Wanne (Panzer)

Wanne (Panzer)
Montage der Wanne eines Tiger I

Die Wanne bildet den unteren Teil eines Panzers, und damit dessen äußere Hülle. Sie gibt dem Panzer Gestalt, Festigkeit und Schutz. Die Wanne trägt die wesentlichen Baugruppen des Panzers in sich bzw. verbindet diese zum Gesamtfahrzeug.[1]

In allen Panzerbauformen nimmt die Wanne den Motor des Panzers einschließlich Nebenaggregaten, Getriebe und Treibstoff auf. An der Wanne ist das Laufwerk angebracht, das die Kette oder Räder trägt.[1] Bei Panzern mit drehbarem Geschützturm nimmt die Wanne den Turm mit einem Drehlager auf, bei Panzern in Kasemattenbauweise direkt die Lafette. Bei modernen Kampfpanzern hat zumindest der Fahrer seinen Platz in der Wanne, während die anderen Besatzungsmitglieder ihre Position im Turm haben. Bei Schützenpanzern ist das Verhältnis umgekehrt: meist haben nur Richtschütze und Kommandant ihren Platz im Turm, während Fahrer und die aufgesessene Panzergrenadiergruppe in der Wanne untergebracht sind.

Die Wanne ist bei Kampfpanzern aus Gußstahl oder geschweißtem Panzerstahl, bei Schützenpanzern seltener auch aus Aluminium. Die Wanne soll der Besatzung und den innenliegenden Baugruppen unter anderem Schutz gegen direkten und indirekten Beschuss, Minenexplosionen und chemische Kampfstoffe geben. Dazu ist die Wanne mit einer entsprechenden Panzerdicke versehen und kann hermetisch geschlossen werden. Durch die Dichtigkeit der Wanne wird auch die Überwindung von Wasserhindernissen mittels Unterwasserfahrt (UF) bzw. Durchwaten ermöglicht.

Die Wanne ist an der im konventionellen Gefecht am meisten gefährdeten Frontseite am stärksten gepanzert, am schwächsten sind meist Wannenboden und -decke. Die Wandstärken der Seiten und des Hecks liegen meist dazwischen. Ein Entwurfsprinzip zur Verstärkung der Panzerwirkung ist die Anschrägung der Front bzw. der Seitenwände der Wanne, wobei gleichzeitig Bauraum verlorengeht. Seit dem Ende des Kalten Krieges nimmt die asymmetrische Kriegführung immer größeren Raum beim Auslegen und Modifizieren von Panzern ein. Dies betrifft auch die Verteilung der Panzerung an der Wanne. Die Gefahr von frontalem Beschuss durch andere Kampfpanzer nimmt ab, statt dessen steigt die Bedrohung durch Improvised Explosive Devices (IED) von unten bzw. von der Seite. Dieses Szenario schlägt sich in Entwürfen wie dem Buffalo nieder, an dessen v-förmig gestaltetem Wannenboden das Prinzip der schräg gestellten Panzerung angewandt wird. Ein weiterer Aspekt der asymmetrischen Kriegführung ist die Zunahme des Kampfes in urbanem Gelände, was die Bedrohung von oben – zum Beispiel durch RPG-Schützen auf Häuserdächern – erhöht. Die Wannendecke, außerhalb der durch den Turm geschützten Fläche traditionell nur dünn gepanzert und durch Lüftungsschlitze zusätzlich geschwächt, muss dagegen zusätzlich geschützt werden.

Auf Basis einer Wannenkonstruktion, die durch die Größe und Tragfestigkeit der Bauräume auf den Triebwerksstrang und die Fahrwerksauslegung abgestimmt ist, können entsprechend dem Plattform-Prinzip ganze Panzerfamilien entworfen werden. Wesentliche Entwurfsfragen bei der Entwicklung einer Wanne sind neben den äußeren Abmessungen, der Panzerstärke und dem zulässigen Maximalgewicht die Platzierung des Kampfturms und des Raums für das Triebwerk. Der den Kampfturm aufnehmende Drehkranz soll innerhalb des vorhandenen Bauraums einen möglichst großen Durchmesser haben. Gleichzeitig ragt der Kampfturm mit seinen rotierenden Teilen tief in die Wanne hinein. Dadurch kann das Triebwerk mit seiner großen Bauhöhe nicht unterhalb des Kampfturms liegen. Dadurch ergeben sich für moderne Panzer zwei grundlegende Auslegungsvarianten:

  • Triebwerk hinten, Drehachse des Turms mittig bis vorn. Üblich bei Kampfpanzern, zum Beispiel Leopard 2, M1 Abrams und T-72.
  • Triebwerk vorn, Drehachse des Turms mittig bis hinten. Üblich bei Schützenpanzern, zum Beispiel Marder, Bradley und BMP-3, ungewöhnlicherweise auch beim israelischen Kampfpanzer Merkava.

Literatur

  • Franklin D. Margiotta (Hrsg.): Brassey's Encyclopedia of Land Forces and Warfare. Brassey’s, London 1996, ISBN 1-57488-087-X.

Einzelnachweise

  1. a b Dieter Kollmer: „Klotzen nicht Kleckern“. Die materielle Aufrüstung des Heeres. In: Helmut Hammerich: Das Heer 1950 bis 1970: Konzeption, Organisation, Aufstellung. Oldenbourg, München 2006, ISBN 3486579746, S. 561.

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