Souterrains in Schottland

Souterrains in Schottland
Souterrain von Ardestie
Souterrain von Tealing

Die Souterrains in Schottland bilden, wie E. T. Wainwright bereits 1853 feststellte, keine morphologisch homogene Gruppe innerhalb der komplexen vorgeschichtlichen Bauten.[1] Regional stärker differierende und in ausreichendem Maß untersuchte Souterrains existieren in Aberdeenshire, Angus, Sutherland und auf Orkney.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Das schottische Souterraingebiet, liegt mit 12 Ausnahmen, nördlich des Flusses Tay[2]. Die Verteilung der schottischen Souterrains ist in der Region ungleichmäßig. Während Angus, Aberdeenshire und Sutherland große Cluster besitzen, sind andere Gebiete nahezu leer. Souterrains fehlen im südwestlichen Schottland und in den westlichen Highlands beinahe völlig.[3] Eines der wenigen in diesem Gebiet, Ardeer in Ayrshire[4] ist eine Chimäre. Der mit Platten gedeckte Gang, aus Trockenmauerwerk, führt in eine Naturhöhle.

Südliches Piktenland

Ansehnliche Beispiele von Souterrains stammen aus den Grafschaften Angus, Perth und Fife,[2] jenem Landesteil der auch als „Südliches Piktenland“, bezeichnet wird. Diese Souterrains bestehen aus einem langen gebogenen, gewöhnlich gepflasterten Gang und einem schmaleren Zugang. Die Strukturen haben Breiten bis zu 2,45 m und eine Durchschnittshöhe von 1,83 m.[5] Die Länge der Bauten wurde nur an neun Stellen festgestellt.[6] Sie variieren von 12,2 m (Mudhall) bis 39,6 m (Carlungie 1). Laut Barclay liegen 57 Soutterrains im Südlichen Piktenland.

Deckenausführung

Es gab eine Debatte bezüglich der nicht nachweisbaren Bedeckung der Souterrains. MacRitchie argumentierte für Holzdächer. Wainwright schlug massive Steindächer vor.[7] Barclay[8] widerlegte Wainwright und schlug ebenfalls Holzdächer vor. Mindestens Hurly Hawkin, ein in Angus entdecktes Souterrain dieser Gruppe, hat jedoch ein Dach aus Steinplatten.[9]

Bodenausführung

Die Souterrains des südlichen Piktenlandes sind einfach strukturiert. Bodenpflasterungen eines hohen Standards wurden bei Carlungie 2,[10] Newmill,[11] Hurly Hawkin[9] und Longforgan registriert.[12] Ein steingefasstes Abflussrohr wurde in Ardestie in Angus ausgegraben.[13] Abflussrohre sind jedoch keine normale Ausrüstung der Souterrains in Angus. Tatsächlich war das Abflussrohr von Ardestie ein sekundärer Einbau.

Sonstiges

Barrieren, wie sie in Irland normal sind, gehören nicht zum Standard der Gruppe im südlichen Piktenland, obwohl Pfosten bei Tealing 3 registriert wurden.[14] Schalensteine aus der Bronzezeit sind beim Bau von Souterrains dieser Gruppe, zum Beispiel in Ruthven,[15] Tealing 3 und Hurly Hawkin.[16] verwendet worden. Das Souterrain von West Grange of Conan besitzt eine für diese Gruppe atypische Kammer in Form einer Bienenkorbhütte. Die brauchbarste Parallele der kreisförmigen Kammer von Conan stellt in Schottland Castlelaw in Midlothian dar.[17]

Die nördlichen Inseln

Souterrains auf Orkney und den Shetlandinseln besitzen Kammern mit Dachkonstruktionen aus einem durch freistehende Säulen unterstützten Kraggewölbe. Eine vergleichbare Decke haben z.B. die Souterrains von Roovesmore und Carhoovauler im County Cork in Irland. Das Souterrain von Rennibister[18] ist typisch für den orkadischen Typ. Ein schmaler Gang führte hinunter zu einer ovalen Kammer, deren Dachplatten durch eine Anzahl von schlanken Säulen gestützt werden. Bei Midhouse auf Orkney[19] wird das Dach durch sieben Säulen und einen unregelmäßig geformten Felsen gestützt. Wo die Säulen ungenügend hoch waren, wurden Platten aufgelegt, um die erforderliche Höhe zu erreichen. Andere Beispiele von Kammerdächern mit Säulenunterstützung auf Orkney sind Biggings, Dale, Grain und Hatston.[20] Ein Souterrain auf Jarlshof auf den Shetlands[21] enthielt eine Kammer, deren Dach durch vier Säulen gestützt wurde. Die Eingänge zu den Souterrains der Orkney und Shetland Gruppe sind schmal, ihre Kammern klaustrophobisch eng.

