Otgonbayar Ershuu

Otgonbayar Ershuu
Otgonbayar Ershuu in Berlin, 2010
Dröhnende Hufe-12, Malerei, Tempera auf Baumwolle, 120x160cm, Berlin 2008, Otgonbayar Ershuu

Otgonbayar Ershuu (mongolisch Эршүүгийн Отгонбаяр; * 18. Januar 1981 in Ulaanbaatar) ist ein mongolischer Maler. Sein Künstlername ist OTGO.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wuchs mit sieben Geschwistern und einem Adoptivbruder auf. Malen faszinierte ihn seit seiner Jugend. Seine Begabung wurde erkannt, und im Alter von 15 Jahren hatte er Einzelausstellungen. Er studierte traditionelle mongolische Malerei in Ulaanbaatar 1998. Während seines Hochschulstudiums schuf Ershuu knapp vierhundert Bilder. Nach dem Studium beteiligte er sich als Maler und Restaurator an mehreren Forschungsreisen zu historischen Stätten der Mongolei. In den buddhistisch- lamaistischen Klöstern studierte er verschiedene Techniken und die Ikonografie der Miniaturmalerei sowie deren spirituelle Hintergründe.

Seit 1998 lebt er als freier Künstler. Zu seinem Schaffen gehören neben freien künstlerischen Arbeiten auch etwa sechshundert „Forschungsbilder“. Ershuu lebt seit 2005 in Berlin. 2007-2010 studierte er im Institut für Kunst im Kontext, Fakultät Bildende Kunst, Universität der Künste Berlin und hat sein Studium 2010 als Master of Arts abgeschlossen. Seit 2001 stellte Otgonbayar Ershuu seine Werke auf internationalen Ausstellungen in Japan, Schweden, Frankreich, Niederlande, Indien, Tschechien, Schweiz, Deutschland und Mongolei aus.

Kubera, Malerei, Tempera auf Baumwolle, 20x27cm, Ulaanbaatar 2002, Otgonbayar Ershuu
Weiße Tara, Malerei, Tempera auf Baumwolle, 20x26,5cm, Ulaanbaatar 2004, Otgonbayar Ershuu

Kunst

Thangka Malerei

OTGO’s Thangkas sind nicht aus religiösen Intentionen entstanden, viel mehr reizte ihn die Herausforderung, eine so anspruchsvolle, wie traditionelle Arbeitstechnik zu erlernen. Eine tiefe Faszination für die Anfertigungstechnik und der eigene Anspruch einer individuellen künstlerischen Umsetzung, trotz fester Regularien, weckten den Ehrgeiz des Künstlers und waren der Anfang einer Jahrelangen Entwicklung auf dem Gebiet der Thangkamalerei. Seine Technik entwickelte OTGO auf langen reisen durch die Mongolei, sie sind ein Potpourri aus Erfahrung, Ausdauer und unglaublichem künstlerischem Talent. Eine Besonderheit an OTGO’s Thangkas ist, dass er die Zeichnung direkt auf die Leinwand malt und so den Arbeitsschritt über das Skizzenblatt ausspart. Zieht man in Betracht, dass seine Bilder nur etwas größer als ein Dia sind, wird schnell klar wie detailliert, genau und perfekt der Maler arbeiten muss, um ein Bild anzufertigen. Otgonbayar Ershuu fertigte 600 Thangkas an, wobei ein Großteil der Bilder in einem einzigen Arbeitsschritt entstanden ist. Jeder Strich kann nur einmal gesetzt werden, es ist fast unmöglich Fehler zu korrigieren. Über Stunden muss der Zustand höchster Konzentration gehalten werden, ungeachtet natürlicher menschlicher Bedürfnisse oder unvorhersehbarer Störfaktoren. Die mongolische Thangkamalerei ist entsprechend der Landestradition miniaturisiert und auch die Ikonografie wurde der vielfältigen Glaubenswelt angepasst. OTGO’s Figurenrepertoire bedient sich aus den Götterwelten des Schamanismus, des Tengerismus und des Buddhismus. Auffällig ist die meist erotisierte Darstellung der Bildthemen. Ein Leitsatz des mongolischen Glaubens ist das Erreichen der „All – Einheit“ durch die Überwindung aller Gegensätze der realen Erscheinungswelt. Sinnbildlich für diesen Prozess steht die geschlechtliche Vereinigung zwischen Mann und Frau, die letztlich den Keim für neues Leben in sich trägt. Die Erotisierung religiöser Bildinhalte, wird, unter Berücksichtigung dieses Grundgedanken, zur natürlichen, fast selbstverständlichen Konsequenz. Otgonbayar Ershuu entnimmt seine Bildthemen und Götterfiguren traditionellen Kunstdarstellungen. Teilweise sind seine Miniaturgötter Details eines großen Gemäldes oder die malerische Interpretation einer Skulptur, immer jedoch sind sie auf seine ganz spezielle, eigene Weise individualisiert und zu echten „ OTGO’s “ geworden.

