Rudolf Helm

Rudolf Helm

Rudolf Helm (* 2. März 1872 in Berlin; † 29. November 1966 in Kiel; vollständiger Name: Rudolf Wilhelm Oskar Helm) war ein deutscher Klassischer Philologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rudolf Helm studierte ab 1889 Klassische Philologie an der Universität Berlin und wurde 1892 bei Johannes Vahlen mit einer Dissertation über das Epos Thebais von Statius promoviert (De P. Papinii Statii Thebaide). Nach dem Studium unternahm er Reisen durch Italien und Griechenland (1893/1894 als Reisestipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts) und unterrichtete für kurze Zeit als Hilfslehrer. 1897 wurde er auf die neu eingerichtete Assistentenstelle am Institut für Altertumskunde der Berliner Universität berufen. Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, der im selben Jahr aus Göttingen gekommen war, hatte die Einrichtung dieser Stelle bei der Universitätsleitung durchgesetzt. Als Assistent gab Helm Lehrveranstaltungen, verwaltete die Institutsbibliothek und war fachlicher Ansprechpartner für die Studenten. Bereits 1899 erreichte Helm seine Habilitation und damit die Ernennung zum Privatdozenten. Die Assistentenstelle wurde neu ausgeschrieben und 1900 an Richard Heinze vergeben.

Nach sieben Jahren als Privatdozent in Berlin wurde Helm 1907 als außerordentlicher Professor an die Universität Rostock berufen. Als sein Kollege Otto Plasberg 1909 an die Universität Prag wechselte, wurde Helm zum ordentlichen Professor ernannt. Von 1920 bis 1922 war Helm Rektor der Universität Rostock. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde er aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Frau 1937 zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Sein Lehrstuhl wurde durch Andreas Thierfelder vertreten, der 1938 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Helm 1947 seine Professur zurück und lehrte einige Jahre als Emeritus in Rostock sowie an der Universität Greifswald. Zu seinem formalen Nachfolger wurde 1948 Werner Hartke berufen. 1953, im Alter von 81 Jahren, trat Helm in den Ruhestand und zog nach Berlin-Charlottenburg. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich ganz seiner Forschungsarbeit. Er verstarb auf einer Reise in Kiel und wurde anschließend in Berlin-Wilmersdorf eingeäschert und beigesetzt.

Leistungen

Rudolf Helm war hauptsächlich Latinist. Sein Forschungsschwerpunkt war die römische Literatur seit dem 1. Jahrhundert v. Chr., besonders zur Kaiserzeit und in der Spätantike. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigte er sich mit dem griechischen Satiriker Lukian von Samosata, dessen Werk er als Bearbeitung der (nicht erhaltenen) Satiren des Menippos von Gadara sah. Helms zentrale Schriften in diesem Bereich sind seine Aufsatzreihe Lucian und die Philosophenschulen (Neue Jahrbücher für das klassischer Altertum, Band 5 [1902], S. 188–213. 263–288. 351–369), seine Monografie Lucian und Menipp (Leipzig 1906, Nachdruck Hildesheim 1967) und der Artikel Lukianos in der Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (Band 13,2 [1927], Sp. 1725–1778). Helms Positionen zu Lukian sind heute teilweise überholt.[1]

Helms lebenslange Beschäftigung mit dem antiken Roman mündete in seine Schrift Der antike Roman (Berlin 1948. Zweite Auflage, Göttingen 1956). Das damals grundlegende Werk ist heute durch Niklas Holzbergs Monografie Der antike Roman: Eine Einführung überholt (München/Zürich 1986. Dritte Auflage, Darmstadt 2006).

Helm veröffentlichte außerdem Übersetzungen der Dichter Horaz, Catull, Martial, Tibull und Properz und eine zweisprachige Ausgabe der Metamorphosen des Apuleius.

Literatur

  • Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), Band 4 (1996), S. 571.
  • Arbeiten aus dem Gebiet der Altertumswissenschaft: Festschrift Rudolf Helm zum 2. März 1962, Rostock 1963 (mit Schriftenverzeichnis).
  • Michael Buddrus: Die Professoren der Universität Rostock im Dritten Reich: Ein biographisches Lexikon, München 2007, S. 183–184.
  • Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Erinnerungen 1848–1914, Berlin 1928, S. 283.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David S. Du Toit, Theios anthropos: Zur Verwendung von theios anthrōpos und sinnverwandten Ausdrücken in der Literatur der Kaiserzeit, Tübingen 1997, S. 201, Anm. 59.

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