Rinderproduktion

Rinderproduktion

Die Rinderproduktion umfasst die Systeme der Produktion von Erzeugnissen von Rindern. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Milch und Rindfleisch, das wichtigste Nutztier ist das Hausrind.

Inhaltsverzeichnis

Globale Produktion

Die größten Rindfleischproduzenten (2007)[1]
 Rang  Land Rindfleischproduktion (in Tsd. t) Anteil
1 USA 12.044 20 %
2 Brasilien 7.049 12 %
3 Volksrepublik China 5.849 10 %
4 Argentinien 2.830 5 %
5 Australien 2.226 4 %
6 Russland 1.690 3 %
7 Mexiko 1.635 3 %
8 Frankreich 1.532 3 %
9 Indien 1.282 2 %
10 Kanada 1.279 2 %
Die größten Kuhmilchproduzenten (2007)[1]
 Rang  Land Kuhmilchproduktion (in Tsd. t) Anteil
1 USA 84.189 15 %
2 Indien 42.890 8 %
3 Volksrepublik China 35.574 6 %
4 Russland 31.915 6 %
5 Deutschland 28.403 5 %
6 Brasilien 26.944 5 %
7 Frankreich 24.374 4 %
8 Neuseeland 15.842 3 %
9 Vereinigtes Königreich 14.023 2 %
10 Polen 12.096 2 %

Rindfleisch

Im Jahr 2007 wurden 59.851.860 Tonnen Rindfleisch erzeugt. Die größten Rindfleischproduzenten sind die USA, Brasilien und China.[1]

Milch

Hauptartikel: Milchproduktion

2007 wurden 566.850.186 Tonnen Kuhmilch produziert. Die größten Erzeugerländer sind die USA, Indien und China.[1]

Rassen

Zu den wichtigsten Milchrassen gehören Ayrshire, Brown Swiss, Guernsey, Holstein-Friesian, Jersey und Milking Shorthorn.[2] In der Rindermast kann man die Hausrinder in zwei Typen unterteilen. Bos indicus oder Zeburinder stammen aus Südasien und sind an tropische und subtropische Klimate angepasst. Wichtige Vertreter sind Brahman und Brangus. Bos taurus sind europäische Hausrinder, zu denen unter anderem Charolais, Gelbvieh, Chianina, Limousin und Angus gehören.[3]

Haltung

Winterstettenstadt - Stallrinder bei Fütterung

In der Fleischproduktion der Rinder wird im Wesentlichen zwischen Kälbermast (siehe auch Kalbfleisch), Färsen- und Jungkuhmast, Ochsenmast und Jungbullenmast unterschieden. Die Jungbullenmast ist die bedeutendste Produktionsmethode in Deutschland. Jungbullen werden üblicherweise 18 bis 24 Monate gemästet. Nach der Geburt verbleiben sie für kurze Zeit bei der Mutter, werden dann von ihr getrennt und anschließend mit Vollmilch oder Milchaustauscher aufgezogen. Die heute üblichen Milchaustauscher bestehen aus Milchpulver und anderen Zusätzen, wie etwa Vitaminen und Enzymen, und dienen der bedarfsgerechteren Versorgung der Tiere aufgrund des durch die Zucht gesteigerten Leistungsniveaus. Möglichst bald wird ihnen daneben auch Raufutter (Heu oder Grassilage) zugefüttert, um die Entwicklung des Pansens zu fördern. Nach etwa 12 Wochen werden sie abgesetzt, also nicht mehr mit Milch gefüttert.

Mast in 18 Monaten: Dies ist übliche Mastdauer. Aufgrund der Witterung in Deutschland wird die Mast meist auf den Stallplatz optimiert, weil der Stall das teuerste Produktionsmittel ist. Daher ist eine möglichst kurze Mastdauer anzustreben. In der Regel verbleiben die Tiere während der gesamten Mast im Stall und werden mit einer Ration gefüttert, die ein optimales Wachstum ermöglicht, ohne dass die Tiere stark verfetten. Üblicherweise kommt hier insbesondere im letzten Drittel der Mast Silage aus Mais zusammen mit Konzentratfutter zum Einsatz.

