mit gutem Willen aktiv in unsere deutsche Gesellschaft einfügt.[19]

Wulff erwähnte in Ankara zudem, dass „in Deutschland ausgebildete islamische Religionslehrer und Deutsch sprechende Imame zu einer erfolgreichen Integration beitragen“[19] und kritisierte damit die Entsendung hauptamtlicher Gemeindeleiter oder Vorbeter aus der Türkei, die für rund vier Jahre in die über 700 deutschen DITIB-Moscheevereine kommen.

Auf dem Evangelischen Kirchentag 2011 bekräftigte er den Satz, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Er habe dies gesagt, um die Muslime aus der gesellschaftlichen Ecke zu holen.[20]

Im Juni 2011 gab Wulff der Wochenzeitung Die Zeit ein Interview. Er beklagt "schwere Defizite in unserer Demokratie".[21]

Im August 2011 kritisierte Wulff angesichts der Staatsschuldenkrise im Euroraum (oft kurz als 'Euro-Krise' bezeichnet) Aktivitäten von Spitzenpolitikern und EZB.

  • die Lasten der Krise müssten nun fair verteilt werden;
  • er halte den massiven Aufkauf von Anleihen einzelner Staaten durch die EZB für "rechtlich bedenklich". Artikel 123 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union verbiete der EZB den unmittelbaren Erwerb von Schuldtiteln, um die Unabhängigkeit der Notenbank zu sichern. "Dieses Verbot ergibt nur dann Sinn, wenn die Verantwortlichen es nicht durch umfangreiche Aufkäufe am Sekundärmarkt umgehen."
  • Indirekt wandte der Bundespräsident sich auch gegen EU-Anleihen (= 'Euro-Bonds'): er fragte "Mit wem würden Sie persönlich einen gemeinsamen Kredit aufnehmen?" "Für wen würden Sie persönlich bürgen?" Schon bei der eigenen Verwandtschaft werde es schwieriger.
  • "auch der Bürge [könne sich] unmoralisch verhalten, wenn er die Insolvenz nur herauszögert." Es sei "ein Missverständnis, Solidarität allein an der Bereitschaft zu bemessen, andere finanziell zu unterstützen".[22]

Gesellschaftliche Ämter

Wulff ist Senator der Max-Planck-Gesellschaft sowie Ehrensenator der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste Salzburg.

Wulff ist einer der Schirmherren der Initiative Schüler Helfen Leben, der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft und der Initiative „Mutmacher der Nation“. Er ist außerdem Schirmherr der Deutschen Welthungerhilfe, der Stiftung „Eine Chance für Kinder“, die die Lebensbedingungen von sozial benachteiligten Frauen und Kindern verbessern will, des KidCourage-Preises, der engagierte Kinder und Jugendliche des Landkreises und der Stadt Osnabrück für besonderes soziales Verhalten öffentlichkeitswirksam auszeichnet, der niedersächsischen Sportstiftung, die Aktivitäten zugunsten des Breiten-, Leistungs-, Behinderten- und Nachwuchssports in Niedersachsen fördert, und der niedersächsischen Tafeln, die Lebensmittel an Bedürftige verteilen, sowie der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

Als Ministerpräsident von Niedersachsen gehörte Wulff auch dem Aufsichtsrat der Volkswagen AG an.[23]

Auszeichnungen

Im Sommer 1995 wählte das Weltwirtschaftsforum in Davos ihn zu einem der „100 Global Leaders for Tomorrow“. Im November 2003 erhielt Wulff den Deutschen Mittelstandspreis der Düsseldorfer Verlagsgruppe markt intern „für seinen herausragenden und überzeugenden Einsatz sowie seine klaren Positionen zum Wohle des Mittelstandes“.[24] Im Oktober 2006 wurde ihm (zusammen mit Hugo Müller-Vogg) der Deutsche Mittelstandspreis des Bundes der Selbständigen und der Bundesvereinigung mittelständischer Unternehmer „wegen seiner Wirtschaftspolitik, die sich vorwiegend an mittelständischen Strukturen orientiert und seines Eintretens für eine christlich-konservative Wertevermittlung an Kinder und Jugendliche“ verliehen.[25]