Die westlichen Inseln

Die Souterrains der Inseln Westschottlands sind in der Form außerordentlich abweichend.[22] Allgemein sind sie niedrig, schmal und klein. Einige, zum Beispiel Usinish auf den Hebriden, waren Wheelhäusern beigefügt. Die Forschungsarbeit an den Souterrains dieser Gruppe ist noch wenig ausgeprägt.

Sutherland

In Sutherland kommen neben einfachen Gängen, die mitunter zu einer runden oder ovalen Kammer führen, etwa kreuzförmige Komplexe vor (Kirkton). Die Souterrains dieser Gruppe bestehen generell aus einem undifferenzierten Gang-Kammerbereich. Kammer und Gänge haben breite Anschlüsse. Das Souterrain von Salscraggie[23] wurde durch eine Flucht von Stufen begangen. Das Souterrain von Rosal[24] zeigt einen abgetreppten Rampenzugang, der zu einem im Prinzip undifferenzierten Gang-Kammer Gebilde von etwa 12,8 m Länge führt. Der Eingang zur Kammer hat eine Breite von 0,61 m. Dort waren zwei Pfosten vor die Wände des Ganges gesetzt worden. Ihr vertikal vorspringendes Profil steht im Gegensatz zum sonst horizontalen Mauerwerk. Über den Pfosten liegt der niedrige Deckungssturz. Die Kammer besitzt eine Decke aus Platten, die vereinzelt durch Pfosten gestützt werden. Das Souterrain von Portnacon enthielt im Boden eine Aushöhlung[25] von 1,22 m Durchmesser und etwa 0,61 m Tiefe. Buxten nimmt an, dass es eine Senkgrube darstellt (das Souterrain scheint unter Wassereinbrüchen gelitten zu haben). Bei Cyderhall weist die Anwesenheit von paarig angeordneten Postlöchern auf ein ehemaliges Holzdaches[26].

Aberdeenshire

Die Souterrains der Aberdeenshire Gruppe scheinen Beziehungen, sowohl nach Sutherland als auch zum südlichen Piktenland zu haben. Sie sind jedoch beträchtlich kleiner als die letzteren. Wainwright[23] lenkte die Aufmerksamkeit auf das Souterrain von Glenkindie, das mehr kammer- als gangorientiert ist. Seine beiden etwa ovalen durch einen Schlupf verbundenen Räume sind für die Gruppe atypisch.

Funktion

Die Funktion der schottischen Souterrains wurde noch nicht abschließend diskutiert. Während die meisten Archäologen die Strukturen im Norden und Westen Schottlands mit einer Unterschlupffunktion versehen möchten, wird dies in Bezug auf die Souterrains im südlichen Piktenland nicht so gesehen. Die Idee Wainwrights,[27] die großen, gekurvten, gepflasterten Räume als Viehställe zu deuten, wird von späteren Archäologen nicht geteilt, die für eine Lagerfunktion argumentieren. (Siehe jedoch Cornwall. Das Souterrain allein liefert zumeist keine Hinweise. Viele Souterrains liegen innerhalb von Forts oder in einem Areal von Rundhütten und ihre Eingänge liegen innerhalb einer dieser Hütten.

Datierung

Es gibt viele ungelöste Aspekte beim datieren der Souterrains in Schottland. Vere Gordon Childe[28] und Curle[29] argumentierten für eine bronzezeitliche Entstehung einiger Beispiele im äußersten Norden. Thomas[30] meint, dass schwierig zu beweisen sei, dass die Souterrains in einigen Regionalgruppen vor der späten vorrömischen Eisenzeit in Gebrauch waren. Dies wurde damit begründet, dass die Souterrains von Newstead in Roxburgh und Crighton Mains in Midlothian Steine enthielten, die von aufgegebenen römischen Anlagen stammen.[31] Mehrheitlich wurden die Anlagen der südlichen Piktenlandzone zwischen 50 und 250 n. Chr. datiert.[32] In Dalladies in Kincardineshire[33] wurde eine Reihe von unterirdischen Strukturen mit offensichtlicher Ähnlichkeit mit Souterrains aufgedeckt. Die wissenschaftliche Datierung belegt einen Gebrauch zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr. Mehrere dieser Souterrains, sollten sie als solche akzeptiert werden, enthielten hölzerne Strukturen, die wahrscheinlich Dachstützen darstellen. Eine der unterirdischen Strukturen hat einen Rampenzugang und schwach ausgeprägte Belege für eine Türöffnung.

