Christian Gottlob Tröbst

Christian Gottlob Tröbst

Christian Gottlob Tröbst (* 25. Juli 1811 in Apolda; † 3. April 1888 in Weimar) war ein deutscher Theologe, Philosoph, Mathematiker und erster Direktor des Realgymnasiums in Weimar.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Christian Gottlob Tröbst ist der Sohn des Nadlers Wilhelm Tröbst und der Schlachterstochter Friederike Eleonora geb. Hauf. Er wird am 28. Juli 1811 getauft. Zunächst besuchte er die Bürgerschule in Apolda. Der Vater ermöglicht unter schweren finanziellen Opfern für den begabten Sohn gleichzeitig Privatstunden in Latein und Griechisch.

Im Alter von knapp 15 Jahren wird Tröbst am 30. März 1826 nach bestandener Prüfung in die Untertertia des Großherzoglichen Gymnasiums in Weimar aufgenommen. Die Stadt zählt damals rund 9.700 Einwohner. Tröbst wird bald Klassenprimus, darf Johann Wolfgang von Goethe am Jahresende stets das Schulprogramm für das neue Jahr überreichen. Sein Abitur legt er Ostern 1833 ab, auf Konferenzbeschluss "wegen Begabung" ein halbes Jahr vorzeitig.

Sofort anschließend beginnt er mit dem Studium der Theologie und Philosophie an der Universität Jena, (damals 6.300 Einwohner). Er ist Kostgänger beim Geheimen Hofrath Fries (1773–1843), der Philosoph und Professor der Physik und Mathematik ist. Tröbst hat die Briefanschrift: das "Wedel’sche Gartenhaus" in Jena, "in der Colonie". Er nimmt eine Hilfslehrerstelle im Zenkerschen Institut Jena an, einer Privatschule für Jungen und höhere Töchter.

Am 22. April 1836 besteht Tröbst das Kandidatenexamen der Theologie.("Candit. Theol.") und wird fortan den Weimarischen Predigtsamtskandidaten zugezählt. Er hält Predigten in der Garnisonskirche sowie in der Herderkirche in Weimar. Er wechselt zur "Herzog'schen Anstalt", einer anderen privaten Erziehungsanstalt in Jena in der Wagnergasse (später: Stoy'sche Knabenschule). 1837 erfolgt seine Ordination. Er wird angestellt als Kollaborator an der Haupt- und Stadtkirche zu Jena, er hält Predigten an der Herderkirche in Weimar. Er erhält zwei Prämierungen für "beste Predigt".

Wissenschaftliches Wirken

Im Dezember 1833 stirbt in Jena der Privatdozent für Mathematik Carl Heinrich Anton Temler. Sein letztes Manuskript, ein "Lehrbuch der ebenen und körperlichen Trigonometrie" wird über Jakob Fries unter anderem von Tröbst vollendet. Es erscheint 1838 im Jenaer Buchverlag Hochhausen und kostet "1 Thlr. 18 Gr."

Tröbst will seine Studien mit dem Dr. phil. abschließen. Dies wird nur möglich mit Hilfe finanzieller Unterstützung seitens der Schulbehörde. Im Dezember 1838 werden dem "Christiano Aenodeo Troebst, Apoldano" die "Doctoris Philosophiae Honores" verliehen. Seine Arbeit ist in Latein verfasst.

1840 veröffentlicht Tröbst als "Christian Gottlob Tröbst, Doctor der Philosophie und Lehrer an der Real-Schule zu Jena" eine weitere "überprüfte Logarithmentafel der Sinus, Tangenten und Secanten, mit dem Opus Palatinum verglichen und nach den Differenzen geprüfft." Sechs Jahre später wird es eine zweite Auflage geben. In der Jenaer Universitätsbibliothek befand sich noch 1956 ein Exemplar mit dem Namenszug eines der Käufer: Walter von Goethe.

