Richard-Strauss-Tunnel

Richard-Strauss-Tunnel
Richard-Strauss-Tunnel
Richard-Strauss-Tunnel
Richard-Strauss-Tunnel an der Ausfahrt zur Denninger Straße mit Blick nach Süden
Nutzung Straßentunnel
Verkehrsverbindung Mittlerer Ring
Ort München
Länge 1.500 m
Fahrzeuge pro Tag 96.000
Anzahl der Röhren 2
Querschnitt lichte Höhe: 4,8 m
lichte Breite: 7,5 bis 10,25 mdep1
Bau
Bauherr Landeshauptstadt München
Baukosten ca. 325 Mio. €[Anm 1]
Baubeginn 2003
Fertigstellung 2010
Betrieb
Freigabe 20. Juli 2009
Lage im Mittleren Ring
Lage des Richard-Strauss-Tunnels im Mittleren Ring.svg
rot: Richard-Strauss-Tunnel
Lage
Richard-Strauss-Tunnel (Bayern)
Red pog.svg
Red pog.svg
Koordinaten
Nordportal 48° 8′ 59,2″ N, 11° 36′ 58,8″ O48.14977777777811.616333333333
Südportal 48° 8′ 10,1″ N, 11° 36′ 54,2″ O48.13613888888911.615055555556

Der Richard-Strauss-Tunnel ist ein Straßentunnel in München. Im Tunnel verlaufen die Richard-Strauss-Straße, Leuchtenbergring und die Einsteinstraße. Der Tunnel ist Teil des Mittleren Ringes und hat eine Länge von 1.500 Meter. Er wurde am 18. Juli 2009 eröffnet und zwei Tage später dem Verkehr übergeben.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Richard-Strauss-Tunnel liegt zirka drei Kilometer östlich des Münchner Stadtzentrums. Zusammen mit dem Effnertunnel ist er Teil einer 2,5 Kilometer langen Neubaustrecke „Mittlerer Ring Ost“. Der Tunnel besitzt zwei Röhren mit insgesamt sieben Ausfahrten aus dem Tunnel. Der nördliche Tunnelteil im Bereich der Richard-Strauss-Straße befindet sich im Stadtbezirk Bogenhausen, der südliche Teil im Stadtbezirk Au-Haidhausen.

Verlauf

Richard-Strauss-Tunnel im Zweigtunnel zum Vogelweideplatz mit Blick in Richtung Haupttunnel

An der Denninger Straße befindet sich die nördliche Zufahrt zum Tunnel. Die vierspurige Hauptfahrtrichtung führt über den Mittleren Ring Richtung Schwabing. Die Ein- und Ausfahrten zweigen zum Effnerplatz ab. Südlich der Denninger Straße befindet sich die gleichnamige Ausfahrt. Diese ist nur in nördlicher Fahrtrichtung erreichbar. Im weiteren Verlauf folgt die Ausfahrt (in südlicher Fahrtrichtung) sowie die Einfahrt (in nördlicher Fahrtrichtung) zur A 94 (Richtung Passau). Dieser Abzweig ist je einstreifig realisiert und verläuft in West-Ost-Richtung unter der Einsteinstraße. Die Tunneleinfahrten befinden sich am Vogelweideplatz.

In der Hauptfahrtrichtung führt der Tunnel weiter unter dem Leuchtenbergring Richtung Süden. Der Tunnel endet südlich der Unterquerung der Einsteinstraße. Von hier hat die Strecke Anschluss in den Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach.

Geschichte

Erste Planungen

Die ersten Planungen für den Bau des Richard-Strauss-Tunnel begannen bereits Anfang der 1980er Jahre unter dem Oberbürgermeister Erich Kiesl. Diese Planungen wurden 1990 gestoppt. Dies hing mit dem Ergebnis der damaligen Kommunalwahlen zusammen. Da die Partei Die Grünen gegen den Ausbau des Mittleren Ringes war, wurde das Projekt Tunnelbau zurückgestellt.[1]

Bürgerentscheid

Unterstützt von FDP, IHK München, Handwerkskammer und ADAC brachten einige CSU-Politiker den ersten Münchner Bürgerentscheid mit dem Titel „Drei Tunnel braucht der Mittlere Ring“ auf den Weg. Am 23. Juni 1996 entschieden die Münchner Wähler mit knapper Mehrheit für einen weiteren Ausbau des Mittleren Rings und gegen den Willen der Stadtratsmehrheit aus SPD und Grünen.

Neue Planungen

Die Planung für den Tunnel begann 1997 grundlegend neu. Dabei musste sichergestellt werden, dass auf der Richard-Strauss-Straße der Verkehr mindestens vierstreifig weiter rollen konnte. Das bedeutete, dass die Baustelle in kleine Teilstücke zu zerlegen war, die neben den Behelfs-Fahrbahnen Platz hatten.

