Potsdamer Brücke

Potsdamer Brücke
52.50605113.368358

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Potsdamer Brücke
Potsdamer Brücke
Die historische Brücke im Jahr 1899
Nutzung Straßenverkehr
Überführt Potsdamer Straße,
Teil der Bundesstraße 1
Querung von Landwehrkanal
Ort Berlin-Tiergarten
Konstruktion Balkenbrücke aus Spannbeton
Gesamtlänge (mittlere) 38 m
Breite 38,8 m
Längste Stützweite ca. 15 m
Fertigstellung 1968
Freigabe 13. August 1968
Lage
Potsdamer Brücke (Berlin)
Potsdamer Brücke

Die Potsdamer Brücke ist eine Straßenbrücke im Ortsteil Tiergarten des Berliner Bezirks Mitte. Die Brücke führt die Potsdamer Straße, Teil der Bundesstraße 1, an der Neuen Nationalgalerie und der Staatsbibliothek über den Landwehrkanal und verbindet das Reichpietschufer mit dem Schöneberger Ufer. Die heutige Balkenbrücke aus Spannbeton stammt aus dem Jahr 1968. Zudem bestand 1735–1740 unter dem Namen Potsdamer Brücke eine Schmuckbrücke über den Hornwerksgraben (Teil der Festungsgräben) in der Friedrichstadt, die nach der Entfestigung Berlins abgerissen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Die Brücke über dem Landwehrkanal

Geschichte

Die historischen Brücken 1900, links die Potsdamer Brücke, rechts die Victoriabrücke
Der zerstörte östliche Teil der Brücke, dahinter ist die Notbrücke zu sehen; im Oktober 1945

Eine erste Brücke bestand hier bereits im 15. Jahrhundert über den Schafgraben, den Vorgänger des zwischen 1845 und 1850 erbauten Landwehrkanals. Eine spätere hölzerne Klappenbrücke ist 1705 unter dem Namen Schaafbrücke und 1734 als Schaafgrabenbrücke belegt. Mit dem Ersatz der alten Holzbrücken nach den 1870er-Jahren und einem Schinkelwettbewerb zur Umgestaltung der Potsdamer Brücke[1] entstand zwischen 1896 und 1898 an der Kanalquerung der Potsdamer Straße und der benachbarten ehemaligen Victoriastraße (auch: Viktoriastraße) zuerst unter dem Namen Victoriabrücke eine Doppelbrücke. Es handelte sich genau genommen um zwei nebeneinander liegende Eisenbogenbrücken mit oben liegender Fahrbahn. Am Südufer des Kanals liefen beide Brücken zusammen, in der Mitte ermöglichte eine mit Geländern gesicherte Dreieckfläche den Blick in das Kanalbecken. 1903 bekam die östliche Brücke den offiziellen Namen Potsdamer Brücke. Nach der Zerstörung beider Brücken im Zweiten Weltkrieg wurde bereits im Sommer 1945 eine Notbrücke aus Stahlträgern angelegt, die über die Brücke verlaufenden ehemaligen Straßenbahnschienen hingen in der Luft, konnten also nicht benutzt werden.[2] 1968 entstand – um einige Meter versetzt – die heutige einteilige Balkenbrücke aus Spannbeton, nachdem die Straßenführung zwischen dem Potsdamer Platz und dem Kanal geändert worden war.[3][4][5] Die neue Brücke besitzt neben Fuß- und Fahrradwegen sieben Fahrspuren. Im Zusammenhang mit der intensiven Bebauung des Potsdamer Platzes erfolgte 1993 eine massive Verstärkung der Brücke durch eine Dortmunder Spezialfirma.[6]

Kunst und Schmuck

1898 erhielt die Doppelbrücke bei ihrer Fertigstellung an den vier Brückenköpfen sitzende männliche Figuren. Diese Bronzeskulpturen stellten die Wissenschaftler Carl Friedrich Gauß (von Gerhard Janensch), Hermann von Helmholtz (von Max Klein), Wilhelm Conrad Röntgen (von Reinhold Felderhoff) und Werner von Siemens (von Julius Moser) dar. Die aus der Kunstgießerei Lauchhammer stammenden Bronzefiguren wurden 1942 zu Kriegszwecken eingeschmolzen.[7] Als weiterer Schmuck dienten schmiedeeiserne Beleuchtungsmasten und Geländer sowie gemauerte Postamente an den Brückenköpfen.

Der Ring, „Stücke für Städte“, von Norbert Radermacher
Die heutige Brücke mit der Neuen Nationalgalerie

Am Geländer der heutigen Brücke gibt es auf der Ecke zum Schöneberger Ufer ein Kunstwerk von Norbert Radermacher aus dem Jahr 1985 mit dem Titel Der Ring.[8] Der auf den ersten Blick unscheinbare und auf Fußhöhe schräg um zwei Geländerpfosten gelegte schwarze Ring aus Bronze korrespondiert mit dem senkrecht stehenden Rettungsring in der Brückenmitte. Thomas Beck schreibt zu dem Kunstwerk:

„Radermachers Blick ist der des Flaneurs, ausgerüstet mit einer Sensibilität für die Brüche und die mitunter groteske Logik zweckrational gestalteter Stadträume. Mit seinen subtilen Eingriffen in den öffentlichen Raum vertritt Rademacher eine konsequente Gegenposition zu einer vordergründig auftrumpfenden Auftragskunst.“

Thomas Beck in: Kunst in der Stadt, 2002[9]