Stellvertretend für die Regierung des Landes Niedersachsen wurde Wulff im Jahr 2005 der Negativpreis Big Brother Award in der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ für die Auflösung der Datenschutzaufsicht in Niedersachsen verliehen.[26]

Wulff wurde im Jahr 2006 vom Deutschen Krawatteninstitut mit Sitz in Krefeld als Krawattenmann des Jahres ausgezeichnet. Im darauf folgenden Jahr 2007 verlieh ihm die Tongji-Universität Shanghai die Ehrendoktorwürde. Am 15. April 2011 wurde ihm der Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland zugesprochen[27] und im Oktober gleichen Jahres ernannte ihn die japanische Universität Tsukuba zum Ehrendoktor.

Kontroversen

Pogromvergleich

Im November 2008 verteidigte Wulff in der Talkshow „Studio Friedman“ hohe Managergehälter mit den Worten „Ich finde, wenn jemand zehntausend Jobs sichert und Millionen an Steuern zahlt, gegen den darf man keine Pogromstimmung verbreiten“.[28] Da Wulff sich auch auf Nachfragen des Moderators der Talkshow nicht von seiner Wortwahl distanzierte, wurde ihm vom Zentralrat der Juden in Deutschland vorgeworfen, er habe eine „Brandstifter-Rede“ gehalten. Der Zentralrat attestierte Wulff fehlendes Geschichtsbewusstsein und legte ihm den Rücktritt nahe.[29][30][31]

Flugticketaffäre

Im Dezember 2009 nahm Wulff für einen Ferienflug mit Air Berlin mit seiner Familie eine kostenlose Hochstufung in die teurere Businessklasse an. Da laut niedersächsischem Ministergesetz Mitglieder der Landesregierung nur Geschenke im Wert von bis zu zehn Euro annehmen dürfen, leitete die Staatsanwaltschaft Hannover nach Erstattung einer Anzeige eine Untersuchung ein. Ziel war es herauszufinden, ob der Straftatbestand der Vorteilsannahme greife.[32] Wulff gab an, seine Frau habe sich im Vorfeld des Fluges mit dem Chef der Fluggesellschaft unterhalten und daraufhin die kostenlose Hochstufung angeboten bekommen.[33] Erst durch eine Nachfrage des Nachrichtenmagazins Der Spiegel sei er sich des Gesetzesverstoßes bewusst geworden und habe daraufhin den Differenzbetrag für die Tickets an die Fluggesellschaft gezahlt.[34] Auf eine kleine Anfrage der SPD im niedersächsischen Landtag antwortete die Staatskanzlei, Air Berlin habe von 2005 bis 2009 die Sommerfeste der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin jeweils mit 7500 Euro gesponsert, es seien nie Fördermittel des Landes Niedersachsen an die Fluggesellschaft geflossen.[35] Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft Hannover ergab, dass es „keine zureichenden, tatsächlichen Anhaltspunkte für eine strafrechtlich relevante Vorteilnahme“ gibt.[36]

Missbrauch von Steuergeldern

Im Juli 2011 geriet Wulff erneut in die Schlagzeilen, weil er zum ZDF-Sommerinterview auf Norderney einen Hubschrauberflug mit Steuergeldern finanzieren ließ. Sein angeblicher Urlaub mit der ganzen Familie auf der Nordseeinsel entpuppte sich später als Propaganda für die Person des Bundespräsidenten. In Wahrheit kann das Staatsoberhaupt erst wenige Wochen später seinen Urlaub antreten.[37]

Diätenerhöhung

Am 8. Juni 2010 beschloss der Niedersächsische Landtag eine Diätenerhöhung in zwei Stufen (zum 1. Juli 2010 und zum 1. Januar 2011) von 5595 Euro auf 6000 Euro, d. h. um 7,2 %, und weitere automatische Erhöhungen ab 2012. Wulff rechtfertigte dies mit den Worten „Der Beruf darf nicht immer unattraktiver werden. Es steht auch Abgeordneten regelmäßig eine angemessene Erhöhung zu“.[38][39] Die Diätenerhöhung wurde in Zeiten hoher Staatsschulden und Sparmaßnahmen als nicht gerechtfertigt bezeichnet. Weiterhin wurde die automatische Erhöhung ab 2012 vom Bund der Steuerzahler als nicht transparent kritisiert und als Versuch angesehen, zukünftige öffentliche Diäten-Debatten zu vermeiden.[40][41]

