Rohstoffindex

Rohstoffindex

Ein Rohstoffindex ist eine Kennzahl, die die Preis- oder Wertänderungen am Rohstoffmarkt oder einzelnen Segmenten des Rohstoffmarktes angibt.

Inhaltsverzeichnis

Konzept

Ein Rohstoffindex ist ein Börsenindex in einem Rohstoffmarkt. Es handelt sich um eine Kennzahl für die Entwicklung von ausgewählten Rohstoffpreisen in diesem Markt. Er soll die Entwicklung auf diesem Teilmarkt des weltweiten Finanzgeschehens repräsentativ dokumentieren. Ausgangspunkt für die Berechnung eines Rohstoffindizes bildet stets eine ganz bestimmte Basisperiode. Die nachfolgenden Änderungen der Kennzahl im Zeitablauf spiegeln fortan die vergangenheitsorientierte Wertentwicklung (Performance) der im hypothetischen Portfolio enthaltenen Rohstoffe wider. Die Indizes unterscheiden sich bei den Gewichtungen von Rohstoffen, den Rollover-Strategien und den Regeln für die Veränderung der Indexzusammensetzung. Rohstoffindizes können die Basis für Derivate bilden.[1]

Die Bestandteile in einem Rohstoffindex lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen:

  • Energierohstoffe
    • Fossile Brennstoffe
    • Kraftstoffe
  • Metalle
    • Industriemetalle
    • Edelmetalle
  • Landwirtschaft
    • Agrarrohstoffe
    • Viehwirtschaft

Versionen

Spot Return Index

Der Spot Return Index zeigt immer den aktuellen Rohstoffpreis in seinem am nächsten liegenden Liefermonat an. Bei Verfall wird die Berechnung auf den nächsten Terminkontrakt umgestellt, wobei die Preisdifferenz zwischen den beiden Kontrakten nicht in Betracht gezogen wird. Contango und Backwardation finden also bei der Berechnung des Index keine Berücksichtigung.

Excess Return Index

Der Excess Return Index rollt den Rohstoff aus dem aktuellen Liefermonat kontinuierlich in den nächsten Liefermonat. Contango und Backwardation fließen also im Gegensatz zum Spot Return Index in die Berechnung des Index ein. Die Zinseinnahmen in diesem Index bleiben unberücksichtigt. Der Excess Return Index ähnelt einem Kursindex.

Total Return Index

Auch der Total Return Index rollt den Rohstoff aus dem aktuellen Liefermonat kontinuierlich in den nächsten Liefermonat. Contango und Backwardation fließen ebenfalls in die Berechnung des Index ein. Im Gegensatz zum Excess Return Index enthält der Total Return Index zusätzlich Zinserträge und ähnelt daher eher einem Performanceindex. Beim Kauf eines Rohstoff-Futures muss nicht der vollständige Wert des Kontraktes an der Terminbörse hinterlegt werden, sondern nur ein kleiner Teil, die sogenannte Margin. Dies gilt auch für die Betreiber von Rohstoffindizes, die das restliche Kapital in kurzlaufende US-Staatsanleihen anlegen. Die daraus resultierenden Zinseinnahmen fließen in die Berechnung des Total Return Index.[2]

Inflationsindikator

RBA Commodity Index der Reserve Bank of Australia und Ölpreis (1999–2009)

Ein Rohstoffindex gilt als ein Indikator für die zukünftige Entwicklung der Inflation oder die Kostenentwicklung in der Industrie. Er ist bei einer Trendwende am Rohstoffmarkt ein guter Frühindikator für den Rentenmarkt, da Rohstoffe in ihrer Tendenz gegenüber den Anleihen in der Regel einen Vorlauf von drei bis sechs Monaten besitzen. Zwischen den Zinsen der Anleihen und den Rohstoffpreisen besteht auch zeitlich eine enge Verbindung.

Zusammenhänge von Rohstoffindizes mit dem geometrisch gewichteten U.S. Dollar Index und dem handelsgewichteten Trade Weighted US Dollar Index sind erkennbar. Ein fallender US-Dollar ist gleichzusetzen mit inflationären Tendenzen und tendenziell steigenden Rohstoffpreisen. Dies gilt insbesondere für die Agrarrohstoffe und den Ölpreis.

