Ringwall Altkönig

Ringwall Altkönig
Ringwall Altkönig
Der Innenwall im Südostbereich

Der Innenwall im Südostbereich

Entstehungszeit: Frühlatènezeit
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Bodendenkmal
Ständische Stellung: unbekannt
Ort: Kronberg
Geographische Lage 50° 12′ 44″ N, 8° 28′ 58″ O50.212238.482778798.2Koordinaten: 50° 12′ 44″ N, 8° 28′ 58″ O
Höhe: 798,2 m ü. NHN
Ringwall Altkönig (Hessen)
Ringwall Altkönig

Bei dem Ringwall Altkönig handelt es sich um die eindrucksvollste vorgeschichtliche Befestigung des Taunus. Sie liegt auf der Spitze des Altkönig, dem mit 798 m dritthöchsten Berg des Taunus und wird auf die Frühlatènezeit (etwa 400 v. Chr.) datiert.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Beschreibung

Der Altkönig liegt am südöstlichen Rand des Taunus. Seine markante Bergkuppe stellt die beherrschende Höhe des gesamten Vordertaunus. Weithin sichtbar überragt er die südliche Wetterau, wie auch die Mainebene.

Beispiel einer Pfostenschlitzmauer
Der westliche Wall des Annex

Der Ringwall umschließt die Kuppe des Altkönigs. Er besteht aus einer doppelten Steinbewallung von annähernd ovaler Form. Im Südwesten schließt sich ein Annex an, der eine auch heute noch fließende Quelle sichert. Die Anlage umfasst eine Fläche von 26 ha, wobei 11 ha auf den Annex entfallen. Die aus Taunusquarzit bestehenden Wälle an sich haben eine Länge von 950 m (innerer Ring) bzw. 1390 m (äußerer Ring) und weisen einen Abstand zwischen 50 m und 80 m auf. Die Walllänge des Annex betrug in ursprünglicher Form 1000 m. Der äußere Wall wies zwei Tore auf, eines in Richtung Südosten und eines in Richtung Südwesten in den Annex hinein. Diese Tore waren durch überlappende Mauerenden besonders gesichert. Zwischen dem südlichen Anschluss des Annex an den äußeren Wall findet sich heute eine etwa 60 m breite Lücke. Ob hier ein Tor vorlag, ist heute unbekannt. Der innere Wall wies dem gegenüber nur ein einziges Tor auf, welches im Osten lag. Dieses Tor war einfacher errichtet und weist keine Mauerüberlappung auf. Die Wälle an sich stellten im Ursprung eine Trockenmauer vom Typus Altkönig-Preist dar. Dieser Name beruht darauf, dass die hier vorliegende Bauweise einer Pfostenschlitzmauer erstmalig am Altkönig und parallel hierzu in Preist erforscht wurde. Die innere Mauer war zwischen 6,2 m und 6,5 m breit, die äußere etwa 4,0 m.

Innerhalb der inneren Wallanlage zeigen sich nochmals geringfügige Spuren einer Befestigung. Hierüber gibt es allerdings überhaupt keine Erkenntnisse.

Funktion

Teile des inneren Walls mit minimalen Mauerwerksüberresten

Über die genaue Funktion der Anlage ist man sich bis heute im Unklaren. Eine Nutzung des Annex, wie auch des äußeren Rings als Fluchtburg erscheint denkbar. In anderen etwa gleichartigen Bauten konnten seinerzeitige Fürstensitze nachgewiesen werden. Dies erscheint auch für den Ringwall Altkönig wahrscheinlich. Das lediglich spärlich vorliegende Fundmaterial, wie auch das Fehlen von ausgeprägten Siedlungsschichten lassen den Schluss zu, dass die Anlage während Ihrer Nutzung nur von wenigen Menschen bewohnt wurde. Größeren Menschengruppen konnte die Anlage wahrscheinlich nur kurzzeitig Schutz gewähren. Funde aus frührömischer oder Spätlatènezeit liegen nicht vor, was darauf schließen lässt, dass die Anlage hier bereits zerfallen war.

Forschungsgeschichte

Grabungen wurden 1882/83 durch Karl August von Cohausen sowie 1894 bzw. 1911 durch Christian Ludwig Thomas durchgeführt. Auf diesen Grabungen beruhen die vorliegenden Funde im Wesentlichen. Bemerkenswertester Fund ist hierbei eine bronzene Tierfibel. Im Zuge dieser Grabungen wurde das Prinzip der Pfostenschlitzmauer erforscht.

Spätere Nutzungen und Erwähnungen

  • Im 16 Jh. berichtet Erasmus Alberus in Gedichtform über die "alten Mawern" des Altkönigs.[1]
  • Als im Jahr 1792 die französischen Truppen des General Custine von Mainz aus Raubzüge in die Gegend unternahmen, flüchteten sich die Einheimischen in die Wallanlage und richteten sich hier mit Hütten ein. [2]
  • Angeblich wurde innerhalb der Wallanlage auch eine spätrömische Münze gefunden. Wie ein solcher Fund zu interpretieren ist, ist unklar.

Denkmalschutz

Der Bereich der Wallanlage im Ringwall Altkönig ist ein Bodendenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden bedürfen der vorherigen Genehmigung. Zufallsfunde sind an die Denkmalbehörden zu melden.

Der Wall trägt das internationale Schutzzeichen für die Kennzeichnung von Kulturgut nach der Haager Konvention.

Galerie


Literatur

  • Dietwulf Baatz, Fritz-Rudolf Herrmann: Die Ringwälle auf dem Altkönig im Taunus. In: Archäologische Denkmäler in Hessen 25. herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen 1982.
  • Fritz-Rudolf Herrmann, Albrecht Jockenhövel: Die Vorgeschichte Hessens. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8062-0458-6
  • Jörg Lindenthal: Kulturelle Entdeckungen. Archäologische Denkmäler in Hessen. Jenior, Kassel 2004, S. 131f. ISBN 3-934377-73-4
  • Topographische Karte 5716 Oberreifenberg, herausgegeben vom hessischen Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation
  • Georg Wilhelm Sante, Handbuch der historischen Stätten Deutschlands - Vierter Band: Hessen, Alfred Kröner Verlag Stuttgart

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erasmus Alberus, Von eim alten Ziegochssen, und eim jungen Mestochssen, oder Weydochssen in Die Fabeln des Erasmus Alberus, Zeilen 118-152.(online)
  2. Rheinischer Kurier vom 18. Juli 1883

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