Scharfenstein (Drebach)

Scharfenstein (Drebach)
Scharfenstein
Gemeinde Drebach
Koordinaten: 50° 42′ N, 13° 3′ O50.70105555555613.057977777778Koordinaten: 50° 42′ 4″ N, 13° 3′ 29″ O
Fläche: 4,188 km²
Einwohner: 1.064 (31. Dez. 2004)
Eingemeindung: 1. Jan. 2005
Postleitzahl: 09435
Vorwahl: 03725

Scharfenstein ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Drebach im Erzgebirgskreis.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Scharfenstein liegt etwa 5 Kilometer südlich von Zschopau im Erzgebirge. Das Ortsbild wird durch die auf einem Fels thronende gleichnamige Burg Scharfenstein beherrscht. Der älteste Teil der Ortslage erstreckt sich in einem Bogen von Nord nach Süd östlich um die Burg herum. Ein Teil zieht sich etwa 500 Meter von der Zschopau nach Osten an der Straße nach Großolbersdorf entlang. Der geschichtlich jüngste Siedlungsteil liegt am linken Zschopauufer auf einem Gleithang.
Durch den Ort verläuft die Staatsstraße 228 AugustusburgWarmbad, nördlich des Ortseingangs zweigt von dieser die Staatsstraße 229 nach Ehrenfriedersdorf sowie die Straße nach Grießbach ab. Über eine Kreisstraße besteht Anschluss an das östlich gelegene Großolbersdorf.

Nachbarorte

Grießbach Wilischthal Hohndorf
Venusberg Nachbargemeinden
Drebach Hopfgarten Großolbersdorf

Geschichte

Lithografie des Ortes mit Burg und Brücke über die Zschopau von 1837

Vom 31. Dezember 1349 datiert eine Urkunde, welche den Herrensitz auf der Burg wie bereits den gegenwärtigen Ortsnamen schreibt. 1372 wird ein Schloss erwähnt, ein unweit davon gelegenes Rittergut im 16. Jahrhundert.
Die alte Wohnsiedlung diente ursprünglich der Unterbringung der in herrschaftlichen Diensten Stehenden. Ihre Häuser begleiten die Talstraße von Großolbersdorf her und den Abzweig von ihr zum Gut sowie die an der Nordflanke des Burgberges aufsteigende Verbindung.
Mit der Reformation 1536 gehörte der Ort zur Filialkirche Großolbersdorf der Parochie Wolkenstein. 1575 wurde Großolbersdorf eigenständige Parochie.
Der erste Industriebau wurde 1835 am Hals des von der Zschopau umflossenen Umlaufberges anstelle der unteren Griesmühle errichtet. Das 8 Etagen und 115 Ellen (≈ 65 m) breite Gebäude der „Fiedler und Lechlaschen Baumwollspinnerei“, welche seinerzeit mit 60.000 Spindeln und 600 Arbeitskräften alle anderen Spinnereien in Deutschland deutlich überragte. Zwei eiserne, 10 bis 11 Ellen (= 5,6 bis 6,2 m) hohe und 2 Ellen (= 1,1 m) breite Wasserräder lieferten gemeinsam etwa 60 PS Leistung. Ab 1838 existierte eine Fabrikschule, die später in eine öffentliche Volksschule umgewandelt wurde. Das örtliche Schulgebäude wurde 1901/02 errichtet.
Der Mühlgrabenstollen, welcher das Aufschlagwasser lieferte, wurde bereits im 16. Jahrhundert für die unteren Griesmühle angelegt und 1834 erweitert.

Spinnereigebäude zu Scharfenstein,
Lithografie von 1837

1915 brannten die Anlagen nieder, wobei 9 Menschen umkamen und 22 verletzt wurden. Danach beherbertgten die zum Teil wiedererrichteten Gebäude eine Filiale der Chemnitzer Maschinenbaufirma Moll, welche Fässer aus Blech fertigte. 1926 wurden die Anlagen von den Zschopauer Motorenwerken J. G. Rasmussen AG (DKW) übernommen. Ab 1931 erfolgte hier unter der Bezeichnung „Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen Gesellschaft m. b. H.“ die Produktion von Kühl- und Kraftmaschinen – nach 1945 firmierte diese als „VEB DKK Scharfenstein“. In den 1970er Jahren verzeichnete dieser Betrieb mehr als 2000 Einpendler, wobei in Scharfenstein lediglich kältetechnische Anlagen wie beispielsweise Verdichter gefertigt wurden. Die Endmontage erfolgte in Niederschmiedeberg. Um zumindest einem Teil der Belegschaft Wohnraum in Scharfenstein bieten zu können, entstand ebenfalls in den 1970er Jahren etwas südlich des Ortskerns am linken Ufer der Zschopau eine Neubausiedlung.[1]

Bahnhof Scharfenstein

Mit dem Bau der Zschopautalbahn erhielt Scharfenstein am 1. Februar 1866 einen Eisenbahnanschluss – heute Haltepunkt. In den Jahren 2002 bis 2004 und 2007 wurde die gesamte Strecke grundlegend saniert.