1839 macht er die Bekanntschaft mit dem 22 Jahre älteren Stepan Sabinin (1789–1863), dem Beichtvater der Großherzogin des Herzogtums Weimar, der Zarentochter Maria Pawlowna. Tröbst und Sabinin planen, einige Werke des russischen Dichters Alexander Puschkin in Deutschland bekannt zu machen. Sabinin übersetzt "Pique Dame", Tröbst übernimmt die Bearbeitung und das Vorwort. Das Werk erscheint im Verlag Hochhausen, Jena.[1]

Hauslehrer in Moskau

Sabinin verhilft Tröbst zu einer Hauslehrerstellung in Moskau, in der Familie des General Schöppingk, dessen Vater mit Goethe in Leipzig gut bekannt war. Tröbst trifft sich mit Schöppingk in Dresden, die gemeinsame Abreise nach Moskau findet am 4. Juni 1840 statt, die Reise dauert 22 Tage. Tröbst ist jetzt 29 Jahre alt. Sein Schüler Dmitrij (1823–1895) ist 17 Jahre alt. Moskau hat damals etwa 349.000 Einwohner, rund 40 mal mehr als Weimar. Seit der Ankunft führt Tröbst ein Tagebuch, das im Wesentlichen erhalten ist.

Am 15. Oktober 1840 besteht Tröbst die Prüfung an der Moskauer Universität als "Gouverneur", d.h. Hauslehrer. Er macht Bekanntschaft mit anderen deutschen Hauslehrern, die Tröbst "Deutsche unseres Gelichters" nennt, darunter Ludwig Haake aus Ostfriesland und Friedrich Bodenstedt aus Peine (später als bedeutender Slawist geadelt)[2]

Am 9. Oktober 1840 stirbt sein Vater Wilhelm Tröbst in Apolda.

Tröbst macht die Bekanntschaft des Fürsten Plato Meschtschersky. Dieser vermittelt ihn als Hauslehrer an die Familie von Soymonoff, ebenfalls in Moskau. Am 15. April 1841 tritt er seine Stellung an. Sein Schüler ist Nicola, der 16-jährige Sohn des Hausherren. Dessen Schwester Catherine de Soymonoff ist so alt wie Tröbst. Es kommt zu einer lebenslangen Liebesbeziehung.

Auf dem Gut der Gräfin Cantakuzin entdeckt Tröbst im Nachlaß der Elisa von der Recke drei ungedruckte Gedichte des deutschen Freiheitsdichters Theodor Körner. Darüber wird er 1855 selbst im "Weimarischen Sonntagsblatt" berichten. Er macht die Bekanntschaft eines Freundes seines Schülers Nicola: Es ist der 13-jährige Lew Tolstoi. Als Tolstoi, bereits weit über Rußlands Grenzen berühmt, im Jahr 1861 nach Weimar kommt, wird er dort zunächst Tröbst besuchen und erst danach den Großherzog.[3]

Rückkehr nach Deutschland

Durch eine Indiskretion erfahren die Eltern Soymonoff von der Beziehung ihrer Tochter zu dem deutschen Hauslehrer. Tröbst muß fristlos das Haus und damit auch Moskau verlassen. Er kehrt nach Weimar am Himmelfahrtstag des Jahres 1846 zurück.

Ab dem 24. Juni 1846 hat er eine Wohnung in Maua, Bachgastrasse, "im früheren Meister’schen Hause" beim Fleischer Abt. Wiederholt predigt Tröbst in dieser Zeit in Apolda. Dort hätte man ihn gerne als Superintendenten gehabt. Doch Tröbst lehnt ab, er sieht seine Bestimmung eher als "Erzieher und Former der Jugend" und strebt nach einer entsprechenden Anstellung in Weimar.

Im Juli 1847 erhält er eine Anstellung als Lehrer am Wilhelm-Ernst-Gymnasium Weimar. Das Anfangsgehalt beträgt 300 Taler, "das ist nicht viel". Er wohnt "Am Kettenberg F 60". Weimar hat inzwischen etwa 13.000 Einwohner (darunter 1.267 Dienstboten und 1.507 Handwerksangestellte und Lehrlinge). Tröbst tritt in die Freimaurerloge "Anna Amalia zu den drei Rosen" ein.

Im Frühjahr 1850 findet die Verlobung des inzwischen 39-jährigen Tröbst mit der sechs Jahre jüngeren Witwe Anna Elisabeth Motz aus Bad Salzungen statt. Deren Mann, der Kameralkandidat (d.h. Beamtenanwärter einer fürstlichen Kammer) Johann Friedrich Motz, ist sechs Jahre zuvor verstorben. Elisabeth ist viertes Kind und zweite Tochter des verstorbenen Metzgermeisters Johan Heinrich Bachmann und dessen Frau Anna Katharina Luther, einer entfernten Nachfahrin von Martin Luthers Frau Katharina von Bora.

