Sichtweite unter Wasser

Sichtweite unter Wasser

Die Sichtweite unter Wasser ist ein wichtiger Umwelteinfluss auf alle Arten von Unterwasseraktivitäten. Beim Gerätetauchen oder Schnorcheln wird oft von der Sicht gesprochen, wenn die Sichtweite gemeint ist. Da Licht von Wasser stärker absorbiert wird als von der Luft, ist die Sichtweite im Wasser grundsätzlich geringer als über dem Wasser. Auf die Fähigkeit sich zu orientieren, auf die Möglichkeiten von Naturbeobachtungen, auf das Gelingen der Unterwasserfotografie und auch auf das psychische Empfinden, kann die Sichtweite einen großen Einfluss haben.

Inhaltsverzeichnis

Licht im Wasser

Schematische Darstellung der Farbabsorbtion in Wasser

Die Absorption des Wasser ist bei langwelligem und kurzwelligem Licht am stärksten. Die starkte Absorption des roten Lichtes macht sich bereits ab wenigen Metern Tauchtiefe als eine Ausblauung bemerkbar. In einer Tiefe von etwa 10 Metern ist Rot bereits nicht mehr wahrnehmbar. Tiefer werden die Farben immer blauer, da ein immer größerer Teil des Spektrums ausgefiltert wird. Spätestens ab 60 Metern herrscht Dunkelheit, da auch das blaue kurzwellige Licht nicht so weit durch das Wasser dringen kann. [1] Dieser Vorgang wird in der Fachsprache als Extinktion bezeichnet.
Die gleiche Lichtabsorption geschieht nicht nur von oben nach unten, sondern auch quer zur Wasseroberfläche, was dazu führt, dass die Sichtweite unter Wasser grundsätzlich auf maximal 60 Meter beschränkt ist.[1] In der Praxis ist aber die Sichtweite meist geringer. Wird eine Taucherlampe eingesetzt, so halbiert sich die Sichtweite. Das von der Lampe ausgestrahlte Licht muss zuerst durch das Wasser das angestrahlte Objekt erreichen. Dort wird es reflektiert und geht den gleichen Weg zurück zum Auge des Tauchers. Es legt also die gleiche Strecke zweimal zurück. Das Wasser absorbiert das Licht auf dem Hin- und Rückweg.

Schwebeteilchen im Wasser reflektieren das Licht und werfen einen Schatten auf den Hintergrund.

Sichtweite im Normalfall

Je nach der Art des Gewässers ist die Sichtweite unter Wasser sehr unterschiedlich. In mit Trinkwasser gefüllten Schwimmbädern ist es möglich, 40 Meter weit oder weiter zu sehen. Gleiches gilt für klare Tropengewässer oder sehr kalte Bergseen. Meist gut ist die Sicht im Ozeanwasser in der gemäßigten oder subtropischen Klimazone. Hier sind Sichtweiten von 10 bis 20 Meter möglich. In Binnenseen kann sich die Sichtweite sehr schnell ändern. Sie kann von wenigen unter 10 Zentimetern bis zu 25 Meter reichen. In Moorseen ist die Sicht meist schlecht bis sehr schlecht. 10 Zentimeter bis zu wenigen Metern sind in moorigem Wasser normal.

Einflüsse auf die Sichtweite

Fauna und Flora

Wenige Meter Sichtweite in einem Süßwassersee.

Einen großen Einfluss auf die Sichtweite im Wasser hat die Fauna und Flora im Wasser. Ist das Wasser sehr nährstoffreich, so enthält es viel Plankton und Algen. Durch die von ihnen erzeugen Exkremente und durch ihr Ableben entstehen Schwebeteilchen, die im Wasser treiben. Diese Lebewesen – die oft wenig größer oder kleiner als ein Millimeter sind – zerstreuen und reflektieren, zusammen mit den Schwebeteichen, das Licht und behindern dadurch, wie Nebeltröpfchen in der Luft die, Sicht.

