St-Pierre de Montmartre

St-Pierre de Montmartre
Blick von der Kuppel der Kirche Sacré-Cœur auf die Kirche Saint-Pierre de Montmartre
Blick in das im 19. Jahrhundert restaurierte Hauptschiff von Saint-Pierre de Montmartre
Römische Granitsäule mit Marmorkapitell aus dem 7. Jahrhundert

Die Kirche Saint-Pierre de Montmartre gehört neben den ehemaligen Abteikirchen Saint-Germain-des-Prés und Saint-Martin-des-Champs als ursprünglich romanischer Bau zu den ältesten Kirchen von Paris. Sie befindet sich 2, rue du Mont-Cenis, auf der butte (Hügel) von Montmartre im 18. Arrondissement von Paris und ist neben der Kirche Saint-Jean de Montmartre eine der beiden Pfarrkirchen von Montmartre.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

An der Stelle der heutigen, dem Apostel Petrus geweihten Kirche gab es vermutlich bereits im 7. Jahrhundert eine Kapelle. Darauf weisen merowingische Sarkophage hin, die bei der Kirche gefunden wurden. 1133 gründete der französische König Ludwig VI. der Dicke mit seiner Gemahlin Adelheid von Savoyen auf Montmartre ein Benediktinerinnenkloster. Damals entstand die heutige Kirche, die 1147 vom Papst Eugen III. geweiht wurde. Nach dem Tod von Ludwig VI. zog sich Adelheid in das Kloster zurück, in dem sie 1154 starb. Ihr Grabmal befindet sich in der Kirche. Die Kirche wurde sowohl als Pfarrkirche als auch als Klosterkirche genutzt. Die ersten drei Joche dienten als Pfarrkirche und waren dem Apostel Petrus geweiht, der östliche Teil der Kirche war den Klosterfrauen vorbehalten und Maria und dem hl. Dionysius (Saint-Denis) geweiht.

1622 glaubte man, unter einer Kapelle auf dem zum Kloster gehörenden Terrain den Ort des sanctum martyrium wiederentdeckt zu haben, an dem um das Jahr 250 - nach der Legende - der hl. Dionysius und seine beiden Begleiter Rusticus und Eleutherius enthauptet worden sein sollen. An dieser Stelle (11, rue Yvonne-le-Tac), ungefähr 300 m von ihren Klostergebäuden entfernt, errichteten die Benediktinerinnen ein Priorat, das sie Abbaye d'en bas (untere Abtei) nannten. 1686 gaben die Benediktinerinnen ihr ursprüngliches Kloster, die Abbaye d'en haut (obere Abtei), auf und ließen sich in der unteren Abtei nieder. Die Klostergebäude der oberen Abtei wurden abgerissen, nur die Kirche blieb erhalten. Während der Revolution von 1789 wurde auch die untere Abtei aufgelöst und die Gebäude abgerissen. Die Kirche Saint-Pierre blieb als Pfarrkirche erhalten. 1794 wurde auf dem Dach des Chores ein Turm für den ersten von Claude Chappe entwickelten Telegrafen aufgebaut. Im 19. Jahrhundert verfiel das Gebäude so sehr, dass es beinahe abgerissen worden wäre. Von 1899 bis 1905 erfolgte eine Gesamtrenovierung.

