Samenbombe

Samenbombe
Samenbombe

Samenbombe (englisch Seed Bomb oder Seed Ball) bezeichnet eine Samenkugel, welche bis zu 70 verschiedenen Pflanzensamen enthalten kann. Samenbomben werden in der Guerillagärtnerei-Bewegung als schnelle und effektive Methode der Aussaat verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Herstellung

Eine Samenbombe besteht meistens aus getrockneter Erde und Kompost, die mit Ton vermischt sind. Meist werden die Kugeln im Backofen angetrocknet, damit der Lehm aushärtet. Eine gängige Mischung besteht aus fünf Teilen roter Tonerde, drei Teilen Erde oder Kompost und einem Teil Samen. Mit einem Teil Wasser werden sie zu kleinen Kügelchen geformt und ein bis zwei Tage getrocknet.[1]

Im Inneren der Kugel befinden sich Samen von bis zu 70 Blumenarten. Meist enthalten die Samenbomben Saatgut annueller Pflanzen (Sommerblumen) und in Deutschland traditioneller Arten, wie Kornblume, Ringelblume, Tagetes, Sonnenhut, Malve und andere Arten. Das Saatgut wird in der Kugel vor dem Austreiben geschützt. Die Kugeln müssen dazu trocken gelagert werden. Mittlerweile werden Samenbomben auch von kommerziellen Herstellern angeboten[2].

Anwendung

Die Samenbomben werden auf einen beliebigen Platz mit Erde geworfen. Die Kugel bleibt solange ruhend liegen, bis es zum nächsten Regen kommt. Die Tonkugel bietet den Samen bis zum Regen Schutz vor Vögeln und Nagern. Trifft der Regen auf die Kugel, saugt sich diese mit Wasser voll und quillt auf. Durch die Feuchtigkeit beginnen die Samen im Inneren der Kugel nach und nach zu keimen und durchbrechen die Kugelwände nach kurzer Zeit. Die gegebenen Bedingungen und die Auswahl der Standorte entscheiden normalerweise über die Auswahl der später blühenden Blumen.[3]

Geschichte

Die Verbreitung der Aussaattechnik der Samenbomben geht mit einiger Wahrscheinlichkeit auf den japanischen Reisbauern Masanobu Fukuoka zurück. Dieser hatte seine Methode der Seed Balls nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs insbesondere für die Direktaussaat von Reis und Gerste auf seinen dauerhaft ohne Pflügen bestellten Feldern entwickelt und so auch Gemüse wie Daikon-Rettich auf Wiesen und an Wegesrändern ausgesät. Eine Gruppe von wechselnden jungen Leuten lebte seit den 1970er Jahren auf seinem Hof und studierte seine Techniken und Philosophie der Nichts-Tun-Landwirtschaft. Das später durch einen dieser Aktivisten naturnaher Landwirtschaft ins Amerikanische übersetzte Buch Fukuokas „One Straw Revolution“ (Titel der deutschen Ausgabe: „Der große Weg hat kein Tor“)[4] erschien 1978 in den USA und sorgte zusätzlich für die Bekanntheit von Fukuokas Techniken in der englischsprachigen Permakultur-Szene. Fukuoka selbst verbreitete seine Erfahrungen auf Reisen in verschiedene Länder der Erde wie Somalia oder Indien. An Fukuokas Leistung wird heute auch in der Guerillagärtnerei-Bewegung erinnert.[5]

Diskutiert werden auch unabhängige Entwicklungen der Technik der Samenbomben, da schon bei Pflanzaktionen durch die New Yorker Guerillagärtnereigruppe Green Guerillas um die Künstlerin Liz Christy 1973 über den Einsatz von „seed bombs“ berichtet wird, zudem seien vergleichbare Methoden bereits früher bei Anbautechniken einiger Stämme der Nordamerikanischen Ureinwohner zur Anwendung gekommen.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auf „wordpress.com“
  2. Weser Kurier: Samenbomben aus Norddeutschland
  3. Künstler ohne Namen
  4. vgl. auch Einleitung des Übersetzers Larry Korn in: Masanobu Fukuoka: Der große Weg hat kein Tor. Nahrung – Anbau – Leben. 2. Auflage, Pala-Verlag, Darmstadt 1994, ISBN 3-923176-71-6, S. 13-21. Zu Fukuokas Beschreibung seiner Technik, Samen in Lehmklümpchen (Pellets) einzuhüllen, vgl. S. 48f.
  5. Seedballs: from Fukuoka to Green Guerillas. Abgerufen am 10. Juli 2011.
  6. Andrea Bellemy: A brief history of the seed ball. Abgerufen am 10. Juli 2011.

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