Suanshu shijing

Suanshu shijing

Die Zehn Mathematischen Klassiker (Suanshu shijing, 算术十经) sind eine Sammlung von Mathematikbüchern, die zu Beginn der Tang-Dynastie auf Befehl des Kaisers Li Yuan (regierte 618 bis 626) von dem Mathematiker Li Chunfeng und Kollegen mit Bemerkungen versehen neu herausgegeben wurden. Sie bildeten später die Basis für Staatsprüfungen von Beamten in China. Zuvor hatte sich ein kaiserlicher Astronom (Wang Sibian) über die Mängel der vorhandenen Ausgaben beschwert. Eine erste Druckausgabe (Xylographie) erschien auf kaiserliche Anordnung 1084, eine zweite 1213. Von der ersten Druckausgabe von 1084 ist kein Exemplar erhalten, da die Palastarchive bei der Belagerung von Kaifeng 1126 verstreut wurden. Der Nachdruck 1213 gelang unter dem Gelehrten Bao Huanzhi nur unter großen Mühen. Die Sammlung geriet im Lauf der folgenden Jahrhunderte wieder in Vergessenheit, bis Ende des 18. Jahrhunderts Gelehrte wie der Mathematiker Dai Zhen (1724-1777) und Kong Jihan (1739-1784) erneut eine Ausgabe besorgten (Weiboxie Ausgabe 1773, Wuying dian Ausgabe 1775 bis 1794).

Zu den Zehn Klassikern (in Wirklichkeit sind es 12) gehören:

  • Zhoubi suanjing, ein in erster Linie astronomischer Text (im Titel wird auf das Gnomon verwiesen) mit mathematischen Problemen, unter denen der Satz des Pythagoras vorkommt. Er enthält kosmologische Spekulationen über die Größe des Universums. Er wird häufig in die Zeit 100 v. Chr. bis 100 n. Chr. datiert (Han-Dynastie).
  • Jiu Zhang Suanshu, Neun Bücher über Arithmetische Technik, der wichtigste mathematische Text der Sammlung. Er gilt als der mathematische Klassiker der Chinesen und ist eine Problemsammlung (ohne Beweise im eigentlichen Sinn, aber mit Angabe der Lösung und Aufzeigen des Lösungswegs). Er wird häufig um die Zeit um 200 v. Chr. datiert.
  • Haidao suanjing (Mathematisches Handbuch der Seeinsel) von Liu Hui (263 nach Christus) als Teil eines Kommentars zu den Neun Büchern geschrieben. Er handelt von Landvermessungsaufgaben.
  • Sunzi suanjing, Mathematisches Handbuch des Sunzi (der im 5. Jahrhundert lebte, über den aber sonst nichts bekannt ist[1]). Eine Aufgabensammlung wie die Neun Bücher, im Allgemeinen sind die Aufgaben aber einfacher. Eine Aufgabe beinhaltet den Chinesischen Restsatz.
  • Wucao suanjing, Mathematisches Handbuch für die Fünf Verwaltungsabteilungen. Ein Lehrbuch für angehende Staatsdiener möglicherweise aus dem 5. Jahrhundert.
  • Xiahou Yang suanjing, Mathematisches Handbuch von Xiahou Yang, einem Mathematiker des 5. Jahrhunderts, über den sonst nichts bekannt ist. Das Buch ist eine Aufgabensammlung, die aber gegenüber seinen Vorgängern nichts Neues bringt.
  • Zhang Qiujian suanjing, das Mathematische Handbuch von Zhang Qiujian, eine Aufgabensammlung ähnlich der Neun Bücher aus der Zeit von 468 bis 486.
  • Wujing suanshu, Mathematische Methoden in Fünf Klassikern. Ein Kommentar zu mathematischen Problemen (wie Kalenderfragen) in fünf nicht-mathematischen klassischen Büchern.
  • Jigu suanjing, Fortsetzung der alten Mathematik. Eine Sammlung von 20 Problemen (zum Beispiel aus dem Deich- und Kanalbau) von Wang Xiaotong, einem Mathematiker des 7. Jahrhunderts.
  • Shushu jiyi, Bemerkungen über Überlieferungen arithmetischer Methoden. In dem Buch wird behauptet, das der Autor der Mathematiker Xu Yue (um 160 bis um 227) sei, ein Schüler des Kalenderfachmanns Liu Hong am Kaiserlichen Observatorium, der auch einen Kommentar zu den Neun Büchern geschrieben haben soll. Die Autorschaft wurde aber in der Literatur bezweifelt. In dem Text werden ältere Rechenmethoden erläutert, unter anderem mit Versionen des Abakus, und Zehnerpotenzen zur Darstellung großer Zahlen eingeführt. Der Text ist vermischt mit religiösen (buddhistischen und taoistischen) Bemerkungen.
  • Zhui shu, Methode der Interpolation von Zu Chongzhi aus dem 5. Jahrhundert. Das Buch ist nicht erhalten, wahrscheinlich weil seine Mathematik zu fortgeschritten für die Beamtenkandidaten war. Zu Chongzhi soll der erste chinesische Mathematiker gewesen sein, der das korrekte Volumen einer Kugel angab, und ähnliche Probleme waren wahrscheinlich in dem Buch.
  • Sandeng shu, Kunst der drei Grade. Von Dong Quan aus dem 6. bis 7. Jahrhundert, über Notation für große Zahlen.

