Sofie Dawo

Sofie Dawo

Sofie Dawo (* 14. August 1926 in St. Ingbert; † 12. August 2010 in Blieskastel[1]) war eine deutsche Bildende Künstlerin und Kunstpädagogin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihre Kindheit verlebte Sofie Dawo in ihrem Geburtsort. Von 1948-1952 studierte sie in der Webereiklasse an der seinerzeitigen Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken, eine der Vorgängerinnen der heutigen Hochschule der Bildenden Künste Saar. Es folgten Lehr- und Wanderjahre, in denen sie Entwürfe für die Textilindustrie wie auch für kirchliche und Zweckbauten anfertigte.

1958 übernahm sie die Leitung der Klasse für Weben und Stoffdruck an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk, die sie bis zum Jahr 1971 innehatte. Seit 1961 war sie in Personalunion auch stellvertretende Direktorin der Schule. Danach war sie bis 1989 als Leiterin des Fachbereichs Design, Fachrichtung Textildesign an der Fachhochschule des Saarlandes, einer Nachfolgeinstitution der Staatlichen Werkkunstschule, tätig. 1975 wurde Dawo zur Professorin an dem Institut ernannt. Von 1989 bis 1992 war sie Hochschullehrerin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, die als Nachfolgerin der diversen Werkkunstschulen neu strukturiert wurde. 1992 wurde Sofie Dawo emeritiert. Mit ihrem Künstlerkollegen Oskar Holweck, der seine eigene künstlerische und Hochschulkarriere parallel zu Dawos beruflich-künstlerischem Lebensweg entwickelte, verband die Dawo lebenslang eine enge künstlerische Beziehung.

Werkbeschreibung

Als Material für ihre künstlerischen Arbeiten verwandte die Künstlerin überwiegend die diversen Arten des textilen Gestaltens. Sofie Dawo „…gliedert sich in die Reihe der Künstlerinnen ein, die die Webkunst in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts entscheidend bestimmen. Schließlich war es auch Sofie Dawo, die zu Beginn der sechziger Jahre in ihren Arbeiten die Grenze der Zweidimensionalität überschritt und zu Werken plastischen Charakters vorstieß. Damit lenkte sie die Entwicklung der Tapisserie in Deutschland in eine völlig neue Richtung. Die Webkunst befreite sich aus dem Bann der reinen Fläche, gewann an außerbildlicher Räumlichkeit, erreichte somit das Relief und sogar die gänzlich von der Wandfläche unabhängige textile Skulptur[2].

„Sofie Dawo arbeitet in vielen ihrer Werke ohne Entwürfe oder Studien. Diese Tatsache impliziert, dass die Komposition häufig erst während des Webvorganges entsteht und spontane Einfälle oder mehr oder weniger zufällig sich ergebende Strukturen (etwa aufgrund technischer Ereignisse im Webstuhl) berücksichtigt“, schreibt Huth-Fox weiterhin.

Bis zum Tode von Sofie Dawo musste man davon ausgehen, dass sie ausschließlich mit textilem Gestalten als Kunstform arbeitete. Nach ihrem Tod fand sich bei der Vorbereitung einer retrospektiven Ausstellung im Stadtmuseum St. Wendel ein bis dahin unbekanntes Konvolut von grafischen Arbeiten, die zwischen den Jahren 1960 bis 1964 entstanden sind. Diese Grafiken, die sich an der "Grundlehre" von Oskar Holweck, Professor an der Werkkunstschule Saarbrücken, orientieren, bilden die Grundlage für zahlreiche spätere Textilarbeiten der Künstlerin[3].

Ehrungen - Auszeichnungen

  • 1967 Staatspreis mit Goldmedaille, München
  • 1988 Lotte-Hoffmann-Gedächtnis-Preis, Stuttgart

Werke im Öffentlichen Raum (Auswahl)