Mast in 24 Monaten: Betriebe auf Grünlandstandorten, d.h. Betriebe auf Standorten mit einem hohen Anteil Grünland oder angesäten Grünland, mästen ihre Tiere in 24 Monaten. Hierbei haben die Tiere während des Sommers Weidegang. Die Mastdauer ist verlängert, weil die tägliche Zunahme beim Weidegang unter dem Maximum liegt. Allerdings weisen Rinder ein Kompensatorisches Wachstum auf. Daher werden sie nach dem Weidegang in ihrem 2. Lebensjahr aufgestallt und werden in dieser Phase der Endmast mit sehr energiehaltigem Futter gefüttert.

Gemäß einer Studie des Forschungsinstitutes für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere in Dummerstorf verbessert Weidehaltung den nährungsphysiologischen Wert von Fleisch erheblich gegenüber der Stallhaltung. Dabei wurde festgestellt, dass der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren durch die Art der Fütterung deutlich gesteigert werden kann. Bullen, die einen Sommer auf der Weide und im Winter mit Grassilage und Leinsamen gefüttert wurden, wiesen im Muskelfett doppelt so viele Omega-3-Fettsäuren auf wie mit Getreidekraftfutter gefütterte Bullen. Die Färsen oder Jungkuhmast und die Ochsenmast verwendet ähnliche Methoden wie die Jungbullenmast in 24 Monaten.

Die automatische Fütterung von Rindvieh erleichtert die Arbeit, spart Zeit und bringt Flexibilität. [4]

Der Platzbedarf für die Tiere in der Intensivtierhaltung soll zwar möglichst minimiert werden, jedoch sind mit der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung teilweise Grenzwerte festgelegt. Über acht Wochen alte Kälber dürfen so nur in Gruppen bis zu drei Tieren pro Buch bei einer Mindestbodenfläche von 6 Quadratmeter gehalten werden um sich ohne Behinderung umdrehen zu können.[5]

Umweltwirkungen

Laut der FAO (2006) verursacht die Rindfleischproduktion größere Umweltschäden als die anderen Viehhaltungssysteme.[6]

In gemischten Systemen (Tier- und Pflanzenproduktion im selben Betrieb) ist die Rinderproduktion normalerweise gut integriert und kann positive Umweltauswirkungen haben. In vielen Entwicklungsländern werden Rinder als Zugtiere verwendet und ersetzen so Fossile Energie. Rinder verwerten zudem Pflanzenreste, die sonst häufig verbrannt werden. Allerdings ist die Produktivität in extensiven Systemen in Entwicklungsländern oft sehr gering. Ein Großteil des Futters wird für den Grundumsatz der Tiere aufgewendet, was zu Ineffizienzen und hohen Umweltbelastungen pro Ertragseinheit führt.[6]

Die größten Umweltschäden werden durch extrem extensive und extrem intensive Systeme verursacht. Extensive Rinderproduktionssyteme degradieren Graslandgebiete, leisten einen Beitrag zur Entwaldung und damit zur Emission von Treibhausgasen, verringern die Biodiversität und haben negative Auswirkungen auf Wasserströme und -qualität. Intensive Rinderproduktionssysteme belasten die Umwelt durch hohen Nährstoffeintrag.[6]

Die Umwandlung von Futtermitteln in Rindfleisch ist deutlich weniger effizient als bei Schweine- oder Geflügelfleisch. Daher hat die Rinderproduktion einen höheren Ressourcenverbrauch pro Ertragseinheit als die Schweine- oder Geflügelproduktion. Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet benötigen Rinder aufgrund des hohen Raufutteranteils jedoch weniger konzentriertes Futtermittel pro Kilogramm Fleisch als die anderen Nutztiere.[6]