Otgonbayar Ershuu arbeitet bei der Herstellung seiner Thangkas mit unterschiedlichen Grundierungsfarben, um diese zu erhalten ist eine Vorbehandlung der Leinwände nötig. Die schwarze Grundierung ist eine Mischung aus schwarzem Ruß, Kreide und Wodka oder Milchschnaps. Dieser Mischung werden Pigmente aus Mineralien oder Pflanzen zugesetzt. Schließlich wird die Mixtur mit Leim aus Yakhaut gebunden und beidseitig auf die Leinwand aufgetragen. Eine Geruchsprobe an den kleinen Bildchen, verrät auch nach über zehn Jahren noch die Verwendung von Ruß und Alkohol zur Behandlung des Stoffes und verleiht den kleinen Kunstwerken ihren geheimnisvoll, antiquaren Charakter....[1]

Das Paradies, Miniaturmalerei Tempera auf Baumwolle, 21x30cm, Ulaanbaatar 2003, Otgonbayar Ershuu

Miniaturmalerei

Es ist schon beeindruckend mit welcher Präzision und Liebe zum Detail Otgonbayar Ershuu seine Leinwände füllt. Lebendige, farbenfrohe Paradiesbilder, Erotika und Pferdehorden verzaubern die Bildfläche in phantasievolle Kompositionen, fesseln und fordern auf diese Welten der Miniaturmalerei zu erkunden. In Tempera auf Leinwand kreierte Otgonbayar Ershuu detaillierte Gemälde von atemberaubender Filigranität, seine neusten Werke präsentieren eine ganz neue Welt seines Schaffens. In Acryl auf Leinwand komponiert der junge Künstler ein faszinierendes Nebeneinander aus detaillierter Miniaturmalerei und bewegter Abstraktion der Bildelemente.[2]

Comic: Die Geheime Geschichte der Mongolen, Zeichnung Tusche auf Papier, 21x30cm, Ulaanbaatar 2001, Otgonbayar Ershuu

Comic

Eine langjährige Arbeit von Otgonbayar Ershuu ist "die Geheime Geschichte der Mongolen - Als Comic im Stil der mongolischen Malerei erzählt". Dieser Comic besteht aus ca. 600 Seiten, die sich in zwölf Kapitel gliedern. Jede Buchseite zeigt mehrere Bilder, so dass die Arbeit insgesamt etwa 3000 Zeichnungen umfasst. (Zeichnungen) Die "Geheime Geschichte der Mongolen" wurde vor ca. 800 Jahren verfasst. Sie ist das älteste und bedeutendste Literaturwerk der Mongolen, Mythos, Epos und Chronik zugleich. Ursprünglich enthält sie keine Illustrationen. Damit diese Geschichte für alle Altersgruppen verständlicher und interessanter werden kann, entschloss er sich, den Inhalt dieses bedeutenden Werk als Mongolische Miniaturmalerei zu arbeiten. Denn für viele Menschen ist das Betrachten von Bildern einfacher als das Lesen. Ein besonders Anliegen während der Ausarbeitung des Comics war ihm, ethnische Merkmale der Mongolen sowie historische Fakten und Artefakte möglichst originalgetreu wiederzugeben. Daher bedurfte es auch in der Hinsicht ausführliche Recherchen, die ihn in verschiedene wissenschaftliche Bereiche geführt haben. Durch die Einbeziehung der Miniaturmalerei sollte etwas Charakteristisches und traditionell Mongolisches aufgegriffen werden.

Galerie ZURAG

Galerie ZURAG, 2010 von Otgonbayar Ershuu gegründet, befindet sich mitten in Berlin, eine der aufregendsten Kunstmetropolen der Welt. Sie ist die erste Galerie eines Mongolen, die außerhalb der Mongolei betrieben wird. ZURAG ist ein mongolisches Wort. Es kann Bild, Gemälde, Zeichnung, Fotografie und Darstellung bedeuten. [3]

Filme

Otgonbayar Ershuu - HEARTFELT HEAVEN, Ulaanbaatar 2004
Otgonbayar Ershuu - THE GODS, Ulaanbaatar 2004

Veröffentlichungen

Auszeichnungen

  • 1996: Verleihung der Medaille „ Wissen“ in Gold durch die genannte Einrichtung von Kulturpalast der mongolischen Kinder, Ulaanbaatar.
  • 2004: Auszeichnung als „Bester mongolischer Volkstalent“ durch das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft der Mongolei.

Stimmen

  • Bisweilen schlägt seine Kunst in das fast Groteske um, als wenn das Bild von Menschen so voll ist, dass sie auf einander zu essen beginnen. Ganze Arme verschwinden in den Mund eines anderen Menschen, Mengen von Menschen schlängeln sich dicht umeinander, und man kann entweder an der Übervölkerung assoziieren, oder an einer globalen Orgie die zugrunde geht.

(Åsa Jonsén Rezension in der Zeitung "Nerikes Allehanda" vom 17. November 2007 (in Örebro, Schweden) (Übersetzung Elisabeth Hellman)[4]

  • Durch seine Studien hat OTGO die Miniaturmalerei zu einer neuen Blüte weiterentwickelt. Aus der Veränderung der Distanz des Betrachters zum Bild entfaltet sich der Bild im Bild Aufbau wie durch ein kunstvoll arrangiertes Prismenteleskop, welches mit jedem Schritt, den man dem Objekt näher kommt, detaillierte Szenerien mit völlig eigenständiger Bedeutung eröffnet, hingegen den Gesamteindruck des Bildes aus der Distanz, der durch spielerischen Umgang mit Farben und Motiven, das friedvolle Nebeneinander schablonenartiger präziser Elemente stets leicht und heiter erscheinend, allmählich verdrängt und vergessen lässt. Der Betrachter stößt mit jedem Schritt auf ein neues, vielfältiges Innenleben des Bildes.

(Uwe Ahnert, Galerist, Collection Freudenberg)[5]

  • Minimundus erklärt uns die Welt, OTGO wird uns die Mongolei, das Land der Pferde, erklären. Wer sonst sollte es tun, wer sonst malte eine halbe Millionen Pferde? (Martina Busch)[6]

Einzelausstellungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.mongolian-art.de/aboutme.htm
  2. http://www.mongolian-art.de/aboutme.htm
  3. http://www.zurag.de/galerist.html
  4. http://www.mongolian-art.de/aboutme.htm
  5. http://www.mongolian-art.de/aboutme.htm
  6. http://www.mongolian-art.de/aboutme.htm

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