Pfälzer Schloss

Pfälzer Schloss

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Pfälzer Schloss
Alternativname(n): Oberschloss, Altes Fuldische s Schloss
Burgentyp: Ehem. Wasserburg,
Erhaltungszustand: Schloss, städtische Nutzung
(in Renovierung seit 2009)
Ständische Stellung: Schlossresidenz ehemals Kloster Fulda, später Kurpfalz
Bauweise: unten: Sandstein- Mauerwerk,
Oben: Fachwerk
Ort: Groß-Umstadt
Geographische Lage 49° 52′ 4,6″ N, 8° 55′ 36,9″ O49.8679444444448.9269027777778160Koordinaten: 49° 52′ 4,6″ N, 8° 55′ 36,9″ O
Höhe: 160 m ü. NN
Pfälzer Schloss (Hessen)
Pfälzer Schloss

Das Pfälzer Schloss (zur Unterscheidung des Unterschloss benannten Darmstädter Schlosses auch Oberschloss genannt) liegt im Nordwesten der Stadt Groß-Umstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Hessen und ist ein aus einer ehemaligen Wasserburg entstandener Adelssitz. Er liegt direkt neben dem Wambolt’schen Schloss und war Verwaltungssitz der Kurpfalz aus der Kondominatszeit der Stadt. Er ist einer der ehemals sieben Adelssitze in Groß-Umstadt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Am nordwestlichen Ende der alten Stadtmauer gelegen, diente die Burg im Mittelalter als Sicherungsburg des westlichen Zugangs zur Altstadt.

Geschichte

Die Burg war zuerst Sicherungsburg des Besitzes des Klosters Fulda, die wahrscheinlich den Grafen von Katzenelnbogen zu Lehen gegeben war. Diesen gelang es jedoch nicht, den Besitz in Eigentum umzuwandeln, wie das der Herrschaft Hanau mit dem vormals Hanauischen Schloss gelang, und es folgen keine schriftlichen Zeugnisse des Fortbestehens einer Lehensherrschaft. Die Herrschaft wird von Fulda 1390 an die Kurpfalz verkauft. Da Pfalzgraf Ruprecht III. die Osthäfte der Stadt, wie vorher schon durch das Kloster Fulda geschehen, der 1429 erhobenen Grafschaft Hanau zum Lehen gab, blieb Umstadt weiter ein Kondominat. Ab 1427 übten die Kurpfalz und die Hanau die hohe Obrigkeit und die Herrschaft über Umstadt gemeinsam aus. Mit diesen festen Machtsstrukturen im Rücken ließen die Pfalzgrafen ab der Mitte des 15. Jahrhunderts den Platz des heutigen Schlossareals zum Verwaltungs- und Amtssitz des Pfälzischen Oberamtmannes zum Schloss ausbauen.

In der Bayrischen Fehde von 1504 bis 1521 wurde Stadt und Burg kurzzeitig vom hessischen Landgraf Wilhelm II. erobert, dieser musste die Stadt 1524 aber zu Hälfte wieder an die Pfalz zurückgeben. Hessen löste dabei Hanau im Kondominat ab. 1626 bis 1648 gewann Hessen in Folge des Dreißigjährigen Krieges nochmals das ganze Umstadt. 1803 ging dann die ganze Stadt endgültig an das Großherzogtum Hessen.

Von hier aus übten die eingesetzten pfälzischen Verwalter die gemeinsame Herrschaft über das Oberamt Umstadt und zeitweise auch über das Oberamt Otzberg aus, gleichzeitig war er Zehntort.

Baugeschichte

Auf den Resten einer fuldischen Wasserburg aufbauend ist der Unterbau aus dem 15. Jahrhundert. Das Schloss ist ein zweigeschossiger Bau auf langgestrecktem rechteckigen Grundriss, von dem nur noch das Untergeschoss aus Sandstein von vor 1500 erhalten ist. Nord- und Westseite stützten sich direkt an bzw. bauten auf die Stadtmauer auf. Nach einem Brand wurde 1806 das Obergeschoss als Fachwerkbau in barocker Form wieder aufgestockt.

Im Obergeschoss zur Hofseite ist das Fachwerk verschindelt. Die ursprünglich gotische Form wurde von vier achteckigen Türmchen eingerahmt. Mittig über dem Satteldach mit Krüppelwalm schließt ein quadratischer Dachreiter mit geschweifter spitzer Abdeckung ab. Die Südwestseite weist noch die Konsolen des mittelalterlichen Wehrganges der Stadtmauer auf. Nördlich schließen zwei kleine gewölbte Nebenräume an. Der Bau bildete früher mit Nebenbau und Zehntscheuer eine geschlossene Hofanlage. Im Park im Westen stehen drei Grenzsteine, die früher die Grenze zwischen dem Amt Umstadt und der kurmainzischen Vogtei Obernburg markierten. Die Wappen des Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn und der Kurpfalz waren früher noch zu erkennen. Die neueren Datums und südlich zur Georg-August-Zinn-Straße verlaufende Begrenzungsmauer enthält Teile des Türgewandes der abgerissenen Curti'schen Kapelle des Friedhofs mit dem Wappen der von Curti im offenen Giebel, datiert 1695. Das müsste eigentlich eher 80 Meter weiter nördlich am Gymnasium der Stadt angebracht sein und auf den ehemaligen Standort des Curti-Schlosses hinweisen.