Tröbst erwirbt das Haus No. 26. in der Erfurter Strasse in Weimar. (Dieses wird 1877 in Haus No. 13 umnummeriert.)

Tröbst läßt sich von dem in Weimar geborenen Maler Friedrich Martersteig (1814–1899) porträtieren. Martersteig wird im gleichen Jahr Professor und Mitglied der Berliner Akademie.

Die Trauung findet am 18. August 1850 in der evangelischen Kirche in Bad Salzungen durch den "Archdiakonus" Ansfeld statt. Das erste Kind, ein Junge, geb. am 7. Mai 1851, stirbt noch am gleichen Tag. Am 5. August 1852 bringt Elisabeth einen weiteren Sohn zur Welt, Heinrich Woldemar. (Er wird später Professor am Gymnasium in Hameln.) Am 22. Dezember 1853 wird die Tochter Marthe geboren. Sie stirbt ein Jahr später durch einen Krippenunfall. Das vierte - und letzte Kind - Karl Ludwig Paul wird am 7. April 1859 in Hameln geboren. Später war er ein bekannter Rechtsanwalt in Weimar.

Um die Finanzen aufzubessern, muss Tröbst auch Pensionäre aufnehmen, u.a. den Kunststudenten Emile Gallé (1846–1904), später weltberühmt durch seine Kunstgläser. In den fast zwei Jahren, die Emile im Haus in der Erfurter Straße verbringt, entsteht eine enge Freundschaft zwischen Tröbsts Sohn Woldemar und Emile, aber auch zwischen den jeweiligen Eltern. Die Freundschaft bewährt sich auch im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71: Als Woldemar in der Schlacht bei Wörth verwundet wird, holen die Gallés den Freund/Feind aus dem deutschen Lazarett, um ihn bei sich zuhause gesund zu pflegen.

Literarische Arbeiten

  • 1848: das zweite Bändchen mit Übersetzungen der Puschkin-Novelle "Die Hauptmannstochter".
  • 1853: im Verlag Bernhard Friedrich Voigt (Weimar) "Der Nordpol oder Geschichte der merkwürdigsten Reisen, welche seit den ältesten Zeiten bis jetzt nach den nördlichsten Ländern, namentlich den Inseln Nova-Zembla und Spitzbergen unternommen wurden. Bearbeitet für die Jugend nach Lebrun und Originalwerken, von Dr. Ch. G. Tröbst, Gymnasialprofessor zu Weimar".
  • 1854: (ebenfalls bei Voigt): "Die Märtyrer der Freimaurerei Spaniens im Jahr 1853". 1856: die deutsche Bearbeitung des "Windsystem" von Lartigue heraus

Wenig später: eine "populäre Darstellung des Sonnensystems und der Gesetze seiner Bewegungen" nach dem Niederländer Kaiser.

  • 1860: " Der Sonnenstaat des Tomaso Campanella", erschienen in zwei Programmabhandlungen seines Realgymnasiums. Im Brockhaus von 1865, 11. Auflage steht, ebenso wie in den folgenden Auflagen bis zur XIV. von 1898 als Literaturhinweis zum Stichwort Campanella: (vgl. Tröbst, der Sonnenstaat des Campanella, Weimar 1860…)

Außerdem schreibt GT für die "Weimarische Zeitung", und ist später auch Redakteur für den Boten des Gustav-Adolf-Verein.

  • Ostern 1857: GT Übernimmt sein neues Amt "als 1. Direktor" der neuen Realschule. (Heute: Falk-Schule).

Caritative und andere Tätigkeiten

Tröbst ist Mitglied in den Weimarer Vereinen für Innere Mission und "zur Rettung und Erziehung sittlich gefährdeter, verwahrloster und verlassener Kinder". Er ist außerdem Mitglied und Redakteur des 1832 gegründeten Gustav-Adolf-Vereins. Während zweier Wahlperioden ist er Mitglied des Kirchengemeinderaths der Stadt Weimar Mitglied verschiedener naturwissenschaftlicher Vereine.