Verbindung zu ProChrist und Arbeitskreis Christlicher Publizisten

Am Tag der Bekanntgabe von Wulffs Kandidatur als Bundespräsident am 3. Juni 2010 begann in den Medien eine kritische Diskussion über sein Amt als Kuratoriumsmitglied der missionarisch-evangelikalen Vereinigung ProChrist.[42][43] Es wurde argumentiert, dass ein solches Amt nicht mit der geforderten Unabhängigkeit des Bundespräsidenten vereinbar wäre. Die Theologin Kirsten Dietrich äußerte in einem Interview im Deutschlandradio die Meinung, dass Wulff als Bundespräsident von seinem Amt bei ProChrist zurücktreten sollte.[43] Vom Altbischof der EKD, Wolfgang Huber, wurde Wulffs Mitgliedschaft im Kuratorium von ProChrist verteidigt, da es sich um ein reines Ehrengremium ohne „unmittelbaren Einfluss auf Planung und Gestaltung von ‚ProChrist‘-Veranstaltungen“ handele. Huber wertete die Kritik an Wulffs Kuratoriumsmitgliedschaft als „Parteinahme“ und die an Wulff gerichtete Empfehlung, aus diesem Gremium auszutreten, als „deplaziert und kleinkariert“.[44]

Wulffs Auftreten beim „Arbeitskreis Christlicher Publizisten“ (ACP) mit einem Grußwort im Jahr 2004 und einem Vortrag im Mai 2010 wurde vom Sektenbeauftragten der evangelischen Landeskirche Württemberg Hansjörg Hemminger, der den ACP für eine „Splittergruppe am äußersten rechten Rand des Protestantismus“ hält, als „politisch bedenklich“ bezeichnet.[42] Matthias Drobinski verwies in der Süddeutschen Zeitung jedoch darauf, dass Kultusminister Bernd Althusmann im Juni 2010 vor dem Niedersächsischen Landtag erklärt hatte, dass Wulff als Ministerpräsident beim ACP „vor allem die Ernennung der Sozialministerin Aygül Özkan verteidigt und ‚in der Kruzifixdebatte die Maßstäbe‘ zurechtgerückt“ habe. „Klug ist das nicht, zum Fundi macht das Christian Wulff aber auch nicht“, urteilte Drobinski, der die Kritik an Wulffs Verbindung zu ProChrist und ACP „dem linken und religionskritischen Spektrum“ zuschrieb.[45]

Sonstiges

Einen Gastauftritt erhielt Wulff in dem Fernsehfilm Mein alter Freund Fritz (ZDF, 2007; Buch und Regie: Dieter Wedel; mit Ulrich Tukur, Veronica Ferres, Maximilian Brückner und Uwe Bohm), in dem er sich selbst als Ministerpräsident spielte, der eine Rede anlässlich einer Klinikeröffnung hält.

Wulff ist mit dem AWD-Gründer Carsten Maschmeyer befreundet. Maschmeyer gehörte zu den Gästen bei Wulffs Hochzeit im Jahre 2008. Wulff hielt außerdem die Laudatio, als Maschmeyer von der Universität Hildesheim die Ehrendoktorwürde verliehen wurde.[46][47][48]

Siehe auch

Literatur

  • Fuhrer, Armin: Christian Wulff – Der Marathonmann. Olzog-Aktuell GmbH, München 2006, ISBN 978-3-7892-8167-9
  • Müller-Vogg, Hugo und Wulff, Christian: Besser die Wahrheit. Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, ISBN 3-455-50046-3
  • Pruys, Karl Hugo: Christian Wulff – Ich mach mein Ding. Edition Q, Berlin 2002, ISBN 3-86124-559-0
  • Pruys, Karl Hugo: Christian Wulff. Deutschland kommt voran. Bebra Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-89809-068-1
  • Robert von Lucius: "Erbfreundschaften in Hannover", FAZ vom 11. August 2010, S.3

