Rosenthal (Unternehmen)

Rosenthal (Unternehmen)
Rosenthal GmbH
Logo der Rosenthal AG
Rechtsform GmbH
Gründung 1879
Sitz Selb
Leitung Pierluigi Coppo [1]
Mitarbeiter 1100 (2008)[2]
Umsatz 130 Mio. Euro (2008)[2]
Branche Haushaltswaren
Website www.rosenthal.de
Altes Firmenzeichen von Rosenthal, ca. 1900
Hutschenreuther-Wappen am Welzel-Haus in Selb

Die Rosenthal GmbH ist ein deutscher Hersteller von Porzellan und anderen Haushaltswaren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Unternehmen wurde 1879 gegründet und als Familienbetrieb geführt. Der Firmengründer Philipp Rosenthal siedelte mit seiner Porzellanmalerei von Werl (Nordrhein-Westfalen) nach Selb in Bayern über, wo er im Schloss Erkersreuth die Porzellanmalerei industrialisierte. 1897 gründete Rosenthal die Firma Bauer, Rosenthal & Co. in Kronach, um sie anlässlich der Gründung von Philipp Rosenthal & Co. AG 1897 zurück in den heimischen Konzern zu holen. 1908 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Thomas in Marktredwitz, 1917 die Porzellanfabrik Zeidler & Co., die später als Marke „Bahnhof Selb“ in Selb-Plößberg bekannt wurde, dem Sitz des heutigen Porzellanmuseums.

1921 übernahm Rosenthal die Krister Porzellan-Manufaktur in Waldenburg (Schlesien). 1971 stellte der Konzern den Verkauf dieser Marke ein.[3] Im Jahr 1936 kaufte Rosenthal die Porzellanmanufaktur Waldershof sowie die Porzellanfabrik Thomas in Sophiental. 1939 wurde die Rosenthal Isolatoren GmbH (RIG) in Erkersreuth und Hennigsdorf bei Berlin sowie in Selb gegründet. 1939 wandelte sich die Firma zur Rosenthal Porzellan AG. Über verschiedene Stadien und Umstrukturierungen entstand der heutige Betrieb. 1965 wurde der einheitliche Name Rosenthal Glas & Porzellan AG gewählt und 1969 zu Rosenthal AG verkürzt.

Seit dem Eintritt des Juniors Philip Rosenthal in die Firma, spielte diese eine Pionierrolle im Produktdesign, nicht zuletzt seit der Eröffnung eines "Rosenthal Studio Hauses" in Nürnberg im Jahr 1960, woraus die erste Designladenkette der Welt hervorging.[4] In der Zusammenarbeit mit Kreativen wie dem amerikanischen Industriedesigner Raymond Loewy, skandinavischen Künstlern wie Timo Sarpaneva und Deutschen wie Luigi Colani entstand eine imposante Reihe von Produkten, von denen heute einige als „Klassiker“ gelten.[5] – darunter auch das Teeservice TAC von Walter Gropius, der auch Fabrikgebäude entwarf.

Ab 1997 gehörte die börsennotierte Rosenthal AG mehrheitlich zum britisch-irischen Waterford Wedgwood Konzern, welcher 90 % der Rosenthal-Aktien besaß. Rosenthal stellte damit in Deutschland den Marktführer für hochwertiges Geschirr und Kunsthandwerk aus Porzellan und Glas dar und war im Verbund mit Waterford Wedgwood Weltmarktführer. Im Jahr 1998 übernahm das Unternehmen Teile der Porzellanmarke Hutschenreuther, insbesondere das Werk B in Selb.[6]

Im Juni 2008 wurden schließlich Gerüchte laut, Waterford Wedgwood suche aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten einen Käufer des Rosenthal-Aktienpakets. Beschäftigt waren zu diesem Zeitpunkt ca. 1100 Mitarbeiter weltweit. Das Unternehmen stand durch den anschließenden Zusammenbruch von Waterford Wedgwood vor der Zahlungsunfähigkeit und musste am 9. Januar 2009 Insolvenz anmelden. Das anschließende Insolvenzverfahren der Rosenthal AG wurde am 1. April 2009 durch das Amtsgericht Hof eröffnet.[7]

Am 20. Juli 2009 wurde bekannt, dass ein Verkauf an den italienischen Besteckhersteller Sambonet Paderno erfolgreich abgeschlossen werden konnte.[8] Die am 1. August 2009 gegründete Rosenthal GmbH bildet damit ein eigenständiges Unternehmen des Sambonet Paderno-Konzerns. Firmensitz ist weiterhin in Selb, Geschäftsführer ist Pierluigi Coppo.[9]

Im April 2011 gab Coppo bekannt, nun zusätzlich zu exklusivem Porzellangeschirr unter dem Namen „Arthur Krupp“ eine günstigere Serie für Kantinen, Restaurants und kleine Hotels produzieren zu wollen. Für diesen Wechsel gab er den kontinuierlich sinkenden Absatz für das Hochpreissegment und einen anwachsenden Kostendruck wegen neuer Produzenten aus Niedriglohnländern an.[10]

Produktpalette

Die Rosenthal GmbH bietet vorrangig Produkte unter folgenden Marken an:

  • „Rosenthal studio-line“, designorientiertes, avantgardistisches Geschirr und Kunstobjekte aus Porzellan und Glas
  • „Rosenthal classic“, klassisch gestaltetes Porzellan
  • „Rosenthal meets Versace“, Luxus-Geschirr aus Porzellan nach Gianni Versace
  • „Thomas“, designorientiertes Gebrauchsporzellan,
  • „Hutschenreuther“, Weiterführung der Marke der ehemaligen Hutschenreuther AG für Haushalts- und Hotelgeschirr

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Impressum von rosenthal.de
  2. a b Rosenthal - Die wichtigsten Fakten auf einen Blick. In: rosenthal.de, abgerufen am 27. April 2011.
  3. Krister Porzellan-Manufaktur von 1831 bis heute. In: porzellan-indischblau.de, abgerufen am 27. April 2011.
  4. Bernd Polster: Designlexikon Deutschland. Köln 1999, S.282.
  5. Bernd Polster: Wohndesign Deutschland. Köln 2008, S.132, 197, 236 und 527.
  6. Die Geschichte Rosenthals: 1997-2000. In: rosenthal.de, abgerufen am 27. April 2011.
  7. kaz/Reuters/AP/dpa: Rosenthal meldet Insolvenz an. In: Spiegel Online, 9. Januar 2009.
  8. Italiener retten Traditionshaus Rosenthal. In: Handelsblatt, 20. Juli 2009, mit Chronologie vor allem ab 1995.
  9. Weißes Gold aus Selb trifft auf Besteck aus Italien. In: digest-online.de, Interview mit Pierluigi Coppo.
  10. Andre Tauber: Strategieschwenk: Rosenthal knickt vor Billigrivalen ein. In: Financial Times Deutschland, 27. April 2011.

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