Bau des Tunnels

Südliche Ausfahrt der Baustelle Richard-Strauss-Tunnel im August 2007

Allgemeines

Der Bau des Tunnels dauerte von Juli 2003 bis Juli 2009. Das ganze Projekt war in drei Baulose aufgeteilt worden. Baulos 1 und 2 waren der Richard-Strauss-Tunnel. Dieser wurde in Deckelbauweise errichtet. Hierbei wird zuerst die spätere Decke des Tunnel errichtet. Im zweiten Schritt wird der eigentliche Tunnel darunter errichtet. Eine Ausnahme bildete der Bereich der der U-Bahn-Station Böhmerwaldplatz. Hier musste aufgrund der baulichen Gegebenheiten die herkömmliche offene Bauweise gewählt werden.

Es wurden 600.000 Kubikmeter Erde bewegt, 180.000 Kubikmeter Beton gegossen und 25.000 Tonnen Stahl im Beton versenkt. Der Tunnel besitzt nach seiner Fertigstellung 7.200 aneinandergereihte Betonpfähle, die die äußeren Wände bilden.

Vorleistungen

Bevor der Bau des Tunnels begonnen werden konnte, mussten einige Vorleistungen erbracht werden. Diese begannen im Jahr 2000. Es wurde ein großer Kanal neu verlegt, der die Abwässer aus sechs Stadtteilen befördert (liegt jetzt westlich des Tunnels). Zusätzlich wurden noch weitere kleinere Abwasserkanäle östlich des jetzigen Tunnels gebaut. Seit 2002 wurde eine Starkstromleitung weiträumig um die Richard-Strauss-Straße herum verlegt. Ebenso weichen musste die Gasreglerstation in der Einsteinstraße. Als unmittelbare Bauvorleistung wurden Anfang 2003 die Bäume auf der Richard-Strauss-Straße gefällt.

Bauverlauf

Baustelle am Leuchtenbergring Ecke Einsteinstraße im August 2007

Mit den Bauarbeiten begonnen wurde an allen drei Losen gleichzeitig. Als erstes wurde 2003 die östliche Tunneldecke errichtet. Dazu mussten die provisorischen Fahrbahnen, Geh- und Radwege westlich davon angelegt werden. Im südlichen Bereich um die Einstein- und Prinzregentenstraße bedeutete dies für die Planung aufgrund der dichten Bebauung eine besondere Herausforderung.

Ab Frühjahr 2004 wurden die Einstein- und die Prinzregentenstraße zur Einbahnstraße. Hier konnte nur im Uhrzeigersinn gefahren werden. Es begannen die Bauarbeiten für die Tunneldecke der südlichen Fahrbahn des Seitentunnels in der Einsteinstraße. Unterdessen wurde ein Teil der östlichen Tunneldecke des Haupttunnels fertig und die Fahrbahn konnte darauf verschwenkt werden. Ebenso fertig gestellt werden Teile der südlichen Aus- und Abfahrtsrampen.

Nachdem die gesamte Strecke auf die östliche Tunneldecke verschwenkt war, begann 2005 der Bau der westlichen Tunneldecke. Diese wurde ebenso wie die östliche Tunneldecke von Süden her gebaut. In der östlichen Tunnelhälfte begannen bereits erste Aushubarbeiten unter der Tunneldecke. Zu dieser Zeit wurde auch die Tunneldecke des nördlichen Seitentunnels gebaut sowie dessen Tunnelrampen. Im Herbst 2005 wechselt die Fahrtrichtung der Einstein- und Prinzregentenstraße. Diese Straßen wurden nun im Gegenuhrzeigersinn befahren.

2006 wurden die letzten Arbeiten an den Tunneldecken beendet. Auch die südlichen Tunnelrampen wurden fertiggestellt. Der Aushub unter den Tunneldecken begann nun von allen Tunnelportalen aus.

Nach den letzten Aushubarbeiten, insbesondere an der Ausfahrt Denningerstraße, wurde 2007 der Rohbau durch zusätzliche Entwässerungsgräben ergänzt. Im Herbst 2007 entstanden die Straßendecken und es wurde mit dem technischen Innenausbau begonnen. Mitte Oktober 2007 wurde das Einbahnstraßensystem auf der Einstein- und Prinzregentenstraße aufgehoben.

2008 wurde der technische Innenausbau im Nordbereich fortgesetzt. Die Rohbauarbeiten konnten im südlichen Bauabschnitt bis April 2008 beendet werden. An der Oberfläche wurden die Versorgungsleitungen (Strom/Gas/Wasser/Abwasser) in ihre endgültige Lage (zurück-)versetzt.

Der Endausbau des Tunnels endete im Juni 2009. Bis zur Eröffnung am 18. Juni 2009 wurden noch zahlreiche Tests der verschiedenen Anlagen durchgeführt.

Eröffnung des Tunnels

Die feierliche Eröffnung des Richard-Strauss-Tunnels fand am 18. Juli 2009 statt. Bei der Feier anwesend waren Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil und Innenminister Joachim Herrmann. Zwei Münchner Kinder durchschnitten symbolisch das Band. Im Anschluss rollte ein Oldtimer-Corso durch den Tunnel.[2] Der Tunnel konnte von den Münchnern anschließend für einige Stunden zu Fuß besichtigt werden, bevor er für den Verkehr freigegeben wurde.