Das Souterrain von Ardross 1 in Fife ist für die Datierungsdebatte typisch. Wainwright[34] gab an, dass dieses Souterrain, obwohl in Fife gelegen, morphologisch keine Verbindungen zu den Strukturen im südlichen Piktenland habe. Grundsätzlich besteht das Souterrain aus einem Gang von 18,3 m Länge, der zu einem subrechteckigen Raum führt. Der Zugang zeigt eine Flucht von zehn gut gebauten Stufen. Der Gang enthielt ein Türsteinpaar, das die Breite des Durchgangs zur Kammer auf 0,56 m reduzierte. Die Verbindung des Ganges mit der Kammer wird durch drei hinunterführende Stufen markiert. Die Kombination dieser Eigenschaften brachte Wainwright zu der These, dies Souterrain sei von Kolonisten die von den nördlichen Inseln stammten, gebaut worden. Allerdings konnte dieses Souterrain nicht datiert werden.

Literatur

  • G. Barclay: Newmill and the Souterrains of Southern Pictland In: T. Watkins; Excavation of a settlement and souterrain at Newmill near Bankfoot, Pertshire Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland 110, 1978-80
  • Mark Clinton: The Souterrains of Ireland. Wordwell, Bray Co. Wicklow 2001, ISBN 1-869857-49-6. S.175 ff
  • J. Hunter: Excavation at Ardeer, Ayrshire In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland 105, 1972-4
  • D. B. Taylor: Excavation of a promontory fort, broch and souterrains at Hurly Hawkin Angus PSAS 112 1982
  • C. Thomas: Britain and Ireland (in early Times AD 400-800) London 1971
  • E. T. Wainwright: Souterrains in Scotland In: Antiquity 27 1953
  • E. T. Wainwright: A souterrain identified in Angus. Antiquaries journal 33, 1953
  • E. T. Wainwright: A souterrain at Longforgan in Perthshire. PSAS 88, 1954-56
  • E. T. Wainwright: Houses and graves. In: E. T. Wainwright (ed.), The problem of the Picts, Edinburgh 1955.
  • E. T. Wainwright: The souterrains of Southern Pictland. London 1963.
  • T. Watkins: Excavation of a settlement and souterrain at Newmill near Bankfoot, Pertshire In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland 110, 1978-80

Einzelnachweise

  1. Wainwright 1953a, S. 219
  2. a b Wainwright 1963, S. 3
  3. Thomas 1971, S. 45
  4. Hunter 1972-4, S. 296
  5. Wainwright 1953a, S. 221
  6. Barclay 1978–1980, S. 202
  7. Wainwright 1963, S. 156
  8. Barclay 1978–1980 S. 204
  9. a b Taylor 1982, S. 215
  10. Wainwright 1953b, S. 65
  11. Watkins 1979, S. 205
  12. Wainwright 1954-6, S. 57
  13. Wainwright 1963, S. 58
  14. Wainwright 1953a, S. 220
  15. Wainwright 1963, S. 210
  16. Taylor 1982, S. 223
  17. Childe 1932-3, S. 362
  18. Piggott 1982, S. 154
  19. Craw 1930-1, S. 357
  20. Piggott 1982, S. 145
  21. Curle 1935-6, S. 241
  22. Wainwright 1953a, S. 223
  23. a b Wainwright 1953a, S. 226
  24. Corcoran 1967-8, S. 114
  25. Buxton 1934-5, S. 433
  26. Pollock 1992, S. 149
  27. Wainwright 1963, S. 122
  28. Childe 1935, S. 212
  29. Curle 1934-5, S. 106
  30. Thomas 1972, 76
  31. Piggott 1982, S. 141
  32. Wainwright 1963, S. 24
  33. Watkins 1978–1980a, S. 122
  34. Wainwright 1963, S. 162

Siehe auch

Weblinks


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