Salome (Drama)

Salome (Drama)

Das Drama Salome (französisch Salomé) ist ein Einakter des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Es gilt als eines der wichtigsten und bedeutendsten Dramen der anglo-französischen Décadence.

Die Originalsprache des Dramas ist nicht englisch, sondern französisch. Wilde selbst schrieb dazu an einen Freund folgendes: Er sei „im Herzen Franzose, der Geburt nach aber Ire und von den Engländern dazu verurteilt, die Sprache Shakespeares zu sprechen.“

Salomé lässt sich der Tragödie zuordnen und sorgte besonders in England für einige Irritationen. So wurde es zensiert und zum Teil auch verboten, da im Stück biblische Charaktere mitwirkten. Von vielen Zeitgenossen Wildes wurde zudem die Darstellung der sexuellen Begierde Salomés negativ beurteilt. Heute gehört das Drama zu den etablierten, wenngleich auch durch ihre Kürze eher selten gespielten Bühnenstücken an den Theaterhäusern besonders in Großbritannien. Häufiger wird dagegen in Deutschland die Oper Salome von Richard Strauss in den Opernhäusern aufgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Inhalt

Die Szenerie beginnt in einer sehr hellen, monddurchfluteten Nacht auf der Terrasse des Palastes des Tetrarchen Herodes Antipas. Herodes hält dabei schon seit längerer Zeit den jüdischen Propheten Jochanaan (Johannes der Täufer) in einer Zisterne gefangen, nachdem dieser öffentlich die Heirat von Herodes mit der Frau seines verstorbenen Bruders angeprangert hatte.

Der junge Syrier, der Hauptmann der Wache, himmelt Salomé an, die sich noch nicht auf der Bühne befindet. Der Page der Herodias rät dem jungen Syrier aber davon ab, Salomé so sehr anzuhimmeln, da dies gefährlich sein könnte. Salomé betritt die Bühne, nachdem sie „der Tetrarch fortwährend so mit seinen Maulwurfsaugen unter den zuckenden Lidern“ angesehen hatte. Dabei wird sie auf Jochanaan aufmerksam, der aus seiner Zisterne immer wieder prophetische Weissagungen verkündet. Salomé scheint durch diese Rufe beeindruckt und will mit Jochanaan sprechen und ihn ansehen. Um ihn verbotenerweise aus seiner Zisterne zu holen, betört Salomé den jungen Syrier, bis dieser ihr schließlich nachgibt und Jochanaan auf die Terrasse holt.

Das folgende Gespräch zwischen Salomé und Jochanaan beginnt mit Verfluchungen Jochanaans gegen Herodias, die Mutter Salomés. Salomé ist fasziniert von Jochanaan, doch durch seine Zurückweisung wird sie wütend und beschimpft ihn.

Salomé: Ich bin verliebt in deinen Leib, Jochanaan! Dein Leib ist weiß wie die Lilien auf einem Felde, das nie die Sichel berührt hat. [...] Jochanaan: Zurück, Tochter Babylons! Durch das Weib kam das Übel in die Welt.

Dabei scheint sie besonders auf sexueller Basis an Jochanaan interessiert sein, und dabei besonders an Jochanaans Mund, den sie küssen möchte, was Jochanaan nicht zulässt. Inmitten diese Szenerie stürzt sich der junge Syrier in den Tod, da dieser das Gespräch zwischen Salomé und Jochanaan anscheinend nicht ertragen konnte. Jochanaan fühlt sich durch den Tod des jungen Syriers bestätigt, dass er „im Palaste den Flügelschlag des Todesengels gehört habe.“ Er kehrt zurück in seine Zisterne und der Hofstaat betritt die Bühne.

Herodes gefällt die „süße Luft“ draußen und er lässt Teppiche bringen um das Fest auf der Terrasse fortzuführen. Dabei bemerkt er aber auch die Leiche des jungen Syriers und lässt sie wegbringen. Herodias indes ist nicht sehr angetan von der Idee das Fest auf der Terrasse weiterzuführen und macht ihrem Mann Vorwürfe. Dieser bemerkt dabei Salomé und bietet ihr etwas zu Essen, etwas zu Trinken und einen Thron an, was sie alles ablehnt. Herodias sieht sich in der Loyalität ihrer Tochter bestätigt. Jochanaan gibt aber nicht Ruhe und greift nach einem Gespräch der Juden über Jesu Wirken, Herodias erneut an, worauf sie Herodes bittet ihn zum Schweigen zu bringen und hinein zu gehen. Herodes aber starrt weiter auf seine Stieftochter und bittet sie zu tanzen. Dies will Salomé zunächst nicht, als Herodes ihr aber verspricht und schwört, ihr alles zu geben was sie möchte wenn sie tanzt, willigt sie ein.

