Stadtpfarrkirche (Hartberg)

Stadtpfarrkirche (Hartberg)
Stadtpfarrkirche St. Martin

Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche St. Martin in Hartberg wurde dem heiligen Martin von Tours geweiht. Die heutige Außengestaltung orientiert sich an der spätbarocken Farbgebung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stattpfarrkirche steht auf den Resten eines römischen Bauwerks aus der Zeit um 200 n. Chr.

Romanik

Unmittelbar nach der Errichtung des ersten Marktes in Hartberg um 1128 wurde eine romanische Chorquadratkirche erbaut und dem hl. Martin geweiht. Die Pfarre wurde als eine der Urpfarren neben Riegersburg und Leibnitz um 1140 durch den Archivdiakon Reinbert von Fischau gegründet. Der erste Pfarrer, Erchenger, wird urkundlich 1157 genannt. Für die Zeit von 1163 bis 1201 scheint Ulrich, ein Neffe des Archidiakons Reinbert in acht Urkunden als Pfarrer von Hartberg auf. Pfarrer Ulrich (1163–1201) ließ die Chorquadratkirche zu einer dreischiffigen Pfeilerbasilika mit einem Turm über dem östlichen Chorraum ausbauen. Das Hauptschiff und die beiden niedrigen, mit Fenstern versehenen Seitenschiffen erhielten flache Decken. Auch die Errichtung des romanischen Wehrturmes, des heutigen Kirchturmes, aus behauenen Quadersteinen dürfte in diese Bauperiode fallen.

Gotik

Mitte des 15. Jahrhunderts, in der Spätgotik, wurde der Chorraum der Kirche nach Osten ausgebaut. Das Hauptschiff bekam ein Sternrippengewölbe und einen eigenen Kirchturm (Ostturm). Von den damals neu erbauten Gewölben ist das gotische Sternrippengewölbe im Mittelschiff noch erhalten. An den Strebenpfeilern der Außenseite ist die Jahreszahl 1467 gemeißelt.

Barock

Bei einer Brandkatastrophe im Jahre 1715 wurde Hartberg bis auf wenige Häuser zerstört. Der Wehrturm brannte aus und die angebaute Kirche wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Brandschäden, die teilweise Baufälligkeit und das geringe Fassungsvermögen der Kirche verlangten einen Neubau. 1750 begannen unter dem aus Westfalen stammenden Pfarrer Gerhard Soecker (1736–1758) die umfangreichen Bauarbeiten. 1751 entschloss man sich jedoch nur zu einem großzügigem Umbau.

Die romanischen Seitenschiffe wurden abgerissen, neu aufgebaut, mit Emporen versehen und bis zur Westseite des ehemaligen Wehrturmes verlängert. Der romanische Wehrturm im Westen wurde zu einem barocken Kirchturm mit einem der schönsten Kirchturmhelme der Steiermark ausgebaut. Der Altarraum erhielt ein neues Gewölbe und nach Abtragung des baufälligen bisherigen Kirchturms (Ostturm) erhielt das anschließende Chorquadrat an dieser Stelle eine ovale Flachkuppel. Auch die Sakristei wurde vergrößert und im Norden die Marienkapelle angebaut. Der mit den Bauarbeiten betraute Hartberger Baumeister Thoman Reiff konnte den Umbau 1756 fertigstellen. Die gesamte Inneneinrichtung wurde barockisiert.

Renovierungen

  • Außenrenovierungen, um 1840, 1887, 1928, 1955, 1978, 2005
  • Innenrenovierungen, um 1840, 1863, 1905–1911, 1960, 1973, 2004

Eine Grabung, im Zuge der Innenrenovierung im Jahre 1973, brachte einigermaßen Klarheit über die vier Bauperioden der Stadtpfarrkirche. Beim Einbau der Bodenheizung kamen nicht nur Hypokausten und Mauerteile eines römischen Gebäudes aus dem 2./3. Jahrhundert und die Fundamente der romanischen Chorquadratkirche zum Vorschein, sondern auch eine Krypta.