Weblinks

 Commons: Christian Wulff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

  1. a b „Das Amt des Bundespräsidenten beginnt mit dem Ablauf der Amtszeit seines Vorgängers, jedoch nicht vor Eingang der Annahmeerklärung beim Präsidenten des Bundestages.“ (§ 10 BPräsWahlG). Da die Amtszeit des Vorgängers bereits bei Annahme der Wahl beendet ist, beginnt Wulffs Amtszeit sofort mit Annahme der Wahl. (Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages: Aktueller Begriff. Die 14. Bundesversammlung am 30. Juni 2010.. Zitat: „Die Amtszeit des neuen Staatsoberhaupts beginnt mit dem Eingang der Annahmeerklärung beim Präsidenten des Bundestages und dauert fünf Jahre.“). Die nach Art 56 GG geforderte Eidesleistung markiert nicht den Zeitpunkt des Amtsantrittes. Dazu auch Maunz/Dürig, Grundgesetz, 56. Ergänzungslieferung 2009, Rn. 2 zu Art. 56 GG: „Eidesleistung und Amtsantritt stehen nach Art. 56 Satz 1 zwar in einem nahen zeitlichen Zusammenhang, bedingen einander aber nicht. Von Verfassungs wegen ist sowohl der Fall denkbar, dass der neugewählte Bundespräsident noch vor seiner Vereidigung amtlich tätig wird (weil seine Amtszeit bereits begonnen hat), als auch der Fall, dass die Leistung des Eides noch vor dem Beginn der Amtszeit erfolgt (also noch während der Amtszeit des Vorgängers). Doch stehen dem zuletzt genannten Ablauf der Ereignisse zumindest Gesichtspunkte des politischen Taktes gegenüber dem Vorgänger im Wege.[…] In keinem Falle aber trifft Art. 56 selbst irgendeine Bestimmung über den Beginn der Amtszeit des Bundespräsidenten.“
  2. Der Wandel des Christian Wulff. Auf RP-online.de, aufgerufen am 7. Juni 2010
  3. Christian Wulff: Das verkappte Alphatier. In Thüringer Allgemeine, aufgerufen am 7. Juni 2010
  4. Internetseite der Elisabethschule
  5. http://christian-wulff.de/_Christian-Wulff/person/vita.php, http://www.funk-tenfelde.de/kanzlei.php
  6. ndr.de 3. Dez. 2010: Werner Remmers wird 80 Jahre alt
  7. Ende einer Ehe: Christian und Christiane Wulff, in: Focus vom 6. Juni 2006
  8. Homepage von Christian Wulff (abgerufen am 14. Juli 2010)
  9. http://www.welt.de/politik/deutschland/article7998711/Christian-Wulff-legt-Abgeordetenmandat-nieder.html
  10. Keyvan Dahesch: Wulff engagiert für behinderte Menschen? Frankfurter Rundschau vom 29. Juni 2010
  11. Niedersachsen zahlt wieder Blindengeld. Tagesspiegel, 24. Mai 2006, abgerufen am 4. Juni 2010.
  12. Niedersächsische Staatskanzlei: Neue Minister im Amt, 27. April 2010.
  13. Stefan Schultz: Talk bei Anne Will: Runde ohne Energie. Der Spiegel, 14. Juli 2008, abgerufen am 14. Juni 2010.
  14. Alexander Dahl: Wulff empfiehlt offensive Gangart beim Thema Atom. Hannoversche Allgemeine, 17. Januar 2010, abgerufen am 14. Juni 2010.
  15. Wulff zum Bundespräsidenten gewählt. In: FAZ.NET, 30. Juni 2010
  16. Christian Wulff im dritten Anlauf gewählt. In: Tagesschau.de, 1. Juli 2010
  17. McAllister zum Wulff-Nachfolger gewählt. In: Spiegel Online, 1. Juli 2010
  18. bundespraesident.de: Rede von Bundespräsident Christian Wulff zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit
  19. a b bundespraesident.de: Rede vor der Nationalversammlung der Türkei
  20. taz.de 3. Juni 2011: Von Islamophobie keine Spur
  21. Zeit 30. Juni 2011: »Etwas ist aus den Fugen geraten«