Das Kunstwerk im öffentlichen Raum des Berliner bildenden Künstlers Radermacher, seit 1992 Professor an der Kunsthochschule Kassel, ist Teil seines Themas „Stücke für Städte“.[10]

Gedenktafel, Denkmal und Umgebung der Brücke

Im Brückengeländer wurde am 10. Dezember 2003 eine Gedenktafel zu Ehren des sowjetischen Sergeanten (Unteroffizier) Nikolaj Iwanowitsch Massalow (1921–2001) angebracht, der am 30. April 1945 nahe dem Landwehrkanal an der Potsdamer Brücke ein kleines ca. dreijähriges Mädchen im Kugelhagel und im Feuerschutz seiner Kameraden in Sicherheit gebracht haben soll.[11] Die zweisprachige Inschrift (deutsch und russisch) lautet:

„Zur Erinnerung an den sowjetischen Sergeanten Nikolaj I. Massalow (1921–2001), der am 30. April 1945 in den Kämpfen um Berlin an dieser Brücke, unter Einsatz des eigenen Lebens, ein Kind aus der Feuerzone zwischen den Fronten rettete.“

Inschrift vom 10. Dezember 2003[12]

Zur Diskussion und zu den unterschiedlichen Versionen der Heldentat siehe: Sowjetisches Ehrenmal.

Denkmal für den Eisernen Gustav an der Potsdamer Brücke

Unweit der Brücke befindet sich in südwestlicher Richtung in der Potsdamer Straße auf dem Mittelstreifen der Bundesstraße 1 seit 2000 ein Denkmal von Gerhard Rommel für den Droschkenkutscher Gustav Hartmann, der als „Eiserner Gustav“ in die Berliner Geschichte eingegangen ist.

In der Nähe der Brücke befinden sich die Neue Nationalgalerie, die Staatsbibliothek zu Berlin und der Marlene-Dietrich-Platz. Westlich folgt die Bendlerbrücke und östlich die G.-Marshall-Brücke.

Die ehemalige Brücke über dem Hornwerksgraben

Bis zu ihrem Abriss 1735/1740 trug eine Brücke über den ehemaligen Hornwerksgraben, der als Teil des Grünen Grabens parallel zur Behrenstraße verlief, den Namen Potsdamer Brücke. Die wie die Königsbrücke mit Kolonnaden ausgestattete Schmuckbrücke aus dem 17. Jahrhundert lag etwa im Bereich der Kreuzung Friedrichstraße/Behrenstraße in der Friedrichstadt im Grenzdreieck mit Friedrichswerder und Dorotheenstadt. Der Abriss erfolgte nach der Entfestigung Berlins, als die ersten Festungsgräben, darunter 1735 der Hornwerksgraben, zugeschüttet und die Friedrichstraße 1740 über die Behrenstraße hinaus nach Norden verlängert wurde.[13]

Literatur

  • Eberhard Heinze, Eckhard Thiemann, Laurenz Demps: Berlin und seine Brücken. Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987, ISBN 3-344-00105-1.
  • Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken. Jaron Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89773-073-1.

Weblinks

 Commons: Potsdamer Brücke (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 28 Blätter mit Darstellungen zum Umbau der Potsdamer Brücke; im Architekturmuseum der TU Berlin; abgerufen am 29. Oktober 2009
  2. Wolfgang Ribbe, Jürgen Schmädeke: Kleine Berlin-Geschichte, Stapp Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-877762-22-0; S.194: Luftaufnahme von 1945
  3. Potsdamer Brücke in der Edition Luisenstadt, Berlin 2002, Stand 7. Oktober 2009
  4. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Berlin Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal. Begrenzt offener Realisierungswettbewerb. Ausschreibung, Berlin 2006, S. 38, 41.
  5. J. Handke: Neubau der Potsdamer Brücke in Berlin/Tiergarten aus Spannbetonfertigteilen. Über die Errichtung einer 38 m breiten Strassenverkehrsbrücke mit über 32 m weit spannenden Fertigteilbalken mit doppeltsymmetrischem Querschnitt und Längs- und Quervorspannung. Erschienen in: Bautechnik 1/1967, S. 17–25
  6. Referenzen Dortmunder Brückenbau; hier „Landwehrkanalbrücke – Straßenbrücke, Trog für schweren Bauverkehr“; abgerufen am 6. November 2009
  7. Kunstgießerei Lauchhammer: Referenzliste, siehe 1898
  8. Datenbank über Bildhauerei in Berlin; abgerufen am 29. Oktober 2009
  9. Zitiert nach: Kunstpaziergänge, Montag, 17. Februar 2003: Thomas Beck in: Kunst in der Stadt. Skulpturen in Berlin 1980–2000. Hans Dickel, Uwe Flechner (Hrsg.). Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2002 ISBN 3-87584-399-1.
  10. Rainer Mügel: Norbert Radermacher: „Stücke für Städte“. Pointierungen des Stadtraumes – eine besondere Position der Ortsbezogenheit von Kunst im öffentlichen Raum. Tenea (Serie: Tenea Wissenschaft), Berlin 2003 (phil. Diss.; Hochschule für Bildende Künste Braunschweig 2003). Das Buch enthält auf den S. 179ff eine ausführliche Diskussion des Kunstwerks „Der Ring“.Auszug google-books
  11. goruma.de Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts: Sowjetisches Ehrenmal in Berlin-Treptow (Deutschland)
  12. Text der Gedenktafel im Bild auf Commons
  13. Eberhard Heinze u.a.: Berlin und seine Brücken …, S. 24, 30, 154

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