Kennzeichnend im Innern des Erdgeschosses ist der fast durchgehende Saal mit flacher Decke auf drei achtseitigen Holzstützen, der sogenannte Rittersaal. An der Südseite befindet sich eine halbvermauerte achtseitige Steinsäule mit zwei Arkadenbögen. Der Rittersaal wurde nach der Wiederetablierung einer katholischen Gemeinde 200 Jahre lang von 1700 bis 1900 als katholischer Gottesdienstraum benutzt, woran auch eine auf das Jahr 1739 datierte Sakramentsnische ebenfalls in der Südwand erinnert.

Zu dem zweischiffigen Saal mit der gotischen Pforte führt eine reich geschmückte Freitreppe. Die zweiläufige massive Sandsetintreppe ist mit Voluten und Gehängen aus dem 18. Jahrhundert verziert und endet an einer spitzbogigen Eingangstür. Der mächtige tonnengewölbte Keller mit rundbogigig geschlossenen Eingängen diente seit eh und je der Lagerung und dem Ausbau des Umstädter Weines. Im Jahr 2008 wurden im Kellerbereich Mauerabschnitte aus dem 12. Jahrhundert entdeckt. Sie gehören wohl zu der ehemaligen Vogteiburg des Klosters Fulda.

Das Schloss ist in seiner Gesamtheit als Kulturdenkmal ausgewiesen.

Renovierungsmaßnahmen in der Gegenwart

Ein erste kleinere Renovierung erfolgte 1976. Seit 2009 ist im Rahmen des Konjunkturprogrammes mit Geldern des Bundes und der Stadt aus einer geplanten Teilsanierung eine Totalsanierung angelaufen. Geplant ist, diese bis Ende 2011 abzuschließen. Es werden dabei geschätzt etwa 2,4 Millionen Euro in die Sanierung fließen. Dazu wird der seitliche Anbau vollständig entkernt und einen behindertengerechten Aufzug aufnehmen. Das Gebäude wird aus denkmalschutzrechtlichen Gründen von Innen her gedämmt werden (Spezialputz, Fußbodendämmung, Deckendämmung zwischen Erd- und Obergeschoss). Der Rittersaal wird ebenfalls komplett saniert. Die erneuerte Bemalung wird auf der ältesten bekannten Fassung aufbauen und heller und freundlicher gestaltet werden. Das Obergeschoss wird im "erweiterten Rohbauzustand" verbleiben, um für weitere Bedürfnisse und Konzepte in der Zukunft optimal vorbereitet zu sein. Die Gebäudehülle wird komplett saniert (Dach, Fassade, Fenster, Putz und Anstrich). Auch die Fenster werden erneuert, wobei am Rittersaal aus Denkmalschutzgründen Verbundfenster entstehen. Die äußere Bleiverglasung soll erhalten bleiben und durch eine innere Wärmeschutzverglasung ergänzt werden. Die Gebäude- und Heizungstechnik wird ebenfalls komplett erneuert werden. Dazu gehört, dass der Rittersaal mit einer Fußbodenheizung ausgerüstet wird, auch um die Kondensatbildung in den Nischen und Fensterecken zu verhindern, die viele Folgeschäden hervorrief.

Heutige Nutzung

Heute ist das Schloss im Besitz der Stadt Groß-Umstadt, die den Rittersaal als Tagungsort der Stadtverordnetenversammlung, Tagungs- und Ausstellungsraum, sowie Aufführungsort diverser Veranstaltungen benutzt.

Literatur

  • Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler in Hessen, Landkreis Dieburg, Darmstadt, 1940, S.xxx ff.
  • Siegfried R.C.T. Enders: Landkreis Darmstadt-Dieburg (Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland – Kulturdenkmäler in Hessen), Braunschweig/Wiesbaden, 1988, S. 239.
  • G. Brenner - ein Umstädter und seine Stadt. Aufsätze zur Geschichte, Schriftenreihe Autmundisstat, Sonderband, Hrg. Museums- und Geschichtsverein Groß-Umstadt, 2009, 1. Ausgabe,
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen, Gudensberg, 2000, S. 535f.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern, Hrg. Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden, 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 151f.
  • Wolfgang Schröck-Schmidt: Umstädter Schlösser und Adelssitze: Pfälzer Schloß. In: 1250 Jahre Groß-Umstadt: 743 - 1993, Hrg. Magistrat der Stadt, Geiger-Verlag, Horb am Neckar, S. 192f.

Weblinks



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