Architektur

Saint-Pierre de Montmartre ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit einem vierjochigen Langhaus. Über den Spitzbogenarkaden, die auf Pfeilern mit Säulenvorlagen ruhen und das breitere Mittelschiff von den beiden Seitenschiffen trennen, schließt sich ein Triforium an. Das Querhaus ragt kaum über das Langhaus hinaus. Zwischen dem Querhaus und der dreiteiligen Apsis liegt ein Chorjoch. Die nördliche Apsis ist der älteste Teil der Kirche. Sie trägt eine Halbkuppel aus unregelmäßigem Mauerwerk und wird von zwei Rundbogenfenstern erhellt. Die Südapsis ist stärker restauriert. Die Mittelapsis mit ihren schlanken Säulen, ihren Kapitellen mit eingerollten Blättern und ihrem Kreuzrippengewölbe verweist bereits auf die Gotik. Sie wird beleuchtet von drei großen Spitzbogenfenstern. Auf dem linken Fenster ist Petrus dargestellt, auf dem rechten Fenster der hl. Dionysius, der als Märtyrer und erster Bischof von Paris verehrt wird, und in der Mitte die Kreuzigung Christi. Der Gurtbogen am Eingang zur Apsis ruht auf wiederverwendeten Granitsäulen, die aus dem 2./3. Jahrhundert stammen und deren Marmorkapitelle auf das 7. Jahrhundert datiert werden. Die mit Palmetten und Blattwerk verzierten Kalksteinkapitelle der Säulen, auf denen die spitzbogigen Schildbögen des Chorjoches aufliegen, sind romanisch. Das Gewölbe der Vierung ruht auf Pfeilern, denen zwölf schlanke Säulen vorgelagert sind. Große Spitzbögen öffnen die Vierung zum Chor wie zu den Querschiffarmen und zum Langhaus. Das an die Vierung anschließende Joch des Hauptschiffes weist größere Unregelmäßigkeiten auf und wird der Entstehungszeit vor 1147 zugerechnet. An den Pfeilern des ersten Joches ist der untere Teil der Säulenvorlagen abgeschlagen. Dort war die Abtrennung zwischen dem Nonnenchor und dem Altar der Pfarrkirche angebracht. Das Kreuzrippengewölbe des Mittelschiffes stammt aus dem späten 15. Jahrhundert. Die Kreuzgratgewölbe der Seitenschiffe wurden bei der Restaurierung Anfang des 20. Jahrhunderts rekonstruiert. Die Westfassade der Kirche geht auf das 18. Jahrhundert zurück.

Ausstattung

In den Seitenschiffen haben sich Kapitelle erhalten, die mit Akanthus oder Palmblatt verziert sind oder figürliche Szenen aufweisen, wie die Darstellung eines Mannes, der rittlings auf einem Geißbock sitzt, was als Sinnbild der Unzucht gedeutet wird. Die Fenster des Langhauses wurden 1954 von Max Ingrand (1908–1969) geschaffen. Sie zeigen Schlüsselszenen aus dem Leben des Apostels: auf der Südseite Berufung, Bevollmächtigung, Befreiung aus dem Gefängnis und Kreuzigung; auf der Nordseite Auffindung der Steuermünze, Gang über das Wasser und Verleugnung. Im nördlichen Seitenschiff befindet sich der Grabstein von Adelheid von Savoyen, der Gründerin des Klosters.

In der nördlichen Apsis ist der Grabstein der vorletzten Äbtissin des Klosters, Catherine de la Rochefoucauld (gest. 1760), erhalten. In der Südapsis steht ein ovales Taufbecken, auf das ein Wappen, die zwei Schlüssel des Apostels Petrus und das Datum 1537 eingemeißelt sind.

An der Innenseite der Westfassade befinden sich - ähnlich den Säulen im mittleren Chorjoch - zwei wiederverwendete Säulen aus römischer Zeit mit Marmorkapitellen aus dem 7. Jahrhundert. Auf einem Kapitell ist auf der Eckvolute ein Prankenkreuz eingemeißelt. Die Bronzetüren des Eingangsportals stammen wie der Kreuzweg in der Kirche von dem Bildhauer Tommaso Gismondi aus dem Jahr 1980.

Blick auf die Orgel

Die Orgelempore geht auf das 18. Jahrhundert zurück, die Orgel von Aristide Cavaillé-Coll wurde 1869 eingebaut. Das Instrument hat 12 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[1]

I Grand Orgue C–g3
1. Bourdon 16'
2. Montre 8'
3. Flûte 8'
4. Prestant 4'
II Récit expressif C–g3
5. Bourdon 8'
6. Gambe 8'
7. Voix céleste 8'
8. Flûte octaviante 4'
9. Plein-jeu III
10. Trompette 8'
11. Basson-hautbois 8'
Pédale C–f1
12. Soubasse 16'
  • Koppeln: II/I (auch als Suboktavkoppel), I/P, II/P
  • Tremblant (für die ganze Orgel)

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel

Weblinks

 Commons: Saint-Pierre de Montmartre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Georges Brunel/Marie-Laure Deschamps-Bourgeon, Yves Gagneux: Dictionnaire des Églises de Paris, Paris 2000 (1. Auflage 1995), S. 319–320, ISBN 2-903-11877-9
  • Jean Colson/Marie-Christine Lauroa (Hgg.): Dictionnaire des Monuments de Paris, Paris 2003 (1. Auflage 1992), S. 726–728, ISBN 2-84334-001-2
  • Anne Prache: Romanik der Ile-de-France, Würzburg 1987, S. 65–70, ISBN 3-429-01029-2
  • Guides Bleus: Paris, Poitiers 1992 (1. Auflage 1988), S. 372, ISBN 2-01-018647-8
48.8866386666672.3421906666667

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