Rockaby

Rockaby

Rockaby ist ein kurzer Einakter, den Samuel Beckett 1980 für die State University of New York schrieb. Diese wollte ein Symposium zum 75. Geburtstag Becketts veranstalten und hatte ihn um einen Beitrag gebeten. Rockaby wurde am 8. April 1981 unter der Regie von Alan Schneider in Buffalo uraufgeführt.

Der Titel spielt an auf den Namen eines etwas derb humorigen englischen Kinderlieds, dessen populärste Version, ähnlich wie das deutsche Gegenstück „Hoppe, hoppe, Reiter“[1] damit endet, dass ein Baby von einem Baum fällt, weil der Ast bricht, auf dem seine Wiege stand: „Rock-a-bye baby, on the treetop, / When the wind blows, the cradle will rock, / When the bough breaks, the cradle will fall, / And down will come baby, cradle and all.”[2]

Handlung

Rockaby zeigt das Sterben einer alten Dame. Ganz in Schwarz gekleidet sitzt sie regungslos im Schaukelstuhl ihrer verstorbenen Mutter, dessen wippende Bewegung immer dann wie von Geisterhand angestoßen einsetzt, wenn sie nach „mehr“ verlangt. Ihr Gesicht ist kreidebleich, ihre Haare sind grau, ihre Augen riesengroß. Die Bühne ist leer und dunkel. Zu hören ist nur ihre monotone Stimme, die nicht aus ihrem Mund, sondern vom Tonband kommt und ihr in Form eines rhythmischen Hörspiels, getragen vom Metrum des Schaukelstuhls, Geschichten von ihrer Vergangenheit und ihrer toten Mutter erzählt.

Viermal gibt die Frau mit ihrem (jedesmal leiser werdenden) „Mehr“ dem Stuhl und der Stimme das Zeichen zur Fortsetzung des akustischen Spiels, dreimal stoppt sie es durch eine kleines Veto wieder. Auch dieser Einspruch und das Schaukeln ihres Stuhls werden jedes Mal zögerlicher und sanfter. Am Schluss des Stücks wartet man vergebens auf ihre Unterbrechung. Das Schaukeln kommt trotzdem allmählich zum Stillstand, während die Frau langsam den Kopf sinken lässt und stirbt.

Fußnoten

  1. Das deutsche Lied endet bekanntlich noch makaberer: „Hoppe, hoppe, Reiter / Wenn er fällt, dann schreit er. / Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben. / Fällt er in den Sumpf, macht der Reiter plumpf.“
  2. Sowohl die Schreibweise Rock-a-bye als auch die Tatsache, dass es sich dabei um ein Wortspiel mit dem englischen Begriff für Wiegenlied, nämlich lullaby, handelt, sprechen dafür, dass sich auch die Schlusssilbe des beckettschen Rockaby [-ai] und nicht [-i] spricht.

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