Schachtansatzpunkt

Schachtansatzpunkt

Der Schachtansatzpunkt ist ein Begriff aus dem Bergbau. Er bezeichnet den Punkt zum Abteufen des Schachts an der Tagesoberfläche. Für die richtige Auswahl des Schachtansatzpunktes werden unterschiedliche Aspekte gegeneinander abgewogen, die Lage des Schachtansatzpunktes wird erst nach einer genauen Planung bestimmt.

Inhaltsverzeichnis

Auswahlaspekte

Für die Auswahl des Schachtansatzpunktes sind im Prinzip drei Hauptaspekte ausschlaggebend, allerdings bestimmen in der Regel die bergtechnischen Aspekte den Schachtansatzpunkt.[1] Folgende drei Hauptaspekte werden bei der Planung berücksichtigt:

  • Verhältnisse Untertage
  • Verhältnisse Übertage
  • Deckgebirge

Verhältnisse Untertage

Bei den Verhältnissen Untertage wird zunächst die Menge, der Wert und die Verteilung der Lagerstätte berücksichtigt, außerdem das Streichen und Einfallen der Lagerstätte.[2] Dabei werden reichhaltige Lagerstättenteile des Grubenfeldes mehr berücksichtigt als ärmere. Bei steiler Lagerung ist die Lage des Schachtes mehr an den Verlauf der Lagerstätte gebunden als bei flacher Lagerung. Der Zuschnitt der Lagerstätte spielt eine wichtige Rolle, insbesondere die Länge der Fahrungs- und Förderwege. Die Lage des Schachtansatzpunktes wird nach Möglichkeit so gewählt, dass die Förderwege zum Schacht möglichst kurz sind. Die Lage eventuell vorhandener tektonischer Störungen wird ebenso berücksichtigt wie die Wahl der Wetterführung. Letztendlich spielt auch die Größe des Schachtsicherheitspfeilers eine wichtige Rolle: Schächte, die im Liegenden der Lagerstätte stehen, benötigen geringere Sicherheitspfeiler als Schächte im Hangenden. Dies liegt daran, dass die Lagerstätten den Schacht in geringeren Teufen schneiden. Außerdem sind bei Schächten, die im Hangenden der Lagerstätte stehen, an den Abbaugrenzen steilere Bruchwinkel vorhanden.

Verhältnisse Übertage

Für die Verhältnisse Übertage ist die Lage der Verkehrswege von besonderer Bedeutung: Das Vorhandensein von Kanälen, Eisenbahnen oder Fahrstraßen bietet die Möglichkeit eines kostengünstigen und unproblematischen Abtransports des Produktes. Dies gilt insbesondere dann, wenn der geförderte Rohstoff in großen Mengen abtransportiert werden muss oder wenn er keine hohen Erlöse bringt (Kohle bringt z.B. weniger ein als Diamanten). Außerdem ist bei der Planung die Lage der nächsten Wohnbebauung zu berücksichtigen. Nach Möglichkeit wird ein größeres Grundstück käuflich erworben, sodass ein größerer Abstand zur nächsten Wohnbebauung entsteht. Ein nicht außer Acht zu lassender Aspekt ist die Gefahr von Wasserzufluss. Schon bei der Planung des Schachtansatzpunktes wird der Schutz gegen Wassereinbrüche von Oberflächengewässer mit berücksichtigt, falls erforderlich wird bei der späteren Umsetzung der Schacht auf einer geringen Bodenerhebung angesetzt. Aus diesem Grund wird der Schachtansatzpunkt auch nicht in einer Talsohle geplant, auch wenn dort keine Oberflächengewässer vorhanden sind.[3] Ebenfalls zu berücksichtigen bei der Wahl des Schachtansatzpunktes ist der Schutz der Umwelt gegen Einwirkungen des Bergbaubetriebs.

Deckgebirge

Die Mächtigkeit und Beschaffenheit eines über der Lagerstätte vorhandenen Deckgebirges ist für die Wahl des Schachtansatzpunktes ebenfalls von Bedeutung. So kann ein brächiges oder weiches und stark wasserführendes Deckgebirge das Abteufen des Schachtes deutlich erschweren. Auch wird hierbei der erforderliche Schachtausbau unter Umständen teurer werden als bei besserem Deckgebirge. Bei der Planung wird dieser Aspekt besonders berücksichtigt und der Schacht nach Möglichkeit dorthin gesetzt, wo das ungünstige Deckgebirge nur in geringerer Mächtigkeit vorhanden ist. Um hier eine genaue Auswahl für den Schachtansatzpunkt zu treffen, werden oftmals mehrere Tiefbohrungen im Vorfeld getätigt.

Literatur

  • F. Heise, F. Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1908

Einzelnachweise

  1. SteinkohlePortal.de: Schachtbau
  2. Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7
  3. Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde.2. Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887

Weblinks


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