Statistisches Jahrbuch der Schweiz

Statistisches Jahrbuch der Schweiz

Das vom Bundesamt für Statistik (BFS) herausgegebene Statistische Jahrbuch ist seit 1891 das Standardwerk der Schweizer Statistik. Es fasst die wichtigsten statistischen Ergebnisse zu Bevölkerung, Gesellschaft, Staat, Wirtschaft und Umwelt des Landes zusammen. Es dient nicht nur als Nachschlagewerk, sondern zeichnet mit seinen Überblicksbeiträgen ein umfassendes Bild der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Zur Entstehungsgeschichte des Jahrbuches

Am 29. Juni 1887 wurde im Nationalrat erstmals der Wunsch nach einem statistischen Jahrbuch geäussert. Der Bundesrat erklärte sich daraufhin bereit, die Durchführung dieser Anregung ins Auge zu fassen, wollte aber mit der Herausgabe noch ein wenig zuwarten, um die Resultate der Volkszählung von 1888 im ersten Jahrbuch aufnehmen zu können (was dann aber nur teilweise möglich war).

Zwei Jahre später - am 22. Juli 1889 - legte der Direktor des statistischen Büreaus, Dr. Guillaume, an der Konferenz schweizerischer Statistiker in Aarau sechs Thesen zum geplanten Werk vor, welche nach kurzer Diskussion angenommen wurden. In der ersten These wurde der Zweck des statistischen Jahrbuches umschrieben: Das Jahrbuch sollte die hauptsächlichsten Ergebnisse der Statistik der Schweiz in leichtverständlichen Tabellen und, soweit möglich, in vergleichbaren Jahresreihen zur allgemeinen Kenntnis bringen. Als Vorbilder erwähnte Guillaume das Jahrbuch Finnlands (ein zweisprachiges, dünn gehaltenes Taschenbuch) und dasjenige des Deutschen Reiches (ein etwas umfangreicherer und mit farbigen Karten ausgestatteter Band).

An der Konferenz schweizerischer Statistiker vom 18. Oktober 1890 in Bern präsentierte Guillaume den konkreten Kapitelaufbau und ein Musterkapitel zur Vernehmlassung.

Das erste Statistische Jahrbuch der Schweiz, 270 Seiten stark, wurde dem Publikum schliesslich am 8. April 1891 übergeben. Die Reaktionen waren offenbar mehrheitlich positiv, die erstmalige Publikation schien den Anforderungen, die an eine solche Veröffentlichung gerichtet worden waren, zu entsprechen.

Entwicklung über 100 Jahre

Das in den Anfängen des Statistischen Jahrbuches verfolgte Konzept, Informationen über die Grenzen eines Fachpublikums hinaus zur breiteren Nutzung bereitzustellen, entspricht den modernen Grundsätzen der Statistikdiffusion. Damit verbunden ist auch eine über mehr als 100 Jahre festzustellende Ähnlichkeit in der Wahl gewisser Mittel: So enthielt der Anhang des ersten Jahrganges bereits eine Visualisierung von Statistiken in Form von thematischen Karten, und die Ausgabe 1897 war ein reiner Grafikband. Das Element «Text» wurde 1892 ebenfalls bereits verstärkt verwendet.

Statistische Jahrbücher der Schweiz

Nicht alle Ausgaben des Jahrbuchs sind in diesem Sinne modern: Jahrzehntelang wurden reine Tabellenbände publiziert; auf Texte und Grafiken verzichtete man - nicht zuletzt aus Kostengründen. Erst 1989, mit dem 96. Jahrgang, wurden wieder deutliche Schritte in Richtung bessere Verständlichkeit und Benutzerfreundlichkeit unternommen, versuchten die Jahrbuchmacher mit einer Neugestaltung wieder, «Statistik näher an den Bürger heranzubringen» (so Bundesrat Cotti im Geleitwort)[1]. Im Jahr 2001 erfuhr das Statistische Jahrbuch eine weitere Renovation: Aktuell präsentiert es sich als 900-seitiges, vierfarbiges Werk mit integrierter CD-ROM, welche neben den Daten auch (seit 2003) einen interaktiver Atlas|interaktiven Atlas enthält.

Aktuelles Jahrbuch-Konzept

Die Kapitel des heutigen Jahrbuchs - sie entsprechen den Bereichen der amtlichen Statistik - sind jeweils in folgende vier Teile gegliedert:

  1. Überblick
    Der Text legt jeweils eine Synthese der wichtigsten Ergebnisse vor, analysiert längerfristige Entwicklungen, erläutert Zusammenhänge zwischen verschiedenen Kennzahlen. Dieser Teil, der auch zahlreiche Grafiken enthält, wendet sich an ein breites Publikum, soll aber durch seine Übersichtsfunktion auch für eher spezialisierte Gruppen wie Medienleute oder Politikerinnen und Politiker dienlich sein.
  2. Erhebungen, Quellen
    Dieser Teil beschreibt kurz die wichtigsten Datenquellen.
  3. Glossar
    Hier werden zentrale Begriffe definiert.
  4. Datenteil
    Der Datenteil schliesslich entspricht dem klassischen Statistischen Jahrbuch und ist nach wie vor der umfangreichste. Er enthält vor allem Tabellen, aber auch einige Grafiken und thematische Karten.