Für Europäer ist es genau umgekehrt. Ein starker US-Dollar führt zu einem schwachen Euro (siehe Euro Effective Exchange Rate Index). Bezogen auf die Verknüpfungen zwischen den Märkten bedeutet das einen Gleichlauf von Rohstoffpreisen und Euro. Zahlreiche Währungen sind relativ stark von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängig. So besitzt beispielsweise der kanadische Dollar eine enge Korrelation zu Rohstoffindizes. Die Währung steigt tendenziell zusammen mit dem Index.[3]

Ein Zusammenhang besteht von Frachtraten mit Rohstoffpreisen und der Nachfrage nach Metallen, Treibstoffen und Nahrungsmitteln. Zwischen der Entwicklung von Rohstoffindizes und dem Baltic Dry Index (BDI) besteht ein gewisser Gleichlauf. Der BDI wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und ist ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern (hauptsächlich Kohle, Eisenerz und Getreide) auf Standardrouten.[4]

Indizes

Rohstoffindizes

Der älteste Rohstoffindex ist der Economist Commodity Price Index. Er wurde 1864 erstmals veröffentlicht und bis 1845 zurückgerechnet. Der ursprüngliche Basiswert waren 100 Punkte und der Basiszeitraum 1845 bis 1850. Seit der Revision von 2005 sind im Index 25 Rohstoffe gelistet, die sich in die Sektoren Nahrungsmittel (56,4 Prozent) und industrielle Materialien (43,6 Prozent) aufteilen. Die heute gebräuchlichen Rohstoffe Erdöl, Ölprodukte und Edelmetalle sind nicht enthalten.[5]

Die Preisentwicklung von 19 für den Welthandel relevanten Rohstoffen misst der Thomson Reuters/Jefferies CRB Index. Er wurde erstmals 1957 vom Commodity Research Bureau (CRB) in den USA berechnet. Der Index gilt als übergeordneter Indikator für den gesamten Rohstoffsektor. Der heutige Rohstoffindex, der den Namen CRB Index trägt, ist nicht mit dem historischen CRB Index vergleichbar. Er wurde 2005 grundlegend überarbeitet, als seine traditionelle Berechnungsmethode nicht mehr aktuell war. Der ursprüngliche CRB Index läuft seitdem unter dem Namen Continuous Commodity Index („Old CRB Index“) weiter.

Weitere Rohstoffindizes sind der Dow Jones-UBS Commodity Index (früher Dow Jones-AIG Commodity Index), der Rogers International Commodity Index (RICI) und der S&P GSCI (früher Goldman Sachs Commodity Index). Ein Nahrungsmittel-Preisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen ist der FAO Food Price Index (FFPI). Er erfasst die Entwicklung der Weltmarktpreise von verschiedenen Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die bekanntesten Rohstoffindizes.[6][7][8][9]

Name Kürzel Einführung Historische
Daten seit
Anzahl
Rohstoffe
(2010)
Veränderung
in %
(2000–2010)
Continuous Commodity Index CCI 1957 1956 17 176,3
Dow Jones-UBS Commodity Index DJ-UBSCI 1998 1991 19 41,7
Rogers International Commodity Index RICI 1998 1998 38 141,3
S&P GSCI S&P GSCI 1991 1970 24 155,9
Thomson Reuters/Jefferies CRB Index¹ TRJ/CRB 2005 1994 19 69,9

¹ Der originale CRB Index wurde 1957 eingeführt und 2005 in Continuous Commodity Index umbenannt

Rohstoffaktienindizes

Im Gegensatz zu Rohstoffindizes spiegeln Rohstoffaktienindizes nicht die Wertentwicklung der Rohstoffe sondern die der Aktiengesellschaften wider. Beispiele sind der NYSE Arca Gold BUGS Index (HUI), ein Aktienindex von internationalen Goldproduzenten und hauptsächlich Gold fördernden Bergbauunternehmen, und der Philadelphia Gold and Silver Index (XAU), in dem internationale Gold- und Silberproduzenten gelistet sind.

Der XAU repräsentiert ein Portfolio von gehedgten und ungehedgten Bergbauunternehmen, deren Förderung sowohl ohne als auch mit Vorwärtsverkäufen abgesichert wird. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum HUI, welcher ausschließlich Aktien von Goldproduzenten beinhaltet, die keine Vorwärtsverkäufe tätigen.

Einzelnachweise

  1. Deutsche Bank: Leitfaden für Rohstoffindizes
  2. Deutsche Bank: Rohstoffinvestments – eine spannende Anlageklasse
  3. Sentix: Technische Intermarket-Analyse
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Verfall des Baltic Dry Index ist kein gutes Signal für die Weltwirtschaft, vom 6. Juli 2010
  5. Economist: The Economist's commodity-price index – 160 years on, vom 10. Februar 2005
  6. Wikiposit: Historische Kurse des CCI und S&P GSCI
  7. Yahoo: Historische Kurse des DJ-UBSCI
  8. Rogers Raw Materials: Historische Kurse des RICI
  9. Stooq: Historische Kurse des TRJ/CRB

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