Christian Dior (Unternehmen)

Christian Dior (Unternehmen)
Christian Dior S.A.
Dior.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1946
Sitz Paris
Leitung Sidney Toledano (CEO)
Mitarbeiter 62.115 (2006)
Umsatz 20,095 Mrd. USD (2006)
Branche Luxusgüter
Website www.dior.com
Boutique von Dior in Ginza (Tokio)

Die Christian Dior S.A. ist ein von Christian Dior 1946 gegründeter französischer Luxusgüterhersteller mit Sitz in Paris.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünge & Gründung

1946 wurde das Unternehmen vom Modeschöpfer Christian Dior und seinem Finanz-Partner und Schulfreund Marcel Boussac, einem vermögenden Textilfabrikanten, gegründet.[1] Das Haute Couture Atelier eröffnete Dior in der eleganten Pariser Avenue Montaigne. Die erste Modekollektion, die von Dior im Februar 1947 vorgestellt wurde, war bereits ein großer Erfolg und wurde von amerikanischen Journalisten als New Look gefeiert. Diors Mode war eine Abkehr von der Mode der Kriegsjahre und zeichnete sich durch feminin-elegante Designs mit engen Schulterpartien, schmalen Taillen, figurbetonten Oberteilen und weiten, schwingenden Röcke aus. Dior nannte seine Kollektion selbst Ligne Corolle (dt. Blütenkelch-Linie) und wies darauf hin, von dem Modestil beeinflusst gewesen zu sein, den Edward Molyneux bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gezeigt hatte. Das Unternehmen Dior war in Folge maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich Paris als Modehauptstadt der Welt behaupten konnte. Von 1947 bis 1950 arbeitete Pierre Cardin als Schneider für Dior. Das erste Parfum des Hauses, Miss Dior, wurde 1947 von der neu gegründeten Christian Dior Parfums lanciert und ist bis heute ein Klassiker. Die Dior-Boutique in New York, in der luxuriöse Prêt-à-porter Mode von Dior präsentiert wurde, öffnete 1949. Anfang der 1950er wurden erste Lizenzen für Dior-Produkte, wie bspw. Damenstrümpfe, an andere Firmen vergeben. Es kam in Folge ein eigenes Pelz- und Hut-Atelier hinzu. Mitte er 1950er Jahre beschäftigte Dior über 900 Mitarbeiter. Christian Dior erschien im April 1957 auf dem Titel des Time Magazine.

Nachfolge

Diors Lizenzpolitik für Kosmetika, Strümpfe und Accessoires wurde zu einer erfolgreichen Marketingstrategie und fand zahlreiche Nachahmer in der Modebranche. Nach dem Tod von Christian Dior im Oktober 1957 übernahm der junge Yves Saint Laurent, der 1955 als Assistent von Dior ins Unternehmen eingetreten war, die künstlerische Leitung des Hauses. Saint Laurents erste Kollektion für das Unternehmen Dior, «Ligne Trapèze», wurde ein überwältigender, weltweiter Erfolg. Die «Trapezlinie» befreite die Frauen vom Zwang zur Wespentaille und präsentierte sie in anderer Form auf elegante Weise. 1958 zeigte Saint Laurent bei Dior seine erste eigene Kollektion, die als „Op-Art-Mode“ entscheidend die Mode der Zeit beeinflusste. Er befreite die Kostüme ein weiteres Mal, diesmal von Wattierungen und Versteifungen an Taille, Brust und Schultern, ohne jedoch auf die Pracht und die Fülle der Kostüme im Dior-Stil zu verzichten. Er wurde allerdings 1961 nach sechs Saisons entbunden, weil Boussac, dem das Unternehmen Dior gehörte, Saint-Laurents Stil zu avantgardistisch war. Saint Laurent gründete ein Jahr später sein eigenes Modelabel und verklagte das Haus Dior erfolgreich wegen Vertragsbruchs. Sein Nachfolger wurde der damals 34-jährige Designer Marc Bohan, welcher zuvor für Dior in London gearbeitet hatte. 1967 wurde unter dem Namen Miss Dior von Philippe Guibourgé erstmals in Frankreich Prêt-à-porter Mode von Dior lanciert sowie Kinderbekleidung von der Marke Baby Dior angeboten. Das Parfüm-Geschäft wurde in den späten 1960er Jahren an Moët Hennessy verkauft.