  22. bundespraesident.de: Rede (24. August 2011) bei einer 'Tagung der Wirtschaftsnobelpreisträger' in Lindau; spiegel.de 24. August 2011: Wulff greift Euro-Retter an
  23. Rundblick Jahrgang 2007/Nr. 058, 27. März 2007
  24. Deutscher Mittelstandspreis 2003
  25. Mittelstandspreis 2006: Selbständige ehren Christian Wulff und Hugo Müller-Vogg
  26. heise.de: Big Brother Awards: Deutschland, einig Datenland, Heise online vom 28. Oktober 2005
  27. Verleihung des Leo-Baeck-Preises 2011 an Bundespräsident Christian Wulff. Presseerklärung beim Zentralrat der Juden in Deutschland, abgerufen am 15. April 2011.
  28. Annett Meiritz: Heikler Vergleich: Wulff spricht in Talkshow von „Pogromstimmung“ gegen Manager. Der Spiegel, 7. November 2008, abgerufen am 3. Juni 2010.
  29. Nach Pogrom-Vergleich: Zentralrat der Juden verschärft Kritik an Wulff. Der Stern, 8. November 2008, abgerufen am 3. Juni 2010.
  30. Zentralrat der Juden lehnt Entschuldigung ab und fordert Rücktritt: Empörung über Christian Wulffs Pogromvergleich. Bild, 7. November 2008, abgerufen am 3. Juni 2010.
  31. Christian Wulff: Empörung über Pogrom-Vergleich. Kölnische Rundschau, 7. November 2008, abgerufen am 3. Juni 2010.
  32. Wulff räumt Fehler ein: „Gegen Gesetz verstoßen“. Norddeutscher Rundfunk, 22. Januar 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
  33. NACH UPGRADE-AFFÄRE: Wulff gesteht Gesetzesverstoß ein. Handelsblatt, 21. Januar 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
  34. Businessklasse nach Miami: Wulff gesteht Verstoß gegen Ministergesetz. Der Spiegel, 21. Januar 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
  35. Wulff nimmt erneut zu Flug-Upgrade Stellung. Hannoversche Allgemeine, 29. Januar 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
  36. Flugticket-Affäre: Keine Ermittlungen gegen Wulff. Rheinische Post, 25. Januar 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
  37. Wulff gaukelt im Fernsehen Urlaubsidylle vor. SPIEGEL, 17. Juli 2011, abgerufen am 17. Juli 2011.
  38. Wulff hält Diäten-Erhöhung der Abgeordneten für richtig. Die Welt, 9. Juni 2010, abgerufen am 13. Juni 2010.
  39. Dirk M. Herrmann: Landtags-Politiker erhöhen sich Diäten gleich doppelt. Bild, 9. Juni 2010, abgerufen am 13. Juni 2010.
  40. Wulff hält Diätenerhöhung für richtig. Hannoversche Allgemeine, 8. Juni 2010, abgerufen am 13. Juni 2010.
  41. Niedersachsens Abgeordnete bekommen ab Juli mehr Geld. Kreiszeitung Syke, 9. Juni 2010, abgerufen am 13. Juni 2010.
  42. a b Claudia Keller: Christian Wulff: Katholik, der mit Evangelikalen kungelt. Zeit Online, 25. Juni 2010, abgerufen am 1. Juli 2010.
  43. a b Streit um Wulff und sein Amt bei "ProChrist". Deutschlandradio, 22. Juni 2010, abgerufen am 1. Juli 2010.
  44. epd: Huber verteidigt ProChrist-Engagement von Christian Wulff. Archiviert vom Original am 23. Januar 2011, abgerufen am 23. Januar 2011.
  45. Matthias Drobinski: Bundespräsident: Wulff, Glaube und Amt – Gott schütze unser Land. In: sueddeutsche.de, 2. Juli 2010
  46. Kurt Kister: Freundesdienste auf Mallorca. In: sueddeutsche.de, 30. Juli 2010
  47. Wulff im Mallorca-Urlaub auf Maschmeyer-Villa. In Handelsblatt, 29. Juli 2010
  48. Nico Fried: Mallorca-Urlaub bei Freunden. In: Süddeutsche Zeitung, 29. Juli 2010

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