Residenztheater (Dresden)

Residenztheater (Dresden)
Das Residenztheater 1875

Das Residenztheater war ein Theater auf der Zirkusstraße in Dresden. Es war neben dem Central-Theater, dem Komödienhaus auf der Reitbahnstraße und dem Albert-Theater eines von vier bedeutenden Privattheatern der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Residenztheater wurde von 1871 bis 1872 von Franz Albert Stock, Hugo Schönherr und Richard Weise für Dr. Oswald Baumgart im Anklang an das Pariser Théâtre lyrique erbaut.[1] Oswald nannte das Theater nach seiner Ehefrau Herminia-Theater, den neuen Namen Residenztheater erhielt die Spielstätte 1879 unter Intendant Engelbrecht Karl. Die feierliche Eröffnung des Theater fand in Mai 1872 statt.

Das Theater mit einer Grundfläche von 1200 Quadratmetern[2] fasste 1118 Zuschauer.[1] Gespielt wurden vorrangig Schwänke, Operetten und Lustspiele, wobei die Intendanten häufig wechselten. Das Theater wurde 1902 renoviert. Dabei erhielt der Innenraum eine neue Ausmalung in Weiß und Gold und der Bühnenvorhang eine Bemalung mit der Darstellung von Apollon und Terpsichore. Zudem wurde eine neue Lichtanlage installiert.

Im Jahr 1934 wurde es baupolizeilich geschlossen. Das Gebäude nutzte man anschließend als Lagerhaus. Bei der Bombardierung Dresdens 1945 wurde es zerstört.

Gebäude

Das Residenztheater befand sich innerhalb der geschlossenen Bebauung in der Pirnaischen Vorstadt, eingebaut in eine Häuserreihe. Die Fassade, die Einzelmotive der Semperoper aufnahm, war dreigeschossig und mit fünf Fensterachsen gegliedert. Drei Portal- bzw. Fensterachsen im Erd- bzw. Obergeschoss in der Mitte der Fassade hatten Rundbögen als oberen Abschluss. Einachsige Rundbogennischen mit Ziergiebeln flankierten die dreiachsige Mittelfront. Der dreirangige Zuschauerraum war gerundet und eine Kuppel überwölbte den Raum.[3]

Der Spielplan und Theaterbetrieb

Das Residenztheater war das Volkstheater Dresdens. Bereits unter der Intendanz des Schauspielers und Autors Hugo Müller (1873–1878) wurden dem Dresdner Publikum Operetten unter anderem von Jacques Offenbach präsentiert. Eine ausgereifte Bühnentechnik und die einfallsreiche Regie Müllers ließen das Haus in den ersten Jahren auch für Gastspiele prominenter Schauspieler attraktiv werden. Bereits in der ersten Spielzeit spielte das Strampfer-Theater aus Wien mit Alexander Girardi und Felix Schweighofer im Theater. Es folgten Gastspiele von Josefine Gallmeyer (1874), Marie Geistinger (1875) und Albin Swoboda (1876), bevor Müller den Spielbetrieb an Ferdinand Dessoir übergab. Dieser wiederum hatte die Intendanz nur ein Jahr inne.

Am 6. Mai 1882 konnte Engelbert Karl, seit 1879 Intendant des Theaters, mit Carl Millöckers Madame Dubarry bereits die 1000. Vorstellung unter seiner Leitung feiern. Am Residenztheater erlebten zahlreiche Stücke ihre Dresdner Erstaufführung; uraufgeführt wurden verschiedene Operetten Rudolf Dellingers, der Kapellmeister am Residenztheater war: 1894 Die Chansonette, 1901 Jadwiga und 1910 Der letzte Jonas. Um 1900 gaben Adele Sandrock (1901) und Josef Kainz (1902) Gastspiele am Theater, Emmerich Kálmán stand bei der Dresdner Erstaufführung seines Zigeunerprimas am 5. Dezember 1913 selbst am Dirigentenpult. Hatte sich die Intendanz zunehmend ausschließlich auf Operetten spezialisiert und das Schauspiel ab 1912 vollständig aus dem Spielplan genommen, führte der Erste Weltkrieg zu erheblichen Lücken im Ensemble. Es wurden nun vor allem kriegsverherrlichende Stücke gegeben, nach Ende des Krieges vor allem seichte Stücke, die weit hinter dem Erfolg früherer Produktionen zurückblieben.