Krisenzeiten

Mitte der 1970er Jahre geriet das Haus Dior in eine Krise. Das Unternehmen hatte zuviele Lizenzen vergeben, die das Image des Hauses schwer beschädigten. Zudem wurde der internationale Markt durch Fälschungen von Dior-Artikeln überschwemmt. Die Mode und der Stil von Dior wurde in diesen Zeiten nicht mehr als zeitgemäß, geschweige denn modern empfunden. Bohan kreierte klassische, tragbare Mode während die anderen französischen Modehäuser wie Yves Saint Laurent moderne, gar futuristische Designs zeigten. 1973 wurde eine Dior-Pelzmodenkollektion ins Leben gerufen. Boussac meldete 1978 Konkurs an, und das Unternehmen wurde samt der Marke Dior von der Agache-Willot Textilgruppe übernommen. Anfang der 1980er Jahre bestanden die Haupteinnahmen des Unternehmens Dior aus dem Parfum- und Kosmetikgeschäft. Agache-Willot ging 1981 nach einer fehlgeschlagenen Expansionspolitik in die Insolvenz. Der französische Unternehmer Bernard Arnault kaufte 1984 zusammen mit Investoren nach eine Bieterkampf mit anderen potentiellen Interessenten die Agache-Willot Gruppe (später umbenannt in Groupe Arnault), welche mittlerweile dem französischen Staat gehörte, inklusive dem Unternehmen Boussac und damit die Marke Dior, für $ 80 Mio. Die Parfümmarken gingen an den französischen Luxusgüterkonzern Moët Hennessy Louis Vuitton, welcher später von Arnault geführt werden sollte. Die Modesparte blieb Teil des Unternehmens Dior. 1985 wurde Arnault Vorstandsvorsitzender und Präsident der Christian Dior S.A. Arnault restrukturierte und sanierte das Unternehmen Boussac in den folgenden Jahren erfolgreich, indem er außer der Marke Dior alle Aktivitäten des Konzerns einstellte bzw. veräußerte. Mitte der 1990er Jahre wurden bspw. über 300 vergebene Lizenzen - wenngleich diese dem Unternehmen Dior hohe Umsätze bescherten - zurückgeholt oder komplett eingestellt, um vollständige Kontrolle über das Markenimage und die Distribution zu erlangen. Seit Ende der 1980er Jahre firmiert die Christian Dior S.A. als Holdinggesellschaft, zu welcher unter Arnaults Führung das Unternehmen Christian Dior Couture sowie als Mehrheitsbeteiligung der Groupe Arnault der Konzern LVMH gehören. Arnault hatte ab den späten 1988er Jahren schrittweise Anteile an LVMH erworben und wurde 1989 Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Seit Mitte der 2000er Jahre tritt das Unternehmen Christian Dior nach außen hin, besonders über die Werbung, verstärkt unter der Markenbezeichnung Dior auf, der Vorname des Gründers wird dabei nicht erwähnt. 2007 feierte das Unternehmen den sechzigsten Geburtstag der Marke Dior.

Designer

Damenkollektion

Der verantwortliche Damen-Modedesigner des Hauses Dior nach Marc Bohan war von 1989 bis 1996, als erster Ausländer in dieser Rolle, der italienische Designer Gianfranco Ferré. Ferrés Kreationen ebneten den Weg für eine erfolgreiche Repostionierung des Hauses Dior im Luxusgüterbereich. In dieser Zeit gab es auch die in Lizenz gefertigte Damen-Zweitlinie Christian Dior Coordonnées. Ab 1997 hatte die Position des Damenmode-Designers (Haute Couture und Prêt-à-porter) der avantgardistische Brite John Galliano inne, der zuvor für Givenchy gearbeitet hatte. Galliano erschuf bei Dior bombastische, mitunter skandalöse und nicht selten untragbare Roben für die Couture-Sparte, mit denen es das Haus Dior fast zwangsläufig auf die Titelseiten der internationalen Presse schaffte, und verjüngte die Damenkollektionen des Hauses Dior - auf umsatzfördernde Weise - entscheidend. Der exzentrische Galliano wollte "die Spinnweben wegfegen, das Haus [Dior] wieder zum Leben erwecken".[2] Galliano wurde Ende Februar 2011 aufgrund problematischer Äußerungen in der Öffentlichkeit vom Haus Dior suspendiert und am 1. März 2011 nach 15 Jahren als Chef-Designer bei Dior von CEO Sidney Toledano fristlos entlassen.[3][4][5][6] Die letzte noch von Galliano für Dior entworfene Prêt-à-porter-Kollektion wurde am 4. März 2011 in Abwesenheit Gallianos bei den Pariser Modeschauen gezeigt. Die kreative Leitung übernahmen infolge übergangsweise Gallianos langjähriger Assistent Bill Gaytten und seine Mitarbeiterin Suzanna Venegas.[7] Die von den beiden Anfang Juli 2011 präsentierte Haute Couture Mode für die Saison H/W 2011 erhielt allerdings nur mäßige Kritiken.[8][9][10]