Der Wasserverbrauch bei der Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch liegt bei etwa 15.500 Litern (zum Vergleich: Schweinefleisch 5.000, Weizen 1.300, Kaffee 20.500).[7]

Treibhausgasemissionen

Yann Wehrling: methane (2010); Illustration zum Thema „Methan-Problematik bei der Massenrinderhaltung“

Die Rindfleischproduktion verursacht deutlich höhere Treibhausgasemissionen als andere Fleischproduktionssysteme. Für Rindfleisch wurde ein Wert von 14,8 kg CO2-Äquivalent je kg Fleisch geschätzt, für Schweinefleisch 3,8 und Geflügelfleisch 1,1.[8] Insbesondere beim Verdauen von Raufutter wird besonders viel Methan gebildet (im Vergleich zu rohfaserarmen Kraftfutter etwa viermal soviel[9]): Dieses im Pansen der Tiere entstehende Fermentationsgas hat, auf einen Zeitraum von 100 Jahren betrachtet, ein 25 mal höheres Treibhauspotenzial als Kohlenstoffdioxid.[10] Nach einer neueren Untersuchung beträgt dieser Faktor sogar 33, wenn Wechselwirkungen mit atmosphärischen Aerosolen berücksichtigt werden.[11] Jedes der rund 1,5 Milliarden Rinder weltweit gibt im Tagesdurchschnitt alle zwei Minuten eine Portion eines den Treibhauseffekt verstärkenden Gasgemisches ab.

Die Ruktus genannte Gasabgabe, sie stellt eine Art "Rülpsen" dar, summiert sich bei einem erwachsenen Hausrind auf rund 200 Liter Pansengase täglich, die sich aus etwa 60 % Kohlenstoffdioxid und 40 % Methan zusammensetzen.[12] Ihre massive Methanproduktion ist mithin der Hauptgrund, wieso diese Tiere manchmal als „Klimakiller“ bezeichnet werden. Henning Steinfeld von der FAO sagte: Wenn eine Kuh drei Jahre alt wird, hat sie grob überschlagen so viel Treibhausgase produziert, als wenn Sie mit einem Mittelklassewagen 90.000 Kilometer fahren.[13]

Einzelnachweise

  1. a b c d [1]FAO (2009): FAOSTAT. Rom.
  2. Major Dairy Cow Breeds. Raw-Milk-Facts.
  3. Breeds of Beef Cattle. Animal Science. Texas A&M University.
  4. Franz Nydegger, Anne Grothmann: Automatische Fütterung von Rindvieh - Ergebnisse einer Erhebung zum Stand der Technik.
  5. § 10 Platzbedarf bei Gruppenhaltung
  6. a b c d "Livestock's long shadow - Environmental issues and options"
  7. Water footprints of nations von A. Y. Hoekstra und A. K. Chapagain
  8. Nathan Fiala: Meeting the Demand: An Estimation of Potential Future Greenhouse Gas Emissions from Meat Production. Ecological Economics, 2008, 67(3), 412-419.
  9. Harper, L. A. et al.: Direct measurements of methane emissions from grazing and feedlot cattle. In: J Anim Sci. 77, Nr. 6, 1999, S. 1392-1401. PMID 19900930.
  10. P. Forster, P., V. Ramaswamy et al.: Changes in Atmospheric Constituents and in Radiative Forcing. In: Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge und New York 2007, S. 212, (PDF)
  11. Shindell, D. T. et al.: Improved attribution of climate forcing to emissions. In: Science. 326, Nr. 5953, 2009, S. 716–718. PMID 19900930.
  12. Engelhardt, W. v. und G. Breves (Hrsg.): Physiologie der Haustiere. 15. Physiologie des Magen-Darm-Kanals. Enke-Verlag, Stuttgart, 2. Aufl. 2000, S. 313-422. ISBN 3-8304-1039-5
  13. Das Rülpsen der Rinder. Der Spiegel. Abgerufen am 30. Januar 2011.

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