St-Pierre de Carennac

St-Pierre de Carennac
St.-Pierre Carennac, von SO, mit Wehranlagen

Die Prioratskirche Saint-Pierre in Carennac, einer französischen Gemeinde im Département Lot der Region Midi-Pyrénées, wurde im 11./12. Jahrhundert durch die Benediktiner errichtet. Die Kirche ist ein geschütztes Baudenkmal (Monument historique).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

siehe Ortschaft Carennac.

Beschreibung

Grundriss der Abtei

Der Bau der Kirche Saint-Pierre wurde gegen Ende des 11. Jahrhunderts als Priorat der Benediktinerabtei Saint-Pierre von Moissac begonnen. Im 12. Jahrhundert wurde der offene Narthex (Vorhalle) errichtet. Die Zeit des Hundertjährigen Krieges brachte Zerstörung und Plünderung mit sich. Ihre Spuren an der Kirche und den Abteigebäuden konnten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Zuge umfangreicher Renovierungsarbeiten weitgehend behoben werden.

Mittelschiff der Kirche

Die romanische Kirche ist eine für das benachbarte Limousin typische Hallenkirche. Das Mittelschiff ist deutlich höher als die Seitenschiffe, aber es gibt keine Obergaden. Das macht den Kuppelbereich des Schiffs sehr dunkel. Man vermisst ein ausgeprägtes Querhaus. Über der Vierung sitzt ein quadratischer, romanischer Glockenturm auf, mit Schallluken aus jeweils zwei Rundbogenfenstern auf jeder Seite. Der Turmhelm ist sehr schlank und spitz zulaufend und eher dem gotischen Stil zuzuordnen.

Der Chor ist quadratisch und gerade geschlossen. Er besitzt ein verhältnismäßig großes Rundbogenfenster, das fast die ganze Kirche erhellen muss. Auf beiden Chorseiten sind in der Breite der Seitenschiffe Kapellen mit halbrunden Apsiden angeordnet, die sich zum Chor hin öffnen.

Die Schiffe besitzen Tonnengewölbe und Gurtbögen, die die Joche voneinander abgrenzen. Die Gurtbögen stehen überwiegend auf halbrunden Diensten, von denen sie durch figürlich skulptierte Kapitelle mit profilierten Kämpfern abgesetzt sind. In den Seitenschiffen stehen die Gurtbögen außenseitig auf kurzen Lisenen mit profilierten Kämpfern. Im Mittelschiff stehen die Gurtbögen zwischen Joch drei und vier auf rechteckigen Wandpfeilern, ihre Bogenansätze werden durch Kämpferprofile markiert. Die die Schiffe trennenden wuchtigen Scheidewände werden von Arkadenbögen getragen, deren Kanten beidseitig einfach abgestuft sind. Diese Scheidbögen stehen jeweils auf einer Dreiergruppe von halbrunden Diensten unterschiedlicher Stärke. Bögen und Dienste werden getrennt von figürlich gestalteten Kapitellen mit Kämpfern. Die Dienste bedecken die rechteckigen Pfeilerkerne allseitig. Zwischen dem dritten und vierten Joch gibt es statt der Pfeilerbündel aus Diensten wuchtige aber kurze Säulen, die oben von einem rund um die Säulen reichenden Kämpferprofil abgeschlossen werden. Der Triumphbogen zum Chor steht auf halbrunden Diensten, die drei Meter über dem Boden auf Konsolen stehen.

Die Vierung trägt eine Pendentifkuppel in Form einer Halbkugel, die in vier Pendentifs übergeht. Der Chor wird von einem Kreuzrippengewölbe, das aus späterer Zeit stammt, überdeckt. Die beiden Kapellen sind mit Tonnen überwölbt, ihre Apsiden tragen Halbkuppeln.

Die romanischen Kapitelle stellen Fabelwesen dar, deren Bedeutung nicht mehr ergründet werden kann.


Auf der Nordseite wurde die Kirche in gotischer Zeit um fünf rechteckige Kapellen mit Kreuzrippengewölben erweitert. Die Kapellen werden mit dem linken Seitenschiff durch großzügige, von Spitzbögen überspannten Öffnungen, die fast die ganze Kapellenbreite einnehmen, verbunden.

Vor dem kleinen Eingangsportal ist ein offener Narthex angeordnet. Dieser ist im Grundriss etwa gleich groß wie die Joche des Mittelschiffs. Das Portal des Narthex ist mit einem Tympanon versehen.

Tympanon des Narthexportals

Narthexportal
Narthexportal

Das Narthexportal ist ca. 6,50 m vor dem Kirchenportal angeordnet. Es besteht aus zwei nicht verschließbaren Durchlässen und drei Säulengruppen, auf denen das Tympanon aufliegt. In der Mitte unter dem Tympanon sind vier schlanke Säulen angeordnet und an den beiden Leibungen je zwei Säulen. Die Basen stehen auf gemeinsamen Plinthen, jeweils zwei Rundpfeiler haben einen gemeinsamen Kämpfer mit profilierten Rändern.

