Panzerartilleriebataillon 215

Panzerartilleriebataillon 215
Panzerartilleriebataillon 215
Wappen 215.jpg
Internes Verbandsabzeichen
Aufstellung 1. Okt. 1958
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Bundeswehr Logo Heer with lettering.svg Heer
Truppengattung Artillerietruppe
Typ Bataillon der Eingreifkräfte
Unterstellte
Truppenteile

1.-5. Batterie

Unterstellung PzBrig 21.jpg Panzerbrigade 21
Standort GFM-Rommel-Kaserne Augustdorf
Hauptwaffensystem Panzerhaubitze 2000
Kommandeur
Kommandeur Oberstleutnant Markus Lück

Das Panzerartilleriebataillon 215 (PzArtBtl 215) ist eines von zwei verbliebenen Brigadeartilleriebataillonen der Bundeswehr. Das Bataillon ist vollständig zusammen mit der Masse der übergeordneten Panzerbrigade 21 „Lipperland“ in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne im nordrhein-westfälischen Augustdorf stationiert. Seit dem 12. Januar 2011 ist Oberstleutnant Markus Lück (*1970) Kommandeur des Panzerartilleriebataillons 215.[1] Am 26. Oktober 2011 wurde die Auflösung des Bataillons bekannt gegeben.[2]

Inhaltsverzeichnis

Auftrag und Gliederung

Das Bataillon unterstützt die Brigade mit artilleristischem Feuer und Aufklärung und koordiniert streitkräftegemeinsames Feuer auf Brigadeebene in Operationen hoher Intensität gegen vorwiegend militärisch organisierte Gegner bzw. bei Stabilisierungsoperationen im mittleren und niedrigen Intensitätsspektrum. Als Teil der Eingreifkräfte ist es befähigt zur Führung einer Artillery Task Force. Es gliedert sich dazu in 5 Batterien:

  • 1./ PzArtBtl 215: Versorgungs- und Unterstützungsbatterie
  • 2./ PzArtBtl 215: Schießende Batterie mit 8 Panzerhaubitzen 2000
  • 3./ PzArtBtl 215: Schießende Batterie mit 8 Panzerhaubitzen 2000
  • 4./ PzArtBtl 215: Schießende Batterie mit 8 Panzerhaubitzen 2000
  • 5./ PzArtBtl 215: Einsatzunterstützungsbatterie

Wappen

Seit dem 1. Januar 1978 zeigt das Wappen auf goldfarbenem Wappenschild zwei gekreuzte, schwarze Kanonenrohre als Symbol der Artillerie, sowie eine rote Lippische Rose als Zeichen der Verbundenheit mit dem Land Lippe. Die Farben „schwarz, rot, gold" erinnern an die Bundesfarben. Davor existierten noch einige andere Wappen.

Geschichte

Die Truppengattung Artillerie hat im Ostwestfälischen eine lange Tradition. Erstmals historisch belegt ist die „Lippische Artillerie" im Jahr 1794. 1816 wird auf „Allerhöchsten Kabinetts Ordre" hin die preußische Artillerie neu gegliedert. Die 7. Artilleriebrigade entsteht (1860 in „Westfälische Artilleriebrigade 7" umbenannt). 1864 wird sie in das „Westfälische Feldartillerieregiment Nr. 7" und das „Westfälische Festungsartillerieregiment Nr. 7" unterteilt. 1872 wird das Westfälische Feldartillerieregiment Nr. 7 in ein Korps- und ein Divisionsartillerieregiment (mit den II. Abteilungen in Minden) geteilt. 1874 wird das Divisionsartillerieregiment in „2. Westfälische Feldartillerieregiment Nr. 22" und die Mindener Abteilungen in Feldartillerieregiment Nr. 58 (ab 1902 „Mindensches Feldartillerieregiment Nr. 58") umbenannt. Eingesetzt wurde das Regiment im Ersten Weltkrieg an der Westfront. 1904/1906 nehmen Regimentsangehörige freiwillig an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China teil. Ab 1921 wird die Stammlinie durch das 6. (Preuß.) Artillerieregiment mit Regimentsstab und II. Abteilung in Minden fortgesetzt. 1934 entstehen daraus die Artillerieregimenter MINDEN, MÜNSTER, HANNOVER und VERDEN. Sie bilden die Artillerie der 6. Infanteriedivision der Reichswehr. Die Beobachtende Artillerie (Beobachter Abt. 6) war in Lemgo beheimatet. Im Zweiten Weltkrieg wird das Artillerieregiment 6 zunächst an der Westfront eingesetzt und 1942 bei Babrujsk (heute Weißrussland) an der Bjaresina fast völlig vernichtet. 1944 in Sennelager neu aufgestellt, wird es 1945 im Weichselbogen erneut vernichtet. Wiederaufstellung im März 1945 in Schlesien. Am 8. Mai 1945 endet die Geschichte des Artillerieregiments 6 durch Kapitulation und anschließender russischer Gefangenschaft bei Neustadt a. d. Tafelfichte.