Herrenkollektion

1970 wurde noch unter Marc Bohan eine Herrenkollektion, Christian Dior Monsieur, etabliert, in der das Haus Dior klassische Business-Mode präsentierte und welche später in Lizenz gefertigt wurde. Christian Dior selbst hatte - bis auf in Lizenz vergebene Krawatten - keine Herrenmode entworfen. Ab 1980 war Gérard Penneroux der Herren-Designer, ab 1983 Dominique Morlotti. Ab 1992 zeichnete Patrick Lavoix für die Herrenkollektion verantwortlich. 2000 setzte Arnault den damals 32-jährigen, ehemaligen Yves Saint Laurent Designer Hedi Slimane für die neu geschaffene, sehr moderne und androgyne Dior Homme Kollektion ein.[11] Die Christian Dior Monsieur Kollektion wurde eingestellt. Karl Lagerfeld behauptet, der Grund für die Tatsache, dass er im Jahr 2000 durch eine Diät 42 kg an Gewicht abnahm, sei seine Vorliebe für die hauteng geschnittenen Anzüge von Dior Homme. 2007 übernahm Slimanes langjähriger Assistent Kris van Assche die Kreation der Herrenmode bei Dior Homme. Auch wenn die Marke offiziell Dior Homme heißt, steht in den eingenähten Etiketten der Bekleidungsstücke doch nur 'Dior'. In den späten 2000er Jahren wurde noch von Hedi Slimane eine stilisierte Biene (frz. 'abeille') als Markenzeichen für die Herrenkollektion etabliert, die sich bspw. als Stickerei auf Polo-Shirts, Mützen und Krawatten findet.

Eigentumsverhältnisse

Die Familienholding Groupe Arnault des französischen Unternehmers Bernard Arnault besitzt 70 Prozent an der Firma Christian Dior, zu welcher zu jeweils 100% die Unternehmen Christian Dior Couture und Financière Jean Goujoun gehören. Zu letzterer gehört mit 42,4% die Aktienmehrheit an LVMH. Sidney Toledano, seit 1994 im Unternehmen, ist CEO von Christian Dior. Arnault ist Chairman.[12] Von 2004 bis 2008 leitete der Deutsche Claus-Dietrich Lahrs, ein ehemaliger Louis Vuitton Manager, als Generaldirektor das operative Geschäft bei Christian Dior Couture, im Anschluss wechselte er zu Hugo Boss. Lahrs wurde von Serge Brunschwig, zuvor Geschäftsführer der LVMH-Marke Céline, ersetzt.

Produkte

Das Haus Dior gehört spätestens seit Ende der 1990er Jahre, bedingt auch durch massive Werbekampagnen, wieder zur Top-Riege der internationalen Luxusgüterhersteller. In der Modesparte gibt es für Damen die Haute Couture Kollektion und die Konfektionslinie. Für Herren wird die Dior Homme Linie angeboten. Wie bei allen großen Modehäusern ist mittlerweile der Geschäftsanteil aus Lizenzerlösen für Düfte, Lederwaren, Brillengestellen und anderen Accessoires wirtschaftlich entscheidend. Unter dem Markennamen Dior sind seit 1947 über 40 Damenparfums entstanden, zum Beispiel Miss Dior (1947), Poison (1985), Dolce Vita (1995), J’adore (1999) und Midnight Poison (2007). Außerdem werden seit 1966 auch Herrendüfte angeboten. Dazu zählen: Eau Sauvage (1966), Fahrenheit (1988), Dune (1988), Dior Homme (2005) und Dior Homme Sport (2008). Unter der Designerin Victoire de Castellane wurde 1999 in der Kategorie 'Fine Jewelry' Schmuck von Dior eingeführt. Die Mode Diors wurde unter anderem von Evita Perón, Jackie Kennedy und nach Christian Diors Tod von Prinzessin Diana und vielen anderen Persönlichkeiten getragen.

Einzelnachweise

  1. dior-finance.com: Dior Finance - History of the Group, abgerufen: 23. Februar 2011
  2. vogue.de Biografien: John Galliano (zuletzt abgerufen: 29. Juni 2010)
  3. Dior feuert Galliano, textilwirtschaft.de, 2. März 2011
  4. Absturz des Paradiesvogels, manager-magazin.de, 2. März 2011
  5. Provokaktion im Übermaß, tagesspiegel.de, 2. März 2011
  6. John Galliano und das schräge Weltbild der Designer, welt.de, 6. März 2011
  7. Galliano absence felt at Dior haute couture show, reuters.com, 4. Juli 2011
  8. Haute Couture mit Hippies und Harlekins, handelsblatt.com, 5. Juli 2011
  9. Dior spielt das Hütchen-Spiel, blick.ch, 5. Juli 2011
  10. Galliano fehlt bei Dior-Schau in Paris, suedtirolnews.it, 5. Juli 2011
  11. faz.net: Designer-ABC: S wie Slimane (2. Juli 2007)
  12. dior-finance.com: Dior Finance - Executive and supervisory bodies, abgerufen: 23. Februar 2011

Weblinks


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