Péchot-Bourdon

Péchot-Bourdon
Péchot-Bourdon
Péchot-Bourdon (Baldwin-Werksfoto)
Anzahl: ca. 350[1]
Hersteller: Baldwin, North British, verschiedene französische Hersteller
Baujahr(e): 1888–1916, 1921
Bauart: B'B' n4t
Spurweite: 600 mm
Länge: 5.762 mm (ohne Kupplungen)
Drehzapfenabstand: 2.900 mm
Drehgestellachsstand: 900 mm
Gesamtradstand: 3.800 mm
Dienstmasse: 12,3 t
Reibungsmasse: 12,3 t
Radsatzfahrmasse: 3,1 t
Höchstgeschwindigkeit: 12 km/h
Treibraddurchmesser: 650 mm
Zylinderdurchmesser: 180 mm
Kolbenhub: 240 mm
Kesselüberdruck: 20 bar
Rostfläche: 0,5 m²
Strahlungsheizfläche: 3,6 m²
Rohrheizfläche: 22 m²
Wasservorrat: 1,7 m³
Brennstoffvorrat: 0,6 t

Die Dampflokomotiven der Bauart Péchot-Bourdon waren Fairlie-Lokomotiven, die für Feldbahnen des französischen Militärs entwickelt wurden. Ihre Spurweite war 600 mm.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Benannt ist die Péchot-Bourdon nach ihren Erfindern, einem Artilleriekapitän namens Péchot und einem Ingenieur namens Bourdon. Die beiden erhielten 1887 ein Patent auf diese Bauart, die einige Konstruktionsmerkmale enthielt, die sie von den ebenfalls patentierten britischen Fairlie-Lokomotiven unterschied (siehe Technik).

Das Französische Heereseisenbahn (Chemin de fer militaire stratégique) verwendete diese Lokomotiven vor allem für den schweren Munitionstransport. Bis 1914 wurden von verschiedenen französischen Herstellern (Cail, Decauville, Fives-Lille) 52 Exemplare geliefert.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs vergab die französische Regierung Aufträge zum Bau von Lokomotiven an die USA, weil die eigenen Betriebe mit der Produktion von Rüstungsgütern ausgelastet waren. Baldwin fertigte insgesamt 280[1] Péchot-Bourdon-Lokomotiven – die ersten 100 in weniger als drei Monaten nach Auftragserteilung am 1. Februar 1915. Die übrigen Maschinen wurden bis 1916 ausgeliefert. Weitere 15[1] Lokomotiven wurden von der North British Locomotive Company gebaut.

Die Lokomotiven wurden überwiegend für den Zubringerdienst zwischen dem bestehenden Bahnnetz und den Frontlinien und Festungsbauwerken verwendet. 19 Lokomotiven sollen nach Algerien geliefert worden sein.

1921 baute Baldwin noch einmal eine einzelne Lokomotive dieser Bauart für die japanischen Militäreisenbahnen. Weitere Lieferungen oder einen Nachbau in Japan hat es aber nicht mehr gegeben.

Technik

Obwohl es sich mit dem Doppelkessel und zwei angetriebenen Drehgestellen im Prinzip um Double-Fairlies handelte, wichen die Péchot-Bourdon-Lokomotiven in einigen charakteristischen Punkten von den britischen Fairlie-Lokomotiven ab. Entscheidender Unterschied ist der einzelne Dampfdom in Lokomotivmitte, während die „echten“ Fairlie-Lokomotiven stets zwei Dampfdome haben. Vorteil dieser Bauart war ein konstanter Wasserspiegel im Bereich des Doms, unabhängig von der Steigung der Strecke. Auch die relativ kurzen Kesselhälften trugen dazu bei, dass der Wasserstand auch bei 10% Steigung noch ausreichend war.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal waren die mit Gummiplatten ausgelegten Drehpfannen, die eine Anpassung der Drehgestelle auch an stark verwundene Gleise gewährleisteten. Die große Beweglichkeit der Drehgestelle ermöglichte das Befahren von Radien bis 20 m. Dies wurde unter anderem dadurch gewährleistet, dass die Dampfleitung sowie die Brems- und Steuerzüge durch die Drehzapfen geführt wurden und somit nur kleinen Relativbewegungen unterworfen waren. Am inneren Ende der Drehgestelle befand sich eine gefederte Abstützung, die das Gewicht der Zylinder ausglich und für eine gleichmäßige Lastverteilung sorgte.

Beide Dampfmaschinen waren unabhängig voneinander steuerbar – im Fall der Beschädigung eines der beiden Triebwerke konnte eine Lokomotive damit noch aus der Gefahrenzone gefahren werden.

Verbleib

Nach dem Krieg in Deutschland verbliebene Péchot-Bourdon bei der Magdeburger Trümmerbahn

Wahrscheinlich sind nur zwei Exemplare erhalten geblieben.

Während des Zweiten Weltkriegs gelangten zwei Péchot-Bourdon-Lokomotiven nach Jugoslawien und wurden bis in die 1950er Jahre in einem Braunkohletagebau eingesetzt. Anschließend kam eine der Lokomotiven ins Belgrader Eisenbahnmuseum und später ins Schmalspurmuseum von Požega.[2]

Ein Exemplar wurde nach dem Krieg auf der Magdeburger Trümmerbahn eingesetzt. Diese Maschine war bis etwa 1950 im Einsatz, gelangte dann in das Reichsbahn-Ausbesserungswerk Karl-Marx-Stadt und schließlich in das Verkehrsmuseum Dresden.[3]

Literatur

  • Rolf Ostendorf: Ungewöhnliche Dampflokomotiven von 1803 bis heute. Motorbuch Verlag Stuttgart ISBN 3-87943-406-9
  • Gerhard Arndt, Dieter Bäzold: Museumslokomotiven und -triebwagen in der DDR. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen Berlin 1986, ISBN 3-344-00002-0

Einzelnachweise

  1. a b c Über die genauen Zahlen liegen unterschiedliche Angaben vor. Arnd und Bäzold geben die Anzahl der von Baldwin gebauten Lokomotiven mit 180 an und der von North British gebauten mit 100. Für die Anzahl der in Frankreich gebauten Maschinen findet man auch die Angaben 58 und 61.
  2. www.heeresfeldbahn.de – Unbekannte Pechot-Bourdon in Pozega
  3. www.heeresfeldbahn.de – Baldwin 1916

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