Schienenverkehr in Mosambik

Schienenverkehr in Mosambik
Mosambik mit einigen Eisenbahnstrecken
Empfangsgebäude des Bahnhofs Maputo
Empfangsgebäude des Bahnhofs Moatize

Der Schienenverkehr in Mosambik wird auf vier Netzen durchgeführt, die innerhalb Mosambiks nicht verbunden sind. In drei Netzen gibt es sowohl Personen- als auch Güterverkehr. Die gesamte Streckenlänge beträgt 4787 Kilometer in der im südlichen Afrika üblichen Kapspur (Stand 2010).[1] Alleiniger Betreiber war bis 2004 die staatliche Gesellschaft Portos e Caminhos de Ferro de Moçambique (CFM). Seither wurden Strecken international ausgeschrieben und zum Beispiel von der indisch-mosambikanischen Companhia dos Caminhos de Ferro da Beira (CCFB, deutsch: „Eisenbahngesellschaft von Beira“) betrieben.[2]

Inhaltsverzeichnis

Topographie

Mosambik ist ein in Nord-Süd-Richtung langgestrecktes Land am Indischen Ozean. Die Höhenunterschiede sind überwiegend gering. Der Sambesi fließt von West nach Ost durch Mosambik. Die größten Städte des Landes sind Hafenstädte. Westlich von Mosambik liegen die Binnenstaaten (von Nord nach Süd) Malawi, Sambia und Simbabwe sowie weite Teile Südafrikas, für die die mosambikanischen Häfen Nacala, Beira und Maputo die nächstgelegenen Häfen am Indischen Ozean sind. Das Staatsgebiet von Malawi reicht bis weit in das mosambikanische Gebiet hinein; eine Zugfahrt zwischen dem Norden und der Mitte Mosambiks ist nur über malawisches Territorium möglich.

Geschichte

Mosambik war im 19. Jahrhundert eine portugiesische Kolonie. In den 1870er Jahren gab es erste Pläne, das Gebiet um Johannesburg in Südafrika mit dem damaligen Lourenço Marques – heute Maputo – durch eine Bahnstrecke zu verbinden. Sie sollte den selbstständigen Burenrepubliken im Norden Südafrikas einen Hafenzugang schaffen. Jedoch wurde die Provinz Transvaal, zu der Johannesburg gehörte, dann britisch. Am 1. März 1890 wurde die Strecke von Lourenço Marques nach Ressano Garcia eröffnet.[3] Erst 1895 wurde die Gesamtstrecke Lourenço Marques–Pretoria als Delagoabahn eingeweiht. Sie quert die Grenze zu Südafrika bei Ressano Garcia bzw. Komatipoort. Das Gaza-Königreich im Südwesten Mosambiks wurde umgehend unterworfen, da es die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs bedrohte.[4] 1891 unterzeichneten Portugal und das Vereinigte Königreich einen Vertrag über den Bau der Beirabahn, die den mosambikanischen Hafen Beira mit dem damaligen Salisbury in Rhodesien – heute Harare in Simbabwe – verbinden sollte. 1900 war die Strecke durchgehend in Kapspur befahrbar.[3] Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Eisenbahnnetz Mosambiks weiter ausgebaut. Von Lourenço Marques wurde ab 1903 eine 54 Kilometer lange Strecke nach Goba an der Grenze zu Swasiland gebaut, so dass Swasiland, das damals britische Kolonie war, seine Bodenschätze abtransportieren konnte. 1909 wurde diese Strecke eröffnet.[3]

1912 wurde ein Vertrag zum Bau der Strecke von Beira in das damalige Protektorat Njassaland, heute Malawi, unterzeichnet. Im Norden des Landes wurde eine Strecke vom Hafen Nacala über Nampula und Cuamba nach Njassaland gebaut, die dort an das Netz der Schienennetz in Malawi anschließt. Eine Stichstrecke führt von Cuamba nordwärts nach Lichinga in der Nähe des Malawisees. In der Provinz Zambézia wurde eine 120 Kilometer lange Strecke von Quelimane am Indischen Ozean nordwärts nach Mocuba gebaut. Sie hat keine Verbindung zu anderen Bahnstrecken.

Die Strecken wurden von Konzessionsgesellschaften betrieben, die darin neben dem Eintreiben von Steuern und Gewinnen aus der Landwirtschaft eine ihrer Haupteinnahmequellen besaßen. Erst 1941 wurde die letzte Konzessionsgesellschaft verstaatlicht, so dass die Bahn den portugiesischen Kolonialbehörden gehörten.