Die CD-ROM zum Statistischen Jahrbuch

Auf der Jahrbuch-CD-ROM (sie wird nicht einzeln verkauft) sind zu finden:

  1. Das digitale Statistische Jahrbuch der Schweiz – eine interaktive Applikation, die eine einfache Navigation und die Suche in den elektronischen Versionen aller Texte, Tabellen, Grafiken und Karten des gedruckten Jahrbuchs erlaubt. Dazu gesellen sich eine beträchtliche Anzahl Tabellen - unter anderem mit Daten auf Kantons- sowie Gemeindeniveau.
  2. Der Statistische Atlas Schweiz sowie (ab Ausgabe 2011) der Statistische Atlas Europa, zwei interaktive Atlanten

Die vollständige Beschreibung und die Gebrauchsanweisung aller Applikationen finden sich auf der CD.

Jahrbuch-Archiv

Dank enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) kann das BFS eine elektronische Version sämtlicher Ausgaben der Jahrbuch-Jahrgänge von 1891 bis 1957 zugänglich machen - eine nützliche und interessante Quelle für Historikerinnen und Historiker, Studierende und alle anderen Interessierten.

Die Dateien im pdf-Format bieten die Ansicht der originalen Typographie, ihre Texte sind aber durch elektronische Recherchemöglichkeiten so gut zu erschliessen wie diejenigen einer modernen elektronischen Publikation. Allerdings sind die Dateien recht gross (zwischen 16 und 50 MB!), aber wenn man über einen Hochgeschwindigkeits-Internetanschluss verfügt, sollte der Download keine Probleme bereiten.

Taschenstatistik der Schweiz

Die "Taschenstatistik der Schweiz" ist ein jährlich aktualisiertes, übersichtliches, kleines Handbuch – gedacht als eiserne Ration der allerwichtigsten Kennzahlen der Schweiz. Die 50-seitige Gratispublikation im Format A5 passt in jede Jackentasche und beinhaltet die wichtigsten Informationen aus den Bereichen Geografie, Bevölkerung, Arbeit und Erwerb, Wirtschaft und Verkehr, Sozialer Sicherheit sowie Bildung und Wissenschaft. Die "Taschenstatistik der Schweiz" erscheint in den fünf Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch und Englisch.

Quellen und Einzelnachweise

  1. Bundesamt für Statistik (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch der Schweiz 1989, Zürich 1988, S. 6

Weblinks

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Statistisches Bundesamt — Staatliche Ebene Bund Stellung der Behörde Bundesoberbehörde Aufsichtsbehörde(n) …   Deutsch Wikipedia

  • Armut in der Schweiz — Armut bezeichnet primär den Mangel[1] an lebenswichtigen Gütern (beispielsweise Essen, Obdach, Kleidung), im weiteren und übertragenen (metaphorischen) Sinn allgemein einen Mangel (beispielsweise wird ein Landstrich als tierarm, ein Mensch als… …   Deutsch Wikipedia

  • Schweiz — Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse (französisch) Confederazione Svizzera (italienisch) Confederaziun svizra (rätoromanisch) Confoederatio Helvetica (CH) (lateinisch) …   Deutsch Wikipedia

  • Bundesamt für Statistik (Schweiz) — Bundesamt für Statistik (BFS) Hauptsitz Neuenburg Vorsteher Jürg Marti Website …   Deutsch Wikipedia

  • Der Selbstmord — Der Suizid (von neulateinisch suicidium aus dem Präfix sui = sich und caedere = töten, respektive caedium = Tötung; gr. autocheiria) ist das willentliche Beenden des eigenen Lebens, sei es durch beabsichtigtes Handeln oder absichtliches… …   Deutsch Wikipedia

  • Schweiz — (Schweizerische Eidgenossenschaft, hierzu Karte »Schweiz«), ein aus 22 (resp. 25) Bundesgliedern, den Kantonen (resp. Halbkantonen; vgl. die Übersicht auf S. 185), bestehender Bundesstaat, zwischen 5°57 26 und 10°29 40 östl. L. und 45°49 2 und… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Statistisches Bundesamt Deutschland — Statistisches Bundesamt Staatliche Ebene Bund Stellung der Behörde Bundesoberbehörde Aufsichtsbehörde(n) Bundesministerium des Innern …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Frauenanteilen in der Berufswelt — Die Liste der Frauenanteile umfasst Listen zu den prozentualen Anteilen von Frauen im Bezug auf die Gesamtanzahl von Personen in verschiedenen relevanten Gesellschaftsbereichen. Die Frauenanteile werden innerhalb eines Bereiches nach Staaten… …   Deutsch Wikipedia

  • Mülheim an der Ruhr — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Швейцария —         Швейцарская Конфедерация (нем. Schweizerische Eidgenossenschaft, франц. Confédération Suisse, итал. Confederazione Svizzera).          I. Общие сведения          Ш. государство в Центральной Европе, в Альпах. Граничит с Францией, ФРГ,… …   Большая советская энциклопедия

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”