Chet Atkins

Chet Atkins

Chet Atkins (* 20. Juni 1924 in Luttrell, Tennessee; † 30. Juni 2001 in Nashville; eigentlich Chester Burton Atkins) war ein US-amerikanischer Country-Musiker, Gitarrist, Schallplattenproduzent und Mitbegründer des Nashville Sound.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anfänge

Chet wuchs nach der Scheidung der Eltern gemeinsam mit den Geschwistern bei seiner Mutter auf. Seine Brüder Lowell und Jim, die selbst Gitarre spielten, überredeten ihn, sich an der Fiddle zu versuchen. Mit neun Jahren tauschte er eine alte Pistole gegen eine Gitarre ein und begann auf dieser zu üben. Sein Vorbild war Merle Travis, dessen „rollenden“ Stil er zu imitieren versuchte.

Nach seinem Schulabschluss 1941 bekam Atkins ein Engagement als Fiddler in der Bill Carlisle Radioshow in Knoxville, Tennessee. In dieser Zeit spielte er erstmals mit dem Country-Comedy-Duo Homer and Jethro zusammen. Einige Jahre später zog er nach Cincinnati. Hier arbeitete er ebenfalls für eine Radiostation. 1946 schloss er sich der Band von Red Foley an und ging mit ihm nach Nashville. Im selben Jahr nahm er bei Bullet Records, einem kleineren Label in Nashville, seine erste Single auf. Atkins wechselte noch mehrmals Stadt und Radiosender, bevor er 1947 von Steve Sholes, dem Chef der Country-Abteilung von RCA Victor unter Vertrag genommen wurde.

Karriere

Nach langen Jahren des Umherziehens ließ er sich Ende der 1940er-Jahre in Nashville nieder. Hier wurde er schnell zu einem der gefragtesten Session-Gitarristen. Aufgrund seiner hervorragenden Arbeiten bekam er von Steve Sholes mehr und mehr Verantwortung übertragen. Zusätzlich durfte er Maybelle Carter und ihre Töchter bei Auftritten in der Grand Ole Opry begleiten. Er bekam auch die Chance, eigene Singles und LPs einzuspielen. Seine erste Hitparaden-Platzierung erreichte er 1955 mit Mr. Sandman. Im gleichen Jahr wurde er Chef des neueröffneten Nashviller RCA-Studios. Chet Atkins war damit zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der Country-Szene geworden. Schon einige Jahre vorher hatte Atkins mit seinem Bruder Jim musiziert, nun versuchte auch er sich im Musikgeschäft, jedoch weitaus weniger erfolgreich.

Als der Rock ‘n’ Roll die Country-Musik zunehmend in den Hintergrund drängte, wurde Atkins auch als Produzent tätig. Er gehörte zu den wenigen, die sich dem Niedergang mit neuen Ideen entgegenstemmten. Gemeinsam mit Owen Bradley und anderen entwickelte er den Nashville Sound, mit dem breitere Publikumsschichten erschlossen werden konnten. Der harte Country-Sound wurde geglättet und durch aufwändige Arrangements fülliger gemacht. Das Konzept ging auf, die Verkaufszahlen zogen wieder an. Allerdings verlor die Country-Musik an Originalität und Lebendigkeit. Viele Fans sahen Atkins als Hauptverantwortlichen für die stilistischen Vereinfachungen.

In den 1960er-Jahren stieg Chet Atkins zum erfolgreichsten Produzenten Nashvilles auf. Er selbst spielte zahlreiche Langspielplatten mit größtenteils instrumentaler Musik ein. Darunter waren etliche Duett-Alben mit Stars wie Hank Snow oder Jerry Reed und Merle Travis. 1965 hatte er mit Yakety Axe seinen ersten Hit. Er gewann insgesamt elf Mal den Grammy Instrumentalist des Jahres und zahlreiche weitere Auszeichnungen. George Harrison sagte einmal, dass es in Liverpool in jenen Jahren nur einen einzigen Gitarristen gab (Colin Manley von den Remo Four), der Chet-Atkins-Stücke nachspielen konnte.

Nach dem Tode Steve Sholes 1968 stieg Atkins zum Vizepräsidenten der RCA auf. Musikalisch orientierte er sich etwas stärker zum Jazz hin. Anfang der 1970er-Jahre tat er sich erneut mit Homer und Jethro zusammen. Unter dem Namen Nashville String Band wurden mehrere Alben veröffentlicht. 1973 wurde er in die Country Music Hall of Fame aufgenommen. Anfang der 1980er-Jahre wechselte er zu Columbia Records, da RCA seinen Jazz-Ambitionen ablehnend gegenüberstand. Aber auch bei seiner neuen Plattenfirma nahm er gelegentlich Country-Alben auf. So entstand 1990 gemeinsam mit dem Gitarristen der Dire Straits, Mark Knopfler die LP Neck And Neck.