Die Spannweite des Tympanons zwischen den innersten Leibungen beträgt circa 5 m, die Stichhöhe circa 1,7 m. Die Ansichtsfläche ist dementsprechend kein Halbkreis, sondern ein Kreisabschnitt. Im Bogen ist ein kaum handbreiter Fries mit pflanzlichen Ornamenten plastisch herausgearbeitet. Am Sturz sieht man ein Band-Ornament, in dem neun Tiere, wie Schwein, Ente, Vogel, Hund, Fisch und andere versteckt sind.

Das Tympanon zeigt eine im romanischen Kirchenbau häufige Majestas Domini. Die Mandorla mit Christus als Pantokrator nimmt fast den ganzen Raum des Tympanons vom unteren Fries bis zum Tympanonscheitel ein. Sie wird von einem gelochten ornamentalen Band eingefasst.

Christus sitzt frontal zum Betrachter auf einem prächtigen Thron, dessen kunstvoll durchbrochene Oberflächen wertvolles Material andeuten. Seine rechte Hand ist zum Segen erhoben, wie zum Schwur mit zwei ausgestreckten Fingern, die linke hält das geschlossene Buch des Lebens. Bekleidet ist er mit einem togaartigen Gewand, das von einem breiten Band zusammengehalten wird und sich im Schoß in einen Faltenwurf auffächert. Seinen Kopf umgibt der Kreuznimbus.

Die Mandorla wird auf beiden Seiten durch senkrechte Balken begrenzt. In den Zwickeln der Mandorla befinden sich die Symbole der vier Evangelisten: Geflügelter Mensch (Matthäus), Adler (Johannes), geflügelter Stier (Lukas) und geflügelter Löwe (Markus).

Auf beiden Seiten der Mandorla sind in zwei Registern die zwölf Apostel voll plastisch dargestellt, in der unteren Reihe jeweils vier, in der oberen jeweils zwei. Im oberen linken Feld ist eine Figur herausgebrochen. Die Personen sind in deutlich kleinerem Maßstab gehalten als Christus in der Mandorla. Die Apostel sitzen ebenfalls auf wertvollen, durchbrochenen Thronen. Nur Petrus mit seinen Schlüsseln ist eindeutig bestimmbar. Er sitzt oben links, Christus zugewandt, neben einer nicht mehr vorhandenen Figur. Die Personen scheinen sich angeregt zu unterhalten und manche halten verschiedene Gegenstände in den Händen. In den beiden äußeren unteren Ecken des Bogenfeldes, von den Aposteln abgetrennt, sind noch zwei kleinere Personen in hockender Haltung dargestellt, die sich mit aufgeschlagenen Büchern auf den Knien zum Betrachter hinwenden.

Das Tympanon und die Portale sind mit vier einfachen Archivolten unterschiedlicher Querschnitte und ohne Dekor eingefasst. Eine ursprüngliche äußere Archivolte ist heute zum größten Teil abgebrochen. Nur an den beiden Enden des Bogenlaufs gibt es noch wenige intakte auskragende Skulpturen, links zwei und rechts eine. Es handelt sich offensichtlich um die Darstellung exotischer Tiere oder Fabelwesen, links ein Affe und ein Bär mit Halsband, rechts ein affenähnliches Tier. Dies könnte einmal ein ganzes Bestiarium gewesen sein.

Auf dem Tympanon und auf den inneren Archivolten sind Reste einer farblichen Fassung zu erahnen. Im Innern der Kirche gibt es besser erhaltene Farbflächen.

Kreuzgang

Klosterhof mit Kreuzgang

Der Kreuzgang schließt sich an die Südseite der Kirche an. Die an der Kirche entlangführende Galerie ist romanischen Ursprungs, die übrigen drei sind im Zuge der Renovierungen des 15. Jahrhunderts neu im Flamboyantstil errichtet worden. Eine Wendeltreppe in der Südwestecke des Kreuzgangs führt hinauf zu den teils später überdachten Terrassen über den Galerien.

Kapitelsaal

Von der Ostgalerie des Kreuzgangs geht es in den einstigen Kapitelsaal. Hier befindet sich die ehemals in der Kirche untergebrachte Grablegungsgruppe, die in das späte 15. Jahrhundert datiert wird. Wie bei allen Grablegungen dieser Epoche stehen um die Bahre, auf der der Leichnam Christi liegt, Josef von Arimathäa und Nikodemus an Kopf- und Fußende, an einer Längsseite stehen Maria, Johannes, Maria Magdalena und zwei weitere Frauen.

Literatur

  • Thorsten Droste: Périgord und Atlantikküste. Köln 1989, S. 62. (DuMont Kunst-Reiseführer)
  • Julia Droste-Hennings, Thorsten Droste: Frankreich, Der Südwesten. DuMont Reiseführer, 2007.
  • Marcel Durliat: Romanische Kunst. Freiburg-Basel-Wien 1983.
  • Ingeborg Tetzlaff: Romanische Kapitelle in Frankreich. Köln 1979.
  • Ingeborg Tetzlaff: Romanische Portale in Frankreich. Köln 1977.

Weblinks

 Commons: Saint-Pierre de Carennac – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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