Mit der Unabhängigkeit Mosambiks wurde am 25. Juni 1975 die nationale Eisenbahngesellschaft Caminhos de Ferro de Moçambique gegründet. Sie wurde später in Portos e Caminhos de Ferro de Moçambique (deutsch „Häfen und Eisenbahnen von Mosambik“) umbenannt und übernahm auch den Betrieb der Seehäfen.

Infolge des mosambikanischen Bürgerkriegs von 1977 bis 1992 wurde der Eisenbahnverkehr stark eingeschränkt. Einige Strecken wurden durch Kriegshandlungen zerstört, etwa die Strecken Beira–SenaMoatize und die Verbindung von Sena mit Malawi (Sena-Linie), nachdem bei Sena die Brücke über den Sambesi gesprengt worden war. 2004 erhielt Mosambik einen Kredit der Weltbank, um mehrere Strecken wiederaufzubauen.[5] Die Strecke Nacala–Cuambo im Norden des Landes wurde in den 1990er Jahren wiederaufgebaut, der Abschnitt zur malawischen Grenze blieb damals unbefahrbar.[6] 2004 erwarb die CCFB, die zu 51 % zwei indischen Firmen und zu 49 % der CFM gehört, die Konzession für den Betrieb der Beirabahn und der wiederaufzubauenden Sena-Linie.[2]

2008 betrug die Streckenlänge rund 3.100 Kilometer.[1] Seither sind mehrere Strecken wiedereröffnet worden. So wird die Strecke von Beira Richtung Moatize seit 2008 erstmals seit dem Bürgerkrieg auf 300 Kilometern mit Personenzügen befahren.[7] Moatize wurde 2010 erstmals nach über 20 Jahren von Zügen erreicht.[8]

Gegenwart

Hauptbetreiber ist die CFM, die sowohl Güter- als auch Personenverkehr durchführt. Die CFM ist in die drei Netze Nord, Zambézia und Sud aufgeteilt. Das ehemalige Netz Centro um Beira wird von der CCFB betrieben.[2]

Güterverkehr

Auf den vorhandenen Strecken findet Güterverkehr statt, vorrangig von und zu den Häfen am Indischen Ozean. Auf der Nacala-Linie verkehren sechs Dieselloks mit 166 Wagen. 2008 wurden rund 245.000 Tonnen Güter befördert, vor allem Mais, Brennstoffe, Getreide, Dünger, Tabak und Zucker.[9] Auf der Strecke nach Moatize wird hauptsächlich Kohle transportiert.

Personenverkehr

Personenverkehr findet spärlich statt. Auf der Limpopo-Linie verkehrt wöchentlich ein Zugpaar von Maputo über Chókwe bis Chicualacuala an der Grenze zu Simbabwe, ein weiteres zwischen Maputo und Chókwe. Die Strecke nach Ressano Garcia wird täglich ein Mal befahren, die Verbindung Maputo–Marracuene (als Comboios Urbanos, deutsch „Städtische Verbindung“) im Großraum Maputo ebenfalls.[10] Von Beira fahren an Wochenenden Züge rund 300 Kilometer Richtung Moatize. Die Strecke von Nampula nach Cuamba im Nacala-Korridor wird drei Mal pro Woche von Touristenzügen befahren. Auf der Strecke Quelimane–Mocuba verkehren keine Personenzüge.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b indexmundi.com (englisch), abgerufen am 23. April 2010
  2. a b c Indische Website zur CCFB (englisch), abgerufen am 10. März 2011
  3. a b c Röll-Enzyklopädie von 1917 über die Eisenbahn in Portugiesisch-Ostafrika, abgerufen am 22. April 2010
  4. Übersicht: Geschichte Mosambiks, abgerufen am 23. April 2010
  5. Weltbank zum Kredit (englisch), abgerufen am 24. April 2010
  6. Bericht über den Bahnbetrieb im Nacala-Korridor in Trains 1/2010 (englisch, PDF-Datei), abgerufen am 27. April 2010
  7. AFP-Bericht auf youtube.com, abgerufen am 24. April 2010
  8. Bericht über die Ankunft in Moatize (englisch), abgerufen am 26. April 2010
  9. Railroad Development Corporation (englisch), abgerufen am 27. April 2010
  10. Offizielle Website der CFM (portugiesisch), abgerufen am 22. April 2010

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