Sechs Schicksale

Sechs Schicksale
Filmdaten
Deutscher Titel Sechs Schicksale
Originaltitel Tales of Manhattan
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1942
Länge 118 / 127 (restaurierte Version) Minuten
Stab
Regie Julien Duvivier
Drehbuch Henry Blankfort,
Alan Campbell,
Ladislas Fodor,
László Görög,
Ben Hecht,
Samuel Hoffenstein,
Ferenc Molnár,
Donald Ogden Stewart,
Lamar Trotti,
László Vadnay
Produktion Boris Morros,
Sam Spiegel,
Samuel Rheiner
Musik Sol Kaplan
Kamera Joseph Walker
Schnitt Robert Bischoff
Besetzung

Sechs Schicksale, in Österreich auch bekannt als Manhattan Ballade (Original: Tales of Manhattan), ist ein starbesetzter US-amerikanischer Episodenfilm des Regisseurs Julien Duvivier aus dem Jahr 1942.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In sechs Episoden wandert ein vom Schneider verfluchter Frack von Hand zu Hand.

1. Episode

Der gefeierte Theaterschauspieler Paul Orman trägt als Erster den besagten Frack bei einer umjubelten Premiere seines neuesten Stücks. Eher unbeeindruckt über diesen Erfolg eilt Orman nach einer kurzen Verbeugung zu seiner Liebsten, Ethel Halloway. Als er verspricht, mit ihr durchzubrennen, steht plötzlich Ethels eifersüchtiger Ehemann in der Tür. Es baut sich eine heftige Spannung zwischen ihnen auf, die sich schließlich in einem Schuss aus dem Gewehr des gehörnten Gatten auf Orman entlädt. Dieser tut so, als ob er nicht von der Kugel getroffen wurde. In seinem Auto bricht er jedoch anschließend zusammen und bittet seinen Chauffeur, ihn ins Krankenhaus zu fahren.

2. Episode

Mr. Harry Wilson steht kurz vor der Hochzeit mit der bezaubernden Diane. Am Hochzeitsmorgen findet sie in der Fracktasche ihres Verlobten einen verdächtigen Liebesbrief. Harrys Freund George eilt dem Bedrängten mit seinem Frack zu Hilfe, um die verfängliche Situation zu retten, wobei Diane einsieht, dass sie in George einen weit wertvolleren Ehepartner finden wird als in Harry.

3. Episode

Charles Smith, ein eher unbekannter Komponist, erhält durch den Meisterdirigenten Bellini die Chance seines Lebens: er darf seine eigene Komposition öffentlich dirigieren. In letzter Minute ersteht seine Frau Elsa den Frack bei einem Trödelhändler. Doch der Frack ist Charles zu eng und platzt während des Konzerts aus seinen Nähten. Als das Publikum in heftiges Gelächter ausbricht, zieht Bellini aus Solidarität demonstrativ seinen eigenen Frack aus, woraufhin die Menge seinem Beispiel folgt und Smiths Auftritt doch noch zum Erfolg wird.

4. Episode

Larry Browne, ein verkommener Rechtsanwalt, erhält eine Einladung zu einem Bankett ehemaliger Studienfreunde. Mit dem geliehenen Frack sucht er die illustre Gesellschaft auf und gibt sich im Kreise dieser als wohlhabender Erfolgsmensch aus. Als eine Brieftasche vermisst wird, versucht sich Browne einer Leibesvisitation zu entziehen, wodurch der Verdacht sogleich auf ihn fällt. Um nicht als Dieb verunglimpft zu werden, muss er sich widerwillig des Fracks entledigen. Beim Blick auf seine bunte Unterwäsche wird den Anwesenden klar, dass vor ihnen in Wirklichkeit ein verarmter Bettler steht.

5. Episode

siehe Hintergrund

6. Episode

Ein Einbrecher ist der nächste Besitzer des Fracks. Er stiehlt ihn aus einem Trödelladen, um sich mit diesem Eintritt in einen eleganten Spielclub zu verschaffen. Hier zückt der Gauner plötzlich einen Revolver, raubt das Geld der Spieltische und sucht mit seinem Komplizen das Weite. Mit einem Flugzeug versuchen sie, nach Mexiko zu entkommen. Als ihre Verfolger den Frack mit feurigen Schüssen in Brand setzen, wirft ihn der Dieb mit samt dem geraubten Geld über Bord. Sowohl der Frack, als auch die Beute landen schließlich auf einem freien Feld. Ein armer schwarzer Bauer eines nahegelegenen Dorfes ist der glückliche Finder. Aber nicht nur er, sondern die gesamte Siedlung gerät außer sich über diesen unerwarteten Geldsegen des Himmels. Jeder Bewohner bekommt einen Anteil und ist dadurch in der Lage, neues Land zu kaufen.

Der Frack jedoch, der sein Dasein im strahlenden Bühnenlicht begann, endet bei den Ärmsten der Armen als Vogelscheuche.

Hintergrund

Der Frack, das Leitmotiv des Films

Ursprünglich war die 5. Episode mit W.C. Fields, Margaret Dumont und Phil Silvers gedreht worden, in der Fields als Möchtegern-Zauberer in das Haus von Societylady Dumont eindringt und für viel Wirbel sorgt. Diese Episode wurde jedoch vor der Filmpremiere entfernt, um die Spielzeit des Films zu verkürzen. Die geschnittene Version wurde inzwischen von 20th Century Fox restauriert, obgleich sie dennoch unvollständig wirkt.

