Schloss Neusorge

Schloss Neusorge

Schloss Neusorge ist eine barocke Schlossanlage im Ortsteil Zschöppichen der Stadt Mittweida.

Schloss Neusorge

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Zschöppichen wird 1350 als Besitz der Ritter von Wolkenburg erstmals urkundlich erwähnt und 1445 als Rittersitz benannt. Mitte des 15. Jahrhunderts gelangt Zschöppichen an die Familie von Stockhausen und gelangt von dieser im Erbgang an die Familie von Schönberg. Durch die Familie von Schönberg wurde der Name Neusorge geprägt, die nach einem Brand anstelle der Burganlage 1579 ein Renaissanceschloss errichtete. 1610 wurde Neusorge an den Kurfürsten Christian II. von Sachsen veräußert und gelangte 1689 in die Hände der Familie von Arnim.

Geschichte des heutigen Schlossbaus

General von Arnim errichtete 1720 die Schlossanlage in barocker Form, die aber 1745 bereits durch einen Brand nach einem Blitzeinschlag wieder zerstört wurde. Der Wiederaufbau vermutlich nach Plänen des sächsischen Rokoko-Architekten Johann Christoph Knöffel begann 1751, wurde jedoch durch den Siebenjährigen Krieg und einen kurzzeitigen Besitzerwechsel auf Gotthelf Adolph von Hoym (1756/67) durch Carl Sigismund von Arnim (1700-1773) erst Ende der 1760er Jahre abgeschlossen. Abgeschlossen heißt: Das Rittergut, das Gerichtsgebäude sowie die Orangerie und der Park waren vollendet. Auch Gasthaus, Taubenhaus und Schäferei. Das Schloss blieb selbst als verschlossener Rohbau stehen und wurde zwischenzeitlich als Scheune und Brennerei genutzt. Carl Sigismund von Arnim verkaufte das fast wiederaufgebaute Schloss Neusorge an Heinrich von Bünau. Über mehrere Zwischenerwerber gelangte Neusorge in den Besitz der Familie von Carlowitz, die das Schloss vor dem Ersten Weltkrieg an den Leipziger Fürsorgeverband verkaufte, der Orangerie und Schloss als Kinderheim nutzte.

Schloss Neusorge als Elsa Brändströms Kinderheim in den 1920er Jahren

1923/24 übernahm Elsa Brandström Schloss Neusorge, um hier ein Kinderheim für Kinder ehemaliger deutscher Kriegsgefangener, welche in russischer Gefangenschaft gestorben waren, unterzubringen. Neben 60 Stammkindern, Halb- oder Vollwaisen, die in Familiengruppen aufwuchsen, nahm das Schloss jeweils für einige Wochen Gruppen von 150 Erholungskindern auf. Bis zur Aufgabe des Hauses durch Elsa Brandström 1931 kamen 2931 Kinder hier zur Erholung.[1] Der Leipziger Fürsorgeverein erhielt das Haus zurück, doch dessen Nutzung wurde 1934 durch die Nationalsozialisten beendet und Schloss dann als Motorsportschule des NSKK genutzt. Das Rittergut wurde als sog. 1. Sächsische Bauernsiedlung in 10 landwirtschaftliche Betriebe aufgeteilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Schloss als Flüchtlingswohnheim, kurzzeitig als Sportschule und ging in die Rechtsträgerschaft der Volksbildung für den Bezirk Karl-Marx-Stadt über, wo es wieder als Kinderheim und Schule für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche, benannt nach einem sozialistischen Spanienkämpfer Fritz Pawlowski, bis 1993 genutzt wurde. Seither steht das Schloss leer und verfällt. 2011 wurde es mehrfach zum Verkauf angeboten.

Anlage

Das Barockschloss ist eine elf-achsige Dreiflügelanlage (Parkseite: 13 Achsen) mit einem Ehrenhof. Der Putzbau verfügt über zwei Vollgeschosse und ein Mansardgeschoss auf einem großen Gewölbekeller; zur Parkseite hin sind drei Vollgeschosse ausgebildet. Davor liegt ein Torhaus mit dem gespiegelten Ehrenhof als Wirtschaftshof des ehemaligen Gutsbetriebes, an dessen Seitenflügel sich westlich im rechten Winkel die große Orangerie anschließt, während sich an den östlichen Seitenflügel des Torhauses das Erbgericht genannte Gebäude anschließt. Der in Bruchstein aufgeführte Wirtschaftshof ist eingeschossig mit Fledermausgauben im Spitzdach ausgeführt. Der ehemals barocke Park vor den barocken Terrassen ist stark verwildert. Der Teich ist versandet. Die Statuen der Vier Jahreszeiten des Bildhauers Johann Gottfried Knöffler wurden beim Verkauf durch die Familie Carlowitz nicht mit veräußert, gingen jedoch beim Luftangriff auf Dresden 1945 verloren. Im Park wurde 1984 ein neues Kinderheim in Plattenbauweise errichtet.

Weblinks

 Commons: Schloss Neusorge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrike Suhr: Elsa Brandström (188-1948), in: Adelheid M. von Hauff (hrg.): Frauen gestalten Diakonie: Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. (Frauen gestalten Diakonie 2) Stuttgart: W. Kohlhammer 2006 ISBN 9783170193246, S. 498f
50.952412.99133

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