Schienenverkehr auf Réunion

Schienenverkehr auf Réunion
Historische Eisenbahnstrecke auf Réunion
Schienenbus und Dampflok im Depot Grande Chaloupe im Oktober 2010
Schienenbus und Dampflok im Depot Grande Chaloupe im Oktober 2010
Streckenlänge: 124 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Legende
   
50 St. Benoît
   
   
St. André
   
St. Suzanne
   
St. Marie
   
Ravine du Chaudron
   
Ravine des Patates à Durand
   
0,0
0,0
St. Denis
   
3800 m
   
La Montagne
   
4100 m
   
La Grande Chaloupe Depot
Tunnel
4600 m
   
La Possession
   
Le Port
   
   
St. Paul
   
St. Leu
   
L'Étang-Salé
   
80 St. Pierre

Der Schienenpersonenverkehr auf Réunion wurde von 1882 bis 1963 auf zwei Strecken in Meterspur betrieben und zugunsten des Individualverkehrs aufgegeben. Seit 2004 gibt es eine Initiative für die Wiederbelebung von Teilen der 124 Streckenkilometer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Tunnel Saint-Denis, um 1890

Bereits seit 1858 gab es Bestrebungen, die wichtigsten Städte im Norden, Nordosten und Südwesten der Insel mit einer Eisenbahn zu verbinden. Federführend hierbei war Hubert Delisle (1811–1881), der 1852 unter Napoléon Bonaparte Gouverneur der Insel geworden war und auch andere bedeutende Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur einführte. Ziel der Planung war die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere der Transport von Zuckerrohr. Nach ersten Kostenschätzungen von über neun Millionen Franc wurde der Plan zunächst aufgegeben.[1] Von Anfang an wurde der Bau entlang der Küste in zwei Teile geteilt. Von der Hauptstadt St.-Denis aus führte die 50 km lange Strecke nach Saint-Benoît ostwärts, die 80 km-Strecke nach St.-Pierre in den Westen und Südwesten der Insel.

La Grande Chaloupe, Foto zwischen 1900 und 1910 aufgenommen

Die zerklüftete geologische Gestalt der Insel machte für die 112 km lange Strecke den Bau von über 50 Brücken, Dutzende von Durchlässen und von vier Tunneln mit insgesamt etwa zwölf Kilometern Länge erforderlich. Zur damaligen Zeit war dies der drittlängste Tunnel der Welt. Impulsgeber war jetzt der Gouverneur von Neu-Kaledonien, Léopold Pallu de la Barrière, der auch für die Vergrößerung des Hafens von La Réunion verantwortlich war,[2] sowie der Ingenieur Gaston Lavalley.[1][3] Im Februar 1875 wurde mit dem Kauf von Grundstücken begonnen, im Juni wurde die Konzession zum Bau erteilt. 1876 wurden die Detailpläne für den Hafenanschluss ausgearbeitet, 1878 die Eisenbahngesellschaft Chemin de Fer et du Port de La Réunion (CFR, in anderen Quellen CPR)[4] gegründet sowie die Geschäftsordnung für sie verabschiedet. Die Einweihung fand am 11. und 12. Februar 1882 unter Anwesenheit des Gouverneurs der Insel, Pierre Étienne Cuinier, statt. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und der Androhung, das Unternehmen zum 1. Januar 1888 einzustellen, übernahm der französische Staat das Unternehmen.

Die elf Lokomotiven kamen von der Firma Schneider & Cie., heute Schneider Electric in Le Creusot. Neun Fahrzeuge wurden im Auftrag der Bahngesellschaft CPR gebaut, zwei wurden später dazuerworben. Die Maschinen sind wahrscheinlich die letzten Loks, die von Schneider produziert worden sind und stehen seit 1984 unter Denkmalschutz. Der letzte Streckenabschnitt für den Güterverkehr wurde 1976 geschlossen.[5]

Zukunft

Geplante Tram-Train auf Réunion
Strecke der Schienenverkehr auf Réunion
geplantes Streckennetz
Streckenlänge: 38 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Legende
   
La Mare / Duparc
   
Aéroport
   
Cerf
   
Foucherolles
   
Université
   
Chaudron
   
Sainte-Clotilde
   
Deux Canons
   
Trois Lycées
   
Butor
   
Saint-Jacques
   
Petit-Marché
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BSicon uHST.svgBSicon uHST.svg
Auber
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Saint-Denis, Paris
BSicon uBS2l.svgBSicon uBS2r.svg
   
CHD-Zentralkrankenhaus
   
   
Rivière Saint-Denis
   
   
La Montagne
   
   
   
   
   
La Possession Centre
   
Lycée de La Possession
   
Le Port Rose des vents
   
Le Port Est
   
Le Port Centre
   
Le Port Sud
   
Rivière des Galets
   
Axe mixte
   
Cambaie
   
Savannah
   
Saint-Paul Gare

Die Regierung der Insel Réunion hat das nachhaltige Entwicklungsprogramm „Gerri 2030“ (Grenelle de l’Environnement à la Réunion Réussir l’Innovation)[6] beschlossen, das die starke Bevölkerungszunahme, die noch höhere Zahl von Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen und weitere in den Naturhaushalt eingreifende Faktoren berücksichtigt und dies in Einklang mit dem noch weitestgehend intakten Naturhaushalt bringen möchte. Dazu gehört auch die Verkehrsinfrastruktur. Teile des vor wenigen Jahren großzügig gebauten Straßensystems sind heute bereits wieder hoffnungslos überlastet.

Teile der aufgegebenen, aber größtenteils noch vorhandenen und unbebauten Strecke sollen durch den Betrieb einer Tram-Train wiederbelebt werden. Die 38 Kilometer lange Strecke soll zunächst den Flughafen im Nordosten mit der Innenstadt der Hauptstadt verbinden. 25 Kilometer davon sind Neubaustrecken mit Straßenbahn-Charakter. Der Betrieb soll von der Regionalen Entwicklungsgesellschaft SR21, die zu 64 % im Besitz der Inselverwaltung ist, sichergestellt werden.[7][8] Die 30 Fahrzeuge von Bombardier sind 40 Meter lang und fassen 250 Fahrgäste. Die Eröffnung der ersten Teilstrecke mit 25 Haltestellen ist für 2013 geplant. Diese Teilstrecke wird voraussichtlich 1,5 Milliarden Euro kosten.[9]

Weblinks

 Commons: Historische Eisenbahnbrücken auf La Réunion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b http://www.iledelareunion.net/le-chemin-de-fer/
  2. http://www.clicanoo.re/La-Reunion/L-histoire-de-la-Reunion/L-histoire/le-chemin-de-fer-arrive-a-la.html
  3. http://reunionpassion.over-blog.com/article-6114740.html
  4. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Railsgrandechaloupe.jpg?uselang=de
  5. http://www.mi-aime-a-ou.com/histoire_chemin_de_fer.php
  6. http://www.gerri.fr/
  7. Website der Regionalregierung
  8. http://www.lightrail.nl/TramTrain/tramtrainDE.htm
  9. http://www.railpage.com.au/f-t11351579.htm

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