Das spätere Panzerartilleriebataillon 215 wird am 1. Oktober 1958 aus dem Personal des Artillerieregiments 5 (bereits 1957 aufgestellt) im Lager Augustdorf, der späteren Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne als I. Bataillon Artillerieregiment 7 aufgestellt[3]. Am 16. März 1959 wurde dieses Bataillon in Panzerartilleriebataillon 215 umbenannt und der von Panzergruppe C in Panzerbrigade 21 (PzBrig 21) umbenannten Brigade unterstellt. Im September 1959 musste die 2. Batterie bis auf 15 Soldaten zur Aufstellung des Panzerartilleriebataillon 85 in Lüneburg abgegeben werden. Ab dem 1. Oktober 1959 wurden Wehrpflichtige ausgebildet, die schon im November des gleichen Jahres ihren ersten Truppenübungsplatzaufenthalt hatten. Zur Zeit der Kubakrise 1962 wurde das Bataillon in „Vollbereitschaft“ versetzt: Die Lagerwachen wurden verdoppelt und es herrschte Ausgangssperre[4]. 1965 übergibt der Inspekteur des Heeres dem Verband die Truppenfahne, die von Bundespräsident Heinrich Lübke gestiftet wurde. In diesem Jahr übernimmt das Bataillon auch die Tradition des ehemaligen Feld-Artillerieregiments 58 und des Artillerie-Regiments 6, bis diese 2004 aufgrund eines neu gefassten Traditionserlasses der Bundeswehr beendet werden muss. Im Juli und August 1974 übt das Panzerartilleriebataillon 215 als erster Artillerieverband auf dem kanadischen Übungsplatz Shilo[5] (damals umfasst die Artillerietruppe über 80 Verbände). Der letzte Platzaufenthalt vom PzArtBtl 215 dort findet 1997 statt. 1978 wurde eine Lehrübung für Angehörige der chinesischen Volksbefreiungsarmee (!) durchgeführt[6]. 1979 fand erstmals der Augustdorfer Soldatentag statt. 1980 wird die 4. Batterie aufgestellt. Davor bestand das Bataillon lediglich aus der 1. (Stabs-/Versorgungs-) und zwei schießenden Batterien. 1987 wurde diese im Zuge der Einnahme der Heeresstruktur IV wieder aufgelöst, 1992 aber wieder aufgestellt. 2003 erfolgte die erneute Auflösung, 2006 die erneute Aufstellung. 1983 feierte das PzArtBtl 215 den 25. Jahrestag seines Bestehens, 1987 wurde eine Patenschaft mit der 3rd Royal Horse Artillery in Paderborn übernommen[7]. Aufgrund von Renovierungsarbeiten muss das gesamte Bataillon 1989 in die sogenannten Feldhäuser umziehen. 1991 konnte dann in die sanierten alten Unterkünfte zurückgekehrt werden, bevor kurz darauf ein Umzug in die Gebäude des ausgelösten Panzerbataillons 213 erfolgte (alles innerhalb der GFM-Rommel-Kaserne). Von 1993 bis 1996 führt der aktuelle Generalinspekteur der Bundeswehr Volker Wieker das Bataillon. 1998 wird eine Patenschaft mit dem Heimatschutzbataillon 613 eingegangen[8], das aber kurze Zeit später aufgelöst wird. Am 30. September 2006 wird die 7. Panzerdivision aufgelöst, der auch das PzArtBtl 215 seit ihrem Bestehen unterstand. Nunmehr ist das PzArtlBtl 215 Teil der 1. Panzerdivision in Hannover. Am 10. Dezember 2006 kommt es erstmals zu einem tödlichen Schießunfall beim Panzerartilleriebataillon 215, bei dem auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz ein Geschützfeldwebel sein Leben verliert. Ein Soldat einer anderen Einheit wird ebenfalls getötet sowie vier weitere Personen zum Teil schwer verletzt. Am 3. September 2008 wurde dem Bataillon das Fahnenband des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Fahnenbänder gelten als besondere Auszeichnung.

Mit der letzten Bundeswehr-Reform und der Einführung von Streitkräftekategorien (Eingreifkräfte, Stabilisierungskräfte, Unterstützungskräfte) ist das PzArtBtl 215 wie alle verbliebenen Artilleriekräften (außer dem Artillerieregiment 345) den Eingreifkräften zugeordnet worden. Damit soll es insbesondere zu Einsätzen hoher Intensität befähigt sein. Das Fortbestehen des Panzerartilleriebataillons 215 im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr ist ungewiss. Konkrete Standortentscheidungen wurden allerdings erst für den Herbst 2011 angekündigt.