Weiterer Ausbau an der Oberfläche

Bis Ende Oktober 2010 gestaltete das Baureferat München die Oberfläche über dem Tunnel zu einer friedlich-grünen Idylle um. Die verbleibenden geschätzten 6.000 Kfz pro Tag haben deshalb künftig nur noch eine Spur pro Richtung zur Verfügung. Auf beiden Seiten wurden großzügige Rad- und Fußwege mit bis zu 900 Bäumen angelegt.[3]

Kosten des Projektes

Die Kosten des Bauprojektes „Mittlerer Ring Ost“ mit Effnerplatz, Effnertunnel, Richard-Strauss-Straße und Richard-Strauss-Tunnel sowie der diversen Zu- und Abfahrten belaufen sich auf 325 Mio. €, wovon die Stadt 197 Mio. € trägt. Allein die provisorische Verkehrsführung der Bauzeit samt Signalanlagen kostete 16 Mio. €.

Betrieb des Tunnels

Südliches Portal des Richard-Strauss-Tunnels im September 2009

Technik im Tunnel

Im Richard-Strauss-Tunnel ist die zu diesem Zeitpunkt modernste Sicherheits- und Betriebstechnik eingebaut worden. Es befinden sich alle 60 Meter Fluchttüren in der Mittelwand. Pannenbuchten sind alle 350 Meter vorhanden. Von dort kann über einen Fluchtweg die Oberfläche erreicht werden. Die erwarteten 96.000 Fahrzeuge pro Tag werden sowohl im Tunnel als auch in den Rampenbereichen kameraüberwacht. Für die Sicherheitstechnik hat die Landeshauptstadt München 25 Mio; € investiert.

Tempolimit

Die Geschwindigkeit im Tunnel wird über LED-Wechselverkehrszeichen geregelt; bei normalem Verkehr wird die Höchstgeschwindigkeit in der Hauptröhre auf 60 km/h erhöht, während in Zu- und Abfahrten sowie im Nebentunnel zur A94 das reguläre Tempolimit für innerörtliche Straßen von 50 km/h gilt. Die Geschwindigkeit wird durch induktionsschleifen-gesteuerte Blitzgeräte überwacht, die an sechs Stellen in Haupt- und Nebentunnel angebracht sind.

Besondere Ereignisse

Am Abend des 23. Oktober 2009 stand der Tunnel auf einer Länge von 100 Metern unter Wasser. Grund war der selbstständige Spülvorgang der Hydrantenanlage bei gleichzeitigem Ausfall der automatischen Pumpen. Die Berufsfeuerwehr München versuchte zuerst, mit mehreren Tauchpumpen das Wasser zu entfernen. Aufgrund der großen Wassermengen wurde das Technische Hilfswerk hinzugezogen, das mit einer Hochleistungspumpe das Wasser entfernen konnte. Der Tunnel konnte erst am Folgetag für den Straßenverkehr wieder freigegeben werden.[4]

Namensgeber

Sonstiges

Durch die Eröffnung des Richard-Strauss-Tunnel wurde die Verkehrssituation in diesem Bereich erheblich verbessert. Durch das höhere Verkehrsaufkommen im Berufsverkehr ist jedoch weiter nördlich eine neue Engstelle für den Straßenverkehr entstanden, die in den Planungen nicht ausreichend berücksichtigt worden war: Die Einmündung Ifflandstraße in den Isarring (48° 9′ 34″ N, 11° 36′ 6″ O48.15956666666711.601683333333509) wird noch mittels einer Ampelanlage gesteuert, wodurch sich der Verkehr bis in den Tunnel zurückstaut. Die Problematik wurde nach der Tunneleröffnung 2009 im Stadtrat München kontrovers diskutiert, der eine Machbarkeitsstudie aller möglichen Varianten in Auftrag gegeben hat.[5]

Literatur

Weblinks

 Commons: Richard-Strauss-Tunnel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Kosten zusammen mit Effnertunnel

Einzelnachweise

  1. Abendzeitung.de: Richard-Strauss-Tunnel: Das Millionengrab am Ring vom 6. September 2009 (abgerufen am 16. November 2009)
  2. merkur-online.de: Richard-Strauss-Tunnel ist eröffnet vom 18. Juli 2009 (abgerufen am 15. November 2009)
  3. merkur-online.de: Die Ruhe über der Röhr (abgerufen am 15. November 2009)
  4. merkur-online.de: „Land unter“ im Richard-Strauß-Tunnel vom 24. Oktober 2009 (abgerufen am 15. November 2009)
  5. merkur-online.de: Staufalle Isarring wird erst 2012 entschärft vom 29. Oktober 2009 (abgerufen am 15. November 2009)
48.14248611111111.615527777778

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