Schlacht von Edessa

Schlacht von Edessa
Schlacht von Edessa
Teil von: Römisch-Persische Kriege
Valerian unterwirft sich Schapur I. (Felsrelief in Naqsh-i Rustam)
Valerian unterwirft sich Schapur I. (Felsrelief in Naqsh-i Rustam)
Datum Frühsommer 260
Ort Edessa, Nordmesopotamien (heutige Türkei)
Ausgang persischer Sieg
Konfliktparteien
Sassanidenreich Römisches Reich
Befehlshaber
Schapur I. Valerian
Truppenstärke
ca. 40.000 ca. 70.000
Verluste
unbedeutend komplett

Die Schlacht von Edessa fand 260 zwischen den Heeren des Römischen Reichs unter dem Befehl des Kaisers Valerian und des Sassanidenreichs unter Großkönig Schapur I. statt. Die Römer wurden vernichtend geschlagen, während die Perser nur geringe Verluste hinnehmen mussten.

Im Vorfeld der Schlacht war Schapur mehrfach tief in römisches Territorium eingefallen, wobei Antiochia am Orontes in Syrien 253 oder 256 eingenommen und geplündert worden war. Um die persischen Übergriffe zu stoppen und zu vergelten, zog Valerian persönlich mit einer angeblich 70.000 Mann starken Armee einschließlich der Prätorianergarde gegen Schapur ins Feld. Nach anfänglichen Erfolgen − es gelang den Römern zunächst, die syrischen Provinzen zurückzuerobern − kam es bei Edessa im Frühsommer 260 zur Schlacht.

Das römische Heer erlitt eine katastrophale Niederlage, wobei Kaiser Valerian in Gefangenschaft geriet − ein einmaliges und für die Römer äußerst demütigendes Ereignis, das Schapur in seinem Tatenbericht (so genannte res gestae divi Saporis in Griechisch, Mittelpersisch und Parthisch) in Naqsh-i Rustam sowie auf weiteren Felsreliefs (wie bei Bishapur) festhielt:

Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm eine Heeresmacht von 70.000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis.[1]

Der Kaiser und die überlebenden Römer, darunter der Prätorianerpräfekt Successianus, wurden von Schapur in das Sassanidenreich verschleppt. Lactantius zufolge demütigte der Großkönig seinen unterlegenen Rivalen, indem er ihn als menschlichen Fußschemel beim Besteigen seines Pferdes benutzte. Nach der persischen Überlieferung wurden römische Ingenieure und Zwangsarbeiter in den Südwestiran abkommandiert, wo sie den Staudamm Band-e Kaisar in Schuschtar und die Brücke von Dezful errichteten.

Nach der Schlacht von Edessa brach die römische Orientverteidigung vorübergehend zusammen. Schapur nahm mehrere Städte ein, vor allem wurde Antiochia zum zweiten Mal geplündert. Den Feldherren Macrianus und Ballista gelang es aber offenbar, die verbliebenen römischen Truppen zu sammeln und Schapur bei Korykos zu schlagen. Die Perser zogen sich daraufhin hinter den Euphrat zurück. Macrianus ließ dann aber seine Söhne Macrianus Minor und Quietus zu Kaisern ausrufen. Nachdem der palmyrenische Fürst Septimius Odaenathus 261 Quietus und Ballista in Emesa besiegt hatte, übernahm er als Kaiserstellvertreter die Führung der römischen Truppen im Osten. In Gallienus' Auftrag schlug Odaenathus die persischen Truppen auf dem Rückmarsch und drang in der Folgezeit sogar bis Ktesiphon vor, ohne jedoch Valerian befreien zu können − der Kaiser starb in Gefangenschaft. Es sollte noch über 20 Jahre dauern, bis die Römer unter Kaiser Carus wieder gegen die Perser in die Offensive gehen konnten.

Quellen

Literatur

  • Andreas Goltz, Udo Hartmann: Valerianus und Gallienus. In: Die Zeit der Soldatenkaiser. Krise und Transformation des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. Hrsg. von Klaus-Peter Johne. Berlin 2008, S. 223–295.
  • Erich Kettenhofen: Das Jahr 7 Kaiser Valerians. In: Nāme-ye Irān-e Bāstān 1, 2001, S. 17–22, hier online (PDF).
  • Engelbert Winter, Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Akademie Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-050-03451-3 (Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt).

Anmerkungen

  1. ŠKZ, §§ 18–22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 98. Diese Darstellung wird auch von römischen Quellen wie etwa von Eutropius und späteren Historikern wie dem Byzantiner Zonaras bestätigt. Zosimos überliefert eine andere Version, wonach Valerian den Persern bei Friedensverhandlungen durch Verrat in die Hände gefallen sei.

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