Einsätze

Das Panzerartilleriebataillon 215 hat sich als Ganzes oder in Teilen bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr auf dem Balkan, sowie bei Naturkatastrophen (Sturmflut 1962[9], Oderhochwasser 1997 und Elbehochwasser 2002) bewährt. Im Jahre 2008 wurden große Teile des Bataillons für vier bis sechs Monate als ISAF Truppenteile nach Afghanistan verlegt. Hier nahmen Sie aber keine artilleristischen Aufgaben wahr.

Großgerät

Panzerhaubitze 2000

In der Anfangszeit ist das Bataillon mit je 6 Panzerhaubitzen 105 mm M7B2 und M52 ausgestattet[10]. Das Bataillon wurde als Erprobungs- und Schulungsbataillon geführt. Bis 1966 wurden die PzH M52 durch M7B2 ersetzt. Diese Haubitzen wurden ab dem 20. April 1966 durch die Panzerhaubitze M109 ersetzt[11]. 1977 laufen dem Bataillon die M113-Beobachtungspanzer zu. Gleichzeitig werden die Hotchkiss-Panzer abgegeben. In diesem Jahr wurde auch der Artillerierechner Falke, seit 1997 das Führungs- und Waffeneinsatzsystem ADLER (Artillerie-, Daten-, Lage- und Einsatz- Rechnerverbund), eingeführt. Eine modifizierter Form der M109 (GE A2) wurde ab 2006 von der Panzerhaubitze 2000 abgelöst. Der letzte Schuss einer M109 der gesamten Bundeswehr wurde durch das PzArtBtl 215 im November 2005 auf dem Truppenübungsplatz (TrÜbPl) Baumholder abgegeben[12].

Heute verfügt das Bataillon über 24 Panzerhaubitzen 2000 sowie neun Marder 1 A3 der Joint Fire Support Teams, vier Bergepanzer Büffel, über zwei Dutzend M113 in verschiedenen Ausführungen (Zugtrupp, Feuerleittrupp, etc.), drei ABRA-Artilleriebeobachtungsradare und zahlreiche weitere Radfahrzeuge.

Liste der Kommandeure

Nummer[13] Dienstgrad Name Kommandeur von Kommendeur bis Bemerkungen
1 Oberstleutnant Leggewie 01.10.1958 31.01.1960
2 Oberstleutnant Oldigs 01.02.1960 30.09.1962
3 Oberstleutnant Hildebrand 01.10.1962 30.09.1965
4 Oberstleutnant Beste 01.00.1965 31.05.1968
5 Oberstleutnant Hansgeorg Model 01.06.1968 30.06.1970 später Brigadegeneral
6 Oberstleutnant Wolfgang Malecha 01.07.1970 31.03.1972 später Generalleutnant und stv. Inspekteur Heer
7 Oberstleutnant von Klocke 01.04.1972 31.03.1973
8 Oberstleutnant Dieter Schilken 01.04.1973 31.03.1980 Kommandeur mit der längsten Stehzeit im Bataillon
9 Oberstleutnant Reich 01.04.1980 21.03.1982
10 Oberstleutnant Karl Schneider 22.03.1982 31.03.1987
11 Oberstleutnant Schmidt 01.04.1987 16.03.1989
12 Oberstleutnant Künne 17.03.1989 19.09.1991
13 Oberstleutnant Mohler 20.09.1991 30.09.1993
14 Oberstleutnant Volker Wieker 01.10.1993 14.02.1996 aktueller Generalinspekteur der Bundeswehr
15 Oberstleutnant Joachim Pollok 15.02.1996 18.11.1999
16 Oberstleutnant Wilfried Konz 19.11.1999 23.09.2001
17 Oberstleutnant Bernd Spiegel 24.09.2001 05.02.2004
18 Oberstleutnant Josef Verschüer 06.02.2004 15.12.2005
19 Oberstleutnant Axel Hermeling 16.12.2005 17.12.2007
20 Oberstleutnant Jörg Reichstein 17.12.2007 28.02.2010
21 Oberstleutnant Michael Merzbach 01.03.2010 11.01.2011
22 Oberstleutnant Markus Lück 12.01.2011 bis heute

Weblinks

Literatur

  • Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215.

Einzelnachweise

  1. Vita Kommandeur PzArtBtl 215
  2. Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland Oktober 2011
  3. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 25
  4. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 31
  5. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 187
  6. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 197
  7. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 220
  8. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 258
  9. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 161
  10. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 30
  11. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 32
  12. Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 35
  13. Nr. 1-20: Krause, Hans Georg (2009): 50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215. S. 71ff

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