Salomé tanzt danach den „Tanz der sieben Schleier“, was die Gesellschaft sehr entzückt. Salomé fordert aber nun in einer Silberschüssel den Kopf des Jochanaan, was Herodias sehr begrüßt, da auch sie sich zunächst gegen Herodes gestellt hatte. Herodes versucht vergeblich Salomé umzustimmen und da er einen Schwur geleistet hat, lässt er Jochanaan schließlich töten. Salomé horcht an der Zisterne, aus der die Siberschüssel mit dem Kopf des Jochanaan hinaufgereicht wird, und küsst dessen Mund. Die Gesellschaft zieht sich zurück, die Juden beginnen zu beten, Herodias fächelt sich zu und Herodes wendet sich ab. Die Bühne und der Mond verdunkeln sich bis auf einen Strahl, der auf Salomé gerichtet ist:

Herodes: ''Man töte dieses Weib! (Regie: Die Soldaten stürzen hervor und zermahlen Salomé, die Tochter der Herodias, Prinzessin von Judäa, unter ihren Schilden.)

Ort und Zeit

Salomé spielt auf der Terrasse des judäischen Tetrarchen Herodes Antipas zur Zeit der römischen Besatzung Palästinas. Die klassische Einheit von Zeit, Ort und Handlung nach aristotelischer Dramentheorie ist gegeben.

Formaler Aufbau

Das Drama ist ein klassischer Einakter ohne Szenenwechsel und mit einem stringenten Streben der Handlung in Richtung der Katastrophe. Nach dem Freytag'schen Dreieck wäre folgende Einteilung sinnvoll:

  • Exposition: Gespräch zwischen dem jungen Syrier und dem Pagen der Herodias.
  • Erregendes Moment: Auftritt der Salomé
  • Peripetie: Gespräch zwischen Salomé und Jochanaan
  • Retardierendes Moment: Auftritt des Herodes und des Hofstaats, Tanz der sieben Schleier
  • Katastrophe: Enthauptung des Jochanaan und Karthasis

Interpretation

Der Heidelberger Literaturwissenschaftler Horst-Jürgen Gerigk fasst das Stück Salome als Setzung eines impliziten weiblichen Bewusstseins auf, das auf Reinheit und Treue ausgeht.[1] Das Stück ist demnach von Beginn an der Traum dieses Mädchens. Ein junges Mädchen aus viktorianischer Zeit erträumt sich eine Realität. Den idealen Geliebten, einen Heiligen, der sie ablehnt und sich damit nachweislich als gefeit gegen alle Versuchung erweist. Mit ihm vereinigt sie sich, indem sie sein abgeschlagenes Haupt einfordert und es küsst.

Rezeption

Die Geschichte geht zurück auf die biblische Erzählung der Hinrichtung von Johannes dem Täufer. Dieser soll wie im Drama beschrieben enthauptet worden seien, nachdem Salomé (deren Name in der Bibel ungenannt bleibt) für die Geburtstagsgesellschaft des Herodes getanzt haben soll. Auf Wirken von Herodias soll Salome den Kopf des Johannes gefordert haben für diesen Tanz, den sie eigentlich nicht hat tanzen wollen und für den sie von Herodes eine Belohnung erhalten sollte (Matthäus 14, 3–12). Eine etwas ausführlichere Geschichte findet sich auch bei Markus (6, 17–29), wobei Markus stärker die Intrige der Herodias in den Mittelpunkt rückt.

Das Werk wurde 1900 von Hedwig Lachmann übersetzt und in einer Adaption dieser Fassung von Richard Strauss 1905 vertont, dazu Hauptartikel: Salome (Oper). Die bekanntesten künstlerischen Darstellungen zum Wilde-Drama stammen von Aubrey Beardsley, 1893 und von Marcus Behmer, 1903.

Adaption

Die Band Saltatio Mortis adaptierte diese Drama im gleichnamigen Lied Salome im Album Wer wind saet.

Quellen

Belege

  1. Horst-Jürgen Gerigk: Lesen und Interpretieren. 2. Auflage, UTB 2006, ISBN 978-3-8252-2323-6, S. 55

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