Kontakt mit Wissenschaftlern und Gelehrten seiner Zeit

Mit unter anderem folgenden Persönlichkeiten hatte Tröbst persönlichen oder brieflichen Kontakt:

  • Germanist Oskar Schade (1826–1906)
  • Ornithologen Ludwig Brehm (1787–1864), Vater des für sein "Tierleben" berühmt gewordenen Alfred Brehm.
  • Jacob Grimm (1785–1863), Philologe, Märchenforscher und einer der berühmten "Göttinger Sieben".
  • Adolf Stölzel, Jurist (1831–1919) gehört dazu. Stölzl wird 1872 zum Kammergerichtsrath und Vortragenden Rath im Preussischen Justizministerium ernannt.
  • Ernst von Wildenbruch (1845–1909)

Wiederaufnahme der Beziehung zu Catherine

Im Juli 1865 erhält Tröbst, inzwischen 54, einen Brief einer Bekannten aus Moskauer Tagen. Sie teilt ihm mit, Catherine de Soymonof sei noch immer unverheiratet. Die Verbindung wird wieder aufgenommen. Es findet rege Korrespondenz statt. Im September 1869 kommt Catherine nach Weimar, sie wohnt im "Hotel Ziegler". Es erfolgt ein Besuch im Haus Tröbst. In ihrem ersten Brief nach der Abreise heißt es: "Jetzt verdanke ich Weimar die glücklichsten Stunden meines Lebens und die theuersten Erinnerungen."

Danach findet ein regelmäßiger Briefverkehr zwischen Tröbst in Weimar und Catherine in Moskau/Kasan statt, aus dem sich eine Art journalistischer Zusammenarbeit ergibt. Die Korrespondenz ist heute im Familienbesitz Tröbst. Briefe von Catherine an ihre Mutter, in denen Tröbst erwähnt wird, befanden sich (Stand: 2007) im Moskauer Staatsarchiv, zwei Ölportäts der 28-jährigen Catherine im Puschkin-Museum Moskau.

Im Juli 1871 besucht Catherine wiederum Weimar, diesmal in Begleitung des Fürsten Meschtscherski. Am 17. Januar 1873 stirbt Tröbsts Frau, Catherine kommt aus Moskau "um den Freund zu trösten". Zum Jahresende 1873 tritt Tröbst aus der Loge aus, denn sie sei nicht mehr die "Stätte des Friedens und der Ruhe", die er sich vorgestellt habe. Der Antrag auf Pensionierung vom Schuldienst wird abschlägig beschieden, er soll nach Weihnachten noch einmal in der Schulbehörde besprochen werden. Im Oktober 1876 stellt Tröbst einen zweiten Antrag auf Pensionierung, dem dann "im Interesse der Schule erst für Ostern 1877" stattgegeben wird. Tröbst erhält eine lobende Dankadresse der Stadtbehörde, ihm wird der Weimarische Hausordens vom Weißen Falken verliehen.

1879 stirbt Catherine in Kazan. 1880 verkauft Tröbst das Haus in der Erfurter Straße, und kauft einen Neubau am Watzdorfplatz (heute: Buchenwald-Platz). Das Haus wird kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch Bomben zerstört.

Tod

Tröbst stirbt am 3. April 1888 im 77sten Lebensjahr. Der später berühmt gewordene 17-jährige Momme Nissen, seit 1885 Student an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar, macht eine Zeichnung von Tröbst auf dem Totenbett. Im sechsspaltigen Nachruf der Weimarischen Zeitung vom 14. April 1888 heißt es nach einer ausführlichen Würdigung Tröbsts: "So ging ein reiches Leben zu Ende, von dem ein gut Theil nur Mühen und Schaffen für andere gewesen ist."

Die Beisetzung fand auf dem Historischen Friedhof in Weimar statt, links von der Allee, die zur Fürstengruft führt. Das Grab wird mit vielen anderen nach dem Zweiten Weltkrieg eingeebnet. Nach der Wende wird eine Gedenktafel an der rechten Mauerseite des historischen Friedhofs angebracht, etwa 50 Meter entfernt vom Eingang an der Trierer Straße.

Die Inschrift lautet:

*Tröbst

  • erster Direktor
  • des Realgymnasiums
  • zu Weimar
  • * 25. Juli 1811
  • † 3. April 1888

Belege

  1. siehe auch Erwähnung in Brockhaus und Meyer's Conv. Lexikon 19. Jahrhundert unter PUSCHKIN
  2. siehe v. Bodenstedts 1888 erschienenen "Erinnerungen aus meinem Leben", in denen GT mehrfach erwähnt wird.
  3. Tagebuch Tolstoi

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