Sankt-Lukas-Kirche (Mühlberg)

Sankt-Lukas-Kirche (Mühlberg)
Tordurchblick

Die Sankt-Lukas-Kirche ist die Dorfkirche im thüringischen Mühlberg. Einer der drei Wege zur Kirche führt durch eine große Torhalle, die von gotischen Spitzbögen begrenzt wird. Ein steinernes Kreuzrippengewölbe überspannt den Raum. Der Torbau ist Teil eines die Kirche und den Friedhof umgebenden Rings aus meterdicken Sandsteinmauern und Fachwerkhäusern. Zwei Pforten sind augenscheinlich erst später hinein gebrochen worden. Nachdem man den Friedhof durchschritten hat, kommt man an das Haupttor der Kirche an der Westseite. Tagsüber ist es meist nicht verschlossen. Neben der Eingangstür ist eine alte gut erhaltene Grabplatte eines am 15. Oktober 1598 verstorbenen Menschen an der Mauer befestigt.

Zum Kirchspiel Mühlberg gehören die Pfarreien Wechmar (ohne Günthersleben), Röhrensee und Schwabhausen.

Namensgeber ist der Evangelist Lukas.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Altarraum
Empore und Orgel
Orgel
Orgelmanuale

726 wurde eine Kirche in Mühlberg erstmals erwähnt. 1200 ist ein kleiner romanischer Kirchbau nachzuweisen. Es handelt sich bei der heutigen Kirche um eine mittelalterliche Kirche, die um 1300 als Wehrkirche mit einem Kirchhof erbaut wurde und in Kriegszeiten den Menschen als Zufluchtsstätte diente. Beeindruckend sind die spätgotischen figürlichen Wandgemälde über dem Kanzelaltar. Sie entstanden etwa 1450 als Seccomalerei, wurden allerdings erst 1977 bei einer Renovierung wiederentdeckt. Zentrum der Malerei sind die Apostel Petrus und Paulus, die das Schweißtuch Christi in Händen halten.

Im Dreißigjährigen Krieg erlitten Mühlberg und seine Kirche große Schäden. In den folgenden Jahrzehnten erfolgten große Umbauarbeiten mit barocker Neugestaltung. Hierbei wurden wahrscheinlich die noch heute sichtbaren Grabsteine im oberen Bereich des Ostgiebels eingemauert[1]. Nach einer Inschrift auf einer Steintafel an der Nordseite der Außenmauer der Kirche (siehe Bild) wurde die Kirche vom 8. Juni 1696 bis 18. Oktober 1697 renoviert und bequemlicher aufgebaut, um am Tage des Hl. Lukas, dem 18. Oktober 1697, eingeweiht zu werden. Die Kirche war vorher dem Hl. Gallus geweiht (16. Oktober). Die Tafel enthält den Text: Zur Ehre Gottes ward diese vorhin baufällige Kirche von innen und außen zu renovieren und bequemlicher aufzubauen angefangen Anno Christi 1696, dem 8. Juni. Auch binnen Jahresfrist durch Gottes Segen glücklich vollbracht und Anno 1697, den 18. Oktober, am Tage des hl. Evangel. Luca eingeweiht. Hanc tibi perpetuo fixam Deus adsere sedem veri hic sit culius arafocus?? tui.

Der barocke Innenausbau erfolgte 1680 bis 1740. Der offene imposante barocke Kirchenhimmel wurde 1704 von Johann Schorch aus Sömmerda in Eitemperafarbe erstellt. Seine Farben sind noch wie neu. 1972 bis 1986 wurde der Innenraum in der alten Technik des Kreidegrundes erneuert. Im Erdgeschoss des Turms ist eine kleine Kapelle untergebracht, die der Heiligen Radegundis gewidmet ist. Sie wurde 1987 zum 1400. Todestag der Heiligen eingerichtet und mit einem Meditationskreuz versehen. 2009 wurde sie neugestaltet und erhielt eine Statue des Künstlers Heino Gloystein und einen kleinen Altar[2][3].

1802 wurde an der Südseite der Kirche das für die preußische Enklave Mühlberg verbindliche Längenmaß der Preußischen Rute von 4,20 m eingemeißelt[1]. Es handelt sich dabei um eine Rille im Sims des Sockels des Kirchenschiffs. Das Maß ist unterteilt in ¼, ½ und ¾ Rute.

Sehenswert ist - wie sehr oft in dieser Gegend - der gepflegte Friedhof an der Kirche.

Orgel

Die Orgel der St. Lukas-Kirche wurde 1729 von Franziscus Volkland aus Erfurt geschaffen. 1824 wurde das Instrument durch Ernst Siegfried Hesse (Dachwig) nach früh-romantischen Klangidealen umgebaut. Die Orgel ist mechanisch und besitzt 2 Manuale und Pedal, hat 26 Register (ca. 1500 Pfeifen). An der Orgelempore hängen zwei Pauken, die bei festlichen Anlässen mit Orgel und anderen Instrumenten benutzt werden. Die Orgel wurde 1997 grundlegend restauriert.[4]

I Hauptwerk C–c3
1. Quintatön 16′ V/H
2. Prinzipal 8′
3. Hohlflöte 8′ H
4. Viola di Gamba 8′ H
5. Gemshorn 8′ V
6. Gedackt 8′ V
7. Octave 4′ V
8. Quinte 3′ V
9. Sesquialtera II V/H
10. Octava 2′ V
11. Mixtur IV V/H
12. Trompeta 8′
II Oberwerk C–c3
13. Gedackt 8′ V/H
14. Quintatön 8′ V
15. Flaut travers 8′ H
16. Prinzipal 4′
17. Spitzflöte 4′ V
18. Nachthorn 4′ V/H
19. Octave 2′ V
20. Mixtur III V/H
Pedal C–d1
21. Subbass 16′ V
22. Violon 16′ V
23. Posaune 16′ V/H
24. Octavbass 8′ V/H
25. Flötenbass 4′ V/H
  • Koppeln: Manualkoppel, Pedalkoppel
  • Nebenregister: Glockenspiel, Glockenaccord, Tremulant, Calcant
V = Register von Volkland, 1729
H = Register von Hesse, 1824

Galerie

Quelle(n)

Dirk Koch: Dorfkirchen rund um die Drei Gleichen, Hsg: Trachtengruppe Ingersleben, Ingersleben 2006

Einzelnachweise

  1. a b Faltblatt der Kirchgemeinde
  2. Zeitungsbericht der Thüringer Allgemeine
  3. Zeitungsbericht der Nord-West-Zeitung
  4. Nähere Informationen zur Volkland-Orgel

Weblinks

 Commons: Sankt-Lukas-Kirche (Mühlberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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