Auch große Mengen von Pollen von Landpflanzen können ins Wasser gespült werden und die Sichtweite einschränken.

Verschiedene Wasserarten

Große Niederschlagsmengen oder Zuflüsse können in einem Gewässer dazu führen, dass sich eine Schicht mit klarem Wasser über dem trübem Wasser bildet. Dies geschieht oft dort, wo Süß- auf Salzwasser trifft oder wo unterschiedlich warmes Wasser zusammen fließen. An der vielfach klar sichtbaren Schichtgrenze kann sich die Sichtweite von einem Meter auf den nächsten dramatisch ändern.

Wetter

Neben den Niederschlägen, die einen See oder Fjord in den oben Metern aufklären können, hat der Wind einen großen Einfluss auf die Sichtweite. Die vom Wind erzeugten Wellen können trübes und kaltes Wasser so mischen, dass schlussendlich alles trüb ist. Oft wird in Ufernähe auch der Schlick vom Grund des Gewässers von den Wellen aufgewühlt, wodurch die Anzahl der Schwebeteichen im Wasser stark ansteigen kann.

Jahreszeit

Sehr gute Sicht im wenig tiefen Tropen-Salzwasser

Die Sichtweite kann je nach Jahreszeit stark variieren. Im Winter ist die Sichtweite meist besser als im Hochsommer. Wegen der tieferen Wassertemperaturen im Winter gibt es weniger Lebewesen, die im Wasser schweben. Im Frühling kann die Sicht durch große Wassermengen von der Schneeschmelze sehr viel klarer oder sehr viel trüber sein, je nach Geologie und Größe des Einzugsgebiets des betreffenden Gewässers. Im Herbst klärt die Sicht in vielen Gewässern langsam auf, da sich der Lebenszyklus von vielen Lebewesen langsam dem winterlichen Tiefpunk zuneigt.

Geografische Lage

Entscheidend kann auch die geografische Lage sein, an der die Unterwasseraktivität stattfindet. Gerade in größeren Gewässern kann die Sichtweite lokal stark variieren. Zuflüsse, die viel Geschiebe führen oder durch ein Moor fließen, können lokal die Sichtweite einschränken. In der Nähe von großen Siedlungen oder wenn es in der Nähe intensive Landwirtschaft gibt, entwickeln sich das Plankton und die Algen viel stärker. Bestimmte Industriezweige wie beispielsweise der Bergbau, die trübe Abwässer in das Gewässer leiten, können auch lokal zu schlechter Sicht beitragen. Bauarbeiten am oder im Wasser haben die gleiche Auswirkung.

Masken und Brillen

Beim direktem Kontakt zwischen Auge und Wasser entfällt ein Großteil der Brechung des Lichtes an der Außenfläche der Augenlinse. Da das menschliche Auge für das Sehen in der Luft optimiert ist, reicht die Anpassungsfähigkeit der Augenlinse nicht mehr aus, um unter Wasser richtig zu fokussieren. Deshalb ist ohne eine Taucherbrille ein scharfes Sehen unter Wasser unmöglich – was die nutzbare Sehweite deutlich einschränkt. Durch eine Tauchermaske oder eine Schwimmbrille liegt auf dem Auge kein Wasser, sondern Luft. Die zusätzliche Brechungung an der Außenkrümmung der Augenlinse, durch die scharfes Sehen mit dem menschlichen Auge erst möglich wird, ist wieder hergestellt. Wegen der Brechung des Lichtes an den Maskengläsern (Übergang Wasser-Luft) erscheint alles rund 33 Prozent[1] größer und 25 Prozent näher, als das Gehirn es von Überwasser gewohnt ist.

Siehe auch

Quellen

  1. a b c Thomas Kromp, Hans J. Roggenbach, Peter Bredebusch: Praxis des Tauchens: 3. Auflage. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2008, ISBN 978-37688-1816-2

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