Ploiești

Ploiești
Ploiești
Wappen von Ploiești
Ploiești (Rumänien)
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Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Große Walachei
Kreis: Prahova
Koordinaten: 44° 56′ N, 26° 1′ O44.93861111111126.0225160Koordinaten: 44° 56′ 19″ N, 26° 1′ 21″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 160 m
Fläche: 58,2 km²
Einwohner: 229.285 (1. Januar 2009)
Bevölkerungsdichte: 3.940 Einwohner je km²
Postleitzahl: 100xxx
Telefonvorwahl: (+40) 02 44
Kfz-Kennzeichen: PH
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Munizipium
Bürgermeister: Andrei Liviu Volosevici (PD-L)
Postanschrift: Bd Republicii, nr. 2
loc. Ploiești, jud. Prahova, RO–100008
Webpräsenz:

Ploiești (Aussprache: [ploˈjeʃtʲ]) ist eine Großstadt in Rumänien mit etwa 230.000 Einwohnern im administrativen Stadtgebiet und ungefähr 300.000 Einwohnern im städtischen Ballungsgebiet. Die Stadt ist Verwaltungssitz des Kreises (rum. Județ) Prahova.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Ploiești liegt am südlichen Fuß der Karpaten und ungefähr 60 Kilometer nördlich der rumänischen Hauptstadt Bukarest.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1596 während der Herrschaft des Fürsten Mihai Viteazul (Michael der Tapfere). Im 19. Jahrhundert begann in der Nähe der Stadt die Förderung von Erdöl. Die erste Raffinerie wurde 1855 in Ploiesti gegründet. 1864 erfolgte die Eröffnung der Straße zwischen Ploiești und Brașov (Kronstadt) . 1872 wurde die durch Ploiești verlaufende Bahnstrecke Bukarest–Galați–Roman in Betrieb genommen. 1879 erfolgte die Verbindung nach Brașov, das damals noch in Ungarn lag.

1870 wurde die – allerdings nur einen Tag währende – „Republik von Ploiești“ ausgerufen, eine Revolte gegen König Karl I.[1]

Zweiter Weltkrieg

Die Raffinerie nach einem Bombenangriff der US-Luftwaffe am 1. August 1943.

Kampf um die Ölanlagen

Im Zweiten Weltkrieg waren die Erdölfelder und Raffinerien von Ploiești eine der wichtigsten Rohstoffquellen für das Deutsches Reich. Am 1. August 1943 bombardierten US-amerikanische Flugzeuge die Förderanlagen und Raffinerien während der Operation Tidal Wave[2]. Es folgten weitere Flächenbombardements durch die United States Army Air Forces und die Royal Air Force im Rahmen der Luftangriffe auf Ploiești, welche die Ölanlagen zeitweise schwer beschädigten und häufige Wiederinstandsetzungsarbeiten notwendig machten. Die Gesamtproduktionskapazität sank letztendlich auf 50 Prozent. Der letzte Luftangriff fand am 19. August 1944 statt. Am 23. August 1944 vollführte Rumänien nach dem Königlichen Staatsstreich eine politische und militärische Wende, in deren Folge die deutschen Truppen das Land verließen. Am 24. August 1944 wurden die Ölanlagen von der Roten Armee eingenommen.

Die amerikanischen Luftstreitkräfte verloren bei den Luftangriffen 230 Flugzeuge und 1550 Mann fliegendes Personal, 1700 US-Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Die rumänische Seite hatte 800 Todesopfer und 750 Verwundete aus der Zivilbevölkerung zu beklagen, 9000 Häuser und Gebäude waren zerstört, und 23.000 Menschen obdachlos.[3]

Anzahl jüdischer Einwohner in Ploiești[4][5]
Jahr Juden
1930 3843
1941 3596
1942 2075
1943 1200
1944 760
1947 3000