Erst ab 1920 präsentierte das Theater wieder künstlerisch anspruchsvollere Stücke wie Die Fledermaus und wagte sich 1922 an die Aufführung von Arthur Schnitzlers Reigen, wobei die Vorstellung polizeilich gesichert wurde und für Zuschauer unter 30 Jahren verboten war.[4] Das Theater wurde nun zum führenden Dresdner Operettentheater, auch weil das größere Zentraltheater zu dieser Zeit zunehmend die Operetten aus seinem Spielplan entfernte. Auch deutsche Erstaufführungen machten das Residenztheater attraktiv, so 1922 Franz Lehárs Operette Frasquita und 1927 Edmund Eyslers Die gold’ne Meisterin. Im Jahr 1930 gastierte Emil Jannings am Theater, das schließlich 1934 zwangversteigert wurde.

Schauspieler und Angestellte am Residenztheater

Literatur

  • Volker Helas: Architektur in Dresden 1800–1900. Verlag der Kunst, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4.
  • Klaus Herrich: Residenztheater – das Volkstheater Dresdens. In: Dresdner Hefte. 22. Jg., Heft 79, 3/2004, S. 48–53.
  • Fritz Löffler: Das alte Dresden – Geschichte seiner Bauten. Verlag E. A. Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Residenztheater. In: Folke Stimmel, Reinhardt Eigenwill et al.: Stadtlexikon Dresden. Verlag der Kunst, Dresden 1994, S. 346.

Einzelnachweise

  1. a b Herrich, S. 48.
  2. Stadtlexikon, S. 346.
  3. Helas, S. 54 f., Bildnr. 102; S. 102, Bildnr. 395.
  4. Herrich, S. 52.
51.04716813.748853

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Residenztheater — Ein Residenztheater konnte bis 1918 ein Theater sein, das in der Residenz eines Fürsten oder Monarchen eingerichtet war, siehe Hoftheater. Residenztheater nannten und nennen sich außerdem folgende Bühnen: die Residenztheater (München) seit 1753… …   Deutsch Wikipedia

  • Dresden — Die Buchstaben und Zahlen zwischen den Linien | D6 | bezeichnen die Quadrate des Planes. I. Dresden mit den Vororten. AckermannstraßeD6 AhornstraßeC1 Alaunplatz (Exerzierplatz)D3 AlaunstraßeD3 AlbertbrückeD4 AlbertplatzD3 – (Übigau)A3… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Staatsoperette Dresden — Staatsoperette in Leuben Staatsoperette in Leuben …   Deutsch Wikipedia

  • Albert-Theater (Dresden) — Das Albert Theater 1875 Das Albert Theater war ein Theater am Albertplatz in Dresden, das bis 1913 als Königliches Schauspielhaus diente. Neben dem Residenztheater an der Zirkusstraße und der Semperoper gehörte das ehemalige Königliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Zentraltheater (Dresden) — Zentraltheater Dresden 1905 Das Zentraltheater, auch Central Theater, war ein Theater in Dresden. Es befand sich auf der Waisenhausstraße zwischen Prager Straße und Trompeterstraße im Stadtteil Seevorstadt. Inh …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhart Hauptmann — Gerhart Johann Robert Hauptmann (* 15. November 1862 in Ober Salzbrunn in Schlesien; † 6. Juni 1946 in Agnetendorf/Agnieszków in Schlesien) war ein deutscher Dramatiker und Schriftsteller. Er gilt als der bedeutendste deutsche Vertreter des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der öffentlich getragenen Repertoiretheater Deutschlands — Die Liste der öffentlich getragenen Repertoiretheater Deutschlands versammelt diejenigen Theaterbetriebe und gebäude, die ganz oder überwiegend in öffentlicher Trägerschaft mit dauernd beschäftigten Ensembles ganzjährig Theateraufführungen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Theater — Die Liste deutschsprachiger Theaterbühnen dient der möglichst vollständigen Erfassung großer und kleiner Aufführungshäuser für das Sprechtheater und das Kabarett. Die Liste soll alphabetisch nach Ländern, dann Städten und innerhalb der Städte… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Theaterbühnen — Die Liste deutschsprachiger Theaterbühnen dient der möglichst vollständigen Erfassung großer und kleiner Aufführungshäuser für das Sprechtheater und das Kabarett. Die Liste soll alphabetisch nach Ländern, dann Städten und innerhalb der Städte… …   Deutsch Wikipedia

  • Edler von Hofmannsthal — Hugo von Hofmannsthal 1910 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid. Hugo Laurenz August Hofmann, Edler von Hofmannsthal, genannt Hugo von Hofmannsthal (* 1. Februar 1874 in Wien; † 15. Juli 1929 in Rodaun bei Wien) war ein ös …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”