Pjotr Andrejewitsch Schuwalow

Pjotr Andrejewitsch Schuwalow
Franz Krüger: Graf Pjotr Schuwalow, Porträt aus dem Jahr 1850; Sankt Petersburg, Eremitage
Graf Pjotr Schuwalow, Porträtphotographie, etwa aus der Zeit 1880-1886

Pjotr Andrejewitsch Schuwalow (russisch Пётр Андреевич Шувалов, wiss. Transliteration Pëtr Andreevič Šuvalov; * 15.jul./ 27. Juni 1827greg. in Sankt Petersburg; † 10.jul./ 22. März 1889greg. ebenda) war ein russischer Staatsmann und Diplomat, der vor allem durch seine Teilnahme am Berliner Kongress bekannt ist.

Leben

Pjotr Schuwalow entstammte der einflussreichen Grafenfamilie der Schuwalows, die seit Mitte des 18. Jahrhundert zur Elite des Zarenreichs gehörte. Nach einem kurzen Studium ging er zum Militär und wurde Gardeoffizier. 1864 stieg er zum Generalgouverneur der Ostseegouvernements Estland, Livland und Kurland auf.

1873 wurde er nach London geschickt mit dem Auftrag, die Heirat Marija Alexandrowna Romanowa, der zweiten Tochter Zar Alexanders II. mit Prinz Alfred zu arrangieren, dem zweiten Sohn von Königin Victoria. Diese Mission war diplomatisch heikel, da beide Nationen durch das russische Vordringen nach Zentralasien und die britischen Ansprüche auf Afghanistan in Konflikt miteinander zu geraten drohten. Schuwalow meisterte diese Mission zur vollen Zufriedenheit des Zaren und wurde dafür im November 1874 zum russischen Botschafter in Großbritannien ernannt. Mit Ausbruch der Balkankrise 1875 kam diesem Posten besondere Verantwortung zu, als sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten im Gefolge des russisch-osmanischen Krieges und des Friedens von San Stefano dramatisch verschlechterten. Russland und Großbritannien schienen am Rand eines Kriegs zu stehen, doch Botschafter Schuwalow verhandelte mit dem britischen Außenminister Robert Cecil einen Kompromiss aus, der die Kriegsgefahr beseitigte und den Weg frei machte für den Berliner Kongress. Hier vertrat Schuwalow gemeinsam mit dem greisen Außenminister Fürst Alexander Michailowitsch Gortschakow die Interessen seines Landes. Entsprechend den geheimen Vorabsprachen mit Cecil machte der Berliner Vertrag vom 13. Juli 1878 die in San Stefano erreichte russische Hegemonie über den Balkan weitgehend rückgängig, gewährte dem Zarenreich als Kompensation aber territorialen Zugewinn in der Dobrudscha und in Transkaukasien. Die öffentliche Meinung in Russland empfand das Ergebnis des Berliner Kongresses als diplomatische Niederlage und reagierte empört. Schuwalow wurde vorgeworfen, gegenüber Reichskanzler Otto von Bismarck zu nachgiebig gewesen zu sein, im Zuge der Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen wurde seine Abberufung gefordert. Nach einer Schamfrist von wenigen Monaten gab der Zar nach und versetzte Schuwalow in den Ruhestand. Er starb 1889 in Sankt Petersburg.

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