Da die finale sechste Episode Afroamerikaner als zu stereotyp darstellte, wurde sie häufig für Fernsehübertragungen in den Vereinigten Staaten herausgeschnitten, was dem Film ein noch abrupteres Ende verlieh, da bereits die 5. Episode entfernt worden war. Dieser Tage strahlt das amerikanische Fernsehen den Film mit allen sechs Episoden aus.

Der Film war eine Idee der Produzenten Boris Morros und Sam Spiegel, die daraufhin für die 20th Century Fox zehn Drehbuchautoren zusammentrommelten, die mindestens sechs Episoden schreiben sollten für eine Reihe großer Stars. Morros beabsichtigte anfangs, jeweils einen Regisseur für jede Episode zu engagieren, so wie es das Studio Paramount bereits in den 1930er Jahren mit dem Film Wenn ich eine Million hätte (If I had a Million, 1932) getan hatte. Doch als Charles Boyer Interesse am Projekt zeigte, empfahl er, nur einen Regisseur zu wählen, und zwar Julien Duvivier, dessen französischer, ebenfalls episodischer Film Spiel der Erinnerung (Un Carnet de Bal) 1937 ein großer Erfolg war.[1]

Sechs Schicksale wurde schließlich am 5. August 1942 in New Yorks Radio City Music Hall uraufgeführt und bewies sich daraufhin als finanzieller Erfolg, sodass Charles Boyer, Edward G. Robinson und Julien Duvivier sich erneut zusammentaten, um einen ähnlichen, starbesetzten Film zu drehen. Daraus wurde schließlich der Film Das zweite Gesicht (Flesh and Fantasy, 1943), der von Universal ein gutes Jahr später veröffentlicht wurde.[1] In Deutschland kam Sechs Schicksale erstmals am 4. März 1946 in die Kinos und erlebte 1984 eine Wiederaufführung.

Kritiken

„Ein hervorragend besetzter und gespielter Episodenfilm mit fünf geschlossenen und zugleich fortlaufend miteinander verknüpften Teilen; eine geistreiche, spielerische Auseinandersetzung mit der Wechselhaftigkeit menschlichen Glücks.“

Lexikon des internationalen Films[2]

Sechs Schicksale ist einer dieser seltenen Filme, der clever von der Norm abweichend [...] einen beeindruckenden Effekt erzielt. Weder besonders tiefgründig noch sehr eindringlich, schafft er es dennoch, ein feinfühliges, vorurteilfreies Verständnis für die Ironie des Lebens zu vermitteln [...]. Edward G. Robinson liefert eine meisterhafte Vorstellung als Mittelloser, der schon bessere Tage gesehen hat; Ginger Rogers und Henry Fonda sind sehr amüsant in ihrer Episode und Roland Young, James Gleason und George Sanders glänzen in ihren Nebenrollen. Charles Boyer, Rita Hayworth und Thomas Mitchell wirken etwas behäbig in der Anfangssequenz und Charles Laughton überzeichnet den Pianisten, der seine große Chance auf Erfolg erhält. Aber alles in allem hat Julien Duvivier den Film mit erstaunlicher Gleichmäßigkeit inszeniert und die Stimmungen und Motive der verschiedenen Episoden feinfühlig einander angepasst.“

Bosley Crowther, The New York Times[3]

„Als einer der besseren Episodenfilme profitiert Sechs Schicksale von Julien Duviviers sicherer Regie, welche die verschiedenen Geschichten auf mühelose und überraschend überzeugende Art miteinander verbindet. [...] Die Hauptattraktion ist natürlich die Starbesetzung, die viele ausgezeichnete Darstellungen bietet. Laughton ist besonders gut und zeigt eine Verletzlichkeit, die er sonst oft vermeidet [...]. Robinson ist auch in guter Form und macht das Beste aus seinen Szenen [...]. Elegant inszeniert ist Sechs Schicksale eine reizvolle Spielerei für ein Publikum, das nach leichter Unterhaltung sucht.“

Craig Butler, All Movie Guide[4]

Einzelnachweise

  1. a b Gene Ringgold: The Films of Rita Hayworth. Secaucus, NJ: Citadel Press, 1974, S. 138
  2. Lexikon des internationalen Films
  3. ""Tales of Manhattan" is one of those rare films—a tricky departure from the norm [...] achieves an impressive effect. Neither profound nor very searching, it nevertheless manages to convey a gentle, detached comprehension of the irony and pity of life [...]. Edward G. Robinson gives a masterful performance as the bum who had seen better days; Ginger Rogers and Henry Fonda are very amusing in the romance-switching episode, and Roland Young, James Gleason and George Sanders stand out in minor roles. Charles Boyer, Rita Hayworth and Thomas Mitchell are somewhat heavy in the initial triangle and Charles Laughton overplays the pianist who gets his big chance to rise. But, altogether, Julien Duvivier has directed the film with surprising evenness and has matched the moods and tempos of the various episodes with delicacy.", New York Times
  4. "One of the better anthology films, Tales of Manhattan benefits from Julian Duvivier's assured direction, which confidently melds the disparate stories together in an effortless and surprisingly satisfying manner. [...] chief among the assets, of course, is the all-star cast, many of which turn in especially fine performances. Laughton is particularly fine, employing a vulnerability that he often eschewed [...]. Robinson is also in fine form, making the most of his big confession scene, as well as his wordless final scene [...] . Elegantly appointed, Tales is a delightful bauble for viewers in search of a light divertissement.", All Movie Guide

Weblinks


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