  • Ludwigshafen, St. Maria, Wandbehang, 1952, 3,00 x 3,00 m
  • Blieskastel, Sitzungssaal des Rathauses, Wandbehänge (in Zusammenarbeit mit Hans Dahlem), vierteilig, je 2,20 x 1,10 m
  • Neunkirchen, Rathaus, Wandbehang, 1957 Wolle, 0,80 x 1,60 m
  • St. Ingbert, Kreissparkasse, Wandbehang, 1959, 2,85 x 4,00 m
  • St. Ingbert-Rohrbach, Erweiterte Realschule II Johannesschule, Wandbehang, 1962, Wolle, 2,50 x 2,50 m
  • Saarbrücken, Industrie- und Handelskammer, Wandbehang, 1963, Wolle, Gobelintechnik, 0,47 x 1,76 m
  • Saarbrücken, Rechnungshof des Saarlandes, Wandbehang, 1963, gewebte Wolle, 1,30 x 1,30 m
  • Blieskastel, Kreissparkasse, Wandbehang, 1964, Schwarze und weiße Ryawolle, Gobelin- und Knüpftechnik in verschieden hohem Flor, 2,85 x 2,25 m
  • St. Ingbert, Kreiskrankenhaus, Wandbehang, 1965, rote Wolle, 2,50 x 2,50 m
  • Blieskastel, Evangelische Volksschule, Wandbehang, 1966, Wolle, 0,80 x 2,20 m
  • Heusweiler-Walpershofen, Evangelische Kirche, Wandbehang, 1966, 2,00 x 1,50 m
  • Saarbrücken, ehemalige SAVAG Versicherung, Wandverkleidung, 1967, Handbedruckte Baumwolle, zweiteilig, je 2,80 x 5,00 m
  • St. Ingbert, Kreissparkasse,Wandbehang, 1969, Wolle, 2,85 x 4,00 m
  • Saarbrücken-Burbach, Lutherhaus, Wandbehang, 1976, Reine Wolle, Gobelintechnik und verschieden hoher Flor, 2,00 x 1,50 m
  • Münchwies, Psychosomatische Fachklinik, Wandbehang, 1977, zweiteilig, 1,70 x 3,75 m/1,70 x 7,12 m
  • Saarbrücken, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Wandbehang,1978, Wolle, Nylon, 70 x 0,70 m
  • Saarbrücken, Landtag des Saarlandes, Wandbehang, 1978, Wolle, 2,60 x 2,00 m
  • Saarbrücken, Industrie- und Handelskammer, Wandbehang, 1979, Baumwolle, Ryawolle und Mohair in Mischtechnik, 1,08 x 1,22 m
  • Saarbrücken, Sportwissenschaftliches Institut, Wandbehang, 1980, Gewebte und geschlungene Smyrnawolle und Mohair, 3,80 x 1,00 m
  • Frankfurt am Main, Stadtverwaltung, Wandbehang,1984, Weiße und schwarze Baumwolle, zwischen Plexiglasscheiben in Alurahmen, Coudrage-Technik, 1,40 x 1,30 m
  • Saarbrücken, Industrie- und Handelskammer, Wandbehang, 1984, 1,08 x 1,22 m
  • Frankfurt, Museum für Kunsthandwerk, Wandbehang, 1,30 x 1,20 m

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen
  • 1964 Galerie Elitzer, Saarbrücken
  • 1968 Europahaus Otzenhausen
  • 1979 Galerie St. Johann, Saarbrücken
  • 1985 Rathausgalerie, Dillingen
  • 1990 St. Ingbert, Kulturhaus
  • 1996 Orangerie Blieskastel (K)
  • 2006 "Sofie Dawo, Dorothea Zech - Zwei Wege textilen Gestaltens", Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken
  • 2011 "Sofie Dawo - Rot ist nicht meine Farbe", Stadtmuseum St. Wendel
Gemeinschaftsausstellungen

Sofie Dawo war beteiligt an zahlreichen nationalen und internationalen Gemeinschaftsausstellungen

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige in der Saarbrückener Zeitung
  2. Huth-Fox, Waltraut aus: Sofie Dawo. Blieskastel: Gollenstein-Verl., 1996. S. 9-14
  3. Seinsbefindlichkeiten - Hommage an die Textilkünstlerin Sofie Dawo. In: Saarbrücker Zeitung (Ausg. St. Wendel) v. 31. März 2011, S. C6 (aufgerufen am 31. März 2011)

Literatur

  • Liselotte Staub, Sofie Dawo: Von der Werkkunstschule - 30 Jahre gestalterische Ausbildung. Hier: Sofie Dawo - Textil Design. In: Festschrift Fachhochschule des Saarlandes. Saarbrücken 1976, S. 41-49, 133-137
  • Sofie Dawo. Blieskastel: Gollenstein, 1996. Darin: Waltraud Huth-Fox: Vom Material zur Form. Die textilen Arbeiten Sofie Dawos. S. 9-14
  • Sofie Dawo - Rot ist nicht meine Farbe. Mit Beiträgen von Cornelieke Lagerwaard und Margarete Wagner-Grill [Katalog zur Ausstellung]. St. Wendel: Stadtmuseum, 2011.

Quellen - Weblinks


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