Otto Baum (Bildhauer)

Otto Baum (Bildhauer)

Otto Baum (* 22. Januar 1900 in Leonberg; † 22. Januar 1977 in Esslingen) war ein deutscher Bildhauer. Er arbeitete vor allem in Stein und Holz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Otto Baum verbrachte von 1914 bis 1918 seine Lehrzeit als Motorentechniker bei verschiedenen Firmen. Nach der Militärdienstzeit war er von 1920 bis 1922 als Holzbildhauer und Intarsiator und sodann bis 1924 in einer Farbenfabrik tätig. Anschließend studierte er bis 1927 an der Württ. Akademie der bildenden Künste in Stuttgart bei Arnold Waldschmidt, Robert Poetzelberger und Hans Spiegel. Bis 1930 arbeitete er freischaffend als Bildhauer, um dann – bis 1934 – sein Studium an der Stuttgarter Akademie bei Ludwig Habich fortzusetzen. Danach war er freischaffend tätig – seine erste Kollektivausstellung konnte er 1934 in Ulm zeigen. In der Folgezeit erfuhr sein bildhauerisches Schaffen eine starke Beeinträchtigung, waren doch bis Kriegsende seine Arbeiten zu Ausstellungen nicht mehr zugelassen, die Nationalsozialisten hatten ihm Ausstellungsverbot erteilt. 1937 wurden seine Arbeiten aus der Berliner Nationalgalerie entfernt und als entartet diffamiert. Ab 1942 war er vom Arbeitsverbot als Künstler betroffen.

Es war der damalige württembergische Kultminister [sic] Theodor Heuss, der Baum schon gleich nach dem Krieg, zusammen mit Willi Baumeister, Hermann Brachert, Fritz Steisslinger und Rudolf Yelin, in einen Planungsausschuss berief, der die Neuorganisation der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zur Aufgabe hatte. 1946, im Jahre der Wiedereröffnung der Akademie, wurde ihm die Leitung einer Bildhauerklasse übertragen,[1] die er bis zu seiner Zurruhesetzung im Jahre 1965 innehatte. Zu seinen Schülern gehörten die Bildhauer Herbert Baumann, Emil Cimiotti, Bruno Knittel[2] und Eberhard Linke.

Seine Werke wurden damals mehrfach ausgestellt, Ende der 1950er Jahre auch in der Staatsgalerie Stuttgart. Nach seinem Ausscheiden aus dem Lehrkörper der Akademie zog sich Baum mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Er trat zu Lebzeiten in keiner Ausstellung mehr in Erscheinung, „das Werk eines der profiliertesten Bildhauer der Nachkriegszeit im süddeutschen Raum mußte in Vergessenheit geraten“ (Wolfgang Kermer).

Baums bevorzugte Arbeitsmaterialien waren Sandstein, Muschelkalk, Schiefer und gelegentlich Beton. Nichts charakterisiert vielleicht besser das Schaffen als seine eigenen Worte: Es sei sein Bestreben, „mittels gerechter Mittel zu klarer plastischer Form zu kommen sowie aus dem Impuls des 20. Jahrhunderts zu schaffen“.

Am 22. Januar 1977, dem Tag der Vollendung seines siebenundsiebzigsten Lebensjahres, schied Otto Baum in Esslingen-Neckarhalden freiwillig aus dem Leben.

