Peter Paulsen (Archäologe)

Peter Paulsen (Archäologe)

Peter Paulsen (* 8. Oktober 1902 in Klixbüll, Schleswig-Holstein; † 15. Februar 1985 in Ruit auf den Fildern) war ein deutscher Prähistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Studium der Vorgeschichte, Geschichte und Kunstgeschichte an verschiedenen Universitäten, u. a. in Kiel, Kopenhagen und Stockholm, promovierte er 1932 mit der Dissertation „Studien zur Wikingerkultur“ in Kiel, wo er sich im Mai 1934 auch habilitierte. 1937 wurde er an die Universität Berlin umhabilitiert und erhielt dort 1939 eine außerplanmäßige Professur neuer Ordnung.

Paulsen, der 1928 der NSDAP beitrat[1], war seit Oktober 1937 als SS-Untersturmführer im Rasse- und Siedlungshauptamt der SS tätig.[2]

Während des Zweiten Weltkrieges vertrat er die Vor-und Frühgeschichte in Rostock (1939-1941) und Königsberg (1941-1943), war aber hauptsächlich seit dem 1. Januar 1939 für das SS-Ahnenerbe tätig.

Nach dem Polenfeldzug leitete Paulsen ab Anfang Oktober 1939 das vom Ahnenerbe initiierte Sonderkommando Paulsen des Reichssicherheitshauptamts, das im deutsch besetzten Polen „germanische“ Kulturgüter sicherstellen und in das Deutsche Reich verbringen sollte. Neben Sammlungen aus den Bibliotheken u.a. in Warschau und Krakau raubte das Sonderkommando Paulsen auch den Veit-Stoß-Altar aus der Krakauer Marienkirche. Das Sonderkommando Paulsen hielt sich im Dezember 1939 letztmals im Generalgouvernement auf.[3]

Nachdem Paulsen 1941 zum SS-Hauptsturmführer aufgestiegen war, dozierte er ab Frühjahr 1943 an der SS-Junkerschule in Bad Tölz und leitete ab 1944 die Germanische Führerschule in Hildesheim.[4]

Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Lehrer, ab 1958 bei der Wissenschaftlichen Forschungsgesellschaft Syriens, ehe er 1961 Konservator für das Frühe Mittelalter am Württembergischen Landesmuseum Stuttgart wurde. Hier engagierte er sich für die wissenschaftliche Bearbeitung merowingerzeitlicher Gräberfelder wie Niederstotzingen, Giengen an der Brenz und Oberflacht. 1967 wurde er pensioniert, führte aber seine wissenschaftlichen Arbeiten weiter.

Veröffentlichungen

  • Schwertortbänder der Wikingerzeit. Ein Beitrag zur Frühgeschichte Osteuropas, Kohlhammer, Stuttgart 1953.
  • Alamannische Adelsgräber von Niederstotzingen (Kreis Heidenheim), Veröffentlichungen des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege Stuttgart Band 12, Müller u. Gräff in Komm., Stuttgart 1967.
  • mit Helga Schach-Dörges: Holzhandwerk der Alamannen, Württemberg. Landesmuseum, Stuttgart 1972.
  • Das alamannische Gräberfeld von Giengen an der Brenz (Kreis Heidenheim, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 10, Müller u. Gräff in Komm., Stuttgart 1978, ISBN 3-87532-072-7.
  • Die Holzfunde aus dem Gräberfeld bei Oberflacht und ihre kulturhistorische Bedeutung, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg, Band 41.2, Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0859-X.

Literatur

  • Fundberichte aus Baden-Württemberg 10, 1985, S. 727-728 (Nachruf).
  • Andrzej Me̜żýnski: Kommando Paulsen. Organisierter Kunstraub in Polen 1942–45, Dittrich, Köln 2000, ISBN 3-920862-65-1.
  • Jörn Jacobs: Peter Paulsen. Ein Wanderer zwischen den Welten, in Achim Leube (Hrsg.): Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und ostdeutsche Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933-1945, Heidelberg 2002, S. 451-459.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung: Mitteilungen, Bände 19-22, Die Arbeitsgemeinschaft, 1999, S. 31
  2. Achim Leube: Die Ur- und Frühgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. In: Rüdiger vom Bruch, Christoph Jahr, Rebecca Schaarschmidt (Hrsg.): Die Berliner Universität in der NS-Zeit. Band 2: Rüdiger vom Bruch (Hrsg.): Fachbereiche und Fakultäten. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08658-7, S. 161
  3. Andrzej Mgiynski: Die Judaistische Bibliothek bei der Grossen Synagoge in Warschau und das Schicksal der Bücher aus dem Warschauer Ghetto. In: Regine Dehnel: Jüdischer Buchbesitz als Raubgut, Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderheft 88, Frankfurt am Main 2006, S. 86ff
  4. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 452.

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