Literatur

  • Jean-Claude Martzloff A history of chinese mathematics, Springer, Kapitel 11 (dort SJSS abgekürzt)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Einige frühe chinesische Autoren identifizierten ihn mit Sunzi, dem Autor der Kunst des Krieges, aber schon Ruan Yuan im 18. Jahrhundert bemerkte, dass dies nicht stimmen konnte

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jiu Zhang Suanshu — Die Neun Bücher arithmetischer Technik (Jiu Zhang Suanshu) ist eines der ältesten erhaltenen chinesischen Mathematikbücher und gleichzeitig eines der bekanntesten und bedeutendsten der Sammlung Zehn Mathematische Klassiker (Suanshu shijing). Das… …   Deutsch Wikipedia

  • Liu Hui — (chinesisch 劉徽; * um 220; † um 280) war ein chinesischer Mathematiker. Er lebte im Wei Reich. Liu Hui ist bekannt für seine Kommentare zu den Jiuzhang Suanshu, den Neun Büchern arithmetischer Technik. Dies ist eine Sammlung zur Lösung… …   Deutsch Wikipedia

  • Zhang Qiujian — (* um 430 in China; † um 490) war ein chinesischer Mathematiker. Über Zhang ist nichts bekannt außer dass er der Verfasser der mathematischen Abhandlung Zhang Qiujian Suanjing ist. Sie wird aufgrund einer Feldbesteuerungsaufgabe meist zwischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Chou pei suan ching — Diagramm zum Satz des Pythagoras (chin. Gōugǔ dìnglǐ 勾股定理 Gougu Theorem ) Das Zhōubì suànjīng (chin. 周髀算经, W. G. Chou pi suan ching; Der arithmetische Klassiker des Gnomons von Zhou und der Kreisbahnen des Himmels, kurz: Das Zhou Gnomon) ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Zhoubi suanjing — Diagramm zum Satz des Pythagoras (勾股定理 Gōugǔ dìnglǐ „Gougu Theorem“) Das Zhōubì suànjīng (chinesisch 周髀算經 / 周髀算经, W. G. Chou pi suan ching „klassische Arithmetik des Zhou Gnomons“, kurz …   Deutsch Wikipedia

  • Zhōu Bì Suàn Jīng — Diagramm zum Satz des Pythagoras (chin. Gōugǔ dìnglǐ 勾股定理 Gougu Theorem ) Das Zhōubì suànjīng (chin. 周髀算经, W. G. Chou pi suan ching; Der arithmetische Klassiker des Gnomons von Zhou und der Kreisbahnen des Himmels, kurz: Das Zhou Gnomon) ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Li Chunfeng — (* 602 in Baoji; † 670 in Chang an) war ein chinesischer Mathematiker, Astronom und Historiker. Li Chunfeng war der Sohn eines taoistischen gelehrten Staatsbeamten. Er wurde 627 als Hofastronom und Historikers ins Kaiserliche Amt für Astronomie… …   Deutsch Wikipedia

  • Qian Baocong — (銭, 宝琮) (* 29. Mai 1892 in Jiaxing; † 5. Januar 1974 in Suzhou) war ein chinesischer Mathematikhistoriker. Qian studierte Architektur an der Eisenbahnschule in Suzhou und an der University of Birmingham (Abschluss 1910) sowie ein Jahr am… …   Deutsch Wikipedia

  • Zu Chongzhi — (chinesisch 祖沖之 / 祖冲之 Zǔ Chōngzhī, W. G. TsuCh ung chih; * 429; † 500) war ein chinesischer Mathematiker und Astronom zur Zeit der Liu Song und Südlichen Qi Dynastie. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Arbeit …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des textes de la Chine antique — Voici une Liste des textes de la Chine antique (en hanyu pinyin) et caractères traditionnels: Baihu tong 白虎通 Cantongqi 參同契 Chuci 楚辭 Chunqiu 春秋 Chunqiu fanlu 春秋繁露 Chunqiu Gongyang zhuan 春秋公羊傳 Chunqiu Guliang zhuan 春秋穀梁傳 Chunqiu shiyu 春秋事語 Da Dai… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”