Judenverfolgung in Ploiești

34 Prozent der Juden der Stadt, deren Anteil an der Bevölkerung bei 5 Prozent lag, waren im Handel tätig. Der übrige Teil übte freie Berufe aus oder war im Bankwesen, in medizinischen Bereichen und in der Industrie beschäftigt.[6] Die Juden waren ein wichtiges Bevölkerungssegment und meist in der Mittelschicht der Stadt angesiedelt. Zusätzlich zu den anderen Repressalien der faschistischen Führung des Staates war die Gefahr der Sabotage Begründung für den Abtransport vieler Juden aus der Stadt. 1172 männliche Juden wurden in das Lager bei Teiș (Dâmbovița) interniert, viele von ihnen wurden später in das Lager von Găești verlegt. 1941 wurde das Eigentum von Juden verstaatlicht.[7] Im gleichen Jahr wurden die Internierten zusammen mit weiteren verschleppten Personen zunächst in ländliche Gebiete entlassen, um dann dort erneut durch örtliche Initiativen Repressalien und Zwangsarbeit ausgesetzt zu sein. Zur Zeit der Operation Tidal Wave befanden sich 1200 Juden in der Stadt, zum Kriegsende lag ihre Zahl bei 760.[5]

Am 10. November 1940 wurde die Gegend von einem Erdbeben mit einer Stärke von 7,4 auf der Richterskala erschüttert.[5] Am folgenden Tag wurden Juden zu Aufräumarbeiten herangezogen. Am gleichen Tag wurden 60 Juden während eines Gottesdienstes von der Polizei verhaftet und gefoltert. Elf aus dieser Gruppe wurden entgegen anderslautender Befehle am 27. November erschossen.[8][9] Während des Putschversuchs der ultrarechten Eiserne Garde zwischen dem 21. und 23. Januar 1941 wurden die Synagogen in Ploiești zerstört.

An den Bahnanlagen Ploiești Triaj kam dass Jüdische Arbeitsbataillon Ploiești in einem Arbeitslager zum Einsatz.[10] Zwischen Juni 1941 und Februar 1942 wurden im Monatsrhythmus jeweils etwa je 20 bis 30 Juden der Stadt zum Arbeitseinsatz eingezogen und ausgetauscht.[5]

Sonstiges

Im Zuge einer Fluchtwelle aus dem Norden Rumäniens in den Bereich der Stadt kam es nach dem 30. August 1940 in Ploiești zu einer Lebensmittelknappheit.[3] Nach einer Welle von Luftangriffen im April 1944 flohen bis zu 85 Prozent der Bevölkerung aus der Stadt. Während dieser Zeit wurden in der Stadt nur die notwendigsten administrativen Aufgaben durchgeführt.[5]

Politik

Ploiești (rotes Viereck) - Rumänien - Nachbarorte: Buzău, Brașov, Pitești, Târgoviște, Bukarest

Der Stadtrat von Ploiești, der 2008 gewählt wurde, besteht aus 27 Mandatsträgern mit folgender Parteizugehörigkeit:

Partei Sitze
Partidul Democrat Liberal 10
Partidul Social Democrat 8
Partidul Național Liberal 4
Partidul Noua Generație - Creștin Democrat 3
Partidul Național Democrat Creștin 2

Bevölkerung

Das Bevölkerungswachstum war schneller als in den meisten größeren Städten des Landes. Dieser rasante Bevölkerungszuwachs hängt mit der wirtschaftlichen Entwicklung Stadt zusammen.

Unter den etwa 77.000 Einwohnern im Jahr 1930 waren überwiegend Rumänen, daneben ca. 3800 Juden, 1600 Ungarn, 1300 Deutsche und 1000 Roma.[11] Bei der Volkszählung 2002 lebten in der Stadt 232.527 Bewohner, darunter etwa 225.600 Rumänen, 5900 Roma, 200 Ungarn und je 100 Deutsche, Griechen und Türken.[12] 2009 betrug die Anzahl der Einwohner 229.285.[13]

Einwohnerentwicklung von Ploiești
Jahr Einwohner
1810 2.024
1837
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3.000
1859
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26.468
1884
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32.000
1899 (Zählung)
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45.107
1912 (Zählung)
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56.460
1930 Zählung)
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77.341
1948
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96.229
1992 (Zählung)
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252.715
2002 (Zählung)
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232.527
2003
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236.724
2004
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234.707
2007
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230.240
2009
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229.285

Städtepartnerschaften

Ploiești unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:

Sehenswürdigkeiten

Palatul Culturii als Palatul Justiției von Toma Socolescu gebaut
  • Kulturpalast im Stadtzentrum, 1912 bis 1918 im neoklassischen Stil erbaut.
  • Fürstenkirche, im Jahr 1639 unter dem walachischen Fürsten Matei Basarab errichtet.
  • Das Haus des Hagi Prodan, Ende des 18. Jahrhunderts entstanden, ist der älteste Profanbau der Stadt und ein typisches Beispiel altrumänischer Architektur mit gedecktem Vorbau und geschnitzten Holzsäulen.
  • Das Uhrenmuseum und das Erdölmuseum befinden sich in zwei Villen aus dem 19. Jahrhundert.
  • Philharmonie Paul Constantinescu

Wirtschaft und Infrastruktur

Bahnhof Sud

Die Stadt ist Zentrum der rumänischen Erdölförderung und -industrie, wozu Rumäniens größte Erdölraffinerie in Brazi unmittelbar südlich der Stadt gehört.