1994 wurde durch die Gemeinden Drebach, Grießbach, Hopfgarten, Scharfenstein und Venusberg der Verwaltungsverband Grüner Grund gegründet. Am 1. Januar 2005 erfolgte die Eingemeindung von Scharfenstein nach Drebach. Mit dem Zusammenschluss der Gemeinden Drebach und Venusberg am 1. Januar 2010 wurde der Verwaltungsverband endgültig aufgelöst.

Am 6. Februar 2005 wurde durch den Landesbischof Jochen Bohl das evangelische Gemeindezentrum in Scharfenstein eingeweiht.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl[2]
1551 9 besessene Mann, 5 Inwohner
1764 11 Gärtner
1834 282
1871 767
1890 828
Jahr Einwohnerzahl
1910 948
1925 932
1939 1284
1946 1333
1950 1451
Jahr Einwohnerzahl
1964 1616
1990 1325
2000 1117

Persönlichkeiten

Der erzgebirgische Volksheld Karl Stülpner wurde am 30. September 1762 in Scharfenstein geboren. Er verließ frühzeitig das Elternhaus. 1839 kehrt er nach bewegtem Leben – jedoch mittellos – in seinen Geburtsort zurück und verbrachte hier die letzten beiden Lebensjahre erkrankt und halbblind. Bis zu seinem Tod wurde er aus der Armenkasse versorgt. Stülpner starb am 24. September 1841. Ein Gedenkstein erinnert an den ehemaligen Standort seine Geburtshauses.

Galerie

Literatur

  • Das mittlere Zschopaugebiet. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1977 (Werte unserer Heimat. Band 28). S. 187–190.
  • Scharfenstein. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 10. Band, Zwickau 1823, S. 229–234.
  • Landratsamt Mittlerer Erzgebirgskreis (Hrsg.): Zur Geschichte der Städte und Gemeinden im Mittleren Erzgebirgskreis, Eine Zeittafel (Teile 1-3)

Weblinks

 Commons: Scharfenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. Das mittlere Zschopaugebiet. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1977 (Werte unserer Heimat. Band 28). S. 187-190.
  2. vgl. Scharfenstein (Drebach) im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Scharfenstein — bezeichnet: einen Ortsteil der Gemeinde Drebach im Erzgebirgskreis in Sachsen, siehe Scharfenstein (Drebach) Scharfenstein ist der Name folgender Berge: Scharfenstein (Zittauer Gebirge), ein Felsen bei Oybin in Sachsen, genannt das Lausitzer… …   Deutsch Wikipedia

  • Scharfenstein (Erzgebirge) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Drebach — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Scharfenstein — Scharfenstein bezeichnet: einen Ortsteil der Gemeinde Drebach im Erzgebirgskreis in Sachsen Scharfenstein ist der Name folgender Berge: Scharfenstein (Zittauer Gebirge), ein Felsen bei Oybin in Sachsen, genannt das Lausitzer Matterhorn… …   Deutsch Wikipedia

  • Burgruine Scharfenstein — Scharfenstein bezeichnet: einen Ortsteil der Gemeinde Drebach im Erzgebirgskreis in Sachsen Scharfenstein ist der Name folgender Berge: Scharfenstein (Zittauer Gebirge), ein Felsen bei Oybin in Sachsen, genannt das Lausitzer Matterhorn… …   Deutsch Wikipedia

  • Ruine Scharfenstein — Scharfenstein bezeichnet: einen Ortsteil der Gemeinde Drebach im Erzgebirgskreis in Sachsen Scharfenstein ist der Name folgender Berge: Scharfenstein (Zittauer Gebirge), ein Felsen bei Oybin in Sachsen, genannt das Lausitzer Matterhorn… …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Scharfenstein (Erzgebirge) — p3 Burg Scharfenstein Burg Scharfenstein Entstehungszeit: um 125 …   Deutsch Wikipedia

  • Grießbach (Drebach) — Grießbach Gemeinde Drebach Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnhof Scharfenstein — Flöha–Annaberg Buchholz unt Bf Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen von 1902 Kursbuchstrecke (DB): 517 Streckennummer: 6644; sä. AF Streckenläng …   Deutsch Wikipedia

  • Haltepunkt Scharfenstein — Flöha–Annaberg Buchholz unt Bf Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen von 1902 Kursbuchstrecke (DB): 517 Streckennummer: 6644; sä. AF Streckenläng …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”