Ausstattung

Hochaltar
Innenraum

Beim Betreten der Kirche fällt als erstes die harmonische Innengestaltung, eine gelungene Verschmelzung gotischer und barocker Bauelemente, auf. Die Kirche hat einen Hochaltar und sieben Seitenaltäre.

Presbyterium

Das Hochaltarbild wurde vom Vorauer Stiftsmaler Johann Cyriak Hackhofer vor dem Barockumbau, wahrscheinlich noch im Jahre 1717 geschaffen. Es zeigt, wie der Hl. Martin himmelwärts schwebt. Engel umschwärmen ihn und tragen alle bischöflichen Utensilien. Die Fresken des Hofkammermaler Josef Adam Mölk über dem Hochaltar zeigt den Hl. Martin bei seiner Ankunft im Himmel. Der Hochaltar mit dem Säulenaufbau entstand 1766

Den Abschluss des Presbyteriums bilden links das Standbild der hl. Jungfrau Maria und rechts die Statue des hl. Josef mit dem Jesuskind.

Im Jahre 1984 wurde der Altarraum neu gestaltet. Das barocke Chorgestühl kam aus der Stiftkirche in Göß, den steinernen Altartisch hat der Grazer Architekt Reinhard Schöpf entworfen. Über dem Altar schwebt ein großes gotisches Kruzifix, das in der Barockzeit nur wenig verändert wurde.

Marienkapelle

Die Marienkapelle liegt gegenüber der Sakristei in nördlicher Richtung.

Taufkapelle

Ein weiteres Fresko in der Taufkapelle stellt den hl. Johannes den Täufer bei der Taufe Jesu dar. Das steinerne Renaissance-Taufbecken trägt die Jahreszahl 1648. Die vier Ölbilder zeigen die Anbetung der hl. 3 Könige, die Beschneidung Jesu, die Darstellung Jesu und den Kindermord in Bethlehem. An der Südwand der Taufkapelle sind die Gedenksteine des Burgherren Maximilian Steinpeis († 1635) und des Pfarrers Matthias Doll von Dollenberg († 1657) angebracht.

Seitenaltäre

  • Rosenkranzaltar Das Altarbild zeigt die Übergabe des Rosenkranzes durch die Gottesmutter an den hl. Dominikus.
  • Altar der Apostel Petrus und Paulus Der rechte Altar ist den heiligen Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Die Standbilder an beiden Seiten stellen die hll. Franz Xaver und Aloisius dar.
  • Marienaltar In einem Barockaltar sind eine gotische Pietà aus der Zeit um 1420 und ein goldener Altarvorbau aus dem 19. Jahrhundert integriert. Hinter Maria, die den toten Leib Jesu hält, geht die goldene Sonne auf. Im oberen Teil des Altars geht hinter dem Kreuz die Ostersonne auf.
  • Altar der heiligen Familie Das Altarbild zeigt die hl. Familie in ihrem Hause in Nazareth. Links und rechts davon stehen die Statuen der hl. Katharina und der hl. Barbara. Das Deckenfresko stellt ebenfalls die Heilige Familie dar. Der hl. Josef steht einem Sterbenden bei, er ist der Patron der Sterbenden.
  • Altar des heiligen Franz Xaver Der nächste Seitenaltar ist dem hl. Franz Xaver geweiht. Im Deckenfresko sieht man den hl. Franz Xaver bei der Taufe der Inder. Das Altarbild zeigt ihn als Sterbenden. Die Statuen stellen den hl. Augustinus und den hl. Florian dar
  • Altar des heiligen Johannes Nepomuk Die Statuen stellen die Apostel Petrus und Paulus dar. Das Deckenfresko zeigt den hl. Johannes von Nepomuk vor dem König Wenzel.
  • Altar des heiligen Aloisius Über dem Aloisius-Altar mit den Statuen des hl. Ignatius von Loyola und des hl. Johannes vom Kreuz zeigt das Mölck-Fresko den hl. Aloisius beim Verzicht auf Welt und Krone.

