Ondino Viera

Ondino Viera

Ondino Viera - in Brasilien auch Ondino Vieira - (* 10. September 1901 in Cerro Largo, Uruguay; † 27. Juni 1997 in Montevideo) war ein uruguayischer Fußballtrainer. In seiner langjährigen Karriere gewann er zwischen den 1930er und 1960er Jahren bedeutende Titel mit Vereinsmannschaften in Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay. Mit der Nationalmannschaft von Paraguay erreichte er bei der Copa América 1963 den zweiten Platz und bei der Fußballweltmeisterschaft 1966 in England führte er die Nationalmannschaft Uruguays ins Viertelfinale.

Inhaltsverzeichnis

Laufbahn

Anfänge in Uruguay und Argentinien

Ondino Viera (v.l.) mit der Meistermannschaft von River Plate 1936

Als Spieler wirkte er abseits des großen Rampenlichtes in der uruguayischen Provinz. Als Trainer führte er 1928 die Auswahlmannschaft des nordost-uruguayischen Departamentos Cerro Largo durch die seinerzeit noch als Amateuerwettbewerb abgehaltene Landesmeisterschaft von Uruguay und erreichte dabei einen beachtlichen vierten Platz. 1930 vertiefte er sein Wissen bei einem von Professor Alberto Suppici, dem uruguayischen Weltmeistertrainer von 1930, eingerichteten Kurs bei der Escuela Nacional de Educación Física di Montevideo.[1]

Seit 1932 wird die Meisterschaft von Uruguay professionell ausgetragen. In dieser Zeit war Viera auch erstmals beim Spitzenverein Club Nacional de Football in Montevideo tätig. In der Hauptsache war damals der Ungar Américo Szigeti Trainer der Mannschaft die seinerzeit mit den Beinamen la Maquina Blanca ("die Weiße Maschine") versehen war und zu deren Spielern unter anderem Weltstars wie der "Feldmarschall" (Gran Mariscal) José Nasazzi und Héctor Scarone gehörten, die auch Teil der uruguayischen Weltmeistermannschaft von 1930 waren. Ondino Viera war als Trainer an einer der beiden Meisterschaften von 1933 und 1934 beteiligt.[2]

1936 übernahm er auf der anderen Seite des Rio de la Plata die Geschicke von CA River Plate in Buenos Aires. Er gewann mit dem Verein die Meisterschaften von 1936 und 1937. Viera hatte dabei große Spielerpersönlichkeiten zur Hand, die den Verein als die Millonarios etablierten. Bernabé Ferreyra, dessen Zugang River Plate eine Weltrrekordablösesumme - die 20 Jahre lang bestand haben sollte - wert war, Carlos Peucelle, José Manuel Moreno und Adolfo Pedernera sind heute noch klangvolle Namen der argentinischen Fußballgeschichte.

Erfolge in Brasilien

1938 zog es ihn in die seinerzeitige brasilianische Hauptstadt Rio de Janeiro wo er bis 1941 auf der Trainerbank des dortigen Spitzenvereines Fluminense FC saß. Dort löste er im November während der Endphase der laufenden Staatsmeisterschaft von Rio de Janeiro seinen an physischer Erschöpfung leidenden Landsmann Carlo Carlomagno ab und wurde damit der dritte Uruguayer in Serie auf der Trainerbank von Fluminense. Er führte den Verein, ohne wesentliche Veränderungen vorzunehmen, zum dritten Titelgewinn in Serie.[3] Des Weiteren gewann er die Turniere der Jahre 1940 und 1941. Das Turnier von 1941 war das erste das nach offiziellen FIFA-Regeln stattfand, das heißt ohne Auswechslungen, ohne Substitution von des Feldes verwiesenen Spielern und zwei Halbzeiten zu je 45 Minuten anstatt wie bis dahin 40 Minuten. In jenen Jahren fanden in Brasilien übrigens noch keine nationalen Wettbewerbe statt. Von den 264 Spielen unter Viera gewann Fluminense 158 und traf dabei 765 Mal, also knapp drei Mal pro Spiel.[4]

Vasco-da-Gama-Trikot der 1940er Jahre
Vasco-da-Gama-Trikot der 1940er Jahre

1942 wurde er Trainer beim CR Vasco da Gama, der damals noch hinter Fluminense, CR Flamengo, Botafogo FR und América FC die Nummer 5 in der Stadt war. Viera führte nicht nur die seither typisch gewordene diagonale Schärpe - inspiriert von River Plate - auf den Trikots von Vasco ein, sondern brachte auch taktische Innovationen wie das 4-2-4 System ein. Auch der ehemalige Boxer Mário Américo schloss sich 1942 Vasco da Gama als Masseur und physischer Betreuer an - er sollte ab 1950 die Nationalmannschaft über sieben Weltmeisterschaften hinweg als physischer Betreuer begleiten und als Faktotum selbst weltweite Berühmtheit erlangen.