Werke im öffentlichen Raum

Ehrenmal für die gefallenen Schüler der Wirtschaftsoberschule, Stuttgart, Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule, 1960
  • Ruhendes Paar, Bronzerelief, 1939 – ausgestellt im Alten Rathaus Leonberg
  • Pieta – Esslingen, Pliensaufriedhof
  • Das große Spiel – Freiburg, Hof der Zahnklinik, 1958
  • Monumentalplastik – Ludwigsburg, Pädagogische Hochschule, 1964
  • Bootsmann – Marbach, Neckarkanal
  • Die Frucht – Offenbach, Wetterdienst
  • Mahnmal – Stuttgart, Hof der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule, 1960, ursprünglich „Ehrenmal für die gefallenen Schüler der Wirtschaftsoberschule“
  • Wandrelief – Stuttgart, Landtag, 1961
  • Mütterlichkeit – Stuttgart, Landesfrauenklinik, 1968
  • Lochofant – Stuttgart, Schulkomplex Gänseberg, 1949
  • Relief – Stuttgart, Treppenhaus Städtische Sparkasse, 1951
  • Plastische Betonwand – Wildbad, Brunnenausgabe Staatsbad, 1961
  • Elefant – Stuttgart-Zuffenhausen, Silcher-Schule, 1954

Literatur

  • Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart: zum 200-jährigen Bestehen der Akademie: Die Lehrer 1946–1961. Stuttgart: Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, 1961, S. 66–69
  • Wolfgang Kermer: Gestorben [Zum Tod von Professor Otto Baum am 22. Januar 1977]. In: Akademie-Mitteilungen 8/Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart/Für die Zeit vom 1. Juni 1976 bis 31. Oktober 1977/hrsg. von Wolfgang Kermer. Stuttgart: Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, März 1978, S. 91 ISSN 0342-7994
  • Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. K. G. Saur, München und Leipzig 1992ff., ISBN 3-598-22740-X
  • Christian Tümpel (Hrsg.): Deutsche Bildhauer, 1900–1945, entartet. Langewiesche, Königstein im Taunus 1992, ISBN 3-7845-7180-8

Weblinks

 Commons: Otto Baum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Veröffentlichung: "Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes 1950"
  2. Michael Klant: Die Künstlerfamilie Knittel. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum, Freiburg 2000, ISBN 3-922675-77-8, S. 180

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Otto Baum — ist der Name folgender Personen Otto Baum (Bildhauer) (1900–1977), deutscher Stein und Holzbildhauer Otto Baum (SS Mitglied) (1911–1998), Oberführer in der Waffen SS Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidu …   Deutsch Wikipedia

  • Baum (Familienname) — Baum ist ein Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Familienname kann vom Baum als der Pflanze herrühren oder ein jüdischer Familienname in Anspielungen auf Abraham als Stammvater sein. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I …   Deutsch Wikipedia

  • Otto der Heilige — Der Heilige Otto, Darstellung in der Bamberger Michaelskirche Otto I. von Bamberg, auch Otto von Mistelbach, (* um 1060; † 30. Juni 1139) war Bischof von Bamberg. Er wurde 1189 heiliggesprochen. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Otto von Bamberg — Der Heilige Otto, Darstellung in der Bamberger Michaelskirche Otto I. von Bamberg, auch Otto von Mistelbach, (* um 1060; † 30. Juni 1139) war Bischof von Bamberg. Er ist auch bekannt als „Apostel der Pommern”. Er wurde 1189 heiliggesprochen …   Deutsch Wikipedia

  • Otto von Mistelbach — Der Heilige Otto, Darstellung in der Bamberger Michaelskirche Otto I. von Bamberg, auch Otto von Mistelbach, (* um 1060; † 30. Juni 1139) war Bischof von Bamberg. Er wurde 1189 heiliggesprochen. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Knapp (Bildhauer) — Ohne Titel (1964), Sankt Margarethen im Burgenland Peter Knapp (* 21. Januar 1939 in Frankfurt am Main, Hessen; † 23. August 1978 in Limburg an der Lahn, ebenda) war ein deutscher Bildhauer. Leben und Werk Knapp war vo …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bau–Baw — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart — Gründung 1761 Trägerschaft staatlich Ort St …   Deutsch Wikipedia

  • Villa Berg (Kunstwerke) — 48.7920389.207548 Koordinaten: 48° 47′ 31″ N, 9° 12′ 27″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Bruno Knittel — (* 16. Juli 1918 in Freiburg im Breisgau; † März 1977) war ein deutscher Bildhauer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”