Orgel

Die Orgel befindet sich auf der westseitigen Empore und wurde vom Grazer Orgelbauer Ferdinand Schwarz im Jahre 1762 betriebsfertig übergeben. Mit ihren 29 Registern galt sie bis ins 19. Jahrhundert neben Mariazell und Admont als drittgrößte Orgel in der Steiermark. Die Orgel wurde 1942 vom Orgelbauer Karl Schuke aus Berlin erneuert, wobei von der Schwarzorgel nur die Prospektpfeifen und das Gehäuse erhalten blieben. Im Jahre 1969 wurde die Orgel um 2 weitere Register (Trompete und Posaune) erweitert. Die Orgel umfasst nun 22 Register auf 2 Manualen und Pedal mit elektropneumatischer Traktur. Der Spieltisch ist seitlich aufgestellt. An den Seiten finden sich Statuen von König David und der Hl. Cäcilia.

Kanzel

Die Kanzel, die der Grazer Bildhauer Mathias Leitner 1753 schuf, ist eine Stuckmarmorarbeit, ähnlich den Altären in grau, rot und weiß marmoriert. Am Schalldach der Kanzel befinden sich die Statuen der vier sitzenden Evangelisten und als Bekrönung Christus als guter Hirte. Am Korb sind vergoldete Reliefs von „Schafen auf der Weide “ und der „Übergabe des Hirtenamtes an Petrus“.

Kirchturm

Der Kirchturm ist 54 m hoch und gehört mit seinem 90 m² Goldfläche (16.500 Goldplättchen) zu den goldreichsten Kirchtürmen in Österreich.

„Ich Lorenz Husickh schlosser Meister auf den Rinnen Markh habe dießes Creitz und Helm stannen Gott und seinen Heilchen zu greßter Er und glore gemacht den 14. julius 1755sten Jahr ist eß Aufgestellt worden.“

– Zitat im Turmkopf

Glocken

Von 1659 bis zum 1. Weltkrieg befanden sich 6 Glocken in Kirchturm.

1942 mussten die Glocken für Kriegszwecke eingeschmolzen werden, nur die kleinste, 1924 von der Gemeinde Schildbach gespendet, blieb zurück. Da diese Glocke nicht in ein neues Geläut eingebunden werden konnte, wurde sie der Mission übergeben, und befindet sich heute in San José de Chiquitos in Bolivien.

Am 24. August 1958 wurden 6 neue Glocken aufgezogen:

Name geweiht dem/der Gewicht Ton Schlagwerk
Martinsglocke Hl. Martin 2265 kg c' (Stunde)
Jubiläumsglocke Christus dem König 1611 kg d' (Viertelstunde)
Feuerglocke Hl. Florian / Hl. Franz von Assisi 1135 kg e'
Engel des Herrn Glocke Hl. Maria und Anna 704 kg g'
Wetterglocke Hl. Leonhard und Notburga 472 kg a'
Sterbeglocke Hl. Josef 245 kg c

Videoanlage

Im Jahre 2007 wurde eine Videoanlage, bestehend aus 3 Dome-Kameras und 7 Displays errichtet. Mittels dieser Anlage ist es, trotz der baulichen Gegebenheiten, möglich, von allen Plätzen in der Kirche aus, dem zentralen Gottesdienstgeschehen zu folgen. Des Weiteren ist die Videoanlage auch die Basis für die Internet-Übertragung der Gottesdienst via Live Stream.

Siehe auch

Literatur

  • Josef Strauß: Hartberg. Eine Stadt im Wandel der Zeit. Heimat Verlag, Schwarzach 2003, ISBN 3-9501643-8-3, S. 11-13.
  • Pfarre Hartberg (Hrsg.): 850 Jahre Lebendige Pfarre Hartberg. Festschrift. 2007, S. 74, 160-167.
  • Pfarre Hartberg (Hrsg.): Hartberg Pfarrkirche und Karner. 2. Auflage. S. 3-9.
  • Pfarre Hartberg (Hrsg.): Pfarrkirche und Karner Hartberg. 2008, S. 3-21.
  • Château Gaillard: Actes du colloque international de Graz (Autriche), 22-29 août 1998. Publications du CRAHM, 2000, ISBN 9782902685097, S. 7-8 (online).

Weblinks

 Commons: Stadtpfarrkirche (Hartberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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