Bis 1945 gelang es Ondino Viera eine leistungsstarke Mannschaft zusammenzustellen die keinen Vergleich zu scheuen hatte und dem Klub ungeschlagen die sechste Staatsmeisterschaft der Vereinsgeschichte eroberte. Er legte damit den Grundstein des Expresso da Vitória ("Sieges-Express"), als welcher die Mannschaft der Jahre 1945 bis 1952 in die Geschichte einging und profitierte dabei vor allem von seiner Sturmreihe Ademir, Torschützenkönig Lelé, Isaías, Jair da Rosa Pinto und Chico auf Linksaußen. Mitte 1946 nach, dritten Gewinn in Serie des relativ unbedeutenden Stadtturniers Taça da Prefeitura do Distrito Federal wurde Viera von Ernesto Santos abgelöst, der aber erfolglos blieb. In den Jahren darauf sollte es der große Flávio Costa sein der den Verein durch die erfolgreichste Phase seiner Geschichte führte, der gleichzeitig mit Viera das Ende der 1930er Jahre von Izidor Kürschner nach Brasilien importierte WM-System zu einem auf einer irregulären Raute im Mittelfeld basierenden System transponiert hat.[5].

1947 war Ondino Viera bei Botafogo auf der Bank und führte den Klub zu seiner dritten Vize-Staatsmeisterschaft in Serie - hinter Flávio Costas Vasco da Gama. Stars von Botafogo in jenem Jahr waren unter anderem die Stürmer Heleno de Freitas, den Viera ursprünglich los werden wollte, da er nicht seinen Vorstellungen bezüglich Disziplin und Teamgeist entsprach,[6] und Octávio. Seinem Nachfolger Zezé Moreira sollte 1948 schließlich der langersehnte Titelgewinn gelingen. Viera selbst trainierte von 1948 bis 1949 erneut den Fluminese FC, mit dem er 1948 nach drei Finalspielen gegen Flavio Costas Vasco da Gama das Stadtturnier von Rio, das Torneio Municipal gewann.[7]

Viera selbst folgte 1950 Zezé Moreiras Bruder Aymoré Moreira als Trainer von Bangu AC nach, wo er bis zum Ende der Staatsmeisterschaft von 1952 im Januar 1953 blieb. Mit dem Verein aus dem Fabrikviertel im Westen der Stadt wurde er 1951 Vize-Staatsmeister von Rio de Janeiro. In den beiden hart geführten Entscheidungsspielen - insgesamt drei Feldverweise - verlor Bangu gegen den Fluminense FC, bei welchem Zezé Moreira mittlerweile trainierte. Beim Torneio Rio-São Paulo erreichte Bangu einen beachtlichen 3. Platz. Star in jener Zeit bei Bangu waren der Nationalspieler Zizinho und Menezes, die gemeinsam 1952 mit jeweils 19 Treffern Torschützenkönige wurden, sowie der Argentinier Rafanelli. Der bekannte Journalist Mário Filho - nach dem das Maracanã-Stadion offiziell benannt ist - betitelte seinerzeit einen Artikel über den Verein mit "Die neue Größe im Fußball von Rio". Bei Bangu wurde Tim, den Viera 1951 als Jugendtrainer einsetzte,[8] Nachfolger.

März 1953 trat er in São Paulo bei der SE Palmeiras an, wo er erneut Jair da Rosa Pinto als Spieler hatte. Nachdem Palmeiras aber bereits beim Torneio Rio-São Paulo enttäuschend abschnitt wurde Viera im September während der Spiele um die Staatsmeisterschaft von São Paulo abgelöst.[9] Von Mai 1954 bis Februar 1955 war Viera bei Atlético Mineiro in Belo Horizonte. Er führte den Verein in die entscheidenden Spiele um die seinerzeit noch als Campeonato Municipal de Belo Horizonte abgehaltene Staatsmeisterschaft von Minas Gerais des Jahres 1954. Es war aber seinem Landsmann Ricardo Diéz vorbehalten in schließlich vier Partien gegen den Erzrivalen Cruzeiro EC, die bis in den Mai 1955 reichten, den 17. Meistertitel für Atlético zu sichern.[10]

Rückkehr nach Uruguay, Nationaltrainer von Paraguay und Uruguay

Noch in jenem Jahr kehre er nach Uruguay zurück. Mit Nacional gewann er bis 1960 mit den Meisterschaften von 1955, 56 und 57 einen Hattrick - den dritten der Vereinsgeschichte. 1958 wurde er noch einmal Vizemeister und holte im Juni durch einen 2:1 Sieg im spanischen La Coruña gegen CR Flamengo aus Rio mit Nacional zum ersten Mal die Trofeo Teresa Herrera nach Uruguay.

1963 wechselte er erneut das Land und wurde in Nationaltrainer von Paraguay. Bei der Copa América holte er dabei den zweiten Platz hinter dem Gastgeber und Sensationssieger Bolivien. Anschließend folgte ein Engagement bei Club Guaraní in der Hauptstadt Asunción, mit dem er die Meisterschaft von 1964 gewann, die sechste der Vereinsgeschichte. Dabei legte er den Grundstein zur goldenen Ära des Vereines die bis 1970 anhielt und zwei weitere Meistertitel sowie zwei Vizemeisterschaften einbrachte. 1965 kehrte Viera zurück nach Uruguay und trainierte den CA Cerro in der Hauptstadt Montevideo.

