Paul Pella

Paul Pella

Paul Pella (eigentl.: Abraham Morgenstern[1]; * 20. März 1892 in Wien; † 21. Februar 1965 in Enschede), Österreicher jüdischen Glaubens, war Kapellmeister, Dirigent und musikalischer Oberleiter am Stadttheater Aachen sowie nach seiner Emigration Musikdirektor in Amsterdam und Enschede.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach seiner Schulzeit studierte Paul Pella Musikwissenschaften bei Guido Adler am 1898 neu gegründeten Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Wien. Danach folgten noch Studienzeiten als Privatschüler in Komposition bei Arnold Schönberg, ebenfalls Jude, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Darüber hinaus besuchte Pella 1917 noch Spezialkurse, die Schönberg an der privaten Schwarzwaldschule, benannt nach der österreichischen Pädagogin Eugenie Schwarzwald, in Wien abhielt.

Von 1919 bis 1922 wurde Pella als Dirigent an das Deutsche Theater in Prag berufen, wo er mit dem dortigen amtierenden Direktor der Oper Alexander von Zemlinsky zusammenarbeitete. Nach einigen Zwischenstationen in Elberfeld, Münster und Dortmund wechselte er im Jahr 1927 als musikalischer Oberleiter an das Stadttheater Aachen, wo er unter dem Generalmusikdirektor Peter Raabe für die Einspielungen des Sinfonieorchesters Aachen zuständig war. Hier machte er unter anderem mit seiner Interpretation Zeitgenössischer Musik wie beispielsweise der Oper Katja Kabanowa von Leoš Janáček, des Suite Feuervogel von Igor Strawinsky und insbesondere der Oper Wozzeck von Alban Berg, welcher ebenfalls ein Schönberg-Schüler war, auf sich aufmerksam. Die Oper Wozzek, welche er als Aachener Erstaufführung zunächst am 25. März 1930 sowie anlässlich des Niederrheinischen Musikfestes im Juni 1930 und ein Jahr später in Amsterdam aufführte, gilt als Markstein in der Geschichte der neueren Oper und als eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts.

Kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 emigrierte Pella sicherheitshalber in die Niederlande, nachdem sein Theaterintendant Heinrich Karl Strohm mittels einer Postkarte die Meldung erhielt, „mit der Hundepeitsche werden wir die Juden aus dem Theater vertreiben“. Strohm zeigte sich Pella gegenüber loyal und musste unter anderem aus diesem Grund wenig später Aachen ebenfalls verlassen. Ausgenommen von einigen Engagements zwischen 1935 und 1937 in Moskau, Baku und Tiflis trat Pella aus politischen Gründen bis nach dem Zweiten Weltkrieg nun kaum noch in Erscheinung. Erst im Jahr 1946 übernahm er wieder eine feste Stelle als Musikdirektor an der Niederländischen Oper in Amsterdam, die er bis 1951 leitete. Nach einem anschließenden kurzen Gastauftritt in Aachen erhoffte sich Pella, die Nachfolge von Felix Raabe als Generalmusikdirektor antreten zu können, jedoch entschied sich Paul Mundorf, der Intendant des Theater Aachens, für Wolfgang Sawallisch. Daraufhin blieb Pella in den Niederlanden und wurde schließlich am 27. Juli 1955 Mitbegründer der Operngesellschaft „Forum“ (Opera Forum) in Enschede, der heutigen Nationalen Reichsoper, und war deren erster Direktor. Hier wirkte er bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1965.

Literatur und Quellen

  • Peter Raabe - Dirigent, Musikschriftsteller und Präsident der Reichsmusikkammer (1872-1945). Diss. Böhlau Verlag, Köln 2004 ISBN 3412093041, integriert ein ausführliches Kapitel über Paul Pella
  • Archiv der niederländischen Tageszeitung "De Twensche Courant - Tubantia", Enschede
  • A. Schönberg: Album der Schüler, Wien 1924, in: Ernst Hilmar - Redaktion, A.Schönberg, Gedenkausstellung Wien 1974, Gablonz/Böhmen
  • Alfred Beaujean: Paul Pella, musikalischer Oberleiter des Statheaters 1927 bis 1932 in: Menorath 5, (Sep./Dez. 1988)
  • Klaus Schulte & Peter Sardoc: Von Ringelhardt bis Mundorf, Künstler und Persönlichkeiten des Aachener Stadttheaters, Verlag Josef Stippak, Aachen, 1977

Weblink

Einzelnachweis

  1. Erwähnng Paul Pella als Abraham Morgenstern

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