Schoßgebete

Schoßgebete

Schoßgebete ist nach Feuchtgebiete der zweite Roman von Charlotte Roche. Er erschien am 10. August 2011 im Piper Verlag und hat gemäß Zeitungsinterviews zum Teil autobiographischen Charakter. Eine Frau erzählt drei Tage aus ihrem Leben, ihre Gedanken über familiäre Beziehungen, Freunde und Ängste.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Roman beginnt an einem Dienstagnachmittag in der Jetztzeit mit der detaillierten Beschreibung einer Sexszene zwischen der Erzählerin Elizabeth Kiehl und ihrem Ehemann Georg. Sie arbeitet als Fotografin und er als Galerist. Beide haben sich im beruflichen Kontext während ihrer Schwangerschaft und der seiner Lebensgefährtin kennengelernt. Nach der Geburt der Kinder trennten sich die Paare aus verschiedenen Gründen und Elizabeth heiratete Georg, unter anderem weil es Liebe auf den ersten Blick sei und beide dachten, der neue Partner sei stärker als der alte. Elizabeth verlor vor acht Jahren ihre drei Brüder bei einem Autounfall, als diese mit der Mutter und der Freundin eines Bruders zu Elizabeths Hochzeit unterwegs waren. Nach dem Unfall wird die Hochzeit abgesagt, Elizabeth ist traumatisiert und wird psychotherapeutisch behandelt.

Während der im Roman beschriebenen drei Tage erzählt Elizabeth von den Besuchen bei der Therapeutin, ihrem Verhältnis zu Tochter, Vater und Mutter sowie anderen Ereignisse aus ihrem Leben. Elizabeth beschreibt sich als kontrolliert, ständig auf der Lauer liegend und auf das Schlimmste gefasst. Einzig beim Sex kann sie loslassen. Ihr großes Ziel sei mit ihrem Ehemann zusammen zu bleiben und ihrer Tochter eine bessere Mutter zu sein als Elizabeths Mutter es für sie war.

Rezensionen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt den „manischen Charakter“ der Protagonistin Elizabeth Kiehl fest, die sich „gedanklich selbst zerfleischt... um die beste Ehefrau, die beste Mutter und die beste Patientin für ihre Therapeutin zu sein... und ein Leben ohne Entspannung [führt]“, da Kiehl genau wie Roche die „untröstliche Wahrheit der Autorin“ verarbeiten muss, dass ihre Geschwister bei einem Unfall gestorben sind: „das wahre Ereignis verleiht dem Roman eine Dringlichkeit und eine Wucht, denen man sich nicht entziehen kann“. Der Roman wurde als „komplexer, reifer und anspruchsvoller als der Erstling Feuchtgebiete“ positiv bewertet.[1]

Der SPIEGEL stellte ebenfalls die starken Parallelen zwischen Kiehl und Roche fest („offensiv deckungsgleich mit sich selbst“), aber äußerte sich kritischer: es sei der „plumpe Selbsttherapierungsversuch der Autorin“, der „Narzissmus“ vorgeworfen wird: dies sei ärgerlich, weil die Protagonistin Elizabeth „bei allen abseitigen Sexualpraktiken eigentlich als universale Figur funktioniert... als blitzgescheite Hasardeurin, die sich durch unterschiedlichste Ideologien, Lebensentwürfe und Selbstprüfungen schlägt“, die wie viele Frauen Mitte 30 zwischen Geist und Trieb wählen müssten, und es sei die „große Leistung von Roche, dass sie auf solche Fragen erst gar nicht Antworten zu geben versucht.“[2]

Die Süddeutsche Zeitung äußerte sich sehr kritisch: der Roman „leide[t] an der konsequenten Verwirrung der Verhältnisse zwischen Autorin und Erzählerin [und] lebt von der Lüge der rettenden Sexualität.“ Roche wurde angeklagt, „das Unvermögen, sich sprachlich angemessen auszudrücken... zu einem Mittel der literarischen Selbstinszenierung“ auszunutzen und verriss das Buch als „unerheblich, trivial, ja verlogen“.[3]

Bei den Leserkritiken war eine starke Polarisierung festzustellen, in der häufig entweder die beste oder die schlechteste Bewertung gegeben wurde.[4]

Verkaufszahlen

In der ersten Woche schaffte es Schoßgebete von Null auf Position 1 der Bestsellerlisten und schaffte es, die Startauflage von einer halben Million Exemplare binnen Tagen auszuschöpfen.[4]

Quellen

  1. Kommt alle zu mir auf die Couch, faz.net
  2. Ration und Fellatio, spiegel.de
  3. Verlogenheit zwischen den Beinen, sueddeutsche.de
  4. a b Charlotte Roche stürmt die Bestsellerliste, stern.de

Weblinks


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