Noch im selben Jahr wurde er aber bereits Trainer der uruguayischen Fußballnationalmannschaft und begleite diese durch die Fußballweltmeisterschaft 1966 in England. Bei diesem Turnier wurde er der erste Trainer der im Rahmen einer Weltmeisterschaft seinen eigenen Sohn - den in Brasilien geborenen Milton Viera - auf das Feld schickte. Uruguay trat dabei mit einem 1-4-4-1-System an bei dem ein Libero hinter einer Vierer-Abwehrkette agierte. In der Gruppenphase gelang es Uruguay damit im Eröffnungsspiel des Turnieres dem späteren Sieger England in Wembley ein 0-0 abzutrotzen - das einzige Spiel das England bei diesem Turnier nicht gewann. Mittels eines 2-1 Sieges gegen Frankreich und einem weiteren torlosen Unentschieden gelang Uruguay der Vorstoß in das Viertelfinal, wo der spätere Vizeweltmeister Deutschland mit 4-0 klar gewann. Aus uruguayischer Sicht war dieser Sieg Deutschlands nicht unumstritten. Dem 1:0 in der 12. Minute ging ein absichtlich anmutendes Handspiel von Karl-Heinz Schnellinger voraus. Vor den drei weiteren Treffern der Deutschen verwies der englische Schiedsrichter Jim Finney zwischen der 49. und 54. Minute zwei uruguayische Spieler des Feldes. Nachdem der deutsche Schiedsrichter Rudolf Kreitlein in einer anderen Viertelfinalpaarung beim englischen Sieg gegen Argentinien auch umstritten pfiff und damit alle südamerikanischen Mannschaften ausgeschieden waren entsponnen sich einige Verschwörungstheorien. 1967 wurde Enrique Fernández Nachfolger von Viera bei der Celeste.

1967 kehrte Viera noch einmal kurzfristig nach Rio zum Bangu AC zurück. 1969 folgte eine Verpflichtung in der argentinischen Provinz, in Santa Fé beim dortigen CA Colón, der 1966 erstmals in die Erstklassigkeit aufgestiegen war. In den Jahren 1971, und 1972 hatte Ondino Viera noch Engagements bei den uruguayischen Hauptstadtklubs Liverpool FC und CA Peñarol. Mit Liverpool erreicht er dabei den dritten Platz in der Meisterschaft, das bis dahin beste Ergebnis der Vereinsgeschichte.

Von Ondino Viera ist der Satz "Andere Länder haben ihre Geschichte, Uruguay hat seinen Fußball" überliefert. Er wird zusammen mit César Viera als Co-Autor des 2002 erschienen Buches El futbol: arte de América ("Der Fußball: die Kunst Amerikas") aufgeführt.

Ondino Viera verstarb am 27. Juni 1997 an Herzversagen[11]. Das Parlament von Uruguay würdigte sein Werk.[12]

Vereine

Erfolge

  • Meisterschaft von Uruguay: 1934 (?)[2], 1955, 1956, 1957
  • Meisterschaft von Argentinien: 1936, 1937
  • Meisterschaft von Paraguay: 1964
  • Staatsmeisterschaft von Rio de Janeiro: 1938, 1940, 1941, Torneio Extra 1941, 1945

Einzelnachweise

  1. efdeportes: "En recuerdo de Pedro de Hegedüs"
  2. a b RSSSF berichtet, dass Ondino Viera im Verlauf der Meisterschaft von 1933 von Américo Szigeti abgelöst wurde, Observa aus Uruguay berichtet, dass Viera Szigeti während der Meisterschaft 1934 abgelöst hat. Damit hätte Viera 1934 seinen ersten Titel gewonnen.
  3. Mauad Editora Ltda, 2003, Antonio Carlos Napoleão: Fluminense Football Club: história, conquistas e glórias no futebol
  4. Jornalheiros (2. Februar 2010): "Estrangeiros no Fluminense"
  5. [Nach Mário Filho aus UNESP, 2004, diverse Autoren, ""Com brasileiro, não há quem possa!": futebol e identidade nacional em José Lins do Rego, Mário Filho e Nelson Rodrigues" S. 154]
  6. Ediouro Publicações, 2006, Marcos Eduardo Neves: "Nunca houve um homem como Heleno", S. 151-2
  7. RSSSF: Rio de Janeiro - Torneio Municipal 1948
  8. Bangu Net: "1952"
  9. Ponto Verde: Nossos Treinadores"
  10. O Canto do Galo
  11. Clarín, Centro de documentacion e investigacion de la cultura de izquierdas en la Argentina, 1997
  12. Diario de sesiones de la Cámara de Senadores de la República Oriental del Uruguay, Vol. 383

Weblinks und Literatur


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