Schlangenkopf. Berndorf und die Fausser-Papiere

Schlangenkopf. Berndorf und die Fausser-Papiere

Schlangenkopf. Berndorf und die Fausser-Papiere ist ein Kriminalroman des deutschen Autors Ulrich Ritzel. Das Buch wurde im Jahr 2011 beim btb-Verlag veröffentlicht.

Handlung

Schlangenkopf. Berndorf und die Fausser-Papiere ist ein Berliner Hauptstadtkrimi. Er spielt in Berlin-Mitte, in Frankfurt am Main und an der Ostsee. Im Brennpunkt steht das Berliner Viertel um den Rosenthaler Platz, die Joachimsthaler Straße und den Garnisonsfriedhof. Tief in der Nacht wird dort ein Türke getötet. Der Onkel des jungen Zockers und Gelegenheitskriminellen wohnt und arbeitet im Viertel als Änderungsschneider. Er beauftragt den Privatermittler Hans Berndorf damit, die Tat aufzuklären, denn er misstraut der Berliner Kriminalpolizei. Berndorf findet heraus, dass die Tatwaffe ein Landrover gewesen ist. Das Auto hat das Opfer an der Friedhofsmauer gejagt und getötet. Als Täterin hat man eine junge Frau gesehen, die den schwarzen Landrover lenkte. Der Mordanschlag galt in Wahrheit dem Kellner Zlatan Sirko, der Jahre zuvor in den kroatisch-serbischen Bürgerkrieg verwickelt war. Kurz vor dem Anschlag wurde der Kellner von dem jungen Türken ausgeraubt. Der Türke, der gerade beim Zocken seine Jacke verspielt hatte, bedrohte nachts den Kellner mit einem Messer. Er raubte ihm Geld und eine durch weiße Streifen auffällige Lederjacke. Die zog er selbst an. So wird er kurz darauf Opfer einer Verwechslung.

Berndorf erhält bei seinen Ermittlungen von der Berliner Kripo nicht nur wenig Unterstützung, sondern gerät unvermittelt zwischen die Fronten. Bald findet er heraus, dass der Bundesnachrichtendienst in den Fall verstrickt ist. Unmittelbar nachdem Berndorf den Kellner Zlatan Zirko in Frankfurt aufgespürt hat, werden die beiden dort von vier Mitgliedern der italienischen Mafia überfallen. Es folgt eine Jagd auf die beiden durch die halbe Republik. Zlatan Sirko hat vor dem ihm geltenden Mordanschlag in Berlin in einem Hotel den ehemaligen kroatischen Verteidigungs-Staatssekretär Mesic wieder erkannt, der nun als deutscher Staatsbürger mit neuer Identität seine Geschäfte macht. Nach Mesic wird wegen seiner Untaten im Bürgerkrieg der Kroaten gegen Serben mit internationalem Haftbefehl gefahndet, um ihn wegen Kriegsverbrechen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu bringen. Nun lebt Mesic mit neuer Identität als deutscher Staatsbürger in Berlin. Er betätigt sich als einflussreicher Finanzier von nunmehr legalen Geschäften, wirkt aber im Hintergrund. Er hat einen weiteren Wohnsitz im schweizerischen Basel.

In das Geschehen verwickelt ist der Bundestagsabgeordnete Fausser. Als Mitglied des Haushaltsausschusses hat er Zugang zu Verschlusssachen. Er weiß über die illegalen Waffenlieferungen an Kroatien im Jahr 1994 Bescheid. Geliefert wurden seinerzeit aus Deutschland Panzer, Kampfflugzeuge und andere Waffen. Sie stammten aus Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR und sollten in Süditalien verschrottet werden. Trotz UN-Waffenembargo landeten sie aber in Kroatien, so dass das kroatische Militär unversehens dem serbischen Militär überlegen war. Zlatan Sirko hat, weil er Mesic überführt sehen will, vergeblich versucht, mit Fausser Kontakt aufzunehmen. Nachdem Fausser wegen eines überraschenden Schlaganfalls nicht mehr sprechen kann, kann er im Krankenhaus nur noch über Computer kommunizieren. Nun spielt das auf seinem Notebook gespeicherte Material eine ausschlaggebende Rolle für die weiteren Entwicklungen. Als Hauptauftragsmörderin der Mafia agiert nicht ein Mann, sondern eine Frau. Sie wird offensichtlich vom Bundesnachrichtendienst geschützt. Auf Seiten Berndorfs greift dessen Freundin, die Berliner Politik-Professorin Barbara Stein, ähnlich tatkräftig ins Geschehen ein, nicht weniger entschieden der Anwalt und Jura-Professor Dingeldey.

Die erotisch anzügliche Privat-Radiosendung der Moderatorin Wanda Kuhlebrock bietet burleske Szenen. „Fünf Neunundsechzig“ heißt die komödiantische Sendung, bei der Anrufer miteinbezogen werden. André, der Sohn der spurlos verschwundenen Elke, ist ein Kinderdieb. In der Klinik beklaut er Patienten. Die Zeitungen nennen ihn das „Phantom der Charité“. Wenn er gefasst wird, droht ihm das Heim. Und Elkes Ex mit dem Namen Bilch ist ein abgestürzter, drittklassiger Finanzberater, der von der Polizei wegen Konkursbetrugs gesucht wird.

Schreibweise

Der europäische Kriminalroman „Schlangenkopf“ ist national und international weiträumig angelegt. Gegenüber den bisherigen sieben Kriminalromanen des Autors werden neue Akzente gesetzt, denn verschiedenste Milieus in Berlin werden präzise ausgeleuchtet. Mal beißend sarkastisch, mal humorvoll wird Zeitgeschehen beschrieben. In Miniaturen erweist sich der Autor als scharfsinniger und lakonischer Chronist des politischen Geschehens der letzten Jahre. So kann sich der Leser anhand des Buches selbst ausrechnen, warum die Bayerische Landesbank sich seinerzeit auf ihr ruinöses Engagement bei der Übernahme der Hypo Alpe Adria-Bank eingelassen hat. Der Roman ist spannend und gleichzeitig literarisch anspruchsvoll erzählt. Auch in „Schlangenkopf“ erzählt der Autor in mehreren parallel geführten Handlungssträngen, welche erst am Ende vollends zusammengeführt werden, aber eng aufeinander bezogen sind. Es gibt überraschende Wendungen, atemlose Spannung und häufige Tempowechsel. Der Erzählton im Krimi „Schlangenkopf“ ist mitunter härter und „gemeiner“ als in den bisherigen Krimis des Autors. Es wird indessen nicht erbarmungslos erzählt, denn der Privatermittler Hans Berndorf ist nicht nur gescheit, klug und energisch, sondern auch mitfühend und aufrichtig. Infolgedessen kann sich der Leser geborgen fühlen den beunruhigenden Zuspitzungen der Thrillerhandlung und der beträchtlichen Brutalität zum Trotz. Scharfsinnig und lakonisch wird der Politikbetrieb in der Hauptstadt beschrieben. Das gilt vor allem für die in den Fraktionsführungen angesiedelte Macht, aber auch für kurze Anweisungen per SMS im Regierungshandeln. Der Autor porträtiert zugespitzt Mechanismen der so genannten „Berliner Republik“. Fast alle Krimifiguren haben etwas Gebrochenes, vor allem Zlatan Sirko, dessen wahre Identität und dessen Motive, sich an Mesic zu rächen, Rätsel aufgeben.

Ausgabe

Ulrich Ritzel: Schlangenkopf. Berndorf und die Fausser-Papiere. München: btb 2011


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