Roger Field, ein Freund von Chet Atkins (er wird in Atkins Buch Me and My Guitars erwähnt) sprach 1991 mit Atkins und machte den Vorschlag, dass Atkins Aufnahmen mit einer Sängerin machen solle, (er dachte an Les Paul und Mary Ford). Atkins stimmte zu und wählte Suzy Bogguss als Sängerin.

Von der National Academy of Recording Arts and Sciences erhielt er 1993 für sein Lebenswerk den Lifetime Achievement Award. Nur insgesamt etwa zehn Country-Musikern ist diese Ehre zuteil geworden. Chet Atkins war über fünfzig Jahre lang als Musiker und Produzent aktiv. Als Produzent förderte er die Karrieren zahlreicher Stars. Der Begriff Nashville Sound ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Am 30. Juni 2001 erlag Chet Atkins einem langjährigen Krebsleiden.

Eine E-Gitarre des Typs Gretsch Chet Atkins Country Gentleman (Modell-Nr. 6122), Baujahr 1958

Chet-Atkins-Gitarren

Nicht unbedeutend war auch Chets Zusammenarbeit mit den großen amerikanischen Herstellern im Gitarrenbau, Gretsch und Gibson. Gretsch nahm Chet 1954 unter Vertrag, um mit ihm deren neue Western-Modelle zu promoten. Ähnlich wie zuvor Les Paul bei Gibson war Chet nicht nur Namensgeber, sondern konnte bei der Entwicklung dieser Instrumente auch Einfluss auf bestimmte Konstruktionsdetails nehmen. Die nach ihm benannten Signature-Modelle waren 1955 die Chet Atkins Hollow Body (Gretsch-Modellnummer 6120) und die Chet Atkins Solid Body (Modell-Nr. 6121). Sie wurden 1958 durch die Modelle Tennessean (6119) und Country Gentleman (6122) ergänzt. Auch wenn Chet diesen Instrumenten stets die Aura der Country-Musik verliehen hatte, wurden sie doch allesamt klassische Rock-‘n’-Roll-Ikonen. Namen wie Eddie Cochran, Duane Eddy, Brian Setzer und George Harrison sind untrennbar mit diesen Gitarren verbunden und bescherten Gretsch über Jahre hinweg hohe Absatzquoten.

Als Folge der Übernahme von Gretsch durch Baldwin wurde ab 1972 die Produktion von Brooklyn, New York, nach Boneville, Arkansas, verlegt. Bei der damit verbundenen Neuorientierung im Programm trat Chet mit der Super Chet (7690 in rot/7691 in braun) an. Eine etwas schlichtere Version davon hieß DeLuxe Chet (7680 rot/7681 braun) sowie die Dauerbrenner Tennessean, Nashville und Country Gentleman, die in angepasstem Design die Atkins-Modellreihe vervollständigten.

Die letzte Innovation, die Chet zusammen mit Gretsch entwickelte, waren die Modelle Atkins Super Axe(7680 rot/7681 anthrazit) und Atkins Axe (7685 anthrazit/7686 rot), die 1976 erschienen. Hierbei handelte es sich um Solidbody-Gitarren, die sich darin unterschieden, dass die Super Axe Phaser und Kompressor als batteriebetriebene Effekte eingebaut hatte, während die Axe als Standardversion auf das Effektboard verzichten musste. Nach 25 Jahren äußerst erfolgreicher Zusammenarbeit trennte sich Chet 1979 von dem Unternehmen.

Diskographie

Chet Atkins hat in seiner musikalischen Laufbahn über hundert Alben veröffentlicht. Es kann hier nur eine Auswahl aufgeführt werden:

  • 1953 – Chet Atkins’ Gallopin’ Guitar
  • 1955 – Chet Atkins in Three Dimensions
  • 1966 – Chet Atkins Picks on the Beatles
  • 1970 – Me and Jerry Reed (mit Jerry Reed)
  • 1971 – Country Pickin’
  • 1972 – C. B. Atkins and C. E. Snow (mit Hank Snow)
  • 1972 – Finger Pickin’ Good
  • 1972 – Me and Chet (mit Jerry Reed)
  • 1974 – The Atkins-Travis Traveling Show
  • 1975 – The Night Atlanta Burned
  • 1976 – Chester and Lester (mit Les Paul)
  • 1979 – The First Nashville Guitar Quartet
  • 1979 – The Nashville String Band (mit Homer and Jethro)
  • 1980 – Reflections (mit Doc Watson)
  • 1981 – Country—After All These Years
  • 1985 – Stay tuned mit George Benson, Mark Knopfler, Larry Carlton, Steve Lukather
  • 1990 – Neck and Neck (mit Mark Knopfler)
  • 1994 – Read My Licks
  • 1994 – Simpatico (mit Suzy Bogguss)
  • 1994 – Sneakin’ Around (mit Jerry Reed)
  • 1996 – Almost Alone
  • 1996 – The Essential Chet Atkins
  • 1997 – The Day Finger Pickers Took Over The World (mit Tommy Emmanuel)

Literatur

Weblinks

 Commons: Chet Atkins – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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