Verkehr

Ploiești ist einer der Haupt-Eisenbahnknotenpunkte des Landes mit zwei Hauptbahnhöfen des Personenverkehrs (Ploiești Vest und Ploiești Sud) sowie dem Rangierbahnhof Ploiești Triaj.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Ion Luca Caragiale - rumänischer Schriftsteller, geboren in Haimanale, Kreis Prahova, hat das Lyzeum Sankt Peter und Paul in Ploiești absolviert. Er nannte später aus Zuneigung die Stadt Ploiești als Heimatstadt.
  • Paul Constantinescu - Komponist
  • Constantin Dobrogeanu-Gherea – Einer der Gründer der sozialistischen Bewegung in Rumänien. Hat eine Zeitlang in Ploiești gelebt
  • Take Ionescu - Politiker am Anfang des 19. Jahrhunderts: Unterrichts -, Finanz-, Innen- und Außenminister, sowie Premier-Minister Rumäniens in 1920-1921
  • Liviu Librescu – rumänisch-israelischer Professor für Maschinenbau
  • Constantin I. Parhon – Endokrinologe. Erster Vorsitzender der Großen Rumänischen Nationalversammlung (Chef des Staates) zwischen 1947 und 1952. Er hat beim bekannten Sankt Peter und Paul Lyzeum in Ploiești studiert.
  • Ion N. Petrovici - Neurologe, Univ. Professor
  • Eugen Simion – Schriftsteller und Präsident der rumänischen Akademie
  • Nichita Stănescu – bekannter rumänischer Dichter
  • Mihaela Stănculescu-Vosganian Komponistin
  • Walther Umstätter - Bibliothekswissenschaftler (zuletzt Humboldt Universität zu Berlin)

Einzelnachweise

  1. Pál Hunfalvy: Die Rumänen und ihre Ansprüche. Techen, K. Prochaska, 1883. S. 3
  2. Frederic Gümmer: Die Rolle der Untertageverlagerung in der deutschen Rüstungsproduktion 1943-1945. GRIN Verlag, 2008. S. 47. ISBN 978-3-638-92393-4
  3. a b etd.ceu.hu, Central European University, Marin Sorin: The Social Consequences of the 1944 Anglo-American Bombing of Ploiești: A Grassroots Perspective Budapest 2008, in englischer Sprache, abgerufen am 26. März 2011
  4. Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities, Romania, Volume 1. Yad Vashem, Jerusalem 1969, S. 218-224.
  5. a b c d e Laura Christina Geală: Istoricul communicății evreilor din Ploiești. Bukarest 2008, S. 282, in rumänischer Sprache.
  6. Mihail Sevastos: Monografia orașului Ploiești. Cartea Româneasca, Bukarest 1937, S. 282, in rumänischer Sprache.
  7. Dino C. Giurescu: România în al doilea război mondial (1939-1945). All Educational, Bukarest 1999, ISBN 973-684-036-0, S. 310, in rumänischer Sprache.
  8. Ion C. Butnaru: The silent Holocaust: Romania and its Jews, Band 31 von „Contributions to the study of world history“ und „Reference Guides to the State Constitutions of the United States“. Greenwood Publishing Group, 1992, ISBN 0-31327-985-3, S. 236, Hier S.76/77, [1], in englischer Sprache.
  9. Radu Ioanid: The Holocaust in Romania: the destruction of Jews and Gypsies under the Antonescu regime, 1940-1944. Ivan R. Dee, 2000, ISBN 1-56663-256-0, S. 352, hier S.46, in englischer Sprache.
  10. bundesarchiv.de, Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“: Jüdisches Arbeitsbataillon Ploiești, 23. Oktober 2002, abgerufen am 26. März 2011
  11. Karte der Volkszählung 1930, abgerufen am 12. August 2009
  12. Volkszählung 2002 (ung.), abgerufen am 12. August 2009
  13. citypopulation.de, Rumänien, Stand Januar 2009

Weblinks

 Commons: Ploiești – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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